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neous
1. Miscella
„Mienkt Vonn- und Montags-Zeitung“.
Montag
Seite 4.
Der Komiker wendete sich an den Advokaten.
„Zweitens hat mir die blonde Koryphäe vom Hofopernballett
„Doktorl,“ fragte er, „wer is denn die Künstlerin, die di
keine Ruh' gegeben. Zwei Monate lang hab' ich mit ihrem Grafen,
G'schicht' mit der Bonbonniere ...“
dem Trottel, verhandeln müssen. Er hat nicht recht anbeißen woll'n.
Dr. Fliegenleim unterbrach ihn.
Ausgerechnet einen dreijährigen Vertrag hat's haben müssen, und
„Pst!“ flüsterte er.“ Nicht so laut. Da am Nebentisch sitzt s
auch noch beim Notar deponiert. Ist Euch schon so was vorge¬
ein Zeitungsschreiber und spitzt die Ohren.“ Laut fügte er hinzu
kommen? So ein Fratz! Schließlich ist es mir gelungen, 24.000 Kronen
jährlich — außer passenden Weihnachts= und sonstigen Geschenken —„Reden wir von was anderem.“
von ihm herauszufetzen. Aber nur auf zwei Jahre. Es hätt' so
108· WHImTTRTRIE ASEE
ei
e
keinen praktischen Zweck, hat er gemeint, der Trottel, denn es wird
kaum länger wie zwei Jahre dauern und er wird sowieso unter
Kuratel sein.“
„Sagen Sie, Doktorl, bei der Heirat der Claire mit dem
niederländischen Grafen haben S' net interveniert?“ fragte Bretzl.
„Leider nein! Das ärgert mich ja so! Wenn ich hätt' nach
Scheveningen können, wie ich's geplant hab', der echte Niederländer
wär' mir nicht ausgekommen. Mir nicht! Tut mir leid, auf Ehre!
Theatergräfinnen sind meine Spezialität. Die Renard mit'n Rudi,
die Palmay mit'n Jenny, ecetera, cetera.“
Aram Schwelberg lachte. Es war ihm ein Witz eingefallen.
„Schad',“ sagte er „daß Lindners „Bluthochzeit einen so traurigen
Stoff hat. Man könnte ihn sonst als Operette verwenden unter dem
Titel „Blaubluthochzeit“. Die schwarze Olga vom Ballett kriegt auch
ihren Grafen, die Käthe von den Jarnoschen Bühnen einen Baron.
Bald wird's heißen: Gothaischer Alman ach und Krach.“
Der Komiker Bretzl sah tiefernst drein, drückte dem Librettisten
die Hand und hauchte mit tonloser Stimme: „Hab' nie so gelacht!“
Theatersekretär Muckerl aber ärgerte sich über den Hauslibrettisten
seiner Bühne: „Aram,“ sagte er, „verschieß nicht Dein Pulver. Noch
zwei so gute Kalauer und Du hast eine famose Operette.“
Geschmeichelt erwiderte Herr Aram Schwelberg: „Ich bitt'
Dich, Muckerl, zerbrich Dir nicht meinen Kopf. Sorg' Du nur
für einen anständigen Vorschuß. „Schlager — Du kennst mich ja —
schüttel ich nur so aus dem Aermel. Wenn Artur Schnitzler mich
schon früher gekannt hätte — übrigens lauft er mir nach, ich soll
eine Operette mit ihm schreiben — er hätt' eine seiner besten Figuren
statt Schlager Mizzi' Schlager Aram genannt. Meine Witze sind rein
Derschlager für alle anderen Librettisten. Auch um Stoffe bin ich nicht
verlegen. Denkt Euch: Eine große Künstlerin — wär' eine Bombenrolle
für die Günther — bekommt an ihrem Namenstag von ihrem Bräutigam,
einem vielfachen Millionär, nichts als ein Bukett und eine Bonbonniere.
Wütend schmeißt sie 's Bukett hinaus und die Bonbonniere schenkts's
dem Stubenmädel. Aus dem Stubenmädel könnt' man ganz gut eine
Rolle für Grete Freund machen. Wie später der Bräutigam kommt,
um auch mündlich zu gratulieren, schmollt die Künstlerin und gibt
ihm endlich den Grund dafür zu verstehen. Vornehm und blasiert —
eine Rolle, sag' ich Euch, auf die Treumann fliegen wird — sagt
der Bräutigam zu ihr: „Bedauere sehr, daß Sie so oberflächlich sind.
Tiefer unten in der Bonbonniere hätten Sie einen Brillantschmuck ge¬
funden.“ Und verläßt sie zur selbigen Stunde. Die Künstlerin will
den Schmuck zurück; das Stubenmädel verweigert die Zurückgabe mit
der richtigen Behauptung, es wäre ihr die Bonbonniere mit allem
was drin ist geschenkt worden. Kolossales zweites Finale! Was? Der
dritte Akt spielt vor dem Bezirksgericht.“
„Sehr gut!“ schrie Dr. Fliegenleim. „Aus meinen Prozessen
möchtest Du Operetten schnitzen, aber die Tantiemen natürlich selber
einstecken. Was? Das möcht Dir gefallen?“
„Bah!“ rief Aram Schwelberg. „Meine Tantiemen? Der
Müh' wert! Du kenn' ich einen Kollegen von mir, der noch vor zwei
Jahren froh war, wenn ich ihm aus Mitleid ein paar abgelegte Witze
geschenkt habe, und heute läßt er sich seine neue Wohnung von einem
Berliner Dekorateur um 50.000 Mark möblieren. Tut sich was?
Portois wär' ihm nicht fix genug.“
Herr Muckerl war nun ernstlich erzürnt.
„Aram!“ rief er. „Schmeiß Deine Witz nicht so zum Fenster
hinaus. Das ist ja rein Kontraktbruch.“
Für Einjährig=Frein
Militärische Nachrichten.
Die Institution der Einjährig=Freiwilligen im
neuen Wehrgesetz.
neous
1. Miscella
„Mienkt Vonn- und Montags-Zeitung“.
Montag
Seite 4.
Der Komiker wendete sich an den Advokaten.
„Zweitens hat mir die blonde Koryphäe vom Hofopernballett
„Doktorl,“ fragte er, „wer is denn die Künstlerin, die di
keine Ruh' gegeben. Zwei Monate lang hab' ich mit ihrem Grafen,
G'schicht' mit der Bonbonniere ...“
dem Trottel, verhandeln müssen. Er hat nicht recht anbeißen woll'n.
Dr. Fliegenleim unterbrach ihn.
Ausgerechnet einen dreijährigen Vertrag hat's haben müssen, und
„Pst!“ flüsterte er.“ Nicht so laut. Da am Nebentisch sitzt s
auch noch beim Notar deponiert. Ist Euch schon so was vorge¬
ein Zeitungsschreiber und spitzt die Ohren.“ Laut fügte er hinzu
kommen? So ein Fratz! Schließlich ist es mir gelungen, 24.000 Kronen
jährlich — außer passenden Weihnachts= und sonstigen Geschenken —„Reden wir von was anderem.“
von ihm herauszufetzen. Aber nur auf zwei Jahre. Es hätt' so
108· WHImTTRTRIE ASEE
ei
e
keinen praktischen Zweck, hat er gemeint, der Trottel, denn es wird
kaum länger wie zwei Jahre dauern und er wird sowieso unter
Kuratel sein.“
„Sagen Sie, Doktorl, bei der Heirat der Claire mit dem
niederländischen Grafen haben S' net interveniert?“ fragte Bretzl.
„Leider nein! Das ärgert mich ja so! Wenn ich hätt' nach
Scheveningen können, wie ich's geplant hab', der echte Niederländer
wär' mir nicht ausgekommen. Mir nicht! Tut mir leid, auf Ehre!
Theatergräfinnen sind meine Spezialität. Die Renard mit'n Rudi,
die Palmay mit'n Jenny, ecetera, cetera.“
Aram Schwelberg lachte. Es war ihm ein Witz eingefallen.
„Schad',“ sagte er „daß Lindners „Bluthochzeit einen so traurigen
Stoff hat. Man könnte ihn sonst als Operette verwenden unter dem
Titel „Blaubluthochzeit“. Die schwarze Olga vom Ballett kriegt auch
ihren Grafen, die Käthe von den Jarnoschen Bühnen einen Baron.
Bald wird's heißen: Gothaischer Alman ach und Krach.“
Der Komiker Bretzl sah tiefernst drein, drückte dem Librettisten
die Hand und hauchte mit tonloser Stimme: „Hab' nie so gelacht!“
Theatersekretär Muckerl aber ärgerte sich über den Hauslibrettisten
seiner Bühne: „Aram,“ sagte er, „verschieß nicht Dein Pulver. Noch
zwei so gute Kalauer und Du hast eine famose Operette.“
Geschmeichelt erwiderte Herr Aram Schwelberg: „Ich bitt'
Dich, Muckerl, zerbrich Dir nicht meinen Kopf. Sorg' Du nur
für einen anständigen Vorschuß. „Schlager — Du kennst mich ja —
schüttel ich nur so aus dem Aermel. Wenn Artur Schnitzler mich
schon früher gekannt hätte — übrigens lauft er mir nach, ich soll
eine Operette mit ihm schreiben — er hätt' eine seiner besten Figuren
statt Schlager Mizzi' Schlager Aram genannt. Meine Witze sind rein
Derschlager für alle anderen Librettisten. Auch um Stoffe bin ich nicht
verlegen. Denkt Euch: Eine große Künstlerin — wär' eine Bombenrolle
für die Günther — bekommt an ihrem Namenstag von ihrem Bräutigam,
einem vielfachen Millionär, nichts als ein Bukett und eine Bonbonniere.
Wütend schmeißt sie 's Bukett hinaus und die Bonbonniere schenkts's
dem Stubenmädel. Aus dem Stubenmädel könnt' man ganz gut eine
Rolle für Grete Freund machen. Wie später der Bräutigam kommt,
um auch mündlich zu gratulieren, schmollt die Künstlerin und gibt
ihm endlich den Grund dafür zu verstehen. Vornehm und blasiert —
eine Rolle, sag' ich Euch, auf die Treumann fliegen wird — sagt
der Bräutigam zu ihr: „Bedauere sehr, daß Sie so oberflächlich sind.
Tiefer unten in der Bonbonniere hätten Sie einen Brillantschmuck ge¬
funden.“ Und verläßt sie zur selbigen Stunde. Die Künstlerin will
den Schmuck zurück; das Stubenmädel verweigert die Zurückgabe mit
der richtigen Behauptung, es wäre ihr die Bonbonniere mit allem
was drin ist geschenkt worden. Kolossales zweites Finale! Was? Der
dritte Akt spielt vor dem Bezirksgericht.“
„Sehr gut!“ schrie Dr. Fliegenleim. „Aus meinen Prozessen
möchtest Du Operetten schnitzen, aber die Tantiemen natürlich selber
einstecken. Was? Das möcht Dir gefallen?“
„Bah!“ rief Aram Schwelberg. „Meine Tantiemen? Der
Müh' wert! Du kenn' ich einen Kollegen von mir, der noch vor zwei
Jahren froh war, wenn ich ihm aus Mitleid ein paar abgelegte Witze
geschenkt habe, und heute läßt er sich seine neue Wohnung von einem
Berliner Dekorateur um 50.000 Mark möblieren. Tut sich was?
Portois wär' ihm nicht fix genug.“
Herr Muckerl war nun ernstlich erzürnt.
„Aram!“ rief er. „Schmeiß Deine Witz nicht so zum Fenster
hinaus. Das ist ja rein Kontraktbruch.“
Für Einjährig=Frein
Militärische Nachrichten.
Die Institution der Einjährig=Freiwilligen im
neuen Wehrgesetz.