1 Miscellaneens
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clbberiiche Grund eingerost iodtst. Der
Referent beantragt, gegen dieses der Tramwaygesellschaft günstige
Urtheil die Appellation einzubringen. (Angenammen.)
Theater, Kunst und Titeratur.
Wien, 30. Januar.
„Die Heimat.“
(Erstaufführung im Raimund=Theater.)
Das Raimund=Theater hat mit der heutigen Erstauf¬
führung des Sudermann'schen vieractigen Schauspiels
„Die Heimat“ einen großen Erfolg errungen. Der Bei¬
fall wuchs von Act zu Act, und schwoll, durch eine Ansprache
eines von Herrn Sudermann entsendeten Stellvertreters künst¬
lich genährt, am Schlusse der Vorstellung so mächtig an,
daß der Vorhang sich mehr als ein dutzendmal heben
mußte. „Die Heimat“ hat hier einen besseren Boden gefunden
hat im Publicum mehr gezündet
als in Berlin, sie
als „Die Ehre", die im Theater an der Wien,
und als „Sodoms Ende“, das im Volkstheater aufgeführt
wurde. Vielleicht ist diese starke Wirkung auf das kräftige
Bündel von Effecten zurückzuführen, mit denen der Zuschauer
überschüttet wird, so daß er kaum zu Athem kommen kann.
Mitwirkend ist jedenfalls auch der packende Stoff der Hand¬
lung, der das Herz ergreift, weil er der Natur abgelauscht
und mit dem Herzen behandelt ist. Die Fabel des Dramas
die: Magda, die Tochter des Oberstlieutenants
Schwartze, hat in jüngeren Jahren das väterliche Haus
verlassen, da sie dem Willen des Vaters, die Werbung
des Pfarrers Heffterdingk, anzunehmen, sich nicht beugen
mochte. Nach zwölf Jahren kehrt sie, eine berühmte Sängerin,
in den Heimatsort zurück. Die Bemühung des Pfarrers, den
Vater mit der Tochter zu versöhnen, gelingt. Magda betritt
das Vaterhaus und wird mit offenen Armen empfangen.
Doch zeigt sich, daß die Versöhnung nur äußerlich war.
Der Vater wühlt in der Vergangenheit, aus ihr will
er ersehen, daß Magda rein und keusch auch im Sturme der
Welt geblieben ist. Magda, den Anschauungen des väterlichen
Hauses entfremdet und in der Sitte ihres Berufes befangen,
findet sich daheim nicht mehr zurecht. Sie findet den Ton
nicht mehr, der den häuslichen Accord erst gestalten würde.
Da ereignet sich ein Zufall, der einen tragischen Abschluß
herbeiführt. Im Hause Schwartze's verkehrt seit einigen Tagen
Regierungsrath Keller, ein kalter Streber, der seinem Fort¬
kommen, was sonst im bürgerlichen Leben hochgehalten wird,
zum Opfer bringt. Keller hat Magda verführt: daß der kurzen
Verbindung ein Kind entsproß, erfährt er erst in einem Ge¬
spräche mit Magda. Der Vater belauscht dieses Gesprach. Im
Fanatismus des Kampfes für die Familienehre begehrt er,
daß Keller Magda heimführe. Dem Vater zuliebe ist Magda
zu diesem Opfer bereit; erst als Keller verlangt, daß das
Kind der neuen Ehe fremd bleiben müsse, bäumt sich in
Magda's Brust der Stolz, schreit die Mutterliebe im Gefühle
der Empörung auf, und sie widerruft den Entschluß, dem
verachteten Manne die Hand zu geben. Schwartze sieht seine
Familie, sieht sich, sieht Alles, was ihm lieb und theuer ist,
entehrt, Roserei umfängt seine Sinne, er zückt die tödtliche
Waffe gegen die Brust der Tochter und in diesem Augen¬
blicke macht ein Schlaganfall seinem Leben ein Ende. Dies
ein kurzer Abriß der Handlung, auf die demnächst näher
eingegangen werden soll.
Die heutige Vorstellung war im Großen und Ganzen
vorzüglich. Fräulein Barsescu, die Trägerin der Haupt¬
rolle Magda, erntete für das durchdachte, abgerundete und
in allen Schattirungen gelungene Spiel stürmischen Beifall.
Herr Ranzenberg als Schwartze wußte den stolzen Herrn
des Hauses, den unbeugsamen Hüter der Familienehre in
Ton und Maske gut zur Geltung zu bringen. Fräulein
ich weiß, eine reine Unmöglichkeit,“ rief der Gast. „Die
Kronprinzessin. besitzt sie Macht genug?“
„Mit ihrem Gesichte und ihrem Charakter?“ flüsterte
der Pater. „Glaubt Ihr denn, daß in dieser friedliebenden,
gutmüthigen, würdigen Natur des Kronprinzen nicht das
Blut August's des Starken rollt, nicht seine Leidenschaften
keimen? Wäre dies aber auch möglich? Was vermag die
Königin? Sulkowski wird ihm Andere vor die Augen
führen, um durch diese zu regieren.“
Der Gast runzelte die Augenbrauen.
„Ihr malt mir da ein gar zu trauriges Bild; rief er
dem abhelfen.“
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Urtheil die Appellation einzubringen. (Angenammen.)
Theater, Kunst und Titeratur.
Wien, 30. Januar.
„Die Heimat.“
(Erstaufführung im Raimund=Theater.)
Das Raimund=Theater hat mit der heutigen Erstauf¬
führung des Sudermann'schen vieractigen Schauspiels
„Die Heimat“ einen großen Erfolg errungen. Der Bei¬
fall wuchs von Act zu Act, und schwoll, durch eine Ansprache
eines von Herrn Sudermann entsendeten Stellvertreters künst¬
lich genährt, am Schlusse der Vorstellung so mächtig an,
daß der Vorhang sich mehr als ein dutzendmal heben
mußte. „Die Heimat“ hat hier einen besseren Boden gefunden
hat im Publicum mehr gezündet
als in Berlin, sie
als „Die Ehre", die im Theater an der Wien,
und als „Sodoms Ende“, das im Volkstheater aufgeführt
wurde. Vielleicht ist diese starke Wirkung auf das kräftige
Bündel von Effecten zurückzuführen, mit denen der Zuschauer
überschüttet wird, so daß er kaum zu Athem kommen kann.
Mitwirkend ist jedenfalls auch der packende Stoff der Hand¬
lung, der das Herz ergreift, weil er der Natur abgelauscht
und mit dem Herzen behandelt ist. Die Fabel des Dramas
die: Magda, die Tochter des Oberstlieutenants
Schwartze, hat in jüngeren Jahren das väterliche Haus
verlassen, da sie dem Willen des Vaters, die Werbung
des Pfarrers Heffterdingk, anzunehmen, sich nicht beugen
mochte. Nach zwölf Jahren kehrt sie, eine berühmte Sängerin,
in den Heimatsort zurück. Die Bemühung des Pfarrers, den
Vater mit der Tochter zu versöhnen, gelingt. Magda betritt
das Vaterhaus und wird mit offenen Armen empfangen.
Doch zeigt sich, daß die Versöhnung nur äußerlich war.
Der Vater wühlt in der Vergangenheit, aus ihr will
er ersehen, daß Magda rein und keusch auch im Sturme der
Welt geblieben ist. Magda, den Anschauungen des väterlichen
Hauses entfremdet und in der Sitte ihres Berufes befangen,
findet sich daheim nicht mehr zurecht. Sie findet den Ton
nicht mehr, der den häuslichen Accord erst gestalten würde.
Da ereignet sich ein Zufall, der einen tragischen Abschluß
herbeiführt. Im Hause Schwartze's verkehrt seit einigen Tagen
Regierungsrath Keller, ein kalter Streber, der seinem Fort¬
kommen, was sonst im bürgerlichen Leben hochgehalten wird,
zum Opfer bringt. Keller hat Magda verführt: daß der kurzen
Verbindung ein Kind entsproß, erfährt er erst in einem Ge¬
spräche mit Magda. Der Vater belauscht dieses Gesprach. Im
Fanatismus des Kampfes für die Familienehre begehrt er,
daß Keller Magda heimführe. Dem Vater zuliebe ist Magda
zu diesem Opfer bereit; erst als Keller verlangt, daß das
Kind der neuen Ehe fremd bleiben müsse, bäumt sich in
Magda's Brust der Stolz, schreit die Mutterliebe im Gefühle
der Empörung auf, und sie widerruft den Entschluß, dem
verachteten Manne die Hand zu geben. Schwartze sieht seine
Familie, sieht sich, sieht Alles, was ihm lieb und theuer ist,
entehrt, Roserei umfängt seine Sinne, er zückt die tödtliche
Waffe gegen die Brust der Tochter und in diesem Augen¬
blicke macht ein Schlaganfall seinem Leben ein Ende. Dies
ein kurzer Abriß der Handlung, auf die demnächst näher
eingegangen werden soll.
Die heutige Vorstellung war im Großen und Ganzen
vorzüglich. Fräulein Barsescu, die Trägerin der Haupt¬
rolle Magda, erntete für das durchdachte, abgerundete und
in allen Schattirungen gelungene Spiel stürmischen Beifall.
Herr Ranzenberg als Schwartze wußte den stolzen Herrn
des Hauses, den unbeugsamen Hüter der Familienehre in
Ton und Maske gut zur Geltung zu bringen. Fräulein
ich weiß, eine reine Unmöglichkeit,“ rief der Gast. „Die
Kronprinzessin. besitzt sie Macht genug?“
„Mit ihrem Gesichte und ihrem Charakter?“ flüsterte
der Pater. „Glaubt Ihr denn, daß in dieser friedliebenden,
gutmüthigen, würdigen Natur des Kronprinzen nicht das
Blut August's des Starken rollt, nicht seine Leidenschaften
keimen? Wäre dies aber auch möglich? Was vermag die
Königin? Sulkowski wird ihm Andere vor die Augen
führen, um durch diese zu regieren.“
Der Gast runzelte die Augenbrauen.
„Ihr malt mir da ein gar zu trauriges Bild; rief er
dem abhelfen.“