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Grillnarzer-Preis
. K, doch zegleich bewbegt von „der
hastige Anlichrist, und
Grunde des Blautopfs wohnt und fünfmal von Herzen
harmlosen Freude am künstlerischen Gestalten“; man dankt
chrieben, dem Nachwort zum
lachen muß, wenn sie die Gunst ihres Gatten, eines
ihm Gedichte von untadeliger Formschönheit, einem musi¬
selber sagt, sein Name ward
griesgrämigen Donaunixes, zurückgewinnen will?
werte Tat“.
kalischen Freunde schrieb dieser Tempelstürmer sogar ein
Wilbrandt, Hauptmann und Hartleben sind die Prä¬
Wcenilleton.
len
miierten, und gegen keinen von ihnen ist etwas zu
0
sagen. Wohl aber mußte das Prinzip be¬
16.
fremden, das sich da zu etablieren schien. Denn
Der Umschwung.
man gab den Preis lieber dreimal an Gerhart Haupt¬
Arthur Schnitzler hat den Grillparzer Preis bekommen.
mann, bevor man ihn einmal einem Oesterreicher gab.
mummer:
Jawohl! Oesterreichs höchste literarische Auszeichnung,
Nun ist ja Gerhart Hauptmann zweifellos das stärkste
schon dem Namen nach mit der Erinnerung an den
und echteste Talent, das die deutsche Moderne gezeitigt
größten österreichischen Dichter verknüpft, ist diesmal an
1 und 32 bringen wir die
hat. Er hat den Preis verdient, einmal, zweimal — aber
einen österreichischen Poeten gefallen. Der Fall hat sich
dreimal? Dazu lag wahrhaftig keine Veranlassung vor.
#ng von
seit zwanzig Jahren nicht ereignet und ist schon aus
So arm sind wir denn doch nicht gewesen, daß man
diesem Grunde erwähnenswert. Seitdem ihn Anzengruber
immer wieder über die Grenze gehen mußte, um ein
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zwei Jahre vor seinem Tode, im Jahre 1887, für seine
würdiges Haupt für diesen Kranz zu finden. Selbst wenn
auslehrer
Komödie „Heimg'funden“ erhalten hatte, ist der Grill¬
wir von den anderen österreichischen Dichtern absehen,
parzer=Preis regelmäßig alle drei Jahre ins Ausland ge¬
von Hofmannsthal und Beer=Hofmann etwa, die doch zu¬
von
wandert. Die Statuten schlossen das nicht aus. Grill¬
mindest ebenso viel Zusammenhang mit der Grillparzer¬
parzer selbst hatte verfügt, daß er dem relativ besten
Tradition haben wie Otto Erich Hartleben, das Alkohol¬
se Thun-Salm.
dramatischen Werk deutscher Sprache zufallen solle, das
genie — selbst wenn wir von diesen absehen, hatten wir
im Laufe des letzten Trienniums auf einer namhaften
noch Arthur Schnitzler, hatten ihn auch schon vor zehn
Jahren. Die „Liebelei“ ist vor zwölf Jahren aufgeführt
deutschen Bühne zur Aufführung gelangte. Man weiß
nicht recht: Ist das Bescheidenheit oder Selbstbewußt¬
worden, „Der grüne Kakadu“ vor zehn Jahren und der
ende Nummer:
Schleier der Beatrice“ vor sieben Jahren — in Breslau.
sein? Bei Oesterreichern weiß man das nie. Hatte Grill¬
Auch eine namhafte deutsche Bühne und damals, als
parzer so wenig Vertrauen in seine Landsleute oder so
t“: „Neues über
sie eine Verpflichtung des Wiener Burgtheaters einlöste,
viel? Es ist anzunehmen, daß der österreichische Dichter,
rofessor Dr. Ottokar
sogar namhafter als dieses. Jedes dieser Stücke hätte den
der ja trotz aller Raunzerei zeitlebens ein guter Patriot
Grillparzer=Preis verdient, und — das Zwischenspiel" hat
war, den Preis vorzugsweise Oesterreichern zuwenden wollte.
Brentanos 70. Ge¬
ihn erhalten. Das ist der Lauf der Welt, auch der
Aber er wollte zugleich, daß ihn nicht nur Oester¬
literarischen. Der Erfolg und das Verdienst sind ein un¬
reich, sondern zugleich ganz Deutschland dem Oesterreicher
tdozent Dr. Oskar
gleiches Paar und können niemals miteinander Schritt
zuerkenne. Indem er die Konkurrenz von vornherein nicht
sche Notizen. Einge¬
halten. Das Verdienst läuft voraus, der Erfolg humpelt
ausschloß, wollte er andeuten, daß wir sie nicht zu
nach. Und wenn er das Verdienst ja einmal einholt,
fürchten hätten, und wenn er die Bedingung der Auf¬
bis 39.
ist dieses sicher vorher müde geworden, sitzt auf einer
führung an einer „namhaften Bühne“ stipulierte, so ge¬
Bank und ruht sich aus..
schah es wohl unter der stillschweigenden Voraussetzung,
Immerhin: Arthur Schnitzler hat den Grillparzer¬
daß das Wiener Burgtheater die namhafteste sei. Tat¬
haus „Die Insel der
Preis bekommen, und diese Tatsache bleibt erfreulich. Nicht
sächlich sind ja auch in diesen letzten zwanzig Jahren nur
nur, weil damit einem heimischen Talent, dem größten
purckhard. Seite 47
Burgtheaterstücke mit dem Preis bedacht worden, aller¬
dings nur solche, die reichsdeutschen Ursprungs waren, beimischen Talent, das wir seit Anzenauubers Tod be¬
Grillnarzer-Preis
. K, doch zegleich bewbegt von „der
hastige Anlichrist, und
Grunde des Blautopfs wohnt und fünfmal von Herzen
harmlosen Freude am künstlerischen Gestalten“; man dankt
chrieben, dem Nachwort zum
lachen muß, wenn sie die Gunst ihres Gatten, eines
ihm Gedichte von untadeliger Formschönheit, einem musi¬
selber sagt, sein Name ward
griesgrämigen Donaunixes, zurückgewinnen will?
werte Tat“.
kalischen Freunde schrieb dieser Tempelstürmer sogar ein
Wilbrandt, Hauptmann und Hartleben sind die Prä¬
Wcenilleton.
len
miierten, und gegen keinen von ihnen ist etwas zu
0
sagen. Wohl aber mußte das Prinzip be¬
16.
fremden, das sich da zu etablieren schien. Denn
Der Umschwung.
man gab den Preis lieber dreimal an Gerhart Haupt¬
Arthur Schnitzler hat den Grillparzer Preis bekommen.
mann, bevor man ihn einmal einem Oesterreicher gab.
mummer:
Jawohl! Oesterreichs höchste literarische Auszeichnung,
Nun ist ja Gerhart Hauptmann zweifellos das stärkste
schon dem Namen nach mit der Erinnerung an den
und echteste Talent, das die deutsche Moderne gezeitigt
größten österreichischen Dichter verknüpft, ist diesmal an
1 und 32 bringen wir die
hat. Er hat den Preis verdient, einmal, zweimal — aber
einen österreichischen Poeten gefallen. Der Fall hat sich
dreimal? Dazu lag wahrhaftig keine Veranlassung vor.
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seit zwanzig Jahren nicht ereignet und ist schon aus
So arm sind wir denn doch nicht gewesen, daß man
diesem Grunde erwähnenswert. Seitdem ihn Anzengruber
immer wieder über die Grenze gehen mußte, um ein
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zwei Jahre vor seinem Tode, im Jahre 1887, für seine
würdiges Haupt für diesen Kranz zu finden. Selbst wenn
auslehrer
Komödie „Heimg'funden“ erhalten hatte, ist der Grill¬
wir von den anderen österreichischen Dichtern absehen,
parzer=Preis regelmäßig alle drei Jahre ins Ausland ge¬
von Hofmannsthal und Beer=Hofmann etwa, die doch zu¬
von
wandert. Die Statuten schlossen das nicht aus. Grill¬
mindest ebenso viel Zusammenhang mit der Grillparzer¬
parzer selbst hatte verfügt, daß er dem relativ besten
Tradition haben wie Otto Erich Hartleben, das Alkohol¬
se Thun-Salm.
dramatischen Werk deutscher Sprache zufallen solle, das
genie — selbst wenn wir von diesen absehen, hatten wir
im Laufe des letzten Trienniums auf einer namhaften
noch Arthur Schnitzler, hatten ihn auch schon vor zehn
Jahren. Die „Liebelei“ ist vor zwölf Jahren aufgeführt
deutschen Bühne zur Aufführung gelangte. Man weiß
nicht recht: Ist das Bescheidenheit oder Selbstbewußt¬
worden, „Der grüne Kakadu“ vor zehn Jahren und der
ende Nummer:
Schleier der Beatrice“ vor sieben Jahren — in Breslau.
sein? Bei Oesterreichern weiß man das nie. Hatte Grill¬
Auch eine namhafte deutsche Bühne und damals, als
parzer so wenig Vertrauen in seine Landsleute oder so
t“: „Neues über
sie eine Verpflichtung des Wiener Burgtheaters einlöste,
viel? Es ist anzunehmen, daß der österreichische Dichter,
rofessor Dr. Ottokar
sogar namhafter als dieses. Jedes dieser Stücke hätte den
der ja trotz aller Raunzerei zeitlebens ein guter Patriot
Grillparzer=Preis verdient, und — das Zwischenspiel" hat
war, den Preis vorzugsweise Oesterreichern zuwenden wollte.
Brentanos 70. Ge¬
ihn erhalten. Das ist der Lauf der Welt, auch der
Aber er wollte zugleich, daß ihn nicht nur Oester¬
literarischen. Der Erfolg und das Verdienst sind ein un¬
reich, sondern zugleich ganz Deutschland dem Oesterreicher
tdozent Dr. Oskar
gleiches Paar und können niemals miteinander Schritt
zuerkenne. Indem er die Konkurrenz von vornherein nicht
sche Notizen. Einge¬
halten. Das Verdienst läuft voraus, der Erfolg humpelt
ausschloß, wollte er andeuten, daß wir sie nicht zu
nach. Und wenn er das Verdienst ja einmal einholt,
fürchten hätten, und wenn er die Bedingung der Auf¬
bis 39.
ist dieses sicher vorher müde geworden, sitzt auf einer
führung an einer „namhaften Bühne“ stipulierte, so ge¬
Bank und ruht sich aus..
schah es wohl unter der stillschweigenden Voraussetzung,
Immerhin: Arthur Schnitzler hat den Grillparzer¬
daß das Wiener Burgtheater die namhafteste sei. Tat¬
haus „Die Insel der
Preis bekommen, und diese Tatsache bleibt erfreulich. Nicht
sächlich sind ja auch in diesen letzten zwanzig Jahren nur
nur, weil damit einem heimischen Talent, dem größten
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Burgtheaterstücke mit dem Preis bedacht worden, aller¬
dings nur solche, die reichsdeutschen Ursprungs waren, beimischen Talent, das wir seit Anzenauubers Tod be¬