VII, Verschiedenes 11, 1913–1915, Seite 16

1. Miscellaneous box 41/5
1—.
Österr. Volkspresse, Wien
Husschnitt
14.MA11914
vom:
— muß, beng sie noch dazu zum
Sprachrohyvon zweifelhaften Ele¬
menten wirld.)
Theaterfreund. Ueber die Aufführung des
Ibsen=Dramas „Peer Gynt“ ist die Wiener Presse
in helle Verzückung geraten. Sogar über die
szenische Ausarbeitung. Es tut uns leid, in
diesen Jubel nicht einstimmen zu
können, denn wir gehören nicht zu denjenigen,
welche vergessen, daß in unserem großartigen
Burgtheater die Szenerien bei ähn¬
lichen Stücken viel grandioser und
die künstlerische Darstellung auch
weit bedeutender war. Was will die
Kritik noch mehr? Es heiratet sogar die Tochter
des Burgtheaterdirektors den Sohn eines jüdischen,
Kritikers, Schnitzler wird ins Repertoire ge¬
nommen. M#öge doch endlich mit
den böswilligen Anspielungen auf¬
lhören, es fühlt ja jeder, an wen sie gerichtet
sind. Man möchte förmlich flehentlich die öster¬
reichische Kritik bitten, doch nicht auch auf
diesem Gebiete, wo wir ebenfalls in
der deutschen Kunst an der Spitze
stehen, uns herabzusetzen. Es ist einfach
nicht wahr, daß es gegenwärtig ein höher
stehendes deutsches Schauspielhaus auf der Welt
gibt. Und wenn Sie diese Behauptung als Phan¬
lasie und übertrieben betrachten, so können Sie es
lun, in Wirklichkeit weiß jeder, der Gelegenheit
hat, andere Schauspielhäuser zu besuchen, daß
das Wiener Hofburgtheater noch
Immer an erster Stelle dominiert,
und daß es sich jeder deutsche Schauspieler zur
Ehre gereichen lassen würde, Mitglied dieses
[Theaters zu werden. Diese Anschauung
sprechen wir ungescheut aus, nicht aus Liebe zu
irgend einem Direktor oder einem Schauspieler,
sondern aus ehrlicher Ueberzeugung.