VII, Verschiedenes 11, 1909–1911, Seite 25

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1. Miscellaneous
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jeder einzelne für sein Teil nachholen, was die Gesamt¬
bemerken, die Hunderte und Hunderte nach schwerer
her in der Zentral¬
heit versäumt. In der Zeit des allgemeinen Wahlrechtes
Tagesmühe zu neuer Arbeit drängt. Was hier für die Er¬
ügste Volksbibliothek
ist es nicht gleichgültig, in welchem geistigen Zustande
ziehung des Volkes geleistet wird, das möge ein Beispiel
hre 3,700.000 Bände
sich die breiten Massen befinden. Nur durch die systema¬
für viele zeigen. Aus der Bibliothek der literarischen
der Prozentsatz der
tische Vertiefung und Erweiterung ihrer Bildung können
Fachgruppe wurden im Jahre 1909 die Werke der fol¬
Bibliotheken 30 %
sie zu selbständigem Denken erzogen und damit vor der
genden Schriftsteller am häufigsten verliehen: 417 mal
ilbibliothek weit über
Sklaverei der Phrase und des Schlagwortes bewahrt
Artur Schnitzler; 47 mal Ernst Zahn, je 33 mal Konrad
der Organisation er¬
werden. Und nur so kann die Gesundung unserer poli¬
Ferdinand Meyer, J. J. David Rudolf Hans Bartsch,
ktsache, daß in Wien
tischen Verhältnisse sich vollziehen.
32 mal Hermann Hesse, 31 mal Gottfried Keller. Es sind
prenes Buch kommt,2
Arbeiter, Handelsangestellte, Ladenmädchen, kleine Ge¬
auf 5000 Entlehnun=
schäftsleute, die diese Werke lesen.
Dem neuen Direktor des k. k. Hofoperntheaters.
Dem leuchtenden Bilde, das Stern von all diesen
Mung aller Wiener
Herr v. Weingartner hatte in der letzten Zeit allzu viele
Institutionen entwirft, fehlen nicht die dunklen Flecken.
gen, den katholischen
Die traurigste Rolle in dem Buche Sterns spielt die Ge¬
Vertrauenskundgebungen von seiten seines Chefs des Fürsten
iffen, und stellt fest,
meinde Wien, die doch alle Ursache hätte, mit Stolz auf
Montennovo erhalten. Und schließlich „entbehrten die Gerüchte
ungen in den letzten
diese Einrichtungen zu blicken und sie nach Kräften zu
eines bevorstehenden Wechsels in der Direktion des k. k. Hof¬
Zillionen Bände ge¬
fördern. Der Berliner Magistrat gab im Jahre 1908
operntheaters derart jeglicher Grundlage“, daß der Direktor
keine Familie durch¬
Mk. 160.000 für Volksbibliotheken und Lesehallen aus,
seine Demission gab. (Freilich mehr nolens denn volens.) Und
London und Ham¬
die Stadt Wien für den gleichen Zweck K 14.200, und
nd Berlin 3 Bände.
fast muß es den Anschein haben, als ob der Ausdruck des Ver¬
von dieser Summe erhielt die katholische Volkslesehalle
trauens Seiner Durchlucht oi seidene Schnur bedeute, die
mit einer halben Million Entlehnungen K 10.000, der
durch Arbeitsteilung
Fürft Montenuovo mit höfischer Verbindlichkeit in die Kanzlei
Volksbildungsverein mit an 2 Millionen Entlehnungen
wirkt, so steht er auf
der Hofoper schickt, wenn die Kassenrapporte und die unbe¬
K 1200, die Zentralbibliothek mit 4 Millionen Eni¬
keit mit dem Wiener
queme öffentliche Meinung ihn etwas unsanft in seiner vor¬
lehnungen K 3000. Die Gemeinden in deren Bereich
. Jahr erhebt sich in
volkstümliche Universitätskurse der Wiener Universität
nehmen Ruhe stören. Dies Herrn Gregor zur Beachtung: Er
Meidling und Favo¬

stattfinden, subventionierten diese mit K 5500 jährlich;
möge sich ja vor spontanen, notabene schriftlichen Vertrauens¬
hauses, das nun end¬
die Stadt Wien hat für dieses Unternehmen keinen Heller
kundgebungen seiner vorgesetzten Behörte hüten. Er möge sich
st. Mit seinem präch¬
übrig. Das Volksheim wurde aus privaten Spenden im
ferner davor hüten, das zu verbrennen, was man vor seinem
schteten Lehrzimmern
Betrag von etwa K 300.000 erbaut, der Staat gab
en Bezirke Wiens zu
Regierungsantritt angebetet hat, das anzubeten, was man
K 10.000, die Stadt Wien keinen Heller. Der Staat sub¬
sie das Volksheim
vorher verbrannt hat. Herr Gregor ist in der glücklichen Lage,
ventioniert das Volksheim, die Stadt Wien gibt keinen¬
gewonnen hat. Diese
die Hofoper als#mo novus zu betreten; keiner Clique gehört
Heller. Dagegen ließ sie sich im Jahre 1907 den Bauplatz
borien und Fachgrup¬
er an, keinem Klüngel. Seine Augen sind vorläufig weder von
für das Volksbildungshaus um K 65.000 abkaufen. Es
sübungen, mit ihren
den Weihrauchwolken der einen, noch von dem ätzenden Kupfer¬
wäre an der Zeit, daß die Gemeindevertretung in ge¬
ldet die Krone aller
vitriol der anderen getrübt. Der neue Direktor kann also noch
rechter Würdigung der außerordentlichen Leistungen der
Wiens und damit —
klar sehen, kann, was für ihn von großem Nutzen ist, auch noch
genannten Vereine sich ihrer Pflicht bewußt würde.
selbst — des europäi¬
Solang dies aber nicht der Fall ist, muß mit ver¬
einige Zeit zusehen, ehe er zum Ruder greift. Und da Herr
tsbildung interessiert,
mehrtem Nachdruck an jeden Wohlhabenden und Gebil¬
in Winterabend diese
Gregor gewiß nicht nur ein Paar gesunde Arme hat, wie er
deten der Ruf um Unterstützung der mit schwerer finan¬
rwird staunend die
ebungsvollen Fleißes! zieller Not kämpfenden Institutionen ergehen. Möge] jüngst äußerte, sondern auch ein Paar nicht minder gesunde