VII, Verschiedenes 11, 1912–1913, Seite 5

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11. Mistellaneous
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Wer son Burglneilekeikettor
welben:
Unsere Rundfrage, wer Burgtheaterdirektor werden soll, hat
allgemeiner Interesse hervorgerufen, und aus allen Kreisen, die
mit dem literarischen und Theaterleben in Fühlung stehen, sind
uns äußerst bemerkenswerte Aeußerungen zugegangen. Aus der
Reihe der eingelangten Antworten bringen wir heute folgende:
Tilla Durienx.
Mitglied des Berliner Deutschen Theaters.
Ich halte für den einzigen Dr. Brahm, hoffe aber, daß er
bei uns in Berlin bleibt.
Josef Jarno,
Direktor des Josefstädter Theaters.
Ich habe befürchtet, daß diese kitzlige Frage auch an mich
von allen Seiten gerichtet werden wird. Ehe ich darauf eingehe,
will ich gleich betonen: ich möchte es nicht werden. Dazu liebe
ich zu sehr meinen Schauspielerberuf, als daß ich auf ihn ver¬
zichten wollte. Anderseits aber gestehe ich, daß es das Ideal
eines hochstrebenden Künstlers sein, muß, diesen Posten ein¬
zunehmen. Nun zu der Frage, wer geeignet wäre, Burgtheater¬
direktor zu werden. Solche Persönlichkeiten werden nicht ernannt,
sie werden geboren... Sie setzen sich durch und warten
nicht, bis die hohe Behörde sie beruft. Existiert so eine außer¬
gewöhnliche Erscheinung, so wird sie die Stufen zum Burgtheater¬
thron emporsteigen, und wenn sich ihr noch so viele Unberufene
in den Weg stellen sollten.
Gustav Kadelburg.
Brahm, Fulda, Hauptmann, Schlenther, Schnitzler, Suder¬
nann, Thimig halte ich besonders geeignet für die Stelle des
Burgtheaterdirektors.
Wilhelm Karczag,
Direktor des Theaters an der Wien.
Wer soll Burgtheaterdirektor werden? Mein Gott, das ist
sehr schwer zu beantworten, weil man doch nie vorher wissen kann,
was in einem Menschen steckt. — Seinerzeit hat man einen neuen
Messias, dessen Namen ich aus Diskretion nicht nennen will, als
Befreier eines zusammengestürzten Theaters begrüßt, der dann mit
Schmach beladen seine Stelle verlassen mußte. Dagegen hat man
bei der Hofoper den Griff nach einem Kapellmeister Gustav
Mahler verlacht und verhöhnt.
Man kann den Unscheinbarsten und Unbedeutendsten bringen
und mit ihm einen kolossalen Fung machen, und man kann einen
mit einem bedeutenden Namen nehmen, der sich dann als ein
Nichts entpuppt.
Es ist sehr schwer, den einen Richtigen herauszufinden von
den Hunderten, die sich für die Geeignetsten halten. Es ist nicht
genügend, wenn er klassisch gebildet ist, seine Bildung nicht ver¬
werten und die große, sehr große Münze nicht in Kleingeld um¬
wechseln kann. Unbedingt muß er ein moderner Mensch sein, der
die neue Richtung nicht verschmäht und dabei die Tradition des
Burgtheaters mit ihrer klassischen Aufgabe entsprechend zu ver¬
einigen weiß. Wenn er auch- daneben ein Geschäftsgeist ist, macht
das nichts, denn das künstlerische Empfinden schließt das letztere
nicht aus. Man hat gegen Direktor Hans Gregor Stellung
genommen. Langsam hat man sich mit ihm versöhnt. Heute
empfehle ich für das Burgtheater einen „Gregor II“. Wäre das
nicht vielleicht Herr Direktor Hagemann? Oder Hugo Thimig?
Leopold Kramer.
Ich bin der unmaßgeblichen Ansicht, daß der verhältnis¬
mäßig leichteste Direktorposten der deutschen Bühnen heute der des
Burgtheaterdirektors ist. Bei dem glänzenden Schauspielerpersonal,
das das Burgtheater heute besitzt und jederzeit mühelos ergänzen
kann, bei dem Stückematerial, das das Burgtheater heute im
Repertoire hat und jederzeit mühelos bereichern kann, bei den
opulenten Mitteln, die dieser Bühne in jeder Hinsicht konkurrenz¬
kos zur Verfügung stehen, braucht es nur eines erfahrenen
Bühnenfachmannes von distinguiertem Geschmack, um unsere alt¬
ehrwürdige Hofbühne mit Glück zu leiten. Nomina sunt odiosa.
Rosa Poppe,
[Mitglied des Königlichen Schauspielhausesin
Berlin.
Ich wünschte dem Burgtheater Max Reinhardt.
Schriftsteller Richard Skowronnek.
Das Einfachste und Beste scheint mir zu sein, Paul
Schlenther wieder zurückzurufen.