VII, Verschiedenes 11, 1899–1901, Seite 2

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1.Mis
Scellaneons
Seite 14.
Wien, Donnerstag
Fremden-Slatt.
4. Mai 1899.
Nr. 121.
streiten. Die Logen sind ja auch zu etwas da. Aber wen „blufft“
Anerbieten an, kletterte auf den Haifisch hinunter, und beide hatten
Hermann Bahr? Nur Diejenigen, welche eben im Parket
bald das offene Meer erreicht. Da sagte der Haifisch: „Weißt Du,
sitzen oder es zu thun werth wären, Diejenigen, die die
Freund, der König der Haifische ist schwer krank; ich habe einen
tiefste und wohlthätigste Weisheit der Menschen, den über
großen Fetischpriester um Rath gefragt, und der versichert, der König
seinen eigenen wie den Schwächen Anderer stehenden Humor
könne nur gesund werden, wenn er ein Affenherz verzehrt. Ich zweifle
nicht verstehen und nie verstehen. werden. Und was seine
nicht im Geringsten, daß es Dir ein besonderes Vergnügen und eine
Diogenessuche nach Talenten betrifft . .. schöner für den Charakter,
hohe Ehre sein wird, dem König Dein Herz zu opfern.“
und das eigene Talent zeugt es entschieden, Talente dort zu
„Selbstverständlich!“
erwiderte der Affe; aber warum hast
fördern und anzueifern, wo selbst nur schwache Spuren erkenntlich,
Du mir das nicht vorher gesagt? Denn Du mußt wissen, Freund
als aus der Mißgunst eigener Unfähigkeit heraus Talent abzusprechen,
Haifisch, daß wir Affen, wenn wir auf Reisen sind, immer das Herz
und den jungen Nachwuchs zu unterdrücken. Um eines Einzigen
zu Hause lassen?“ — „Das schadet nichts,“ meinte darauf der
willen, den der Kritiker vor Entmuthigung und Untergang in der
Haifisch, „wir kehren noch einmal ans Ufer zurück und holen das
Masse gerettet, seien ihm zehn und zwanzig vergeben, die er über¬
Herz.“ Gesagt, gethan. Als man wieder am Ufer war, sprang der
schätzte. Wer mit Erfolg Satiren schreiben will, der muß seine Pfeile
Affe auf seinen Baum und hieß den Freund warten. Der Haifisch
nicht just gegen unverwundbare Stellen richten, und die Quellen der
wartete auch geduldig, aber vergeblich; denn der Affe suchte schleunigst
Geschichtsschreibung für en nicht Klatschgeschichten sein. Ich fürchte,
das Weite, und er läuft immer noch.
der Verfasser des „Gotzendienstes“ dürfte, von einem Juvenal und
(Ein beneidenswerthes Kind.) Der Sohn der Tochter
Tacitus der Wiener Lokalhistorie gar nicht zu reden, nicht einmal ein
Vanderbilt's, der verehelichten Frau Gertrud Whitney in New¬
schwacher Suetonius werden. Denn Letzterer führte bekanntlich den
York, besitzt neben seinen vielen anderen Vorzügen auch noch den, das
Beinamen „Tranquillus“, und diesen hat sich der ungenannte Autor
reichste Baby der Welt zu sein: Seine zahlreichen Verwandten
durch das Erscheinn des Schlüsselromans entschieden verscherzt.
stellen ihm 240 Millionen in Aussicht. Zu diesen Verwandten gehören
W.
fünfzig Millionäre, dreißig Doppelmillionäre, ein Lotteriekönig, eine
Schauspielerin, ein Herzog, eine Herzogin, ein Prinz und eine
Allerlei.
Prinzessin. Diesen reichen Verwandten schließen sich noch
ungezählte Vanderbilt's an. Unter seinem Spielzeug befindet sich eine
(Das schwache Geschlecht.) Interessante Untersuchungen
„Klapper“ mit Edelsteinen besetzt, aus Elfenbein gefertigt und mit
über die Muskelkraft der Frauen hat der italienische Physio¬
goldenen Glocken behangen; dann zierliche Armbändchen aus Türkisen,
loge Ferrari angestellt. Er hat mittelst sorgfältiger Untersuchungen mit
ebenfalls mit Diamanten besetzt und zierliche Bänder für das kleine
dem Mosso'schen Ergographen die Thatsache gefunden, daß die Arbeits¬
Handgelenk aus diamantenbesetzten blassen Korallen. Nicht weniger
leistung der Frauen nicht nur von der der Männer verschieden ist,
als drei erfahrene Wärterinnen stehen in seinen Diensten und haben
sondern auch — und dies ist das Nerwürdige dabei — vorzugsweise
es Tag und Nacht unter ihrer Obhut.
auf der Kraft der linken Hano beruht. Die Ermüdung den linken
Hand tritt nämlich nach Ferrari's Ermittlungen bei Frauen viel später
Aus den Vereinen.
ein als bei Männern, sie ist weniger nachhaltig, und die Arbeit kann
(Der Oesterreichisch= ungarische Hilfsverein in München)
von ihnen mit der linken Hand nach einer sehr kurzen Ruhepause
hielt am 26. d. seine XIX Generalversammlung, die glänzend verlief. Die Vor¬
wieder aufgenommen werden, während die rechte Hand der Frauen in
Bachruck. Fritz Budmüller,
standsmitglieder Ernst Czermak, J.
gleicher Weise wie bei den Männern ermüdet. Da die linke Hirn¬
O. Leitenberger, D. Israel, V. Krüzner, Dr. Raoul Walter und
hälfte, von der die Bewegungen der rechten Hand abhängig sind, auch
A Keller wurden einstimmig wieder=, Julius Auspitzer neu gewählt. Der
Verein verbindet die Spitzen der österreichischen Kolonie in München zum Zwecke
seelischen Einflüssen Raum gibt, während die rechte Hirnhälfte nur
der Unterstützung armer Landsleute. Im verflossenen Jahre wurden 5536 Per¬
physiologische Bewegungen vermittelt, so führt Ferrari die oben er¬
sonen mit 6864 Mark 84 Pfennige betheilt. Seit Bestehen des Vereines 46 331
wähnte Thatsache auf die geringere Entwicklung der Organisation der
Personen mit 63.772 Mark 86 Pfennige. Das Ehrenpräsidium führt der öster¬
reichisch=ungarische Gesandte in München Graf Zichy. Protektorin des Ver¬
linken Hirnhälfte der Frauen zurück. Vielleicht steht mit dieser Er¬
eines ist Ihre k. und k. Hoheit Frau Prinzessin Gisela von Baiern. Das
scheinung auch die häufig gemachte Beobachtung in Zusammenhang,
Stammvermögen des Vereines beträgt 24.794 Mark.
daß die Frauen Knöpfe und Schnallen gern mit den linken Hand
(Wiedener Männerchor.) In den Drei=Engel=Sälen, 4. Bezirk,
schließen.
38. Frähingaledertast.
(Frühlingskuren.) Im Kneipp=Volksvereine fün Gesundheits¬
(„Cercie franco-slave à Vienne“.) Am 6. d., 8 Uhr Abends,
und Naturheillehre in Berlin sprach kürzlich ein Herr Meßmer über
findet im Restaurant „zum rothen Rössel“, 4. Bezirk, Hauptstraße 31, die konsti¬
Frühlingskuren und zeigte zunächst auf das Frühlingserwachen der
tuirende Generalversammlung dieses die Erlernung und Uebung der französischen
Natur hin, das sich nicht nur in der Pflanzenwelt und im Thierkreise,
Sprache bezweckenden Vereins statt Beitrittserklärungen in Wien lehender Frau¬
zosen und Slaven erbittet der Proponent Konicek, Wien, Wieden, Schleifmühl=
sondern auch im menschlichen Organismus bemerkbar mache. Wie der
gasse Nr. 4.
Landmann durch Feld= und Gartenbau — Beseitigung des Natur¬
widrigen und Verwendung des Naturgemäßen — den Naturkräften zu
(Fialienische Reoihe Arensose) Auzer den anf relemarischen Manse
ihrer größtmöglichsten Verwerthung hilfreich die Hand biete, so müsse
bereits mitgetheilten höheren Treffern gewannen ferner je 50 Lire: Serie 3721#
Nr. 47, Serie 4066 Nr. 2, Serie 6158 Nr. 5, Serie 6515 Nr. 25 und Serie 110845
auch der Mensch, um Frühlingsauferstehung in der Gesundheit herbei¬
Nr. 41. In der hierauf folgenden Tilgungsziehung wurden die Serien 10 1175
zuführen, durch eine gründliche Blutreinigungskur die Schlacken
1689 1929 3030 3226 4121 4503 56747146 7678 8916 9046 9093 9182 9812|
des Blutes, die schlechten Säfte, beseitigen und durch den Gebrauch
9944 10337 10945 und 11690 verlost, welche je die Nummern 1 bis 50 enthalten
der Heilkräuter für gute Bluterneuerung sorgen. Wie erfolg= und
und mit dem Nominalbetrage von je 31 Lire eingelöst werden.
(Brauuschweiger Lose.) Bei der am 1. d. M. in Braunschweig vor¬
segensreich dieserhalb Kneipp's Lehren seien und wie durch Barfu߬
genommenen Serienverlosung wurden nachsteheude Serien gezogen, und zwar:
gehen, kalte Waschungen, Bäder und Güsse, durch Wickel und Schlafen
80 140 412 911 993 1029 1230 1417 1605 2176 2317 2849 2907 3013 3031
bei geöffnetem Fenster, sowie durch den Gebrauch von Kräutersaft oder
3134 3138 3254 3528 3875 3997 4119 4656 4853 4922 4931 4965 5228 5305
Thee solche Frühlingskuren innerlich und äußerlich durchzuführen seien,
5577 5591 5599 5612 5716 5941 5955 6263 6335 6447 6932 6944 6971 7434
7465 7603 7642 7728 7741 7788 7799 7980 8239 8244 8309 8452 8460 8678
suchte der Vortragende durch entsprechende Beispiele zu erweisen.
9191 9386 9389 9394 9692 und 9856. Die Prämienverlosung findet am
(Die Geschichte vom klugen Affen.) Die folgende
30. Juni d. J. statt.
afrikanische Thierfabel finden wir in dem vor Kurzem erschienenen
Buche „Au Congo“ von Verhaegen, und zwar wird sie dort nach
Lottoziehungen vom 3. Mai.
Brünn:
18 53 34 2.
einer mündlichen Erzählung des bekannten belgischen Afrikareisenden
Cambier wiedergegeben; sie lautet: Ein Affe und ein Haifisch
Inhaltsverzeichniß der Beilagen.
hatten miteinander Freundschaft geschlossen, da sie Nachbarn waren.
602 I. Beilage. Handel, Industrie und Verkehr. — Rennen zu Wien. —
Der Haifisch wohnte in der Nähe des Ufers und der Affe auf einem
Aus dem Verordnungsblatte für das k. und k. Heer. — Aus dem Verordnungs¬
Baum, dessen Zweige bis auf die Meeresfluth hinabreichten. Eines
blatte für die k. k. Landwehr. — Admiralsbefehl. — Sehenswürdigkeiten. —
Tages sagte der Haifisch zum Affen: „Wir sind ja gute Freunde.
Vergnügungsanzeiger. — Verzeichniß der Verstorbenen in Wien. — Aus dem
Krieche
Warum sollten wir also nicht zusammen eine Reise machen?“
Gerichtssaale. — Inserate.
II. Beilage. Roman: „Evelina oder Die Verleugnete.“ (49. Fortsetzung.)
von Deinem Baum auf meinen Rücken und wir wollen uns einmal
das Königreich der Haifische ansehen!" Der Affe nahm das lockende Fremdeuliste. — Inserate.