VII, Verschiedenes 11, 1902–1906, Seite 48

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Miscellaneons
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deutschböhmische Nervosität die übrigen deutschen Parteien, Privilegienparlament beseitigen, und dies versichern auch die böhmischen Abgeordne
jene, deren nationale Gesinnung keinem Zweifel unter= Deutschböhmen, dann darf man nicht die Mandate auf der erklären, ohne daß
negt, nicht ergriffen, und sie haben, wie der Beschluß des Goldwage wägen, sondern prüfen, was das größere Uebel darüber stattgefunden
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eine fast lächerlich kleine Zahl erschienen, um dem toten Manne nicht eingestellt haben
## Feuilleton.
Was kümmert uns
die letzte Ehre zu erweisen. Der alte Löwe war gestorben und
uns doch die lebende
m.
die Kraft seiner Pranken dahin.
Speidels Begräbnis.
In zwei Theatern hat Speidel gewichtige Worte gesprochen. Ruhm des Tages, v#
Er mußte nur ein Ja sagen, um Direktor des Burgtheaters zu werden darf, und so
Als man den Sarg, der Ludwig Speidels vergängliche
werden, und lehnte es ab, während heute Kritiker sich die Füße Lob des Tages. Ic
Hülle barg, im Vorraum der Heiligenstädter Kirche niederstellte
Reklamenotizen der
ablaufen, wenn in Simmering oder in Breitensee ein Theater
und die Geistlichkeit vom Altar aus dem toten Manne entgegen¬
gebaut wird, dessen Leitung zu vergeben ist. Speidel wußte, öffentlichte einmal jen
schritt, um ihn ein letztesmal nach kirchlicher Sitte zu begrüßen,
daß er, ohne Direktor zu sein, die geistige Macht besaß im Burg= angefleht wird, der#
waren außer den nächsten Verwandten und Redaktionsgenossen des
theater. Von allen Burgtheaterschauspielern aber waren vier er= Olmütz einen großen
verstorbenen Kritikers einundfünfzig Gäste versammelt, die bei
Speidel den letzten Kritikerbesuch abstatteten. Während die Geist= schienen; doch das Burgtheater hat wenigstens einen Kranz des Herrn Y. in Vil
niedergelegt, um das Grab zu schmücken. Wo aber war Das gäbe ein unve
die
lichkeit Gebete murmelte und der Weihrauch in
das Hofoperntheater geblieben? Wo Direktor Mahler, den und der Schmeichelei,
Höhe stieg, drängten sich manchem der Anwesenden
er bei seinem Amtsantritte mit unvergleichlicher Wärme „Vanity fair“ von
ernsthafte Gedanken auf, Vergleiche zwischen einst und
gefeiert hatte, den er als „den Salamander“ pries, der nur „im aber jene komische W
jetzt, über Menschengröße und Menschenmacht, wie immer,
Element des Feuers leben“ kann? Als Gustav Mahler sein Amt der Tatsache erweckt,
wenn ein Mächtiger durch den Tod gefällt wird. Denn ein
antrat, hat er Speidel und kleineren Kritikern seinen Besuch ab- Kritikers unserer Sta
Mächtiger lag hier im Sarge. Den König der Kritik hatte man
gestattet, aber diesen letzten Besuch hat er sich erspart. Bei der Oft ist die trockene
ihn genannt; während er lebte, haben ihn Theaterdirektoren,
Kainz, Löwe, Reimer
publizistischen Aufbahrung Speidels im angesehensten Blatte Wiens
Schauspieler, Sänger, Literaten umbuhlt; angstvoll griff manch
allerdings hat auch er nicht gefehlt; haben sich hier doch selbst indem sie noch dem
einer nach dem Zeitungsblatte, wo oft mit einem Worte Künstler
Und wo sind
Inhaber von Schneiderfirmen, die ihren Namen gedruckt lesen
erhöht oder erniedrigt wurden; mit Zagen standen andere vor
wollten, mit Kondolenzen eingestellt. Wo sind ferner die Mit= schaften unserer St
seiner Tür, um Mut zu sammeln, bevor sie an der Glocke zogen.
glieder der Oper geblieben, die Kapellmeister und Sänger? Sie Männergesangverein
Vor dem Zudrang der Schmeichler mag ihm oft geekelt haben,
sind weder selbst erschienen, noch haben sie einen Blütenzweig auf Dichter unserer Sta
und die Unsterblichkeit eines Tages hat er sich selbst zu¬
Worten nachgedichtet
den Sarg niedergelegt. Auch im Deutschen Volkstheater hat man
gesprochen. Er hat nicht nur seine Macht, sondern auch die
sich nicht erin.#, daß Speidel hier wiederholt als Gast von den Dichtern nu
Menschen gekannt, und vielleicht zog es ihn deshalb so stark zu
flammter Enthusiasm
erschienen ist, um über Werke von literarischem Rang
den Stiefkindern des Menschenreichs, zu den alten Jungfern,
selbst sein Urteil abzugeben. Er hat mit diesen Feuilletons hat. Wo ist ein A#
den verkrüppelten Kindern, den einsamen Junggesellen,
einzelnen Aufführungen (so denen Ibsenscher Stücke) einen beson= seinem Machtwort
zu all den verschüchterten, in sich versponnenen, verwachsenen
Seelen, die er alle mit rührender Liebe geschildert hat, weil er deren geistigen Glanz verliehen. Wie schade, daß Speidel nicht zu direktor Unbill wider
jenen Kritikern gehört hatte, die bei der Volkstheaterdirektion mit warmherzig gewürdi
der geradgewachsenen, gesundheitsstrotzenden Menschen satt geworden
und Feinkünstler
war. Dort fand er Wärme und Herzlichkeit der Empfindung, ihren Rezensionen gleich ein neues Stück einreichen, dann hätten
preziösen Verse
die sich, von der Welt zurückgestoßen, in ein entstelltes Gehäuse vielleicht Direktor Weisse und seine Regisseure Speidels gedacht.
wunderer der Wie
gesperrt nicht vorwagte; hier nur Eitelkeit und Egoismus in So aber ist es nur ein redlicher Mann gewesen, eine kernhafte
entdeckt hatte, er,
allen Spielarten. Wie recht er gehabt hatte, zeigte das Be= Natur, dessen Sprachgewalt mit sittlicher Kraft sich paarte, der
sich selbst in hochmü
jetzt hinausgetragen wurde, den brauchte man nicht zu beachten.
gräbnis. Von allen denen, die sich vor dem lebenden Kritiker
gebeugt hätten, denen keine Entfernung zu groß, kein Wetter Das Raimund=Theater, das Speidel nie betreten hat, hat das Leben der neuen St
zu schlecht gewesen wäre, um ihn in seiner Wohnung aufzu= Deutsche Volkstheater mit der Uebersendung eines Kranzes be= Werken an, daß be