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Grillnarze—-Preis
wurde, sondern auch darum zusammen, wie Gegensätze, die einander erklären. Schließlich ist ja die Natur an sich stumm, erst der Dichter
macht sie reden. Das hat auch Hauptmann, wie es
den. Vor allem weil Man versteht jeden von beiden besser, wenn man ihn mit
scheint, bereits eingesehen, und in seinen letzten Werken
dem andern vergleicht. Hauptmann ist zweifellos die
ionie, unter der wir
kehrt der vielgelästerte Geist“ ohne den es am Ende doch
e auch unsere Preis¬
größere Natur und Schnitzler der feinere Intellekt. Haupt¬
nicht geht, listiger Weise in seine Dichtung zurück, durch
t unter ihnen alle drei
mann hat mehr Herz und Schnitzler mehr Geist. Die Gestalten
eine Hintertür sozusagen. Denn dieser Geist zeigt sich
rkannten, überwunden
des schlesischen Dichters stehen dem deutschen Volke näher,
nicht in den Reden der handelnden Menschen die selbst¬
zu gebrauchen versteht,
aber die Gestalten des Wiener Poeten haben uns mehr
verständlich noch immer die Schmach, für geistreich zu
hrbereiten sehen. Das
zu sagen. Hauptmann hat eine größere Fähigkeit, sich zu
gelten, nicht überleben würden, aber er zeigt sich
Theaters ist der Pegel,
entäußern, und eine körperlichere Art, zu sehen. Wenn er
höchste Weisheit des Schöpfers! — in der Hand¬
uns einen Fuhrmann, einen Weber, einen Kellner schil¬
n ablesen lassen. Seit¬
lung, die jene Figuren über das ordinäre Leben
dert, so ist es wirklich ei. Fuhrmann, Weber oder Kellner,
s vorüber ist, sehen
freischwebend erhebt. So ist die „Pippa“ ein sogar im
er geht in seinen Figuren völlig restlos auf. Bei Schnitzler
ung im beständigen
schlimmeren Sinne geistreiches Stück. Schnitzler gebührt
eht die Sache so, daß
ist das eigentlich nie der Fall; er läßt seine Menschen
das Verdienst, daß er sich der Tatsache, daß zum
Berliner Bühne zur
aus ihrem Innern herausreden, aber er trägt doch immer
Dichten auch Geist gehöre und daß der literarische
beherrscht wird; die
auch viel aus seinem Innern in sie hinein. Er ist der
Kunstgenuß in erster Linie ein geistiger Genuß sei, nie
und Hauptmann für
Regisseur und steht immer hinter seinen Figuren, wenn
völlig verschloß. Auch in seinen Anfängen ließ er sich
er auch niemals so geschmacklos ist, seinen Kopf aus der
r Tat, wenn man
durch das naturalistische Geschrei, das über die Grenze
eine kein Deutscher
Coulisse zu strecken. Ueberhaupt ist Schnitzler nie so ge¬
scholl, nicht verwirren, und darum ist er heute der
er ist vielmehr der verkörperte Geschmack.
abzieht, bleibt nicht
schmacklos“;
Modernere. Uebrigens vielleicht ist dies weniger sein Ver¬
Direktor Brahm ein¬
Und auch das unterscheidet ihn von Gerhart Haupt¬
dienst als dasjenige der Atmosphäre, in der er lebt.
sauren Naturalismus
mann, der, zumal in seinen Anfängen, oft genug ver¬
Nämlich: als der Naturalismus nach Berlin kam, hatte
isch gemildert und ver¬
gessen ließ, daß doch schließlich auch die Literatur unter
er ja dort kaum einen Widerstand zu überwinden. Die
betrifft, so behauptet
die schönen Künste zähle und daß es einen Punkt gibt,
große deutsche Literaturentwicklung hatte sich außerhalb
neben Gerhart Haupt¬
wo der zu weit getriebene Naturalismus der Darstellung
Berlins vollzogen, und Kleist hatte sich dort nur er¬
Bühne. Man hat ihn
in Lächerlichkeit überschnappt. Einen Aktschluß wie jenen
schossen. An der Friedrichstraße und Unter den Linden
als man ihn in Wien
berühmt gewordenen aus dem „Fuhlmann Henschel":
standen lauter neue Häuser, und neue Menschen wohnten
als den angenehmen
sich
hat ihr de Scharze doch mittegebrucht“ hat
darin, die, weil sie gute Geschäfte gemacht hatten, sich
Einer galanter Aventuren
Schnitzler nie geleistet. Er hätte die Tatsache daß der
nach einer neuen Kunst sehnten. Es gibt wohl auch ein
lehmen verstehen sie sich
Gatte einer kranken Frau der Magd eine Schürze mit¬
altes Berlin, das man findet, wenn man Unter den
achen, und es wäre
bringt, jedenfalls in einer auch unter zivilisierten Menschen
Linden, am Schloß vorbei, und von dort weitergeht.
kre recht bezeichnend für
verständlichen Form mitgeteilt.
Aber in jener Gegend stehen, so viel ich weiß, keine
Berlin, wenn es auf
So stehen diese beiden Dichter=Individualitäten, von
Theater, zumindest keine mobernen. So hatte des
erste Anregung dazu,
denen jede gerade dasjenige besitzt, was der anderen fehlt,
Naturalismus in Berlin leichtes Spiel. In Wien war
hischen Grillparzer=Preis
in einem gewissen bleibenden Gegensatz zueinander wie
das ganz anders. In Wien lebte eine alte literarische
Professor Erich Schmidt
Natur und Kultur, wie Ursprünglichkeit und Bildung,
Ueberlieferung, die sich an die Namen Grillparzer, Rai¬
wie Herz und Kopf. Aber es fragt sich allerdings, ob der
mund, Bauernfeld, ja vielleicht sogar, was die Form
völlig geistlose Naturalismus, wie man ihn in Berlin
chnitzler neben Gerhart
betraf, an Friedrich Halm knüpft. Es ist wahr, das
eine Zeitlang konsequent durchzuführen bestrebt war, eine
ist sein Platz. Die
gehören vielleicht eben auf die Dauer überhaupt erträgliche Kunstform darstelle. Theater entglitt vorübergehend dieser Tradition und
Grillnarze—-Preis
wurde, sondern auch darum zusammen, wie Gegensätze, die einander erklären. Schließlich ist ja die Natur an sich stumm, erst der Dichter
macht sie reden. Das hat auch Hauptmann, wie es
den. Vor allem weil Man versteht jeden von beiden besser, wenn man ihn mit
scheint, bereits eingesehen, und in seinen letzten Werken
dem andern vergleicht. Hauptmann ist zweifellos die
ionie, unter der wir
kehrt der vielgelästerte Geist“ ohne den es am Ende doch
e auch unsere Preis¬
größere Natur und Schnitzler der feinere Intellekt. Haupt¬
nicht geht, listiger Weise in seine Dichtung zurück, durch
t unter ihnen alle drei
mann hat mehr Herz und Schnitzler mehr Geist. Die Gestalten
eine Hintertür sozusagen. Denn dieser Geist zeigt sich
rkannten, überwunden
des schlesischen Dichters stehen dem deutschen Volke näher,
nicht in den Reden der handelnden Menschen die selbst¬
zu gebrauchen versteht,
aber die Gestalten des Wiener Poeten haben uns mehr
verständlich noch immer die Schmach, für geistreich zu
hrbereiten sehen. Das
zu sagen. Hauptmann hat eine größere Fähigkeit, sich zu
gelten, nicht überleben würden, aber er zeigt sich
Theaters ist der Pegel,
entäußern, und eine körperlichere Art, zu sehen. Wenn er
höchste Weisheit des Schöpfers! — in der Hand¬
uns einen Fuhrmann, einen Weber, einen Kellner schil¬
n ablesen lassen. Seit¬
lung, die jene Figuren über das ordinäre Leben
dert, so ist es wirklich ei. Fuhrmann, Weber oder Kellner,
s vorüber ist, sehen
freischwebend erhebt. So ist die „Pippa“ ein sogar im
er geht in seinen Figuren völlig restlos auf. Bei Schnitzler
ung im beständigen
schlimmeren Sinne geistreiches Stück. Schnitzler gebührt
eht die Sache so, daß
ist das eigentlich nie der Fall; er läßt seine Menschen
das Verdienst, daß er sich der Tatsache, daß zum
Berliner Bühne zur
aus ihrem Innern herausreden, aber er trägt doch immer
Dichten auch Geist gehöre und daß der literarische
beherrscht wird; die
auch viel aus seinem Innern in sie hinein. Er ist der
Kunstgenuß in erster Linie ein geistiger Genuß sei, nie
und Hauptmann für
Regisseur und steht immer hinter seinen Figuren, wenn
völlig verschloß. Auch in seinen Anfängen ließ er sich
er auch niemals so geschmacklos ist, seinen Kopf aus der
r Tat, wenn man
durch das naturalistische Geschrei, das über die Grenze
eine kein Deutscher
Coulisse zu strecken. Ueberhaupt ist Schnitzler nie so ge¬
scholl, nicht verwirren, und darum ist er heute der
er ist vielmehr der verkörperte Geschmack.
abzieht, bleibt nicht
schmacklos“;
Modernere. Uebrigens vielleicht ist dies weniger sein Ver¬
Direktor Brahm ein¬
Und auch das unterscheidet ihn von Gerhart Haupt¬
dienst als dasjenige der Atmosphäre, in der er lebt.
sauren Naturalismus
mann, der, zumal in seinen Anfängen, oft genug ver¬
Nämlich: als der Naturalismus nach Berlin kam, hatte
isch gemildert und ver¬
gessen ließ, daß doch schließlich auch die Literatur unter
er ja dort kaum einen Widerstand zu überwinden. Die
betrifft, so behauptet
die schönen Künste zähle und daß es einen Punkt gibt,
große deutsche Literaturentwicklung hatte sich außerhalb
neben Gerhart Haupt¬
wo der zu weit getriebene Naturalismus der Darstellung
Berlins vollzogen, und Kleist hatte sich dort nur er¬
Bühne. Man hat ihn
in Lächerlichkeit überschnappt. Einen Aktschluß wie jenen
schossen. An der Friedrichstraße und Unter den Linden
als man ihn in Wien
berühmt gewordenen aus dem „Fuhlmann Henschel":
standen lauter neue Häuser, und neue Menschen wohnten
als den angenehmen
sich
hat ihr de Scharze doch mittegebrucht“ hat
darin, die, weil sie gute Geschäfte gemacht hatten, sich
Einer galanter Aventuren
Schnitzler nie geleistet. Er hätte die Tatsache daß der
nach einer neuen Kunst sehnten. Es gibt wohl auch ein
lehmen verstehen sie sich
Gatte einer kranken Frau der Magd eine Schürze mit¬
altes Berlin, das man findet, wenn man Unter den
achen, und es wäre
bringt, jedenfalls in einer auch unter zivilisierten Menschen
Linden, am Schloß vorbei, und von dort weitergeht.
kre recht bezeichnend für
verständlichen Form mitgeteilt.
Aber in jener Gegend stehen, so viel ich weiß, keine
Berlin, wenn es auf
So stehen diese beiden Dichter=Individualitäten, von
Theater, zumindest keine mobernen. So hatte des
erste Anregung dazu,
denen jede gerade dasjenige besitzt, was der anderen fehlt,
Naturalismus in Berlin leichtes Spiel. In Wien war
hischen Grillparzer=Preis
in einem gewissen bleibenden Gegensatz zueinander wie
das ganz anders. In Wien lebte eine alte literarische
Professor Erich Schmidt
Natur und Kultur, wie Ursprünglichkeit und Bildung,
Ueberlieferung, die sich an die Namen Grillparzer, Rai¬
wie Herz und Kopf. Aber es fragt sich allerdings, ob der
mund, Bauernfeld, ja vielleicht sogar, was die Form
völlig geistlose Naturalismus, wie man ihn in Berlin
chnitzler neben Gerhart
betraf, an Friedrich Halm knüpft. Es ist wahr, das
eine Zeitlang konsequent durchzuführen bestrebt war, eine
ist sein Platz. Die
gehören vielleicht eben auf die Dauer überhaupt erträgliche Kunstform darstelle. Theater entglitt vorübergehend dieser Tradition und