VII, Verschiedenes 11, 1913–1915, Seite 40

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wenn er wirklich all das krause Zeug über Deuts
land geschrieben hätte, das neuerdings unter seine
Namen durch die Zeitungen ging. Soll ich m
sch¬
nun auch noch öffentlich mit allem Ernste zu Shal
1. Miscellaneous box 41/5
speare bekennen (dem Engländer! ja, denn er ist
Stratsord geboren) — oder fängt es schon d
Zweiflern zu dämmern an, daß mir Shakespean
auch wenn dieser Krieg dreißig Jahre dauerte, imm
Shakespeare bedeuter wird; den einzigen, für den
keine Worte des Preises und keine Vergleiche gil
So lassen wir es denn lieber genug sein; — in
später einmal, wenn der Friede wieder da ist, wo
#1
ken wir uns schmerzlich daran erinnern, daß einm¬
eine Zeit war, in der wie einander über die Grenze
hinüber die Versicherung zurufen mußten, daß wo
zwar, jeder unsere Heimat, geliebt haben, daß w¬
aber trotzdem Gerechtigkeit, Urteil und Dankbarke
I niemals verlernt, daß wir, um es einfacher zu sagen
niemals gänzlich den Verstand verloren hatten.
615
Arthur Schnitzler.
de
Wien, im Dezember 1914.
Lokales.
Vertragung der Postsachen. Man schreibt uns: E.
ist in letzter Zeit mehrfach berechtigte Kritik as
der durchaus mangelhaften Austragung der Bries
und Zeitungen in der Stadt Zürich geübt worden
Die Tatsaché, daß die Morgenpost in vielen Teile
der Stadt erst zwischen 9 und 10 Uhr vormitta
ausgeteilt wird, spricht nicht für den sonst oft a#
rühmten Schneid der Zürcher Postverwaltung. D##
Postverwaltung wird sich daher nicht beklag
können, wenn eine große Zahl der bisherig¬
Zeitungsabonnenten ihre Zeitungsabonnements ##
der Post nicht mehr erneuern wird, da die privat
#
Zeitungsverträger in der Lage sind, die Zeitunge
schon um 8 Uhr vormittags oder vorher in di
Häuser auszutragen.
Ein Brief Arthur Schnitzlers.
= Die Kriminalität, die sonst stets mit dem be
Der folgende Brief Arthur Schnitzlers geht
ginnenden Winter eine ganz bedeutende Zunahmi
in
uns zu:
erfährt, hat auch in den letzten Wochen erfreulicher
Wie ich durch Freunde in Rußland auf einem
weise ihren numerischen Tiefstand beibehalten. Die
lich
Umweg erfahre, sind in Petersburger Blättern an¬
bis anhin stets überfüllten Arrestlokale in der Poli¬
en,
gebliche Aeußerungen von mir über Tolstoi, Maeter¬
zeikaserne und im Selnau beherbergen kaum einen
linck, Anatole France, Shakespeare von so phantasti¬
Drittel der üblichen Zahl von Häftlingen. Diese
Deri scher Unsinnigkeit veröffentlicht worden, wie sie mir
günstige Erscheinung des Krieges hängt zusammen!
ind¬
zu normalen Zeiten von niemand, der mich kennt,
mit einer bedeutend vermehrten Vorsicht von seiten
iszt
zugetraut würden, die aber in unserer vom Ueber¬
der Opfer unserer kriminellen Bevölkerung und
ehen
maß des Hasses und vom Wahnsinn der Lüge ver¬
dieser selbst, dem starken Abgang kriminalisierter
lers
wirrten Welt immerhin auch sonst urteilsfähigen
Personen, einer verschärften Ausweisungspraxis,
sch¬
Menschen nicht unglaubhaft erscheinen könnten.
und nicht zuletzt mit dem durch die Polizeistunde ein¬
Solche Verhetzungsversuche, wie sie weit hinter
geschränkten Alkoholkonsum und Nachtleben. Die
icht
1 den Fronten der ehrlich kämpfenden Armeen
Zahl der Geschäftsnummern der Bezirksanwaltschaft
wohlgedeckten Gelände unverantwortlicher Publizistik
blieb um zweitausend hinter der lerhjährigen zurück.
ing
von den Marodeuren des Patriotismus gefahrlos
em1 unternommen werden, scheinen sa eine besondere,
der und vielleicht die widerwärtigste, Eigentümlichkeit
Zur Lage.
rei= dieses Krieges zu bedeuten. Auch der lächerlichste
Verkehr. (Korr.) Gemäß neuester Verfügung der
en: dieser Versuche, wenn er gelingt, könnte späteren
Generaldirektion der Schweizerischen Bundesbahnen
ten! Verständigungen zwischen einzelnen, auf die es an¬
hat die Umrechnung der Frachten, Nachnahmen usw.
ber
kommt, Schwierigkeiten bereiten; daher möchte es
aus der Mark= in die Frankenwährung und um¬
zu
leicht als ein Fehler erscheinen, wenn ich diesen
gekehrt zum Kurse von 1 Mark = 117,65 Rp.,
air
(etwa um seiner besonderen Albernheit willen) auf.
1 Franken = 85 Pfennig zu erfolgen.
für
sich beruhen ließe.
Der Wortlaut der mir zugeschriebenen Aeußerun¬
Neue Bücher.
gen ist mir noch nicht bekannt; ihr Sinn, und die
Eingegangen vom 1. Oktober bis 30. November.
Tatsache der Veröffentlichung aber steht unbezweifel¬
(Die einzelnen Werke bleiben der Besprechung
bar fest. Da es unter den gegenwärtigen Verhält¬
vorbehalten.)
nissen lange dauern kann, ehe ich in den Besitz des
von Gleichen=Rußwurm, Feinde ringsum,
Originalartikels gelange, muß ich mich vorläufig
ein Spiel für ernste Zeiten. 1 Mk. Julius Hoff¬
auf die Erklärung beschränken, daß Aeußerungen der
mann, Verlag, Leipzig.
Art, wie sie in jener Publikation offenbar mitgeteilt
Geiszler, Benedikt, Felix Workmann. Roman.
sind, von meiner Seite niemals gefallen sind, nach
Geb. 6 Kr. 80. Karl Frommer, G. m. b. H., Wien 5.
meiner Gesinnung niemals, weder im Frieden noch
Helling, Viktor, Eisern fallen die Würfel. Ro¬
im Kriege, hätten fallen können. Es ist freilich etwas
Wi
man a. d. Weitkrieg 1914. Geb. 4 Mk. 50. Heinrich
en
beschämend für jemand, der sich zeitlebens vom
Minden, Dresden.
Pathos der Selbstverständlichkeiten leidlich fernzu¬
Hellwig, Dr. Albert, Gesundbeten und andere
mystische Heilverfahren. 80 Pfg. Wilhelm Heims
Zwit
er= halten gewußt hat, erst ausdrücklich versichern zu
Verlag, Leipzig.
rb,
müssen, daß ihm das Schöne jederzeit schön, das
Huber, Prof. Eugen, Zum schweizerischen Sachen¬
ein Große jederzeit groß bleiben wird; auch wenn es
recht. 3 Fr. Stämpfli u. Co., Bern.
sse Nationen angehört, oder innerhalb von Nationen ge¬
Hunziker u. Bollmann, Heimat und Dich¬
Zal
nitwachsen ist, mit denen sein Vaterland eben in einen
tung bei Gottfried Keller. 2 Fr. 70. Verlag Huber
Krieg verwickelt ist; aber der zahlreichen Menschen
u. Co., Frauenfeld.
3181.
en denkend, die sich in dieser Epoche auch zu schlimme¬
Heises Deutscher Musiker=Kalender. 2 Mk. 25.
die ren Dingen verstehen müssen als zu einer kleinen
Max Hesses Verlag, Leipzig.
zont
Amtliche, Bank, Familien¬
en Zärcher Zeitung:
Vädlicher Allgemeiner Anszeiner.
Platzvorschrif
iße 10