VII, Verschiedenes 11, 1906–1909, Seite 28

box 41/2
1 Miscellancous
Teisphon 12.801,
„ODSERTER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Guellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
vom:

BT
WiENER CAHCarUREn
Was halten Sie von sich selbge
(Eine Rundfrage.)
30 bole nich fir chen Phlesehen der ur.
Geden Aahshen de ih in. Senen au
en enhen Wag- Seden Aer de Peitur
an uid dn banende Sehlent un den seng
W0 Gnldgen dr wasteit ie wien durr
Weter und untaschiht so mehn Talen.
nr Schnitzler —
Telenhon 12891.

□9

„UDBENVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeilungs-Ausschnltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Cnicago, Christiania, Genf, Kopenhagen.
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quallenangabe ohne Gewühr.)
Ausschnitt aus: Pschutt Gamcaturen, Wien
vom: J7 11773.

9

*
E
3
E.


5




100

5
Silhonetten.

5
Arthur Schnitzler.
Aals Autor ist er ein Fröber-Mann,
Der wenig schreibt, aber sehr viel kann.
Doch alles, was man von ihm kann lesen.
Ist ein Reigen um Liebelei gewesen.
Corrordlaplatz 4.

Vertretungen
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
0 Paris, Rom, San Francisco, Stockheim, St. Petersburg.
00
(Quelienangabe ohne Gewühr.)
6 Ausschnitt aus:

1908
E vom:
Prager Tagbian
Arthur Schnitzler über die sexuelle Wirtung
von Kunstwerken.
Arthur Schnitzler hat dem momentan in
Wien tagenden Kongreß zur Bekämpfung von Ge¬
schlechtskrankheiten folgendes Antwort=Schreiben ge¬
fandt: 1. Antwort auf die Frage, inwiesern Werke
der Literatur und Kunst sexuell zu irritieren ver¬
mögen: Ob ein Jüngling von der tizianischen
Venus fortgeht und sich eine Stunde darauf bei
einer Prostituierten oder einem anderen welblichen
Wesen insiziert — oder ob er mit seiner Geliebten
oder seiner Frau unter der Nachwirkung desselben
Reizes einen neuen Shakespeare zeugt oder seinen
eigenen Mörder, das ist schließlich nur eine Glücks¬
frage. Und zweifellos kann jede dieser Möglichkeiten
eintreten, auch wenn es nicht die tizianische Venus“
war, der jener Jüngling seine Erregung verdenst##
sondern eine völlig kunstfremde Aktphotographie oder
irgendeine obszöne Darstellung. Sicher aber ist
es, daß prozentual die sexuell irritierenden Bild¬
werke und Druckschriften, sowohl künstlerischer als
unkünstlerischer Natur, den vielfachen Verlockungen¬
des täglichen Lebens und dem steten physiologischen
Wirken der Geschlechtlichkeit gegenüber gar nicht in
Anschlag zu bringen sind.
2. Die Frage, inwiefern die sexuelle Wirkung
von Kunstwerken berechtigt sei, scheint mir so
müßig, als es die Frage wäre, ob sexuelle Erregung
durch den Anblick einer schönen, lebendigen Gestalt
des gleichen oder des anderen Geschlechtes be¬
rechtigt ist. Die Kunst ist hinsichtlich der Wir¬
kungen, die sie erzielt, so unbekümmert wie die Na¬
tur. Und ich finde, wenn einmal ein großes Kunst¬
werk geschaffen würde von so ungeheurer sexueller
Reizmacht, daß eine Flutwelle von Sinnlichkeit sich
über die ganze Menschheit ergösse, so wäre das eben¬
sowenig Anlaß, die Ausstellung, Weiterverbreitung
Vervielfältigung dieses Kunstwerkes zu verbieten
als die Behörden bisher den Versuch gewagt haben
die körperliche Schönheit zu untersagen.
3. Meine Bedenken gegen die Porno¬
graphie sind ausschließlich ästheti¬
scher Natur. Das heißt: meine Abneigung gegen
pornographische Produkte beruht nicht darauf, daß
manchen die Eigenschaft innewohnt, sexuelle Er¬
regungen auszulösen, was sie bekanntlich mit man¬
chen wirklichen Kunstwerken gemeinsam haben, son¬
dern darauf, daß pornographische Produkte immer
etwas Verlogenes oder Talentverlassenes, manch¬
mal beides zugleich vorstellen.
Ich glaube nicht, daß die Grenze zwischen
Pornographie und Kunstwerk schwer festzustellen ist.
Der Kenner wird diese Grenze gerade so gut festzu¬
stellen imstande sein wie jede andere zwischen Kunsts
und Nichtkunst. Das Mißliche ist nur, daß dieser
Grenzfrage gegenüber nicht nur jene Leute ver¬
sagen, denen von Geburt aus die Fähigkeit man¬
gelt, Kunstwerke zu beurteilen, also die große Mehr¬
zahl der gesamten Menschheit, sondern auch manche,
denen wohl die Fähigkeit gegeben wäre, die aber
durch falsche Erziehung, krankhaft gesteigerte Erreg
barkeit oder aus Gründen berufs- und gewerbs¬
mäßiger Heuchelei geneigt sind, jedes Kunstwerk
vor allem auf seinen sexuellen Irritationskoeffizien¬
ten hin anzusehen. Es scheint mir überhaupt kein
Anlaß vorzuliegen, die Frage der Geschlechtskrank¬
heiten von der Tatsache der geschlechtlichen Erregung
aus in Angriff zu nehmen, gegen die ja doch glück¬
licherweise jede staatliche und jede kirchliche Ma߬
nahme vollkommen machtlos bleiben wird. Die
Frage der Geschlechtskrankheiten ist nur von den
Gesichtspunkten der Aufklärung, der allgemeinen!
Bildung und der Aufrichtigkeit anzugehen, und der
Kompf gegen die Geschlechtskrankheiten und ihre!
Verbreitung sei ein Kampf gegen Unbil=,
idung, falsche Schamhaftigkeit und Heuchelei, arte
aber nicht aus in einen Kampf gegen die Sinnen¬
freude als lebenverschönende und lebenschöpferische
Kraft.“