1
UIS
box 41/2
Mi
1 —
Telephon 12801.
amee WerenSing
1
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
S hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
2
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
0
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
* Ausschnit Breslauer Morgen Zeitung,
2
10 11. 1907
E vom:
##de armen Kabaretts, es geht ihnen gar so schlecht! Die
#e#te wollen durchaus nicht hineingehen, denn die Vorträge sollen
fürchterlich öd sein, am langweiligsten die der Mela Mars, die noch
vor einem halben Jahr als Kabarettstern erster Größe gefelert
wurbe. Lachen kann und darf man überhaupt über gar nichts, was
im Kabareit vorgetragen oder gesungen wird, da für sämtliche Be¬
sucher der Weinzwang eingeführt ist. Es wird mir, um die langen
Winterabende irgendwie auszufüllen, nichts anderes übrig bleiben,
als mir die „Lustige Witwe“ nun auch in der Beleuchtung des Nai¬
mundtheaters anzuschauen.
Heute schon graut mir nicht wenig... Die dramatischen Autoren
und Komponisten hatten gestern eine Versammlung, in der sie sich
organisierten, um den Ausbeutungsversuchen der Direktoren ge¬
wappnet gegenüber zu stehen. Große Heiterkeit erregte in der Ver¬
imlung ein Uebersetzer aus dem Polnischen und Russischen ins
Deutsche, der bittere Klage führte, in welch miserabler Uebersetzung
und Verballhornierung die Werke der hervorragendsten deutschen
Autoren oft im Ausland erscheinen und auch aufgeführt werden. Der
Reyner apostrophierte auch den anwesenden Dichter Arthur
bler, indem er ihm zurief: „Und Sie, verehrtester Herr
##ihler, Sie haben keine Ahnung, wie schlecht Sie übersetzt
sind. Miserabel, sage ich Ihnen! Ganz miserabel! Sie würden sich im
Grabe umdrehen, wenn Sie das sehen könnten.“
„Oho!“ protestierten einige Herren, „der Herr Arthur Schnitzler
lebt ja noch — warum soll ex sich denn im Grabe umdrehen?“
Der polnische Uebersetzer ließ sich jedoch durch diese Zwischenrufe
nicht aus der Fassung bringen. „Nun ja“, fuhr er fort, „der Herr
Atthur Schnitzler würde sich im Grabe umdrehen, wenn er allen Un¬
sinn, der mit seinen Werken gemacht wird, lesen würde. ..
Davon, daß der lebende Herr Schnitzler sich durchaus im Grabe
umdrehen müsse, wollte er sich um keinen.
eis der Welt abbringen
lassen. Herr Schnitzler wird ihm aber Gefallen nicht tun.
Telephon 12801.
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P anmiererirkerreslunng
—
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
2
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
0
(Quelienangabe ohne Gewähr.)
* Ausschnitt aus: Wiener Reneste Kachrichten
E vom:
B
Theater.
Raimund-Theater. Das stärkere Leben. Drei Ein¬
akter von Hans Müller, von Artur Schuitzler ins Provinzielle
versetzt, so möchte man am liebsten die drei Stücke be¬
werten, die Samstag auf der Raimund=Bühne das Rampen¬
licht erblickten. Dabei fehlte ihnen aber das Prickelnde und
Elegante, daß wir bei Schnitzler so gerne hören. „Brand¬
der Eitelkeiten“, der erste Einakter, bringt eine Szene mit
Savonarola, den Herr Connard mit rollenden Augen
mimte. Fräulein Lola Richter deklamierte dazu. Das zweite
Stück fiel durch. Eine höchst unwahrscheinliche Geschichte,
bei der einem um Frau Bünger und Herrn Lind leid tat.
„Die gewisse Dummheit“ der letzte Einakter gespickt mit
zahlreichen alten Witzen wurde viel belacht. Herr Strobl
spielte schlecht und Fräulein von Ostermann entzückend.
Schade um die viele Mühe. Höchst unangenehm war die
ausdringliche Claque. Von seiner Vetterschaft wurde der
Autor oft gerufen. Wenn wir noch bemerken, daß es uns
um die hübschen — wenn auch nicht zum erstenmal gesagten
Wahrheiten im ersten Akt leid tut, haben wir alles gesagt,
was sich von diesem stärkeren Leben sagen läßt.
hlb.—
Deutr AunhesC.
Ein- und Ausfälle.
Schönerer hat die traurige Erfahrung
gemacht, daß jene seiner Anhänger zuerst von ihm
abfielen, die durch ihn emporgekommen waren
und denen er reichliche Wohltaten erwiesen
hatte.
Es ist nicht nur das Recht, sondern die
Pflicht der Polizei, unzüchtige Ansichtskarten
mit Beschlag zu belegen.
In den schönsten Teilen des Volts¬
gartens und des Schönbrunnergartens
wurden sämtliche Bänke entfernt und durch
Leihsessel ersetzt. Vom Hofrat Wetschel
könnte selbst ein alter Ind noch lernen.
Friedrich Hebbel ist ein Dichter und
Arthur Schnitzler wird auch Dichter genannt.
Wie ist doch die deutsche Sprache so arm an
Worten!
Der Stadthauptmann Weiß von Star¬
kenfels sagte im Jahre 1850:
„Lassen Sie auf der Universität nur
einen Jesuiten als Zinspartei einziehen,
das Andere werden die Herren schon tun!“
Dasselbe gilt auch von den Jnden!
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Telephon 12801.
amee WerenSing
1
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
S hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
2
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
0
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
* Ausschnit Breslauer Morgen Zeitung,
2
10 11. 1907
E vom:
##de armen Kabaretts, es geht ihnen gar so schlecht! Die
#e#te wollen durchaus nicht hineingehen, denn die Vorträge sollen
fürchterlich öd sein, am langweiligsten die der Mela Mars, die noch
vor einem halben Jahr als Kabarettstern erster Größe gefelert
wurbe. Lachen kann und darf man überhaupt über gar nichts, was
im Kabareit vorgetragen oder gesungen wird, da für sämtliche Be¬
sucher der Weinzwang eingeführt ist. Es wird mir, um die langen
Winterabende irgendwie auszufüllen, nichts anderes übrig bleiben,
als mir die „Lustige Witwe“ nun auch in der Beleuchtung des Nai¬
mundtheaters anzuschauen.
Heute schon graut mir nicht wenig... Die dramatischen Autoren
und Komponisten hatten gestern eine Versammlung, in der sie sich
organisierten, um den Ausbeutungsversuchen der Direktoren ge¬
wappnet gegenüber zu stehen. Große Heiterkeit erregte in der Ver¬
imlung ein Uebersetzer aus dem Polnischen und Russischen ins
Deutsche, der bittere Klage führte, in welch miserabler Uebersetzung
und Verballhornierung die Werke der hervorragendsten deutschen
Autoren oft im Ausland erscheinen und auch aufgeführt werden. Der
Reyner apostrophierte auch den anwesenden Dichter Arthur
bler, indem er ihm zurief: „Und Sie, verehrtester Herr
##ihler, Sie haben keine Ahnung, wie schlecht Sie übersetzt
sind. Miserabel, sage ich Ihnen! Ganz miserabel! Sie würden sich im
Grabe umdrehen, wenn Sie das sehen könnten.“
„Oho!“ protestierten einige Herren, „der Herr Arthur Schnitzler
lebt ja noch — warum soll ex sich denn im Grabe umdrehen?“
Der polnische Uebersetzer ließ sich jedoch durch diese Zwischenrufe
nicht aus der Fassung bringen. „Nun ja“, fuhr er fort, „der Herr
Atthur Schnitzler würde sich im Grabe umdrehen, wenn er allen Un¬
sinn, der mit seinen Werken gemacht wird, lesen würde. ..
Davon, daß der lebende Herr Schnitzler sich durchaus im Grabe
umdrehen müsse, wollte er sich um keinen.
eis der Welt abbringen
lassen. Herr Schnitzler wird ihm aber Gefallen nicht tun.
Telephon 12801.
8
P anmiererirkerreslunng
—
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
6
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
2
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
0
(Quelienangabe ohne Gewähr.)
* Ausschnitt aus: Wiener Reneste Kachrichten
E vom:
B
Theater.
Raimund-Theater. Das stärkere Leben. Drei Ein¬
akter von Hans Müller, von Artur Schuitzler ins Provinzielle
versetzt, so möchte man am liebsten die drei Stücke be¬
werten, die Samstag auf der Raimund=Bühne das Rampen¬
licht erblickten. Dabei fehlte ihnen aber das Prickelnde und
Elegante, daß wir bei Schnitzler so gerne hören. „Brand¬
der Eitelkeiten“, der erste Einakter, bringt eine Szene mit
Savonarola, den Herr Connard mit rollenden Augen
mimte. Fräulein Lola Richter deklamierte dazu. Das zweite
Stück fiel durch. Eine höchst unwahrscheinliche Geschichte,
bei der einem um Frau Bünger und Herrn Lind leid tat.
„Die gewisse Dummheit“ der letzte Einakter gespickt mit
zahlreichen alten Witzen wurde viel belacht. Herr Strobl
spielte schlecht und Fräulein von Ostermann entzückend.
Schade um die viele Mühe. Höchst unangenehm war die
ausdringliche Claque. Von seiner Vetterschaft wurde der
Autor oft gerufen. Wenn wir noch bemerken, daß es uns
um die hübschen — wenn auch nicht zum erstenmal gesagten
Wahrheiten im ersten Akt leid tut, haben wir alles gesagt,
was sich von diesem stärkeren Leben sagen läßt.
hlb.—
Deutr AunhesC.
Ein- und Ausfälle.
Schönerer hat die traurige Erfahrung
gemacht, daß jene seiner Anhänger zuerst von ihm
abfielen, die durch ihn emporgekommen waren
und denen er reichliche Wohltaten erwiesen
hatte.
Es ist nicht nur das Recht, sondern die
Pflicht der Polizei, unzüchtige Ansichtskarten
mit Beschlag zu belegen.
In den schönsten Teilen des Volts¬
gartens und des Schönbrunnergartens
wurden sämtliche Bänke entfernt und durch
Leihsessel ersetzt. Vom Hofrat Wetschel
könnte selbst ein alter Ind noch lernen.
Friedrich Hebbel ist ein Dichter und
Arthur Schnitzler wird auch Dichter genannt.
Wie ist doch die deutsche Sprache so arm an
Worten!
Der Stadthauptmann Weiß von Star¬
kenfels sagte im Jahre 1850:
„Lassen Sie auf der Universität nur
einen Jesuiten als Zinspartei einziehen,
das Andere werden die Herren schon tun!“
Dasselbe gilt auch von den Jnden!