VII, Verschiedenes 10, Antisemitismus, Seite 66

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0. Anfisenitien
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Wien III, Schwarzenbergplatz 5a
„OBSERVER“
I. österr. behördlich konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien I. Wollzeile 11, Telephon R-23-0-43
Ausschnitt aus:
(Die Sinadig. winr
vom: —7. MAl 1935
Das verfolgte Buch
Mit der zunehmenden Verschärfung des Entschädigung, keine Rückgabe, keinen
Kurses im Dritten Reich geht die Verfol-Rechtsschutz. Um nur Beispiele anzuführen:
gung österreichischer, wenn auch freilich
Teils durch Verbot, teils durch Beschlag¬
nicht nur österreichischer Autoren, und der
nahme sind dem Buchhandel des Dritten
Krieg gegen ihre Verleger Hand in Hand.
Reiches entzogen die Werke von Stefan
Es genügt mitunter, daß ein Buch aus Öster¬
Zweig, von Werfel, Schnitzler,
Roda Roda, Salten, ja sogar von
reich kommt, um es verdächtig scheinen zu
Hofmannsthal; ebenso alle Werke von
lassen. Ausgenommen sind lediglich
Freud und alle Bücher des Internationalen
die Jelusich, Reinalter, Spunda, Urbanitzky
Psychoanalytischen Verlages. Romain Rol¬
und andere, die zur Partei gehören oder ihr
land darf nicht verkauft werden, sei es
nahestehen — ihnen wird sogar der öster¬
um des Autors willen, sei es wegen der nicht
reichische Verleger, den es für derlei noch
genehmen Ubersetzer. Ebenso steht
immer gibt, nachgesehen — ohne daß aber
solche Verleger davor geschützt wären, an¬
Shaw auf der schwarzen Liste,
dere, auch vollkommen harmlose Erzeug¬
den Siegfried Trebitsch übersetzt hat. Eben¬
nisse ihres Unternehmens gleichfalls ver¬
so Galsworthy, übersetzt von Schalit.
boten zu sehen. Wäre in alledem etwas
Verboten ist auch Gide, verboten Jack
weniger Zufall und etwas mehr System, so
London!
könnte man von einem systematischen Feld¬
Man kann sich denken, daß diese Verbote
zug gegen die österreichischen Verleger
und Beschlagnahmen eine Katastrophe vor
mehr noch als gegen die österreichischen
allem für den Buchhandel in Deutschland
Autoren sprechen.
bedeuten, zu dessen täglichem Brot diese
Schlimmer aber als die offiziellen Verbote
Autoren gehört haben. Selbst ausgesprochen
sind die viel häufigeren
nationalsozialistische Büchereien und Buch¬
Beschlagnahmen von Büchern
handlungen haben sie geführt. Eine andero
durch die Gestapo. Das Buch, das getroffen
Frage ist es, ob für den Schutz der Autoren
werden soll, wird nicht verboten, sondern
und der österreichischen Verleger nichts
es wird einfach dem Kommissionär in Leip¬
zig untersagt, es auszuliefern und die vor. (geschehen kann. Proteste fruchten wenig.
Hiesigen Sachverständigen scheint das ein¬
handenen Vorräte werden beim Kommissio¬
zige, allerdings radikale Mittel ein
när und bei den Buchhändlern beschlag¬
Verbot der Einfuhr deutscher Bücher
Hunderttausende von
nahmt.
nach Österreich, so wie ja bei uns auch die
Büchern ausländischer Verleger ver¬
schwinden auf diese Art, es gibt keineIIdeutschen Zeitungen verboten sind, leiderk
allerdings nicht die zahlreichen Zeitschriften,
die sämtlich, meist auch die reinen, Fach¬
blätter, Propaganda betreiben.
Wie wir erfahren, wird sich bereits in den
nächsten Tagen eine
Tagung der österreichischen Verleger
mit den Schritten befassen, die unternommen
werden könnten, um der Rechtlosigkeit in
Deutschland, soweit es eie angcht, ent¬
gegenzutreten. Es soll eine dringende Ein¬
gabe an das Bundeskanzleramt beschlossen
werden.