VII, Verschiedenes 11, 1909–1911, Seite 22

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1. Miscellansuas
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der Krankheit zu beseitigen. In altertümlichen Grafen=] Begriffe nur als eine absichtliche Irreführung bezeichnet] ein Bild zu entrollen, das der Wirkl
schlössern wurde im Laufe dieses Sommers das Kon= werden muß. Selbst das wenige, was die braven wirkliche Ergebnis der Beratungen
hat in zehn Jahren in Lemberg i
bildungswesen ein solches über das Wiener Volksbil¬
halbe Million Hörer der Volks
dungswesen gesellt und damit die Ebenbürtigkeit dieser
Feuilleton.
W
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Gegenüber den englischen und a
Institutionen vor ganz Deutschland dartut. Der Bi¬
besteht der wesentliche Unterschied,
bliothekar des Wiener Volksheims, Josef Luitpold Stern,
1//1 Wiener Volksbildungswesen.“
lehrte Forscher, in der Regel nur U
hat das Buch geschrieben, aus der Fülle statistischer
Von Stefan Hock.
tragen; gegenüber Deutschland ist
Daten und eigener Erfahrungen mit sicherer Hand
Da häst ein Münchper Schriftsteller in Wien einen
deutung, daß der Staat die Notwen
schöpfend, in systematischer Gruppierung das frucht¬
Vorttag, in dem er mit lobenspertem Eifer für die Be¬
schulen durch eine Subvention aner
bringende Ineinandergreifen vielfacher Volksbildungs¬
grüydung einer musikalischen Volksbibliothek in Wien
Vergleich zu den Kosten durchaus
bestrebungen zu klarer Anschauung bringen. Stern wollte
sehr unsere Einrichtung den reich
eintritt. Darüber erscheigen nun in verschiedenen Zei¬
nicht einen Catalogue raisonné aller Wiener Bildungs¬
tungen Berichte, in deney über die Rückständigkeit Wiens
kursen überlegen ist, wird durch
institute liefern. Es lag ihm daran, an einem Beispiele
geklagt wird; nicht nür Berlin und München, selbst
sache am anschaulichsten erwiesen, d
das Ineinanderwirken solcher Anstalten zu schildern.
Reichenberg sei der österreichischen Hauptstadt in dieser
1907/08 im ganzen Deutschen R
Darum hat er, mit Beiseitelassung der großartigen
Beziehung voraus, die hier wieder einmal ihre Saum¬
596 Vortragsstunden abgehalten
sozialistischen Arbeiterbildungsvereine und der in den
seligkeit und Gleichgültigkeit in allen Fragen der geisti¬
Wiener Universität allein in demse
letzten Jahren erstarkten Bildungsanstalten auf konfessio¬
mit 684 Vortragsstunden veranstall
gen Kultur bewähre. Eine schüchterne Berichtigung der
neller Basis, sein Augenmerk ausschließlich jenen Insti¬
Zentralbibliothek bleibt unbeachtet, und die Öffentlich¬
20 in diesem Jahre veranstaltete
tutionen zugewendet die durch ihre völlige Parteilosig¬
keit erfährt nichts davon, daß Wien heute neben Paris
halb so viel Personen besucht wa
keit einerseits, durch ihren engen Zusammenhang mit
die größte volkstümliche Musikbibliothek auf dem Kon¬
Wiener Universitätskurs in Waidba
staatlichen Einrichtungen anderseits den weitesten Be¬
tinent besitzt. In München wurden im Jahre 1909 aus
Die volkstümlichen Universit#
nutzerkreis und damit die größte Bedeutung haben.
der Volksbibliothek 5000 Musikalien entlehnt, in Wien
Kursen des Wiener Volksbildungs
Die drei privaten Vereine, um die es sich hier han¬
über 80.000. Das hindert nicht, daß der Münchner
gen, der seit der Begründung die
(Volksbildungsverein, Zentralbibliothek, Volks¬
delt
Schriftsteller den gläubigen Wienern die Isarstadt als
tung sich auf Sonntagsvorträge be
heim), schließen sich mehr oder weniger eng an die volks¬
20 Jahren (1887 bis 1907) 4260
nachahmenswertes Vorbild hinstellt.
tümlichen Universitätskurse an. Die Bedeutung dieser
Es fällt mir wahrlich nicht ein, alle unsere
die von über einer Million Zuh
Wiener Universitv extension ist den weiteren Kreisen
Zustände und Einrichtungen mustergültig zu finden und
Seine Tätigkeit erstreckt sich aber
des Publikums verhältnismäßig gut bekannt. Man weiß,
zu preisen, aber es muß einen doch empören, wenn man
wissenschaftliche Vorträge, Rezitat
1 daß Wien die ersten volkstümlichen Universitätskurse des
hat in seinen Volksbibliotheken ein
immer wieder sieht und hört, daß Institutionen, auf die
europäischen Kontinents eingerichtet hat, daß von hier
wir wahrlich stolz sein können und die nirgendwo besser
dungsmittel geschaffen, dessen seg
aus die Bewegung sich auf die Provinzuniversitäten
und in sehr wenigen Städten gleich gut angetroffen
ermeßlich sind. Mit einer einzigen
übertrug, daß Deutschland das Beispiel Wiens befolgt
Bänden und mit 4000 Entlehnun
werden, die verdiente Anerkennung nicht finden, weil
hat. Was aber vielleicht nicht von allen gewußt wird
man von ihnen nichts weiß, nicht im Ausland, geschweige
(1887) seine Tätigkeit begonnen.
und Sterns Buch übersichtlich darstellt, das ist einmal
Lesern in 13 Bibliotheken 180.000
denn in Wien. Nirgends hat sich auf dem europäischen
die außerordentliche Frequenz dieser Kurse und dann
Kontinent das Volksbildungswesen zu solcher Blüte ent¬
und die Zahl der Entlehnungen wi
ihre innere und äußere überlegenheit über sämtliche
faltet, wie bei uns; davon wissen aber nur sehr wenige.
zweite Million erreichen, Nicht al
volkstümlichen Hochschulkurse der Erde. Es ist nicht zu
Allzu leicht gewöhnt man sich daran, das Vorhandene als
als hilfsbereiter Mitarbeiter steh
viel gesagt, wenn man die Gesamtzahl der Höre an allen
selbstverständlich hinzunehmen, ja achtlos zu übersehen.
bibliothek ihm zur Seite. Die wis
österreichischen Universitäten in den 15 Jahren des Be¬
Da ist es denn doppelt erfreulich, daß der, ernsten
der Zentralbibliothek kann von
standes der volkstümlichen Kurse auf mehr als eineinhalb
Zielen zugewandte Verlag von Eugen Diederichs in Jena
einem vortrefflichen Buch über amerikanisches Volks= Millionen veranschlagt. Die Lemberger Universität allein! bildungsvereines benutzt werden,