VII, Verschiedenes 11, 1912–1913, Seite 27


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11. Miscellaneous

noch bedeutend erhöht wurden. Die asiatischen Kontin¬
wäre unaufrichtig genug, um zu
Verteidigung des Vaterlandes, die Durchführung der Verfassung,
den keine ritale Rolle im Leben

spielen, oder wer schließlich wäre
Je feiner der Mann dabei organisiert ist, umso übler ist er
ein Narr, der sich nicht beizeiten darauf einrichtet, auf keinen
daß ein langer Antagonismus,
aber auch daran. Er anerkennt, wenn er Verständnis hat, das
Menschen angewiesen zu sein.“
der Zeit erklärt, stets durch glat
Recht seiner Frau, die sein Haus und sein Leben teilt, auf das
Es ist wohl möglich, daß ein Paar, das gegenseitig zur Ge¬
Konventionen von Politikern und
könnte? Großbritannien müsse
Wissen um seine Schritte, und doch peinigt ihn der Zwang der
meinsamkeit stimmt, harmonisch miteinander altert, und eine
sei gut, geduldig, bedächtig, friedl
dauernden Mitteilsamkeit. Nervosität und Reizbarkeit sind die
schöne Lebenserfüllung mag das sein. Doch die Philemon= und
genug „Wir müssen“, schloß C
Folgen. Menschen, die solche kribblige Dispositionen haben, soll¬
Baucis=Legende zu generalisieren, geht bei der „Gebrechlichkeit der
vertrauen und einig sein.“
ten eben die Grundform der Einspänner=Existenz vorziehen. Auch
menschenlichen Natur“ doch wohl nicht an. Jahrelanges Beieinan¬
Paris, 31. Oktober.
sie bleibt wohl nicht gänzlich frei, doch durch das Refugium des
derleben kann bei schwierigen, komplizierten Persönlichkeiten —
verlautet dem „Echo de Paris“
eigenen wohlgehegten Fuchsbaues hat die Regie und Einteilung
sie brauchen darum noch nicht unedel zu sein — viel eher zu einem
Wien verhandle und daß Poin
viel weiteren Spielraum. Man kann untertauchen und ausfliegen
Auseinanderleben führen. Zuviel speichert sich an Feindschaft,
stütze. Man sieht mit großer Ho
und, was für den Phantasievollen se stimulierend ist, man kann
Gegensätzen und inneren Widerständen auf; zum Haß kann das
baldigen
in den verschiedensten Heerlagern sich bewegen, ohne Profeß ab¬
führen, zu stummen Erbitterungen, zu leidenschaftlichen Abrech¬
entgegen, die in Paris stattfinde
nungen.
legen zu müssen, und von Herzen alle seine eigenen Widersprüche
genießen, ohne die „Douloureuse“ dafür präsentiert zu be¬
Gottfried Keller erzählt im „Grünen Heinrich“ von den
kommen.
alten Leuten, die schlaflos im Bett aufsitzen und in endlosem
Wetterbericht für
Ja, aber das Alter.... „Doch kommt die böse Zeit heran,
Hader ihr ganzes Leben unerbittlich einander vor die Füße
Hamburger Seewarté,
und sich als Hagestolz zum Grab zu schleifen, das hat noch keinem
werfen.
wohlgetan“, so warnt Frau Marthe. Ja, das Alter, das ist das
Stationen:
Menetekel für den Junggesellen; damit schreckt ihn dräuend die
büchern, wie gerade zwischen denen, die aus stärkstem Liebes¬
Gesellschaft.
Studesnäs
7744.5 BN
zwang zusammenkamen, in der gedehnten Alltäglichkeit der häus¬
Sylt (Keitum)
746,3 SW m
Aesthetischer Sinn lehnt sich gegen diese Heiratsmotivierung
lichen Existenz die quälendsten Zersetzungen sich begeben. Und er
Kiel
748,5 SSW
auf. Ein Mann, der in der Fülle seines Lebens aus Scheu vor
verdichtet beklemmend die Wetterzeichen seelischer Meteorologie.
Swinemünde
759,0 SSW
festen Dauerfesseln sich nicht band, wird, wenn er anständiges Ge¬
Er spricht von den „bösen Gedanken“ und ihrer Macht. Sie ist
Rügenwaldermünd¬
750,6 SSW
Neufahrwasser
fühl hat, nicht aus dem einzigen Grunde heiraten, um eine Pfle¬
759,0 WSW
nie größer, als wenn zwei Menschen lange Seite an Seite schwei¬
Memel
750,1 NNW
gerin oder Betreuerin seines Greisentums zu haben.
gen und bitter voneinander denken. Die Bitterkeit des einen geht
Skagen
743,3 SW leic
Seine Zusammenhänge mit Frauen waren zu bestrickend
hinüber und vermehrt die Bitterkeit in der Seele des anderen. In
Kopenhagen
748,0 WS
und reizend, als daß er ihnen solch ein Nachspiel geben möchte,
solchen Stunden spricht Seele zu Seele stärker als mit Worten,
Wisby
747,1 SSW
Bornholm
und so geht er stolz und aufrecht, wie Schnitzlers Herr von Sala,
und was da gesagt wird, wirkt mächtiger, weil es direkt aus
749.9 WSW
Stockholm
746,2 SO leich
den einsamen Weg ins Dunkle. Und Sala formuliert dies auch
unserem unbewußten Wesen entspringt, das unser Tiefstes ist.
Uebersicht der Witter
für jenen, der, als Jugend und Frische verblaßt, zu spät und aus
Die eine Seele kann da eine andere zu Tode schlagen.
Millimeter über dem Schwarzen Meer
Schwäche sich an den Familienherd flüchten möchte: „Es graut
Mein Junggeselle weiß davon, er liebt über alles die Har¬
land, Minimum von unter 745 M
Ihnen vor der Einsamkeit? Und wenn Sie eine Frau an Ihrer
monie, er ist auch wohl verzärtelt und empfindlich, er könnte in
sehr starkes Steigen des Barometers
Seite hätten, wären Sie heut nicht allein? und wenn Kinder
westliche, an der deutschen Küste 1
solcher Atmosphäre nicht atmen. Und er ist sich selbst nur zu
Wetter trübe, mild und regnerisch.
und Enkel um Sie lebten, wären Sie es nicht? Und wenn uns
klar, daß gerade eine sensible „unbezwingliche Gemütsart“ den
ein Zug von Bacchanten begleitet, den Weg hinab gehen wir alle
gefährlichsten Nährboden für solche zerstörerischen Lebenskrisen
Wetteraussichten für Freit
allein.... wir, die selbst niemand angehört haben. Das Altern
geben könnte. So erspart er sich und vielgeliebten Frauen das be¬
Mildes. vorwiegend trübes Wett
ist nun einmal eine einsame Beschäftigung für unsereinen: und denkliche Experiment.
bis frischen Winden aus westlichen Ri