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1. Miscellaneeus
siatischen Kontin=] Verteidigung des Vaterlandes, die Durchführung der Verfassung,
ein Narr, der sich nicht beizeiten darauf einrichtet, auf keinen
iert ist, umso übler ist er
Menschen angewiesen zu sein.“
er Verständnis hat, das
Es ist wohl möglich, daß ein Paar, das gegenseitig zur Ge¬
in Leben teilt, auf das
meinsamkeit stimmt, harmonisch miteinander altert, und eine
rigt ihn der Zwang der
schöne Lebenserfüllung mag das sein. Doch die Philemon= und
nd Reizbarkeit sind die
Baucis=Legende zu generalisieren, geht bei der „Gebrechlichkeit der
Dispositionen haben, soll¬
menschenlichen Natur“ doch wohl nicht an. Jahrelanges Beieinan¬
Existenz vorziehen. Auch
derleben kann bei schwierigen, komplizierten Persönlichkeiten —
durch das Refugium des
sic brauchen darum noch nicht unedel zu sein — viel eher zu einem
e Regie und Einteilung
Auseinanderleben führen. Zuviel speichert sich an Feindschaft,
ertauchen und ausfliegen
Gegensätzen und inneren Widerständen auf; zum Haß kann das
mulierend ist, man kann
führen, zu stummen Erbitterungen, zu leidenschaftlichen Abrech¬
zwegen, ohne Profeß ab¬
nungen.
fine eigenen Widersprüche
Gottfried Keller erzählt im „Grünen Heinrich“ von den
für präsentiert zu. be¬
alten Leuten, die schlaflos im Bett aufsitzen und in endlosem
Hader ihr ganzes Leben unerbittlich einander vor die Füße
imt die böse Zeit heran,
werfen.
ifen, das hat noch keinem
Und Geijerstam schildert als ein Wissender in seinen Ehe¬
das Alter, das ist das
büchern, wie gerade zwischen denen, die aus stärkstem Liebes¬
schreckt ihn dräuend die
zwang zusammenkamen, in der gedehnten Alltäglichkeit der häus¬
lichen Existenz die quälendsten Zersetzungen sich begeben. Und er
diese Heiratsmotivierung
verdichtet beklemmend die Wetterzeichen seelischer Meteorologie.
Lebens aus Scheu vor
Er spricht von den „bösen Gedanken“ und ihrer Macht. Sie ist
wenn er anständiges Ge¬
nie größer, als wenn zwei Menschen lange Seite an Seite schwei¬
heiraten, um eine Pfle¬
gen und bitter voneinander denken. Die Bitterkeit des einen geht
s zu haben.
hinüber und vermehrt die Bitterkeit in der Seele des anderen. In
en waren zu bestrickend
solchen Stunden spricht Seele zu Seele stärker als mit Worten,
Nachspiel geben möchte,
und was da gesagt wird, wirkt mächtiger, weil es direkt aus
hnitzlers Herr von Sala,
unserem unbewußten Wesen entspringt, das unser Tiefstes ist.
ala formuliert dies auch
Die eine Seele kann da eine andere zu Tode schlagen.
erblaßt, zu spät und aus
Mein Junggeselle weiß davon, er liebt über alles die Har¬
hten möchte: „Es graut
monie, er ist auch wohl verzärtelt und empfindlich, er könnte in
Sie eine Frau an Ihrer
solcher Atmosphäre nicht atmen. Und er ist sich selbst nur zu
in? Und wenn Kinder
klar, daß gerade eine sensible „unbezwingliche Gemütsart“ den
nicht? Und wenn uns
gefährlichsten Nährboden für solche zerstörerischen Lebenskrisen
Peg hinab gehen wir alle
geben könnte. So erspart er sich und vielgeliebten Frauen das be¬
hört haben. Das Altern
ng für unsereinen: und 1 denkliche Experiment.
Pe
wäre unaufrichtig genug, um zu erklären, daß kriegerische Tugen¬
den keine vitale Rolle im Leben gesunder und ehrliebender Völker
spielen, oder wer schließlich wäre töricht genug, um anzunehmen,
daß ein langer Antagonismus, der sich aus der Geschichte und
der Zeit erklärt, stets durch glatte, an der Oberfläche bleibende
Konventionen von Politikern und Diplomaten ausgeglichen werden.
könnte? Großbritannien müsse für alle Fälle gerüstet sein. Es
sei gut, geduldig, bedächtig, friedliebend zu sein, aber es sei nicht
genug. „Wir müssen“, schloß Churchill, „auch stark, voll Selbst¬
vertrauen und einig sein.“
Paris, 31. Oktober. (Spezialtelegramm.) Es
verlautet dem „Echo de Pavis“ zufolge, daß auch Rußland mit
Wien verhandle und daß Poincaré diese Intervention unter¬
stütze. Man sieht mit großer Hoffnung einer
baldigen Konferenz
entgegen, die in Paris stattfinden soll.
Wetterbericht für die Ostsee=Häfen.
Hamburger Seewarte, 31. Oktober, 8 Uhr morgens.
8 2
Seegang:
Stationen:
Wetter:
S 5 Wind:
85
leicht bew.
Studesnäs
1744.5 NNW stark swollig
Sylt (Keitum)
746,3 SW mäßig bedeckt
Kiel
748,5 SSW schwachswolkig
Swinemünde
schlicht
759,0 SSW leicht wolkig
Rügenwaldermünde
750,6 SSW mäßig bedeckt
leicht bew,
759,0 WSW schwachlbedeckt
Neufahrwasser
Memel
750,1 NNW s. leicht Nebel
Stagen
743,3 SW leicht lbedeckt
748,0 WSW schwach Dunst
Kopenhagen
747,1 SSW leicht Regen
Wisby
749.9 WSW frisch Dunst
Bornholm
Stockholm
746,2 SO leicht Regen
Uebersicht der Witterung. Maxima von über 765
Millimeter über dem Schwarzen Meer und nordwestlich von Schoit¬
land, Minimum von unter 745 Millimeter über dem Nordseegebiet,
sehr starkes Steigen des Baromeiers über England. Im Kanal starke
westliche, an der deutschen Küste meist schwache südwestliche Winde.
Wetter trübe, mild und regnerisch.
Wetteraussichten für Freitag, den 1. November.
Mildes, vorwiegend trübes Wetter mit Regenfällen und mäßigen
bis frischen Winden aus westlichen Richtungen.
1. Miscellaneeus
siatischen Kontin=] Verteidigung des Vaterlandes, die Durchführung der Verfassung,
ein Narr, der sich nicht beizeiten darauf einrichtet, auf keinen
iert ist, umso übler ist er
Menschen angewiesen zu sein.“
er Verständnis hat, das
Es ist wohl möglich, daß ein Paar, das gegenseitig zur Ge¬
in Leben teilt, auf das
meinsamkeit stimmt, harmonisch miteinander altert, und eine
rigt ihn der Zwang der
schöne Lebenserfüllung mag das sein. Doch die Philemon= und
nd Reizbarkeit sind die
Baucis=Legende zu generalisieren, geht bei der „Gebrechlichkeit der
Dispositionen haben, soll¬
menschenlichen Natur“ doch wohl nicht an. Jahrelanges Beieinan¬
Existenz vorziehen. Auch
derleben kann bei schwierigen, komplizierten Persönlichkeiten —
durch das Refugium des
sic brauchen darum noch nicht unedel zu sein — viel eher zu einem
e Regie und Einteilung
Auseinanderleben führen. Zuviel speichert sich an Feindschaft,
ertauchen und ausfliegen
Gegensätzen und inneren Widerständen auf; zum Haß kann das
mulierend ist, man kann
führen, zu stummen Erbitterungen, zu leidenschaftlichen Abrech¬
zwegen, ohne Profeß ab¬
nungen.
fine eigenen Widersprüche
Gottfried Keller erzählt im „Grünen Heinrich“ von den
für präsentiert zu. be¬
alten Leuten, die schlaflos im Bett aufsitzen und in endlosem
Hader ihr ganzes Leben unerbittlich einander vor die Füße
imt die böse Zeit heran,
werfen.
ifen, das hat noch keinem
Und Geijerstam schildert als ein Wissender in seinen Ehe¬
das Alter, das ist das
büchern, wie gerade zwischen denen, die aus stärkstem Liebes¬
schreckt ihn dräuend die
zwang zusammenkamen, in der gedehnten Alltäglichkeit der häus¬
lichen Existenz die quälendsten Zersetzungen sich begeben. Und er
diese Heiratsmotivierung
verdichtet beklemmend die Wetterzeichen seelischer Meteorologie.
Lebens aus Scheu vor
Er spricht von den „bösen Gedanken“ und ihrer Macht. Sie ist
wenn er anständiges Ge¬
nie größer, als wenn zwei Menschen lange Seite an Seite schwei¬
heiraten, um eine Pfle¬
gen und bitter voneinander denken. Die Bitterkeit des einen geht
s zu haben.
hinüber und vermehrt die Bitterkeit in der Seele des anderen. In
en waren zu bestrickend
solchen Stunden spricht Seele zu Seele stärker als mit Worten,
Nachspiel geben möchte,
und was da gesagt wird, wirkt mächtiger, weil es direkt aus
hnitzlers Herr von Sala,
unserem unbewußten Wesen entspringt, das unser Tiefstes ist.
ala formuliert dies auch
Die eine Seele kann da eine andere zu Tode schlagen.
erblaßt, zu spät und aus
Mein Junggeselle weiß davon, er liebt über alles die Har¬
hten möchte: „Es graut
monie, er ist auch wohl verzärtelt und empfindlich, er könnte in
Sie eine Frau an Ihrer
solcher Atmosphäre nicht atmen. Und er ist sich selbst nur zu
in? Und wenn Kinder
klar, daß gerade eine sensible „unbezwingliche Gemütsart“ den
nicht? Und wenn uns
gefährlichsten Nährboden für solche zerstörerischen Lebenskrisen
Peg hinab gehen wir alle
geben könnte. So erspart er sich und vielgeliebten Frauen das be¬
hört haben. Das Altern
ng für unsereinen: und 1 denkliche Experiment.
Pe
wäre unaufrichtig genug, um zu erklären, daß kriegerische Tugen¬
den keine vitale Rolle im Leben gesunder und ehrliebender Völker
spielen, oder wer schließlich wäre töricht genug, um anzunehmen,
daß ein langer Antagonismus, der sich aus der Geschichte und
der Zeit erklärt, stets durch glatte, an der Oberfläche bleibende
Konventionen von Politikern und Diplomaten ausgeglichen werden.
könnte? Großbritannien müsse für alle Fälle gerüstet sein. Es
sei gut, geduldig, bedächtig, friedliebend zu sein, aber es sei nicht
genug. „Wir müssen“, schloß Churchill, „auch stark, voll Selbst¬
vertrauen und einig sein.“
Paris, 31. Oktober. (Spezialtelegramm.) Es
verlautet dem „Echo de Pavis“ zufolge, daß auch Rußland mit
Wien verhandle und daß Poincaré diese Intervention unter¬
stütze. Man sieht mit großer Hoffnung einer
baldigen Konferenz
entgegen, die in Paris stattfinden soll.
Wetterbericht für die Ostsee=Häfen.
Hamburger Seewarte, 31. Oktober, 8 Uhr morgens.
8 2
Seegang:
Stationen:
Wetter:
S 5 Wind:
85
leicht bew.
Studesnäs
1744.5 NNW stark swollig
Sylt (Keitum)
746,3 SW mäßig bedeckt
Kiel
748,5 SSW schwachswolkig
Swinemünde
schlicht
759,0 SSW leicht wolkig
Rügenwaldermünde
750,6 SSW mäßig bedeckt
leicht bew,
759,0 WSW schwachlbedeckt
Neufahrwasser
Memel
750,1 NNW s. leicht Nebel
Stagen
743,3 SW leicht lbedeckt
748,0 WSW schwach Dunst
Kopenhagen
747,1 SSW leicht Regen
Wisby
749.9 WSW frisch Dunst
Bornholm
Stockholm
746,2 SO leicht Regen
Uebersicht der Witterung. Maxima von über 765
Millimeter über dem Schwarzen Meer und nordwestlich von Schoit¬
land, Minimum von unter 745 Millimeter über dem Nordseegebiet,
sehr starkes Steigen des Baromeiers über England. Im Kanal starke
westliche, an der deutschen Küste meist schwache südwestliche Winde.
Wetter trübe, mild und regnerisch.
Wetteraussichten für Freitag, den 1. November.
Mildes, vorwiegend trübes Wetter mit Regenfällen und mäßigen
bis frischen Winden aus westlichen Richtungen.