Grillparzer-Preis
eeie ee reen
S L. österrr venuu
78
Wien, I., Concordlapie.-
Vertretungen
*
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
E hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
0
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
00
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
6 Ausschnitt aus:
REICHSPOST, WIEN
E vom:
7 1. 1908
1
„Theater,
Kunst, Musik.
Hofburgtheater. Durch die vielbesprochene Preis¬
verleihung an Schnitzler ist heute die Wiederaufführung
des Preisstückes „JMschenspiel“ möglich geworden.
Aber auch dieser besondere äußere Anlaß, auch die tendenziöse
Reklame wird nicht imstande sein, dem unerqnicklichen, von
dem Verfasser als „Komödie“ bezeichneten Nicht=Drama wirk¬
liches Bühnenleben einzuflößen. Die kritische Würdigung ist
beim „Zwischenspiel“ längst abgeschlossen gewesen, auch die
Freunde des Dichters hatten sich lange gewöhnt. gen#ha¬
dieses Werk in der Lebensarbeit Schnitzlers nicht
als vollwertig anzusehen. Die Entscheidung der Preis¬
richter ist daher auch nach der heutigen Aufführung
vom literarischen Standpunkt eine völlig rätselhafte und es
kann in der Tut bie Erklärung des Falles #ulht#anders als
aus der Parteistellung und moralischen Abhängigkeit der
Preisrichter erklärt werden. Die modernisierte Ehe mit beider¬
seitiger Freiheit sich „auszuleben", diese Ausgeburt neuerer
Literatenphantasie, wiro mit Schnitzlers „Zwischenspiel“
hoffentlich endgültig zu Tode gehetzt. An den Mustern einer
gewissen französischen Halbliteratur herangebildet, leistete
Schnitzler in den Theaterwerken „Freiwild“ und „Liebelei“
das beste, was noch im Rahmen seines Talentes
lag. Aber die Sucht nach höheren literarischen Er¬
folgen brachte uns auch bei Schnitzler jenes
Gemisch von Pornographie und Doktrinarismus, die das
„Zwischenspiel“ kennzeichnen. Auch die erzwungene Nachahmung
Ibiens kann über den mangelhaften sittlichen Ernst dieses
durch geschraubte Unnatur und fürchterliche Langeweile charak¬
terisierten dreiaktigen Gespräches nicht hinwegtäuschen. So
erscheint uns auch das „Zwischenspiel“ als ein würdiges
Musterbeispiel jener literarischen Gattung, die durch das
bewußte oder unbewußte Streben nach
sittlicher Verminderung gekennzeichnet
ist, jener Gattung, die sich selbst als „Jung Wiener
Literatur“ zu bezeichnen pflegt, bei der aber der
Name
„Wiener Judendrama“ nicht vermieden werden
kann.
Die heutige Aufführung gestaltete sich auch
ganz offenkundig zu einer offiziellen jüdischen Siegesfeier.
Nichts als Juden und wieder Juden, von den Proszeniumslogen
bis zum letzten Platz auf der Galerie! Mit diesem Publikum
über die Aufgaben der Wiener Hofbühne und die Ziele des
deutschen Literaturstrebens zu rechten, wäre verlorene Mühe.
Wenn sich aber auch die Vorgänge bei der Erteilung des
Grillparzerpreises der näheren Untersuchung entziehen, so muß
doch hier die Frage aufgeworfen werden, ob ein aus kaiser¬
lichen Mitteln detiertes Kunstinstitut für derartige speziell
jüdische Zwecke mißbraucht und geradezu in den Dienst jüdisch¬
N.
freimaurerischer Organisationen gestellt werden darf.
box 40/2
neren eneene en ee enhere en Teteneg en-Kuneinie
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
—
# hagen, London, Madrid, Mailand, Minncapolis, New-Vork,
0
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohue Gewähr.)
00
—
6) Ausschnitt aus:
Ormatr
*
15
25 0Ml 190.
E vom:
Lheater.—
Der Sieger des Grillparzer-Preises.
bevorstehenden Auffüh¬
(Zur
von Arthur Schnitzlers
rung
e
„Zwischenspiel
Eine literarische Genugtuung widerfuhr
uns Oesterreichern durch das bedeutungsvolle
Ereignis, daß das Preisrichter=Kollegium der
Wiener Akademie der Wissenschaften in seiner
am 15. d. M. gefällten Entscheidung dem
Dichter Arthur Schnitzler für seine Komö¬
die „Zwischenspiel“ den Betrag der
„Grillparzer = Stiftung zuerlannte, die Summe
von 5000 Kronen, die stistsbeirfgemäß jenes
zeutsche Literaturwerk erhält, das in dem der
letzten Preisverleihung folgenden Triennium
als das am meisten hervorragende allgemein
anerkannt, noch durch keine andere Ehrengabe
sausgezeichnet wurde und sich am Reperioire
einer namhaften deutschen Bühne befindet.
Seit 20 Jahren das erstemal, daß ein Lite¬
rat unseres Vaterlandes mit dieser: Beweise
uneingeschränktester Hochachtung bedacht
wurde!
Bekanntlich trug Ludwig Anzengruber
für seine auf Wiener
am 15. Jänner 1887
Boden fußende Weihnachtskomödie „Heim¬
g'funden“ den damals auf der Höhe von
—
1800 fl. stehenden „reis als erster und
bis auf Schnitzler — letzter Vertreter unserer
Monarchie davon. Innerhalb dieses Zeitrau¬
mes wanderten die Gelder der Grillparzerstif¬
tung durchgängig nach Deutschland und in
den letzten Jahren war es Gerhart Haupt¬
mann, der für „Hannele" „Fuhrmann Hen¬
schel" und „Armer Heinrich“ den Löwenanteil,
davon in Besitz nahm.
Unter den 94 der Beurteilung vorgeleg¬
ten Bühnenstücken ruhte das Hauptaugenmerk
der letzten Sessionen auf drei Dramen:
Schnitzlers „Zwischenspiel“ Schönherrs „Fa¬
milie" und Wildenbruchs „Rabensteinerin“.
Letzterwähntes Werk kam am Tage der Ent¬
scheidung gar nicht mehr in Betracht.
Die Rücksicht auf den inneren psychologi¬
schen Feingehalt des Schauspiels sowie dessen!
künstlerische Behandlung läßt die Krönung
der seit dem 12. Oktober 1905 am Burgthea¬
terspielplan befindlichen Komödie erklärlich fin¬
den, und wenn das Stück an sich schon vor¬
schriftsmäßig das Grundmotiv für die hohe
Ehrung bildete, so spielte nicht zum minde¬
sten auch der reich produktive Schrift¬
steller Schnitzler in die Erwägungen de¬
Kunstrichter mit hinein. Die Statistik der
Werke allein gestattet einen Ueberblick über
eine Anzahl von Schöpfungen (mehr als 25),
die man keinesfalls als literarisches Mittelgut¬
mit überlegenem Lächeln von oben herab be¬
trachten kann. Wir erinnern nur an die Zy¬
klen „Reigen“, „Anatot“, die Einakter „Para¬
celsus“, „Frau Berta Garlan“, namentlich aber
an die von Schnitzler selbst als ihm am glück¬
lichsten geraten und seiner dichterischen An¬
schauung am entsprechendsten Werke „Der ein¬
same Weg“ und „Der Ruf des Lebens“.
Karl Schönherrs „Familie“ stand in den
Kolleaiums der Schnitzlerschen
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S L. österrr venuu
78
Wien, I., Concordlapie.-
Vertretungen
*
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
E hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
0
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
00
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
6 Ausschnitt aus:
REICHSPOST, WIEN
E vom:
7 1. 1908
1
„Theater,
Kunst, Musik.
Hofburgtheater. Durch die vielbesprochene Preis¬
verleihung an Schnitzler ist heute die Wiederaufführung
des Preisstückes „JMschenspiel“ möglich geworden.
Aber auch dieser besondere äußere Anlaß, auch die tendenziöse
Reklame wird nicht imstande sein, dem unerqnicklichen, von
dem Verfasser als „Komödie“ bezeichneten Nicht=Drama wirk¬
liches Bühnenleben einzuflößen. Die kritische Würdigung ist
beim „Zwischenspiel“ längst abgeschlossen gewesen, auch die
Freunde des Dichters hatten sich lange gewöhnt. gen#ha¬
dieses Werk in der Lebensarbeit Schnitzlers nicht
als vollwertig anzusehen. Die Entscheidung der Preis¬
richter ist daher auch nach der heutigen Aufführung
vom literarischen Standpunkt eine völlig rätselhafte und es
kann in der Tut bie Erklärung des Falles #ulht#anders als
aus der Parteistellung und moralischen Abhängigkeit der
Preisrichter erklärt werden. Die modernisierte Ehe mit beider¬
seitiger Freiheit sich „auszuleben", diese Ausgeburt neuerer
Literatenphantasie, wiro mit Schnitzlers „Zwischenspiel“
hoffentlich endgültig zu Tode gehetzt. An den Mustern einer
gewissen französischen Halbliteratur herangebildet, leistete
Schnitzler in den Theaterwerken „Freiwild“ und „Liebelei“
das beste, was noch im Rahmen seines Talentes
lag. Aber die Sucht nach höheren literarischen Er¬
folgen brachte uns auch bei Schnitzler jenes
Gemisch von Pornographie und Doktrinarismus, die das
„Zwischenspiel“ kennzeichnen. Auch die erzwungene Nachahmung
Ibiens kann über den mangelhaften sittlichen Ernst dieses
durch geschraubte Unnatur und fürchterliche Langeweile charak¬
terisierten dreiaktigen Gespräches nicht hinwegtäuschen. So
erscheint uns auch das „Zwischenspiel“ als ein würdiges
Musterbeispiel jener literarischen Gattung, die durch das
bewußte oder unbewußte Streben nach
sittlicher Verminderung gekennzeichnet
ist, jener Gattung, die sich selbst als „Jung Wiener
Literatur“ zu bezeichnen pflegt, bei der aber der
Name
„Wiener Judendrama“ nicht vermieden werden
kann.
Die heutige Aufführung gestaltete sich auch
ganz offenkundig zu einer offiziellen jüdischen Siegesfeier.
Nichts als Juden und wieder Juden, von den Proszeniumslogen
bis zum letzten Platz auf der Galerie! Mit diesem Publikum
über die Aufgaben der Wiener Hofbühne und die Ziele des
deutschen Literaturstrebens zu rechten, wäre verlorene Mühe.
Wenn sich aber auch die Vorgänge bei der Erteilung des
Grillparzerpreises der näheren Untersuchung entziehen, so muß
doch hier die Frage aufgeworfen werden, ob ein aus kaiser¬
lichen Mitteln detiertes Kunstinstitut für derartige speziell
jüdische Zwecke mißbraucht und geradezu in den Dienst jüdisch¬
N.
freimaurerischer Organisationen gestellt werden darf.
box 40/2
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
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—
# hagen, London, Madrid, Mailand, Minncapolis, New-Vork,
0
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohue Gewähr.)
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6) Ausschnitt aus:
Ormatr
*
15
25 0Ml 190.
E vom:
Lheater.—
Der Sieger des Grillparzer-Preises.
bevorstehenden Auffüh¬
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von Arthur Schnitzlers
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„Zwischenspiel
Eine literarische Genugtuung widerfuhr
uns Oesterreichern durch das bedeutungsvolle
Ereignis, daß das Preisrichter=Kollegium der
Wiener Akademie der Wissenschaften in seiner
am 15. d. M. gefällten Entscheidung dem
Dichter Arthur Schnitzler für seine Komö¬
die „Zwischenspiel“ den Betrag der
„Grillparzer = Stiftung zuerlannte, die Summe
von 5000 Kronen, die stistsbeirfgemäß jenes
zeutsche Literaturwerk erhält, das in dem der
letzten Preisverleihung folgenden Triennium
als das am meisten hervorragende allgemein
anerkannt, noch durch keine andere Ehrengabe
sausgezeichnet wurde und sich am Reperioire
einer namhaften deutschen Bühne befindet.
Seit 20 Jahren das erstemal, daß ein Lite¬
rat unseres Vaterlandes mit dieser: Beweise
uneingeschränktester Hochachtung bedacht
wurde!
Bekanntlich trug Ludwig Anzengruber
für seine auf Wiener
am 15. Jänner 1887
Boden fußende Weihnachtskomödie „Heim¬
g'funden“ den damals auf der Höhe von
—
1800 fl. stehenden „reis als erster und
bis auf Schnitzler — letzter Vertreter unserer
Monarchie davon. Innerhalb dieses Zeitrau¬
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tung durchgängig nach Deutschland und in
den letzten Jahren war es Gerhart Haupt¬
mann, der für „Hannele" „Fuhrmann Hen¬
schel" und „Armer Heinrich“ den Löwenanteil,
davon in Besitz nahm.
Unter den 94 der Beurteilung vorgeleg¬
ten Bühnenstücken ruhte das Hauptaugenmerk
der letzten Sessionen auf drei Dramen:
Schnitzlers „Zwischenspiel“ Schönherrs „Fa¬
milie" und Wildenbruchs „Rabensteinerin“.
Letzterwähntes Werk kam am Tage der Ent¬
scheidung gar nicht mehr in Betracht.
Die Rücksicht auf den inneren psychologi¬
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künstlerische Behandlung läßt die Krönung
der seit dem 12. Oktober 1905 am Burgthea¬
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schriftsmäßig das Grundmotiv für die hohe
Ehrung bildete, so spielte nicht zum minde¬
sten auch der reich produktive Schrift¬
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klen „Reigen“, „Anatot“, die Einakter „Para¬
celsus“, „Frau Berta Garlan“, namentlich aber
an die von Schnitzler selbst als ihm am glück¬
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schauung am entsprechendsten Werke „Der ein¬
same Weg“ und „Der Ruf des Lebens“.
Karl Schönherrs „Familie“ stand in den
Kolleaiums der Schnitzlerschen