box 40/2
Grillnarzer-Preis
ereengen eeeeerr —
artiges Ding muß man schlechterdings als provinzmäßig bes wenn er auch mit vieler Müh
zeichnen, provinzmäßig im bösesten Sinne des Wortes.
nicht zur Clique; also bleibt:
Zu den Klassikeraufführungen des Deutschen Volkstheaters
stimmig auf den Schild zu
wurden auch die Schulen offiziell eingeladen und da ergab es
gödie! Oder sollte man diese
sich nun, daß ein Bezirksschulrat den Besuch empfahl, den
Art eine Komödie heißen?
Wiener Theater. 6eee laden
„Nathan“ Lessings aber von der Befürwortung ausschloß.
Damit haben wir nun
Natürlich große Aufregung darüber! Aber warum? Soll man
Theater gesprochen. Was treibe
(Originalbericht des „Grazer Volksblatt“.)
wirklich die Volks= und Bürgerschüler von dem süßredenden
holen. Einen Tag um den an
Wien, 24. Jänner 1908.
Juden über das Religionsbetenntnis aufklären lassen? Wir
geben. Alle fünf anderen D
(Klassikeraufführungen. — Grillparzerpreis.
stimmen dem Bezirksschulrat vollständig bei, er hat nur seine
Stück, das Josefstädter von d
— Einseltsamer Fall. — Gretchen. — Das liebe
Pflicht getan.
das Lustspieltheater vom „fre
Publikum.)
Weiters hat die ehrenwerten Gemüter aufgeregt, daß die
zollens“, das Intime Theater v
Wir stehen nun auf dem Höhepunkt der heurigen Spiel¬
christliche Presse sich abfällig über die Zuerkennung des Grill¬
stück „Ein seltsamer Fa
zeit. Jetzt sollte sich zeigen, was Dauerndes das Jahr gebracht
parzerpreises an # Schnitzler ausgesprochen hat. Darüber ein
von der „Frau Baronin“ 1
hat, jetzt sollten Bühne und Publikum die reifen Früchte pflücken
offenes Wort: Wir häben d Aufführung des preisgekrönten
Spitzenklöppelei, die ein sichere
können. Aber es steht heuer um die Erträgnisse so traurig
Stückes („Das Zwischenspiel“, Komödie in drei Akten)
innern sich die Leser noch, wel
und trostlos wie die letzten Jahre und das Wort von der
wieder beigewohnt und uns dabei auf das äußerste geärgert.
rektor des Intimen Theaters
Sterilität des modernen Theaters ist wieder wahrgeblieben.
Wie konnte man diesem Stück überhaupt einen dramatischen
geht er hin und läßt an all
So ist es begreiflich, daß die Bühnen, die nun einmal Tag
Preis zuerkennen? Es entbehrt jeder Bühnenwirkung, es ist
schreiendsten Farben anbringen,
für Tag spielen müssen, bei vollständigem Mangel an gutem
nichts wie die dreimalige breite, saft= und kraftlose Wiederholung
locken sollen. Auf diesem Pla
Neuen zu dem Alten, zu den Klassikern greifen, die verhältnis¬
eines kleinen dünnen Feuilletongedankens. Es befriedigt nie¬
verwirrt und alles eher ahnen
mäßig guten Bühnen nämlich, denn die anderen fühlen ja den
manden, die Handlung, wenn man überhaupt von einer solchen
institut werben soll, wimmelt
Mangel nicht. Und so win# elt es derzeit geradezu von klassi¬
reden darf, scheint unmöglich, gesucht und der Ausgang unnatür¬
Halloh! Räubergeschichten! Au
schen Stücken: Im Burgtheater wurden bisher im Jänner
lich, allem früheren nicht entsprechend. Das Stück scheint uns
gehaltenen „Huldigungsfest“ d
zehn gegeben, im Deutschen Volkstheater beginnt man mit einem
im übrigen auch gar nicht originell. Es erinnert zu deutlich an
Erzherzog Rainer auch ein Sch
Zyklus klassischer Dramen und auch im Raimundtheater kommen
Ibsens „Rosmersholm“ und „Nora“; zum Teil kommen Mo¬
vorgestellt. Der hohe Herr h
Schiller, Grillparzer und Anzengruber zum Wort. Das ist
tive des französischen Ehebruchsschwankes in die Quere und
dies Theater kenne er gar nich
gewiß recht löblich, wenn nur die Direktionen nicht erst in der
schließlich wagen sich sogar Hermann Bahrsche Theaterkunst¬
Plakate dazu bei, es — berücht
Zeit der Not danach wie nach einem Rettungsseil griffen und
stücklein in das Gewebe der eigenartigen Komödie. Wir sind
Beispiel auch das Bürgertheate
wenn die Aufführungen auch dem Stücke entsprächen. Vom
der Ansicht, daß sich das Stück ohne die Kraft eines Kainz,
kate sind besser, aber das Stü
Burgtheater wollen wir hier nicht sprechen, das hat wohl nur
eines Treßler und einer Frau Witt überhaupt unmöglich
noch lärmender in die Trompet
die Pflicht und die Schuldigkeit, alles daranzusetzen, um dem
aufführen ließe. Und doch halten es unter anderen zwei Uni¬
Tage zum hundertsten Mal au
großen Inhalt auch eine große Form zu geben. Zwar bei der
versitätsprofessoren (Minor und Schmidt) für würdig eines
nämlich, die Groteske mit der
Wiederaufnahme der „Medea“ hat man wieder so manches
Grillparzerpreises! Und diese sprechen dazu im Namen
O unser liebes Publikum
Tadelwort gehört, aber wir wollen nicht ungerecht sein, das
einer kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Man fragt un¬
weinen, wenn man nicht klug
ewige Vergleichen mit der Vergangenheit sollte seine Grenzen
willkürlich, ob denn gar kein anderes Stück in Betracht kam
nicht das eigentliche „Volk“ ist,
haben und eine Schauspielerin, die keine Wolter ist, soll auch
Aber ja, Schönherrs „Familie“ wäre in jeder Beziehung preis¬
lichkeiten wie rasend beklatscht.
keine sein wollen; so darf man die Medea der Frau Römpler¬
wert gewesen. Aber darin — man denke sich — wird der Ehe¬
nannten „Gebildeten“, die sich
Bleibtreu immerhin dankbar hinnehmen. Aber das Rai¬
bruch verdammt und schwer gestraft! Das ist natürlich unbrauch¬
mehr wird vom Theater ja ni
mundtheater verdient für die Aufführung von „Des Meeres bar! Das nennt man, um eine Entschuldigung für die Ablehnung
verlangt die heftigste Kritik und
und der Liebe Wellen“ den heftigsten Tadel; ein der= zu haben, Schicksalstragödie! Überhaupt gehört ja Schönherr,
Grillnarzer-Preis
ereengen eeeeerr —
artiges Ding muß man schlechterdings als provinzmäßig bes wenn er auch mit vieler Müh
zeichnen, provinzmäßig im bösesten Sinne des Wortes.
nicht zur Clique; also bleibt:
Zu den Klassikeraufführungen des Deutschen Volkstheaters
stimmig auf den Schild zu
wurden auch die Schulen offiziell eingeladen und da ergab es
gödie! Oder sollte man diese
sich nun, daß ein Bezirksschulrat den Besuch empfahl, den
Art eine Komödie heißen?
Wiener Theater. 6eee laden
„Nathan“ Lessings aber von der Befürwortung ausschloß.
Damit haben wir nun
Natürlich große Aufregung darüber! Aber warum? Soll man
Theater gesprochen. Was treibe
(Originalbericht des „Grazer Volksblatt“.)
wirklich die Volks= und Bürgerschüler von dem süßredenden
holen. Einen Tag um den an
Wien, 24. Jänner 1908.
Juden über das Religionsbetenntnis aufklären lassen? Wir
geben. Alle fünf anderen D
(Klassikeraufführungen. — Grillparzerpreis.
stimmen dem Bezirksschulrat vollständig bei, er hat nur seine
Stück, das Josefstädter von d
— Einseltsamer Fall. — Gretchen. — Das liebe
Pflicht getan.
das Lustspieltheater vom „fre
Publikum.)
Weiters hat die ehrenwerten Gemüter aufgeregt, daß die
zollens“, das Intime Theater v
Wir stehen nun auf dem Höhepunkt der heurigen Spiel¬
christliche Presse sich abfällig über die Zuerkennung des Grill¬
stück „Ein seltsamer Fa
zeit. Jetzt sollte sich zeigen, was Dauerndes das Jahr gebracht
parzerpreises an # Schnitzler ausgesprochen hat. Darüber ein
von der „Frau Baronin“ 1
hat, jetzt sollten Bühne und Publikum die reifen Früchte pflücken
offenes Wort: Wir häben d Aufführung des preisgekrönten
Spitzenklöppelei, die ein sichere
können. Aber es steht heuer um die Erträgnisse so traurig
Stückes („Das Zwischenspiel“, Komödie in drei Akten)
innern sich die Leser noch, wel
und trostlos wie die letzten Jahre und das Wort von der
wieder beigewohnt und uns dabei auf das äußerste geärgert.
rektor des Intimen Theaters
Sterilität des modernen Theaters ist wieder wahrgeblieben.
Wie konnte man diesem Stück überhaupt einen dramatischen
geht er hin und läßt an all
So ist es begreiflich, daß die Bühnen, die nun einmal Tag
Preis zuerkennen? Es entbehrt jeder Bühnenwirkung, es ist
schreiendsten Farben anbringen,
für Tag spielen müssen, bei vollständigem Mangel an gutem
nichts wie die dreimalige breite, saft= und kraftlose Wiederholung
locken sollen. Auf diesem Pla
Neuen zu dem Alten, zu den Klassikern greifen, die verhältnis¬
eines kleinen dünnen Feuilletongedankens. Es befriedigt nie¬
verwirrt und alles eher ahnen
mäßig guten Bühnen nämlich, denn die anderen fühlen ja den
manden, die Handlung, wenn man überhaupt von einer solchen
institut werben soll, wimmelt
Mangel nicht. Und so win# elt es derzeit geradezu von klassi¬
reden darf, scheint unmöglich, gesucht und der Ausgang unnatür¬
Halloh! Räubergeschichten! Au
schen Stücken: Im Burgtheater wurden bisher im Jänner
lich, allem früheren nicht entsprechend. Das Stück scheint uns
gehaltenen „Huldigungsfest“ d
zehn gegeben, im Deutschen Volkstheater beginnt man mit einem
im übrigen auch gar nicht originell. Es erinnert zu deutlich an
Erzherzog Rainer auch ein Sch
Zyklus klassischer Dramen und auch im Raimundtheater kommen
Ibsens „Rosmersholm“ und „Nora“; zum Teil kommen Mo¬
vorgestellt. Der hohe Herr h
Schiller, Grillparzer und Anzengruber zum Wort. Das ist
tive des französischen Ehebruchsschwankes in die Quere und
dies Theater kenne er gar nich
gewiß recht löblich, wenn nur die Direktionen nicht erst in der
schließlich wagen sich sogar Hermann Bahrsche Theaterkunst¬
Plakate dazu bei, es — berücht
Zeit der Not danach wie nach einem Rettungsseil griffen und
stücklein in das Gewebe der eigenartigen Komödie. Wir sind
Beispiel auch das Bürgertheate
wenn die Aufführungen auch dem Stücke entsprächen. Vom
der Ansicht, daß sich das Stück ohne die Kraft eines Kainz,
kate sind besser, aber das Stü
Burgtheater wollen wir hier nicht sprechen, das hat wohl nur
eines Treßler und einer Frau Witt überhaupt unmöglich
noch lärmender in die Trompet
die Pflicht und die Schuldigkeit, alles daranzusetzen, um dem
aufführen ließe. Und doch halten es unter anderen zwei Uni¬
Tage zum hundertsten Mal au
großen Inhalt auch eine große Form zu geben. Zwar bei der
versitätsprofessoren (Minor und Schmidt) für würdig eines
nämlich, die Groteske mit der
Wiederaufnahme der „Medea“ hat man wieder so manches
Grillparzerpreises! Und diese sprechen dazu im Namen
O unser liebes Publikum
Tadelwort gehört, aber wir wollen nicht ungerecht sein, das
einer kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Man fragt un¬
weinen, wenn man nicht klug
ewige Vergleichen mit der Vergangenheit sollte seine Grenzen
willkürlich, ob denn gar kein anderes Stück in Betracht kam
nicht das eigentliche „Volk“ ist,
haben und eine Schauspielerin, die keine Wolter ist, soll auch
Aber ja, Schönherrs „Familie“ wäre in jeder Beziehung preis¬
lichkeiten wie rasend beklatscht.
keine sein wollen; so darf man die Medea der Frau Römpler¬
wert gewesen. Aber darin — man denke sich — wird der Ehe¬
nannten „Gebildeten“, die sich
Bleibtreu immerhin dankbar hinnehmen. Aber das Rai¬
bruch verdammt und schwer gestraft! Das ist natürlich unbrauch¬
mehr wird vom Theater ja ni
mundtheater verdient für die Aufführung von „Des Meeres bar! Das nennt man, um eine Entschuldigung für die Ablehnung
verlangt die heftigste Kritik und
und der Liebe Wellen“ den heftigsten Tadel; ein der= zu haben, Schicksalstragödie! Überhaupt gehört ja Schönherr,