VII, Verschiedenes 11, 1899–1901, Seite 1

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1. Miscellaneons
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Ausschnitt
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Ausschnitt aus:
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Theaterprogramme für das Jahr 1900.
Im Burgt#eater werden ganz bestimmt einige glänzende
Novitäten zur Aufführung gelangen. Wie sie heißen, weiß
man noch nicht, doch weiß man bereits, daß sie von
Hrschfeld und Schnitzler sein werden und Herr Kainz
in der Titelrolle glänzen wird.
Im Hosoperntheater werden die wenigen restirenden
Künstler bereits in den ersten Monaten entlassen und durch
stimm= oder bildungslose Mahler=Stämmlinge ersetzt werden.
Im Deutschen Volkstbeater wird das Hetärenstück be¬
sondere Pflege finden, weil Frar Odilon, wie einige Blätter
sehr richtig bemerkten, derartige Rollen mit tiesem Ver¬
ständnisse durchzuführen weiß.
Im Theater a. d. Wien, Josefstädter und Cark-Theater
wollen die Directoren den vollailtigen Beweis erbringen, daß
es ihnen ferne liegt, eine Schauspielerin zur Anschaffung
irgend einer Toilette zu zwingen.
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Neue Bücher. ###
Im todten Wasser. Von Ludwig Wolff. Verlag von
Call Reißner in Dresden 1899.
Der Autor ist ein junger, sehr junger Wiener, der sicht
recht intensiv mit der Lectüre von Schnitler beschäftigt
hat. Das ist allenfalls eme fehr schöne Sache, und ich kann
idem jungen Autor zu seinem guten Geschmack nur Glück
zwünschen. Aber was geht uns das an? Warum hat er das
gleich einen ganzen, dicken Roman geschrieben, um in uns die
Empfindung hervorzurufen: Schaut, ich bin ein Mensch, der
Den Schnitzler kennt. Wenn Ihr's nicht glaubt, dann lest nur
Ineinen Roman. Da hab' ich ihm Alles abgeguckt. Wolff
ist Decadent, mit einer — ich möchte fast sagen —
ver¬
bissenen Wuth. Er ist Decadent, weil das so modern ist. Das
ganze Buch freilich ist mit einer ganz seelenlosen, falschen
PPsychologie aufgebaut. Das Weib ist geschaut aus der Per¬
spective des Café Griensteidl, und die Prostituirte mit der
Wieblosigkeit des Cadett=Officier=Stellvertreter vom Hochadel.
Dieser Zug von Lieblosigkeit durchzieht das ganze Buch.
[Wolf hat so gar nichts Künstlerisches in dieses Buch
shineingelegt. Seine Affecte sind kalt und comödiantenhaft,
die Conflicte mühsam construirt. Warum hat Wassermannz
diesem Buch das Vorwort geschrieben? Und dann. Ist erk
denn selbst schon auf allerhöchst künsilerischer Stufe?