VII, Verschiedenes 11, 1912–1913, Seite 18

1. Miscellaneaus
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Vertlelungen:
in Berlin, Basel, Budapesi, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid; Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellgnangabe ohne Gewähr.)
esiauer morgen Zeitung.
Ausschnitt äus
CK T. 1812
Allerlei Neues.
Eingeinliche Gegenüberstellung. In der neuesten Nummer
dePantwir#dem Wiener Bühnenschriftsteller und Kritiker
Paul Lzinner, der in der Halbmonatsschrift „Der Merker“
über Arthur Schnitzler geschrieben hatte, ein recht handgreifliches
Plagiat nachgewiesen, das er sich mit Alfred Kerrs „Das neue
Drama“ geleistet hat. Eine Gegenüberstellung der beiden Urteile
wird auch den Nachsichtigsten erkennen lassen, mit welcher rührenden
Verehrung Czinner zu Kert aufblickt und sich dessen Zuneigung
durch Nachsprechen seines Urteils zu
erhalten sucht. Ueber
Schnitzlers „Der einsame Weg“ äußert sich:
Kerr:
Czinner:
Positiv: er gab ... wie soll ich Reizend ist, was viele haben
sagen . . . Reize. Aber was sind möchten. Dieser Dichter gibt das
„Reize“
Dinge, bei deren Reizende.

Anbli#achter rufen: „Ich
möchte auch
er gibt nachdenkliche Le= Aus dem wildbewegten, vorbei¬
bensausschnittchen, auch er hält rauschenden Strome des Lebens
aus dem allgemeinen Dahinrau= versteht er ein feines, gedanken¬
schen der Erscheinungen bald ein volles Bild festzuhalten, das nur
ironisches, bald ein gedankenvolles dem Auge eines Dichters nicht
Seelenbild fest, das nur durch eines davongleiten konnte, das nur ein
wahren Dichters Hand dem Strom Großer zu erfassen vermochte.
lentrissen werden kann.
Ich weiß, daß viele Kipfe — Viele Köpfe und nicht gerade
und nicht die schlechtesten, die wir die schlechtesten, standen seiner
haben
dieser Kunst unschlüssig, Kunst lange kalt und verschlossen
ja achselzuckend gegenüberstehen ...
gegenüber.
Aber mag Schnitzler nicht mit
Mag er nicht gewaltig und
wuchtigen Akzenten und nicht als
wuchtig, nicht als Promethide
ein Promethide kommen ...
kommen ...
Auch Schnitzlers „Liebelei“ hat den Wiener „Kritiker“ Alfred
Kerr in die Arme geführt:
Kerr:
Czinner:
Aus der Welt des Anatol kam Durch die „Liebelei“ geht der
die „Liebelei“... Alles zu höherer Dichter der Welt des „Anatol“:
Schlichtheit gereift, das Spiele= aber gereifter, ernster. Das Spiele¬
rische verschwunden, einfache Tragik rische ist geschwunden. Was uns
greift ans Herz.
das Werk so naherückt, ist die ein¬
fache Tragik, die ergreift.
Diese lautlos eingegebene Ge¬
Christine ist Mädchen in jeder
stalt, die innig und zurückhaltend,
Regung, völlig naiv, innig und
glücklos und selig und in jeder
zurückhaltend, freudlos und doch
leisesten Regung Mädchen ist ...
selig, eine stumm hingegebene Ge¬
stalt.
wie es unsere Träume in Voll¬
wie wir sie in Träumen glück¬
gestalten an glücklichen Abenden
licher Stunden manchmal sehen.
sehen.
Czinner wird sich vielleicht damit trösten, daß mancher
Plagiator, nachdem er sich einen reichen Schatz von fremden
Urteilen erworben hatte, doch noch ein „großer Kritiker“ ge¬
worden ist! —
W. 6. ##. Mksictan