1. Miscellaneons
box 41/1
BIE PAUAL
II. JAHR
WIEN, ENDE FEBRUAR 1901
Nn. 69
Errat, qui temperantiam, mediocritatem, modum
denique desiderat in re optima.“
Cicero, ad Ennium.
Elender Pamphletist!e Dies Wort des Anklägers
brachte die Richter, die Zeugen, die Geschwornen, die
Zuhörer gegen mich auf und entschied alles. Ich war
von diesen Herren verurtheilt, im Augenblick, da mich
der Ankläger einen Pamphletisten genannt hatte, worauf
ich doch nichts erwidern konnte; denn ich war mir ja
bewusst, wirklich so etwas geschrieben zu haben, was
man ein Pamphlet nennt. Ich hätte nicht zu leugnen
gewagt. Ich war nach meinem eigenen Urtheil ein
Pamphletist, und da ich den Schrecken sah, den dieses
Wort allen Zuhörern einflößte, saß ich verwirrt da.
„Wenn Herr Broé*) Sie Pamphletist genannt
hat, so bedeutete dies so viel, als hätte er gesagt:
„Unglücklicher, du wirst nie ein Amt oder Sold be¬
kommen; Bedauernswerter, du wirst in kein Vorzimmer
eines hohen Herrn vorgelassen werden und zeitlebens
wirst du kein officielles Gunstlächeln, kein Gnaden¬
blick von oben erhalten!“ Das ist es, was sie schaudern
machte, als sie das Wort Pamphletist hörten, das ist #“
es, weshalb sie aus Ihrer Nähe flüchteten. —
Der wahrheitsliebende Autor eines Blattes oder einer
Broschüre, die ein bischen gelesen wird, hat naturnoth¬
wendig Alles gegen sich, was nicht zum Volke gehören
will, und das ist bei euch in Frankreich alle Welt.
Keiner will von ihm etwas wissen, jeder verleugnet
ihn. Wenn trotz alledem Gottes Gnade euch immer
wieder Pamphletisten schenkt, so thut sie es darum,
weil es nothwendig ist, dass es auch Scandale gebe.
Aber wehe demjenigen, durch den der Scandal zum
*) Der Ankläger in dem Pressprocess gegen
Courier, der ihn mit -Elender Pamphletist- apo¬
strophiert hatte.
box 41/1
BIE PAUAL
II. JAHR
WIEN, ENDE FEBRUAR 1901
Nn. 69
Errat, qui temperantiam, mediocritatem, modum
denique desiderat in re optima.“
Cicero, ad Ennium.
Elender Pamphletist!e Dies Wort des Anklägers
brachte die Richter, die Zeugen, die Geschwornen, die
Zuhörer gegen mich auf und entschied alles. Ich war
von diesen Herren verurtheilt, im Augenblick, da mich
der Ankläger einen Pamphletisten genannt hatte, worauf
ich doch nichts erwidern konnte; denn ich war mir ja
bewusst, wirklich so etwas geschrieben zu haben, was
man ein Pamphlet nennt. Ich hätte nicht zu leugnen
gewagt. Ich war nach meinem eigenen Urtheil ein
Pamphletist, und da ich den Schrecken sah, den dieses
Wort allen Zuhörern einflößte, saß ich verwirrt da.
„Wenn Herr Broé*) Sie Pamphletist genannt
hat, so bedeutete dies so viel, als hätte er gesagt:
„Unglücklicher, du wirst nie ein Amt oder Sold be¬
kommen; Bedauernswerter, du wirst in kein Vorzimmer
eines hohen Herrn vorgelassen werden und zeitlebens
wirst du kein officielles Gunstlächeln, kein Gnaden¬
blick von oben erhalten!“ Das ist es, was sie schaudern
machte, als sie das Wort Pamphletist hörten, das ist #“
es, weshalb sie aus Ihrer Nähe flüchteten. —
Der wahrheitsliebende Autor eines Blattes oder einer
Broschüre, die ein bischen gelesen wird, hat naturnoth¬
wendig Alles gegen sich, was nicht zum Volke gehören
will, und das ist bei euch in Frankreich alle Welt.
Keiner will von ihm etwas wissen, jeder verleugnet
ihn. Wenn trotz alledem Gottes Gnade euch immer
wieder Pamphletisten schenkt, so thut sie es darum,
weil es nothwendig ist, dass es auch Scandale gebe.
Aber wehe demjenigen, durch den der Scandal zum
*) Der Ankläger in dem Pressprocess gegen
Courier, der ihn mit -Elender Pamphletist- apo¬
strophiert hatte.