VII, Verschiedenes 11, 1917–1920, Seite 30

1. Miscellaneens

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per die Bilder waren gut gestellt, die
fartenszene sogar sehr gut und auch durch
lie anderen Akte ging ein Zug von Leb¬
haftigkeit und Freude am Spiel. Herr De¬
metz hatte es sich angelegen sein lassen,
die Kunst Frau Konstantins ins richtige und
wirksame Licht zu setzen. Frau Konstantin
war in ewigem Zittern. Ihre Stimme in
ständigem Schwanken von Lachen zu
Weinen. Hochaufgerichtet, schien sie ge¬
knickt und gebrochen, natürlich und
menschlich wan sie hoch über ihre Um¬
gebung gehoben — und über sich selbst.
Das Erwachen ihrer wahren Persönlich¬
keit beim erstmaligen Hören einer Melo¬
die (im Leierkasten) war bewundernswert.
Sie besitzt die Genialltät, die ihre Rolle
immer neu erleben und nicht spüren läßt.
daß sie 200mal bereits die „Tänzerin“ ge¬
spielt hat. Sehr sympathisch war Herr
Hölzlin als Auch-Typus des Bürgertums.
Verliebt und eifersüchtig, durchsichtig und
ohne Verständnis für das Geniale, gleich¬
sam versteckt Bestialische, Lolas.
III.
„Cyprienne“ von Sardou.
Dieses Stück ist wie ein verstaubter
Doubléring. Wenn man den Staub abbläst,
bleibt Goldimitation. Abzublasen versucht
nun Frau Konstantin, der man sofort glau¬
ben kann, daß sie trotz ihrer zweilährigen
Ehe ihren Mann gar nicht kennt. Dazu be¬
darf es gar keines mathematischen Exem¬
pels, um das für wahrscheinlich zu halten.
Gerechnet und abgerechnet wird in einem
Restaurant, dessen wertvollsten Gegenstand
der Oberkellner (von Herrn Wurmser übri¬
gens ausgezeichnet gespielt) zu sein scheint.
Diese Szene hat nichts von der gewollten
Tiefe Schnitzlerscher Hotelszenen, dafür
aber auch nichts von seinen Süßlichkelten.
Das Stück etwas falsch, aber ganz hübsch.
Herr Huttig, als Gatte, besser als früher.
Frau Konstantin: eine ungetreue, dabei
aber doch ganz hausfrauliche, also verhei¬
ratete Tänzerin. Ihr Vetter und Liebhaber,
Herr Romanovsky, etwas zu grotesk ver¬
zerrt (da man stellenweise nicht verstand,
wie er überhaupt geliebt werden konnte),
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