VII, Verschiedenes 6, Grillparzer Preis, Seite 60

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Grillnarzer-Preis
Telephon 1280.
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O l. österr. behördl. konz. Unternebmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
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Vertretungen
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0 in Berlin, Budapest. Chiengo, Christiania, Genf, Kopen¬
nagen, London, Madrid, Mailand, Minncnpolis, New -Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Cuelienangabe ohne Gewüar.)
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20. JnNUnk 1908
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fx vom:
Der neue Träger des Grillparzer=Preises.
Der Grillparzerpreis, der zweimml an Gerhart Hauptmann, zwei¬
nal an Wilbrandt, je einmal an Anzengruber und Hartleben fiel. ist
in diesem Jahre dem Wiener Dichter Arthur Schnitzler für seine
Komödie „Zwischenspiel“ zuerkannt worden, die im vorigen Frühjahr!
sum ersten Male am Hofburgtheater der Kaiserstadt aufg=führt
wurde. — Schnitzler, der Medizin studiert hat und in Wien als Arzt


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Arthur Schntzler,
tätig war, steht jett im############öffentlichte seit 1893
eine große Reihe von Dramen, Erzahlungen, Humoresken und Ge¬
dichten. Sein bekanntestes in Fraulfurt viel gegebenes Theaterstück
ist „Liebelei“, das im Jahre 1895 crschien. Auch die Schnitzler'schen
Einakter Abschiedssouper“ und „Literatur“ hat man hier öfter ge¬
sehen und sich durch ihrer prächtig gelungene Satire vorzüglich ange¬
regt gefühlt.
Telephon 12801.
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P ankreterrrterresnn
□ l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnltte
*
Wien, I., Concordiaplatz 4.
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Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)

Ausschnitt aus:
e Sait.
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9 am Mtt
E vom: 20 0Kl. 1900
resum
aufsehen hat die Entscheidung des Grill¬
parzer=Preises erregt. Arbbur Sch
Mnitler hat
ihn bekommen, trotzdem er Oesterreicher, trotzdem
er Wiener ist. Ihm kam die Kunde am über¬
raschendsten. Ja, wäre Schnitzler draußen im
Reiche zu Hause, dann wäre die Sache gar nicht
merkwürdig, dann gliche sie einer Selbstverständ¬
lichkeit! Schnitzler hat sich selbst als „Outsider“
bezeichnet. Das Sonderbare an der Verleihung
dieses Preises liegt darin, daß er dem
Wiener Poeten zuerkannt wurde, weil
man sich über die „Favorits“ nicht einigen
könnte. In Oesterreich regiert einmal
das Cliquenwesen, und eine Clique hat für
den Tiroler Dichter Karl Schönherr, der gewiß
ein bedeutendes Talent ist, mächtig gearbeitet.
97 Dramen lagen den Preisrichtern zur Be¬
gutachtung vor, eine Partei wollte ihnen durch¬
aus begreiflich machen, daß Schönherrs neuestes
Werk „Erde“ das einzig in Frage kommende sei.
Wie vorsichtig diese Herren waren, bewiesen sie
dadurch, daß sie die Premiere des Dramas
„Erde“, die für Anfang Januar im Burgtheater
angesetzt war, hinauszuschieben wußten, um
durch das ungewisse Schicksal der Bühnen=Auf¬
führung ihre freundschaftliche Absicht nicht zu
schädigen. Das Burgtheater, das gerade
heuer auf die sogenannten „Urpremieren“
versessen ist, hat den Rang, das Werk des Oester¬
reichers aus der Böhnentaufe zu heben, der
deutschen Stadt Düsseldorf überlassen. Dort fand
„Erde“ keine sehr freundliche Aufnahme,
woran freilich der Dialekt und die dem rhein¬
ländischen Pubsikum nicht leicht verständlichen
Vorgänge aus der Tiroler Bauernwelt schuld
sein mögen. Dann brachte plötzlich, da die
Meinungen auseinander gingen, ein Preis¬
richter Schnitzler und seine Komödie „Zwischen¬
spiel“ in Vorschlag, das war die Erleuchtung,
und alle Mitglieder der Jury stimmten sofort zu.
Man spricht also wieder von Arthur Schnitzler,
und der Wiener Schriftsteller, der bescheiden und
ruhig in seiner Cottage=Wohnung arbeitet, tritt,
ohne daß er es wehren kann, in den Vorder¬
grund. Bei all der großen Verehrung, die er
genießt, ist er nicht entsprechend anerkannt und
voll gewürdigt! Ja, wäre er kein Oester¬
reicher!