VII, Verschiedenes 6, Grillparzer Preis, Seite 38

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Grillarzeeis
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
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(Quellenangabe ohne Gewähr.)
= Ausschnitt aus
50
rankfurter Leitung
8
1 1900
E vom:
Kleines Feuilleton.
Frankfurt, 15. Janvor.
* [Der diesjährige Geillparzer=Preis.] Das Dr##
„Zwischenspiel“ von Arthur Schnichler, das (wie im
Ersten Morgenblatt gemeldet) den Grillparzer=Preis
im Betrage von 5000 Kronen erhielt, wurde am 12. Oktober
1903 im Wiener Burgtheater und dann an mehreren großen
Bühnen aufgeführt. Es behandelt ein Thema der „ehelichen
Sexualethik“ in mehr novellistischer als dramatischer Weise
mit vielen abstrakten Diskussionen, aber auch mit vielen psycho¬
logischen Feinheiten. Wir haben seinerzeit über das Drama
aus Wien berichtet. Daß Arthur Schnitzler eines literarischen
Preises würdig ist, unterliegt gewiß einem Zweifel. Ob ge¬
rade dieses Werk, das sich auf keiner Bühne behaupten konnte.

KAE A
ann
den auf den Namen des größten österreichischen Dramatikers
lautenden Preis verdient hat, mag dabin gestellt bleiben.
7000
900
rief, weil er intimste Vorgänge aus dem Liebes¬
leben abzuschildern versucht, „Der Schleier
der Beatrice“, ein romantisches Schauspiel,
das große dichterische Schönheiten enthält, jedoch
ohne die gebotene dramatische Geschlossenheit,
Der einsame Weg“ der bei seiner Auf¬
führung am hiesigen Lessing=Theater,
Theater und Müfik
das übrigens die meisten Stücke Schnitzlers mit
wechselndem Glück gegeben hat, nicht ganz verstan¬
* Der diesjährige Grillparzerpreis ist nun
den worden ist, zeigen das dramatische Talent des
D7
entgegen anderslautenden Meldungen,
Wiener Poeten auf der Höhe. Zu erwähnen
die auch wir verzeichneten, einstimmig Artur
sind noch die „Lebendigen Stunden“, i
ir seine Komödie „Zwischen¬

denen Schnitzler unzweifelhaft am tiefsten ge¬
worden.
graben hat. Die intime Komödie „Zwischen¬
Der bekannte, auch bei uns in Deutsch¬
spiel“ für die der nunmehr 46jährige den
and geschätzte, und vielgespielte Wiener
Grillparzerpreis erhalten, bedeutet
Dichter wurde am 15. Mai 1862 in der Donau¬
keinen nennenswerten Fortschritt im künstleri¬
stadt geboren. Er widmete sich zuerst dem
schen Schaffen des Dichters. Es wird hier das
Studium der Medizin, das er auch später, als
Problem einer Ehe oder vielmehr der Auflösung
sich längst schriftstellerisch betatigte, nicht
einer solchen mit psychologischer Spitzfindigkeit,
vernachlässigte. Noch heute wirkt er, allerdings
aber ohne überzeugende Lebenswahrheit dis
im engsten Kreise, als praktischer Arzt. Mit
dem Einakter=Zyklus Anatol“ (1893) trat er kutiert.
zum erstenmal vor die breitere Oeffentlichkeit¬
Das Schauspiel „Liebelei“, in dem der
Dichter an eine der tiefsten Fragen des Lebens
rührt: Sollen wir unseren Kindern in
moralischer Engherzigkeit das bißchen Sonne
mißgönnen, das sie dem Alltag abzustehlen
wissen? errang allenthalben stürmischen Bei¬
fall. Eine Novelle Sterben“ führt mit
unheimlich
Wahrhaftigkeit
naturalistischer
den Todeskampf und die Todesfurcht
eines unrettbar Verlorenen vor. „Frei¬
wild“ (1896), das sich mit dem Duell=Pro¬
blem auseinandersetzt,
grüne
Kakadu“ und „Reigen“:
, zwei Einakter¬
Zyklen, von denen der letztere bei seinem Er¬
cheinen große moralische Entrüstung hervor¬