11. Miscellaneons box 41/4
— —
10 Heller.
Inseratenaufnahme:
Wien: M. Dukes Rfg., Heinrich
Schalet, Kudelf Mosse, Haasen¬
stein & Vogier, E. Braun,
Bock & Herzfeld, M. Zitter,
J. Rafael, M. Poszony,
J. Danneberg. — England
und Kolonien: Continental
Preß Ageney London E. E. —
Frankreich: John F. Jones
1
ADT
& Cie., 31 bis Faubourg Mont¬
*
Dre
martre. — Deutschland: Saar¬
bachs News Exchange Mainz.
— Berlin, Frankfurt a. M. und
Hamburg: Heinrich Eisler,
Annonceuexpedition. Hamburg. —
Graz: Jos. A. Kienreich. —
Prag: Joh. Grégr. — Buda¬
pest: Julins Leopold
EX
sowie sämtliche in= und aus¬
ländische Annoncenbureaus.
Wiener Aonkagbtart.
Telegramm=Adresse:
13
Montagmorgen, Wien.
Wlien, Montag, 9. September 1912.
Nr. 37.
glänzenden Früchte schon nach kurz
Wir ersuchen unsere Abonnenten bei
Jetzt, am Anfang seiner jungen Herrschaft, nimmt man
Erscheinung treten. Das Burgtheate
Wohnungsänderungen um genaue Angabe der letzten
noch eine zuwartende Haltung ein, ist es doch allgemein
und der neuen Adresse.
Mission zu erfüllen und nur eine schö
bekannt, daß Herr Thimig, dank seiner guten Beziehun¬
rechten Augenblick ans Werk berufer
gen, aus dem Provisorium seiner direktorialen Tätig¬
recht werden. Was nützt es heute, die
keit ein Definitivum zu schaffen imstande wäre. Er ist
theaterdirektoren, Burckhard, Schlent
vielleicht der weltklügste, sicher der lustigste Intrigant,
kritisch zu zerfasern, ihre Tätigkeit zu
der in deutschen Landen aufzufinden wäre. Ihm war
Krürstes vom Honntag.
sind vorbei und eine neue Epoche
ja das Regime Schlenthers zu verdanken, denn wäh¬
Der Kaiser ist gestern aus Ischl in Wien
Mann an der Arbeit finden. Vorläuf
rend der arme Burckhard sich noch mit neuen Plänen
eingetroffen.
visorischer das Amt, denn man will Z
abmühte, war seine Einkreisung von einer Koterie der
suchen, bis man den Besten gefunden
Hofburgschauspieler schon vollzogen, die im Triumph
wäre, könnte man vor Freube jubeln
Der Aviatiker Beard stürzte bei einem Schauflug
den Berliner Theaterkritiker an die Stätte führten, wo
in Graz mitten ins Publikum. Vier Personen
ist gerade der beste deutsche Literat
einst Laube das Szepter inne hatte. Berger, der in
wurden getötet.
mann für diesen Posten gut genug. Al
diesem Augenblick der natürlichste Prätendent für den
viel weniger nach dem Besten, als nal
Direktorposten war, mußte seine Fähigkeiten erst durch
besten Beziehungen mit jenen Kreisen
die Gründung eines großen deutschen Theaters be¬
Die „Freie Schule“ ließ gestern zwei Mil¬
Burgtheater am liebsten das Progra
lionen Exemplare einer Flugschrift „Josephs¬
weisen, während Dr. Schlenther förmlich wie ein
blätter“ in 1800 österreichischen Städten
theaters sehen wollen, wo die Pa#
Messias der deutschen Kunst von der Cottagegilde begrüßt
verteilen. An 500 der freiwilligen Kolporteure, darunter
Siegeszug angetreten haben. Wollten
wurde. Die Schadenfreude seines Sieges über Baron
Abgeordnete und Lehrer, wurden verhaftet.
tüchtigen, erfahrenen und interessant
Berger klingt noch jetzt in einem Feuilleton nach, das
für die Hofbühne gewinnen, dann kön
Schlenther einige Tage nach dem Tode Bergers ver¬
Am Propagandaschwimmen „Quer durch
schwer werden, denn der natürliche Kan
öffentlicht hat. Geradezu grausam entkleidet er darm
Wien“ nahmen 18 Herren und eine Dame teil. Es
österreichischen Theaterwesen eng vern
den auf der Bahre liegenden Rivalen, der nichts an¬
wurden 9½ Kilometer in einer Stunde zurückgelegt.
Name als Literat bei uns und im Aus
deres getan hat, als jahrzehntelang zu warten. Als
Klang besitzt, ist da—Hermann Bahr
man ihn endlich für reif hielt, ins Burgtheater einzu¬
Nach einer Meldung hat Graf Berchtold die Be
tigste Mann für die „Burg“ wäre, wi
ziehen, war er leider schon überreif, denn als kranker,
dingungen Rußlands für die Intervention der
ernstlich in Abrede stellen. Er ist ein
gedemütigter und illusionsarmer Mann kehrte er nach
Mächte bei der Pforte angenommen.
dies könnte bei Besetzung eines Wi
Wien zurück, wo man dank Schlenthers bierlustiger
doch nicht gegen ihn sprechen, er ist
Tätigkeit eine starke unverbrauchte Kraft dringend
Der Verbandstag der Feuerbestattungsvereine be¬
mann, der alle Kunstgebiete der letzte#
gann gestern hier seine Beratungen.
nötig hatte. Es liegt ein Stück Österreicher Schicksal in
Aufmerksamkeit verfolgte und in seine#
Baron Bergers Werdegang. Ehe einer bei uns nicht
Auf der Adria und Nordsee herrschen schwere
lebende Zeichen von Produktivität ge
schwere Anzeichen von Arteriensklerose aufweist, gilt
Stürme. In der Bukowina hat das Hochwasser
auch ein Schriftsteller, dem vieles gegl
er nicht für vollwertig und reif und muß warten, bis
riesigen Schaden angerichtet.
schlechte Stücke vielleicht erregte Aus¬
die zerrütteten Nerven und der geschwächte Organis¬
niemals aber eine einschläfernde V
mus, in Verbindung mit der Abgeklärtheit des Geistes
haben.
und der Gesinnung, sich als Fürsprecher anmelden.
Die Burgtheaterprätendenten.
Dennoch wird er nicht Burgthe
Einen Blick hinter jene Kulissen zu werfen, wo die!
den, denn er ist das, was man in Of
Komödie, wie man Burgtheaterdirektor wird, zur Auf¬
Der große Aufmarsch hat schon begonnen! Wer
trägt, ein interessanter Mensch mit
führung gelangt, müßte ungemein heiter wirken, wenn
zählt die Menschen, nennt die Namen! . . . In jedem
sichten und eigenem Wollen. Burckhaf
die Sache nicht allzu ernst wäre. Die Frage, wer am
Literatencafé wimmelt es heute von Prätendenten für
lichem Holze geschnitzt und ist nur dar
Burgtheater zu regieren hat, ist vielleicht wichtiger als
den Burgtheaterposten und zwischen Wien und Ber¬
tionskanzlei eingezogen, weil jene,
die, wer Unterrichtsminister werden soll. Das geistige,
lin soll sich ein recht amüsantes Intrigenspiel entwickelt
haben, sich in ihm getäuscht hatten. Ba
künstlerische Leben der Residenz und darum auch des
haben, das bald die Chancen des einen, bald die des
kannt. Man weiß alles, was er gesch
ganzen Landes hängt vielfach von der Person ab, die
anderen Anwärters fördert oder zerstört. Die große
leicht noch besser, was er gesprochen.
an der Spitze unserer Hofbühne steht. Man kann
Diskussion wer künftig das geistige Oberhaupt der be¬
Jahren irgend ein schweres politische
Talente allerdings nicht aus der Erde stampfen, allein
deutendsten deutschen Bühne werden soll, dürfte aber
gangen und wäre es ihm geglückt, wen
ein tüchtiger Sämann kann das Theaterfeld und den
erst beginnen, sobald man das Gefühl haben wird, daß
das Provisorium Thimigs seinem Ende entgegengeht. Acker der Literatur so vortrefflich bebauen, daß die als Abgeordneter eines oberösterreich
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10 Heller.
Inseratenaufnahme:
Wien: M. Dukes Rfg., Heinrich
Schalet, Kudelf Mosse, Haasen¬
stein & Vogier, E. Braun,
Bock & Herzfeld, M. Zitter,
J. Rafael, M. Poszony,
J. Danneberg. — England
und Kolonien: Continental
Preß Ageney London E. E. —
Frankreich: John F. Jones
1
ADT
& Cie., 31 bis Faubourg Mont¬
*
Dre
martre. — Deutschland: Saar¬
bachs News Exchange Mainz.
— Berlin, Frankfurt a. M. und
Hamburg: Heinrich Eisler,
Annonceuexpedition. Hamburg. —
Graz: Jos. A. Kienreich. —
Prag: Joh. Grégr. — Buda¬
pest: Julins Leopold
EX
sowie sämtliche in= und aus¬
ländische Annoncenbureaus.
Wiener Aonkagbtart.
Telegramm=Adresse:
13
Montagmorgen, Wien.
Wlien, Montag, 9. September 1912.
Nr. 37.
glänzenden Früchte schon nach kurz
Wir ersuchen unsere Abonnenten bei
Jetzt, am Anfang seiner jungen Herrschaft, nimmt man
Erscheinung treten. Das Burgtheate
Wohnungsänderungen um genaue Angabe der letzten
noch eine zuwartende Haltung ein, ist es doch allgemein
und der neuen Adresse.
Mission zu erfüllen und nur eine schö
bekannt, daß Herr Thimig, dank seiner guten Beziehun¬
rechten Augenblick ans Werk berufer
gen, aus dem Provisorium seiner direktorialen Tätig¬
recht werden. Was nützt es heute, die
keit ein Definitivum zu schaffen imstande wäre. Er ist
theaterdirektoren, Burckhard, Schlent
vielleicht der weltklügste, sicher der lustigste Intrigant,
kritisch zu zerfasern, ihre Tätigkeit zu
der in deutschen Landen aufzufinden wäre. Ihm war
Krürstes vom Honntag.
sind vorbei und eine neue Epoche
ja das Regime Schlenthers zu verdanken, denn wäh¬
Der Kaiser ist gestern aus Ischl in Wien
Mann an der Arbeit finden. Vorläuf
rend der arme Burckhard sich noch mit neuen Plänen
eingetroffen.
visorischer das Amt, denn man will Z
abmühte, war seine Einkreisung von einer Koterie der
suchen, bis man den Besten gefunden
Hofburgschauspieler schon vollzogen, die im Triumph
wäre, könnte man vor Freube jubeln
Der Aviatiker Beard stürzte bei einem Schauflug
den Berliner Theaterkritiker an die Stätte führten, wo
in Graz mitten ins Publikum. Vier Personen
ist gerade der beste deutsche Literat
einst Laube das Szepter inne hatte. Berger, der in
wurden getötet.
mann für diesen Posten gut genug. Al
diesem Augenblick der natürlichste Prätendent für den
viel weniger nach dem Besten, als nal
Direktorposten war, mußte seine Fähigkeiten erst durch
besten Beziehungen mit jenen Kreisen
die Gründung eines großen deutschen Theaters be¬
Die „Freie Schule“ ließ gestern zwei Mil¬
Burgtheater am liebsten das Progra
lionen Exemplare einer Flugschrift „Josephs¬
weisen, während Dr. Schlenther förmlich wie ein
blätter“ in 1800 österreichischen Städten
theaters sehen wollen, wo die Pa#
Messias der deutschen Kunst von der Cottagegilde begrüßt
verteilen. An 500 der freiwilligen Kolporteure, darunter
Siegeszug angetreten haben. Wollten
wurde. Die Schadenfreude seines Sieges über Baron
Abgeordnete und Lehrer, wurden verhaftet.
tüchtigen, erfahrenen und interessant
Berger klingt noch jetzt in einem Feuilleton nach, das
für die Hofbühne gewinnen, dann kön
Schlenther einige Tage nach dem Tode Bergers ver¬
Am Propagandaschwimmen „Quer durch
schwer werden, denn der natürliche Kan
öffentlicht hat. Geradezu grausam entkleidet er darm
Wien“ nahmen 18 Herren und eine Dame teil. Es
österreichischen Theaterwesen eng vern
den auf der Bahre liegenden Rivalen, der nichts an¬
wurden 9½ Kilometer in einer Stunde zurückgelegt.
Name als Literat bei uns und im Aus
deres getan hat, als jahrzehntelang zu warten. Als
Klang besitzt, ist da—Hermann Bahr
man ihn endlich für reif hielt, ins Burgtheater einzu¬
Nach einer Meldung hat Graf Berchtold die Be
tigste Mann für die „Burg“ wäre, wi
ziehen, war er leider schon überreif, denn als kranker,
dingungen Rußlands für die Intervention der
ernstlich in Abrede stellen. Er ist ein
gedemütigter und illusionsarmer Mann kehrte er nach
Mächte bei der Pforte angenommen.
dies könnte bei Besetzung eines Wi
Wien zurück, wo man dank Schlenthers bierlustiger
doch nicht gegen ihn sprechen, er ist
Tätigkeit eine starke unverbrauchte Kraft dringend
Der Verbandstag der Feuerbestattungsvereine be¬
mann, der alle Kunstgebiete der letzte#
gann gestern hier seine Beratungen.
nötig hatte. Es liegt ein Stück Österreicher Schicksal in
Aufmerksamkeit verfolgte und in seine#
Baron Bergers Werdegang. Ehe einer bei uns nicht
Auf der Adria und Nordsee herrschen schwere
lebende Zeichen von Produktivität ge
schwere Anzeichen von Arteriensklerose aufweist, gilt
Stürme. In der Bukowina hat das Hochwasser
auch ein Schriftsteller, dem vieles gegl
er nicht für vollwertig und reif und muß warten, bis
riesigen Schaden angerichtet.
schlechte Stücke vielleicht erregte Aus¬
die zerrütteten Nerven und der geschwächte Organis¬
niemals aber eine einschläfernde V
mus, in Verbindung mit der Abgeklärtheit des Geistes
haben.
und der Gesinnung, sich als Fürsprecher anmelden.
Die Burgtheaterprätendenten.
Dennoch wird er nicht Burgthe
Einen Blick hinter jene Kulissen zu werfen, wo die!
den, denn er ist das, was man in Of
Komödie, wie man Burgtheaterdirektor wird, zur Auf¬
Der große Aufmarsch hat schon begonnen! Wer
trägt, ein interessanter Mensch mit
führung gelangt, müßte ungemein heiter wirken, wenn
zählt die Menschen, nennt die Namen! . . . In jedem
sichten und eigenem Wollen. Burckhaf
die Sache nicht allzu ernst wäre. Die Frage, wer am
Literatencafé wimmelt es heute von Prätendenten für
lichem Holze geschnitzt und ist nur dar
Burgtheater zu regieren hat, ist vielleicht wichtiger als
den Burgtheaterposten und zwischen Wien und Ber¬
tionskanzlei eingezogen, weil jene,
die, wer Unterrichtsminister werden soll. Das geistige,
lin soll sich ein recht amüsantes Intrigenspiel entwickelt
haben, sich in ihm getäuscht hatten. Ba
künstlerische Leben der Residenz und darum auch des
haben, das bald die Chancen des einen, bald die des
kannt. Man weiß alles, was er gesch
ganzen Landes hängt vielfach von der Person ab, die
anderen Anwärters fördert oder zerstört. Die große
leicht noch besser, was er gesprochen.
an der Spitze unserer Hofbühne steht. Man kann
Diskussion wer künftig das geistige Oberhaupt der be¬
Jahren irgend ein schweres politische
Talente allerdings nicht aus der Erde stampfen, allein
deutendsten deutschen Bühne werden soll, dürfte aber
gangen und wäre es ihm geglückt, wen
ein tüchtiger Sämann kann das Theaterfeld und den
erst beginnen, sobald man das Gefühl haben wird, daß
das Provisorium Thimigs seinem Ende entgegengeht. Acker der Literatur so vortrefflich bebauen, daß die als Abgeordneter eines oberösterreich
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