box 40/2
GrLDarzer-PeIS
enpüctel spielen. HurDeGegenparierner
—
m
mas Gebot, dem ungeliebten Mann in den
Tod zu folgen, nicht fassen kann. Der Brah¬
mane schwanki zwischen seiner Liebe zu Maja
und der starren Pflicht des Dogmas. Maja
zosterno, daß ei dieses Partaidene
weigert sich, dem Gebot Brahmas zu folgen,
Erlösend erklingen von sern die Gesänge der
und sie sagt sich los von ihm. Der Brahmane
Menge, an deren Spitze Buddha, der neue liebe¬
spricht, entsetzt vor den gotteslästerlichen Wor¬
kündende Gott, durchs Land zieht. Die Musik,
ten des Weibes, den Fluch über sie aus. „Sei
die Vogel zu diesem Drama geschrieben hat,
denn dem Paria gleich verflucht!“ Alles flieht
trägt vor allen Dingen den Vorzug großer
die Nähe der Ausgestoßenen und Geächteten,
Wirksamkeit, Klangfülle und musikalischen Ge¬
der Scheiterhaufen bricht in sich zusammen. In
schmackes. Gewiß, der einheitliche dramatische
schauerlicher Einsamkeit erwacht in Maja die
Stil geht ihr noch ab, es mangelt ihr thema¬
Sehnsucht nach einem „ungenannten, mäch¬
tische Bestimmtheit und leitmotivische Durch¬
#tigsien Gott, dem Walter der Liebe“. In dieser
arbeitung, welch' letztere nur im ersten Akte
Sehnsucht begegnet sie sich mit Makaranda, dem
in den Rahmen des Wagnerschen Musikdramas
Paria, und beide verbergen sich im tiefen Wald,
Aber, ein unleugbarer
angeschlagen wird.
um ihren neuen Gott zu suchen und sich auf
großer dramatischer Zug geht durch diese Musik,
seine Verkündigung für alle Menschen vor¬
eine ständige Orchesterbehandlung hat Farben
zubereiten. Der zweite Aufzug zeigt uns Maja
und Schatten wirksam anzubringen gewußt und
ihrem weltabgewandten
und Makaranda in
neben diesen Vorzügen leuchtet aus dem Grunde
Liebesglück. Ein Sohn, Rahula, beglückt sie in
Nach Maig drängt Mala=1des Werkes eine tiefschaffende Musikerseele her¬
vor, die sich noch zu eigenartigen Gaben durch¬
zuringen verspricht. Das Publikum nahm das
Werk, wie wir in einer kurzen Vornotiz schon
registriert haben, mit enthusiastischem Boifall
B.
auf.
Türnberg
Ein neuer Wedekind
Im Intimen Theater in Nürn¬
berg in dem die Muse Frank Wedelinds
wohl liebevoller gepflegt wird als sonst auf einer
Bühne in Deutschland. hat am Sonnabend, wie
wir bereits kurz meldeten, des Dichters neuestel
Bühnenwerk „Musik“ ein Sittengemälde in
vier Bildern, einen starken unbestrittenen Er
nem anderen Dichter zuerkannt worden, als kurz
zuvor auf Grund von Gerüchten behauptet wurde.
Es wäre würdiger, wenn die Wiener Bericht¬
erstatter sich erst genau vergewisserten, ehe sie
solche unangenehmen falschen Prophezeiungen ver¬
breiten. Als in der gestrigen Sitzung des Preis¬
richterkollegiums offenbar wurde, daß Wilden¬
bruch die Mehrheit nicht erlangen werde, schlug
Direktor Dr. Schleuther die Verleihung des Prei¬
ses an Schoenherr für dessen Schauspiel „Familie“
vor. Als auch dieser Vorschlag auf Gegner¬
schaften stieß, stellie der Vorsitzende des Kollegiums
Professor Minor den Antrag, den Preis Schnitzler
zu verleihen. Darauf einigten sich schließlich alle
Preisrichter. Schnitzlers „Zwischenspiel“ ist zum
ersten Male am 12. Oktober 1905 und zuletzt am
„l im
6. September 1907 und im ganzen
Der bekannte,
Burgtheater aufgeführt worden.
auch bei uns in Deutschland geschätzte und vielge¬
spielte Wiener Dichter wurde am 15. Mai 1862
in der Donaustadt, geboren. Er widmete sich zuerst
dem Studium der Medizin, das er auch später,
als er sich längst schriftstellerisch betätigte, nicht
vernachlässigte. Noch heute wirkt er, allerdings
im engsten Kreise, als praktischer Arzt. Mit dem
Einakter=Zyklus „Anatol“ (1893) trat er zum
erstenmal vor die breitere Oeffentlichkeit. Das
Schauspiel „Liebelei“, in dem der Dichter an eine
der tiefsten Fragen des Lebens rührt: Sollen wir
unseren Kindern in moralischer Engherzigkeit
das bißchen Sonne mißgönnen, das sie dem Alltag
abzustehlen wissen? errang allenthalben stürmi¬
schen Beifall. Eine Novelle „Sterben“ führt mit
unheimlich naturalistischer Wahrhaftigkeit den
Todeskampf und die Todesfurcht eines unrettbar
Verlorenen vor. „Freiwild“ (1896), das sich mir
dem Duell=Problem auseinandersetzt, „Der grüne
Kakadu“ und „Reigen“, zwei Einakter=Zyklen, von
seinem Erscheinen
denen der letztere bei
große moralische Entrüstung hervorrief, weil
er intimste Vorgänge aus dem Liebes¬
leben abzuschildern versucht, „Der Schleier der
Beatrice“, ein romantisches Schauspiel, das große
dichterische Schönheiten enthält, jedoch ohne die
gebotene dramatische Geschlossenheit, „Der einsame
Weg“, der bei seiner Aufführung am hiesigen
Lessing=Theater, das übrigens die meisten Stücke
Schnitzlers mit wechselndem Glück gegeben hat,
1—
nicht ganz verstanden worden ist, zeigen das dra¬
7
matische Talent des Wiener Poeten auf der Höhe.
Kunst und Wissenschaft.
Zu erwähnen sind noch die „Lebendigen Stunden",
Der diesjährige Grillparzer¬
in denen Schnitzler. unzweifelhaft am tiefsten ge¬
Preis ist, wie bereits kurz gemeldet wurde,
graben hat. Die intime. Komödie „Zwischen¬
Arthur Schnitzler zuerkannt worden und zwar
spiel", für die der nunmehr 46 jährige den Grill¬
Zwischenspiel“ Diese
für sen
parzerpreis erhalten, bedeutet keinen nennenswer¬
Entscheidung kam um so überraschender, als bis
ten Fortschritt im künstlerischen Schaffen des
vor kurzem noch Wildenbruch mit seiner „Raben¬
steinerin“ als sicherer Preisträger galt. Auch in] Dichters. Es wird hier das Problem einer Ehe
9 der Preis ei= oder vielmehr der Auflösung einer solchen mit
—.
psychologischer Spitzfindigkeit, aber ohne überzeu¬
gende Lebenswahrheit diskutiert. — Für die Ver¬
teilung des Preises, der 5000 Kronen beträgt,
standen diesmal nicht weniger als 94 Bühnen¬
werke zur Wahl. Die von den „Frauen Wiens“
unter ideellem Vorsitz von Iduna Laube und
Christine Hebbel geschaffene Stiftung soll, wie ge¬
nügend bekannt ist, alle drei Jahre „für das rela¬
tiv beste deutsche dramatische Werk“ während die¬
ses letzten Trienniums vergeben werden. Das
Ziel ist eine Hebung der Produkiton; als Bedin¬
gung gilt, daß das zu ehrende Stück „an einer
namhaften deutschen Bühne" gespielt und nicht
schon von anderer Seite mit einem Preis bedacht
wurde. Bisher ist die Geschichte der Prämiierun¬
gen, die man durch willkürliche Pausen unter¬
brochen hat, die folgende: 1875 Wilbrandt
(„Gracchus"), 1884 Wildenbruch („Harold"), 1887
Anzengruber („Heimg'funden"), 1890 Wilbrandt
(„Meister von Palmyra"), 1896 Hauptmann
(„Hannele"), 1899 Hauptmann („Fuhrmann Hen¬
1902 Hartleben („Rosenmontag"), 1905 L
schel"),
Hauptmann („Armer Heinrich").
—
GrLDarzer-PeIS
enpüctel spielen. HurDeGegenparierner
—
m
mas Gebot, dem ungeliebten Mann in den
Tod zu folgen, nicht fassen kann. Der Brah¬
mane schwanki zwischen seiner Liebe zu Maja
und der starren Pflicht des Dogmas. Maja
zosterno, daß ei dieses Partaidene
weigert sich, dem Gebot Brahmas zu folgen,
Erlösend erklingen von sern die Gesänge der
und sie sagt sich los von ihm. Der Brahmane
Menge, an deren Spitze Buddha, der neue liebe¬
spricht, entsetzt vor den gotteslästerlichen Wor¬
kündende Gott, durchs Land zieht. Die Musik,
ten des Weibes, den Fluch über sie aus. „Sei
die Vogel zu diesem Drama geschrieben hat,
denn dem Paria gleich verflucht!“ Alles flieht
trägt vor allen Dingen den Vorzug großer
die Nähe der Ausgestoßenen und Geächteten,
Wirksamkeit, Klangfülle und musikalischen Ge¬
der Scheiterhaufen bricht in sich zusammen. In
schmackes. Gewiß, der einheitliche dramatische
schauerlicher Einsamkeit erwacht in Maja die
Stil geht ihr noch ab, es mangelt ihr thema¬
Sehnsucht nach einem „ungenannten, mäch¬
tische Bestimmtheit und leitmotivische Durch¬
#tigsien Gott, dem Walter der Liebe“. In dieser
arbeitung, welch' letztere nur im ersten Akte
Sehnsucht begegnet sie sich mit Makaranda, dem
in den Rahmen des Wagnerschen Musikdramas
Paria, und beide verbergen sich im tiefen Wald,
Aber, ein unleugbarer
angeschlagen wird.
um ihren neuen Gott zu suchen und sich auf
großer dramatischer Zug geht durch diese Musik,
seine Verkündigung für alle Menschen vor¬
eine ständige Orchesterbehandlung hat Farben
zubereiten. Der zweite Aufzug zeigt uns Maja
und Schatten wirksam anzubringen gewußt und
ihrem weltabgewandten
und Makaranda in
neben diesen Vorzügen leuchtet aus dem Grunde
Liebesglück. Ein Sohn, Rahula, beglückt sie in
Nach Maig drängt Mala=1des Werkes eine tiefschaffende Musikerseele her¬
vor, die sich noch zu eigenartigen Gaben durch¬
zuringen verspricht. Das Publikum nahm das
Werk, wie wir in einer kurzen Vornotiz schon
registriert haben, mit enthusiastischem Boifall
B.
auf.
Türnberg
Ein neuer Wedekind
Im Intimen Theater in Nürn¬
berg in dem die Muse Frank Wedelinds
wohl liebevoller gepflegt wird als sonst auf einer
Bühne in Deutschland. hat am Sonnabend, wie
wir bereits kurz meldeten, des Dichters neuestel
Bühnenwerk „Musik“ ein Sittengemälde in
vier Bildern, einen starken unbestrittenen Er
nem anderen Dichter zuerkannt worden, als kurz
zuvor auf Grund von Gerüchten behauptet wurde.
Es wäre würdiger, wenn die Wiener Bericht¬
erstatter sich erst genau vergewisserten, ehe sie
solche unangenehmen falschen Prophezeiungen ver¬
breiten. Als in der gestrigen Sitzung des Preis¬
richterkollegiums offenbar wurde, daß Wilden¬
bruch die Mehrheit nicht erlangen werde, schlug
Direktor Dr. Schleuther die Verleihung des Prei¬
ses an Schoenherr für dessen Schauspiel „Familie“
vor. Als auch dieser Vorschlag auf Gegner¬
schaften stieß, stellie der Vorsitzende des Kollegiums
Professor Minor den Antrag, den Preis Schnitzler
zu verleihen. Darauf einigten sich schließlich alle
Preisrichter. Schnitzlers „Zwischenspiel“ ist zum
ersten Male am 12. Oktober 1905 und zuletzt am
„l im
6. September 1907 und im ganzen
Der bekannte,
Burgtheater aufgeführt worden.
auch bei uns in Deutschland geschätzte und vielge¬
spielte Wiener Dichter wurde am 15. Mai 1862
in der Donaustadt, geboren. Er widmete sich zuerst
dem Studium der Medizin, das er auch später,
als er sich längst schriftstellerisch betätigte, nicht
vernachlässigte. Noch heute wirkt er, allerdings
im engsten Kreise, als praktischer Arzt. Mit dem
Einakter=Zyklus „Anatol“ (1893) trat er zum
erstenmal vor die breitere Oeffentlichkeit. Das
Schauspiel „Liebelei“, in dem der Dichter an eine
der tiefsten Fragen des Lebens rührt: Sollen wir
unseren Kindern in moralischer Engherzigkeit
das bißchen Sonne mißgönnen, das sie dem Alltag
abzustehlen wissen? errang allenthalben stürmi¬
schen Beifall. Eine Novelle „Sterben“ führt mit
unheimlich naturalistischer Wahrhaftigkeit den
Todeskampf und die Todesfurcht eines unrettbar
Verlorenen vor. „Freiwild“ (1896), das sich mir
dem Duell=Problem auseinandersetzt, „Der grüne
Kakadu“ und „Reigen“, zwei Einakter=Zyklen, von
seinem Erscheinen
denen der letztere bei
große moralische Entrüstung hervorrief, weil
er intimste Vorgänge aus dem Liebes¬
leben abzuschildern versucht, „Der Schleier der
Beatrice“, ein romantisches Schauspiel, das große
dichterische Schönheiten enthält, jedoch ohne die
gebotene dramatische Geschlossenheit, „Der einsame
Weg“, der bei seiner Aufführung am hiesigen
Lessing=Theater, das übrigens die meisten Stücke
Schnitzlers mit wechselndem Glück gegeben hat,
1—
nicht ganz verstanden worden ist, zeigen das dra¬
7
matische Talent des Wiener Poeten auf der Höhe.
Kunst und Wissenschaft.
Zu erwähnen sind noch die „Lebendigen Stunden",
Der diesjährige Grillparzer¬
in denen Schnitzler. unzweifelhaft am tiefsten ge¬
Preis ist, wie bereits kurz gemeldet wurde,
graben hat. Die intime. Komödie „Zwischen¬
Arthur Schnitzler zuerkannt worden und zwar
spiel", für die der nunmehr 46 jährige den Grill¬
Zwischenspiel“ Diese
für sen
parzerpreis erhalten, bedeutet keinen nennenswer¬
Entscheidung kam um so überraschender, als bis
ten Fortschritt im künstlerischen Schaffen des
vor kurzem noch Wildenbruch mit seiner „Raben¬
steinerin“ als sicherer Preisträger galt. Auch in] Dichters. Es wird hier das Problem einer Ehe
9 der Preis ei= oder vielmehr der Auflösung einer solchen mit
—.
psychologischer Spitzfindigkeit, aber ohne überzeu¬
gende Lebenswahrheit diskutiert. — Für die Ver¬
teilung des Preises, der 5000 Kronen beträgt,
standen diesmal nicht weniger als 94 Bühnen¬
werke zur Wahl. Die von den „Frauen Wiens“
unter ideellem Vorsitz von Iduna Laube und
Christine Hebbel geschaffene Stiftung soll, wie ge¬
nügend bekannt ist, alle drei Jahre „für das rela¬
tiv beste deutsche dramatische Werk“ während die¬
ses letzten Trienniums vergeben werden. Das
Ziel ist eine Hebung der Produkiton; als Bedin¬
gung gilt, daß das zu ehrende Stück „an einer
namhaften deutschen Bühne" gespielt und nicht
schon von anderer Seite mit einem Preis bedacht
wurde. Bisher ist die Geschichte der Prämiierun¬
gen, die man durch willkürliche Pausen unter¬
brochen hat, die folgende: 1875 Wilbrandt
(„Gracchus"), 1884 Wildenbruch („Harold"), 1887
Anzengruber („Heimg'funden"), 1890 Wilbrandt
(„Meister von Palmyra"), 1896 Hauptmann
(„Hannele"), 1899 Hauptmann („Fuhrmann Hen¬
1902 Hartleben („Rosenmontag"), 1905 L
schel"),
Hauptmann („Armer Heinrich").
—