VII, Verschiedenes 6, Grillparzer Preis, Seite 32

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Grillbarzer-Preis
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Schließlich ist ja die Natur an
sitzen, die verdiente Auszeichnung wurde, sondern auch1 darum zusammen, wie Gegensätze die einander erklären.
macht sie reden. Das hat
Man versteht jeden von beiden besser, wenn man ihn mit
noch aus vielen anderen Gründen. Vor allem weil
scheint, bereits eingesehen, und
dem andern vergleicht. Hauptmann ist zweifellos die
damit die Berliner Literaturhegemonie, unter der wir
kehrt der vielgelästerte Geist“
größere Natur und Schnitzler der feinere Intellekt. Haupt¬
seit fünfeehn Jahren stehen und die auch unsere Preis¬
nicht geht, listiger Weise in se
mann hat mehr Herz und Schnitzler mehr Geist. Die Gestalten
richter oder zumindest die Majorität unter ihnen alle drei
eine Hintertür sozusagen. D
des schlesischen Dichters stehen dem deutschen Volke näher,
Jahre mit einer Verbeugung anerkannten, überwunden
nicht in den Reden der hand
aber die Gestalten des Wiener Poeten haben uns mehr
erscheint. Wer Augen hat und sie zu gebrauchen versteht,
verständlich noch immer die
zu sagen. Hauptmann hat eine größe Fähigkeit, sich zu
der konnte den Umschwung sich vorbereiten sehen. Das
gelten, nicht überleben würden
entäußern, und eine körperlichere Art, zu sehen. Wenn er
Repertoire des Berliner Deutschen Theaters ist der Pegel,
höchste Weisheit bes #
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uns einen Fuhrmann, einen Weber, einen Kellner schil¬
an dem sich die Literaturströmungen ablesen lassen. Seit¬
lung, die jene Figuren
dert, so ist es wirklich ein Fuhrmann, Weber oder Kellner,
sehen
dem die Hochflut des Naturalismus vorüber ist,
freischwebend erhebt. So ist
er geht in seinen Figuren völlig restlos auf. Bei Schnitzler
wir die süddeutsche Literaturströmung im beständigen
schlimmeren Sinne geistreiches
ist das eigentlich nie der Fall; er läßt seine Menschen
Steigen begrifsen. Gegenwärtig steht die Sache so, daß
das Verdienst, daß er sich
aus ihrem Innern herausreden, aber er trägt doch immer
der Spielplan der maßgebendsten Berliner Bühne zur
Dichten auch Geist gehöre
auch viel aus seinem Innern in sie hinein. Er ist der
Hälste durch die Wiener Autoren beherrscht wird; die
Kunstgenuß in erster Linie ei
Regisseur und steht immer hinter seinen Figuren, wenn
andere Hälfte nehmen Ibsen und Hauptmann für
völlig verschloß. Auch in sein
er auch niemals so geschmacklos ist, seinen Kopf aus der
sich in Anspruch. Und in der Tat, wenn man
durch das naturalistische Gesch
Coulisse zu strecken. Ueberhaupt ist Schnitzler nie so ge¬
diese beiden, von denen der eine kein Deutscher
scholl, nicht verwirren, und
schmacklos“; er ist vielmehr der verkörperte Geschmack.
von der deutschen Moderne abzieht, bleibt nicht
ist,
Modernere. Uebrigens vielleich
Und auch das unterscheidet ihn von Gerhart Haupt¬
viel übrig. Das hat auch Direktor Brahm ein¬
dienst als dasjenige der At
mann, der, zumal in seinen Anfängen, oft genug ver¬
gesehen, und er hat den etwas sauren Naturalismus
Nämlich: als der Naturalism
gessen ließ, daß doch schließlich auch die Literatur unter
seines Repertoires rechtzeitig wienerisch gemildert und ver¬
er ja dort kaum einen Wider
so behauptet
die schönen Künste zähle und daß es einen Punkt gibt,
füßt. Was insbesondere Schnitzler betrifft,
große deutsche Literaturentwie
wo der zu weit getriebene Naturalismus der Darstellung
er seit zehn Jahren seinen Rang neben Gerhart Haupt¬
Berlins vollzogen, und Kleist
in Lächerlichkeit überschnappt. Einen Aktschluß wie jenen
mann im Rahmen der genannten Bühne. Man hat ihn
schossen. An der Friedrichstraß
berühmt gewordenen aus dem „Fuhrmann Henschel": E
in Berlin längst ernst genommen, als man ihn in Wien
standen lauter neue Häuser,
hat ihr de Scharze doch mittegebrucht ...“ hat
noch über die Achsel ansah und als den angenehmen
darin, die, weil sie gute Ges
Schnitzler nie geleistet. Er hätte die Tatsache, daß der
Dichter des süßen Mädels und kleiner galanter Aventuren
nach einer neuen Kunst sehnt
Gatte einer kranken Frau der Magd eine Schürze mit¬
lächelnd abtun wollte. Aufs Ernstnehmen verstehen sie sich
altes Berlin, das man finde
bringt, jedenfalls in einer auch unter zivilisierten Menschen
ja draußen wie wir aufs Lustigmachen, und es wäre
Linden, am Schloß vorbei,
verständlichen Form mitgeteilt.
mehr als ein bloßer Zufall, es wäre recht bezeichnend für
Aber in jener Gegend stehen,
So stehen diese beiden Dichter=Individualitäten, von
unser künstlerisches Verhältnis zu Berlin, wenn es auf
Theater, zumindelt keine
denen jede gerade dasjenige besitzt, was der anderen fehlt,
Wahrheit beruhen sollte, daß die erste Anregung dazu,
Naturalismus in Berlin leich
in einem gewissen bleibenden Gegensatz zueinander wie
dem Wiener Dichter den österreichischen Grillparzer=Preis
das ganz anders. In Wien
Natur und Kultur, wie Ursprünglichkeit und Bildung,
zu verleihen, von dem Berliner Professor Erich Schmidt
Ueberlieferung, die sich an di
wie Herz und Kopf. Aber es fragt sich allerdings, ob der
ausgegangen sei. ...
mund, Bauernfeld, ja vielleic
völlig geistlose Naturalismus, wie man ihn in Berlin
Die Preiszuerkennung stellt Schnitzler neben Gerhart
betraf, an Friedrich Halm
Die eine Zeitlang konsequent durchzuführen bestrebt war, eine
Hauptmann, und in der Tat, das ist sein Platz.
beiden sind grundverschieden und gehören vielleicht eben auf die Dauer überhaupt erträgliche Kunstform darstelle. Theater entglitt vorübergehe