VII, Verschiedenes 11, 1917–1920, Seite 46


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1. Miscellancous
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uß des Waffenstillstandes mit einer Neu¬ mann zu einem großen Dichter. Von deutschen] Stellung vor allem seinem superioren Talent,
Ihrung der Puccinischen Opern zögerte, Opernwerken gar nicht zu reden, unter denen
Musik für dieses Theaterpublikum zu schreiben.
en die Briefträger täglich Stöße von viele ältere — etwa „Die Widerspenstige“ von
Seine Musik ist vollständig Theatermusik, sein
en, die alle dieselbe Frage stellten: „Wann
Goetz — und manches neuere Werk. so Hans
Geschmack Theatergeschmack. Seiner musikali¬
eigentlich wieder Puccini gegeben?“ Nun
Pfitzners „Rose vom Liebesgarten“, trotz aller
schen Bildung nach kommt Puccini von den
war der große Tag gekommen. Direktor
edlen Künstlerschaft und geistvollster Musik im
französischen Theatermusikern her. von Bizet,
k selbst saß bei der „Tosca“=Aufführung
Spielplan fehlen oder doch nur selten erscheinen.
Gonnod, Massenet, und sein Theaterideal ist
Dirigentenpult (obzwar der ausgezeichnete
Gewiß ist Puccini ein Künstler, der fein, ge¬
das französische, die regelmäßige Bühne, mit
her=Dirigent über Puccini=Musik höchst
schmackvoll und poetisch gestaltet. In der
den klar geführten Akten, der Seène-à-faire,
„Bohème“ ist Leben, Geist, Bewegung, und den
sche Ansichten haben dürfte), die Jeritza
den sicher berechneten Steigerungen. Dieses
sentimentalen und elegischen Stimmungen
die Tosca, Duhan den Skarvia und
wirkungsvolle Theaterideal, in dem sich die
dieser „Liebelei“ wird sich niemand entziehen
er den Cavaradossi, und so war alles vor¬
mathematische Klarheit des französischen Geistes
wollen. Das erotische Parfüm der „Madame
widersviegelt, ist niemals ganz das Theater¬
t, um den Tag der Sensationen möglichst
Butterfly“ ist eigenartig. In diesem Werk ist
zu begehen.
ideäl der Deutschen gewesen, die auch im
auch Poesie, freilich eher die Poesie eines sehr
Theater vor allem Dichter, Träumer, Männer
durch hat Puccini diese Gunst in der
kultivierten Mannes von Welt, eines geist¬
der Phantasie (nicht der Theaterberechnung)
ung des Opernpublikums erworben?
gewesen sind, denen das Theater Kanzel und
könnte sagen, weil er ein Künstler, weil
Fianeurs als eines liesen Ainter. „Toten
Kirche war. Wenn auch einzelne große deutsche
Opernmusiker von Eigenart und Feinheit
wieder ist ein Schauerdrama, in dem Blutgeruch
Dichter die französische Theaterform angestrebt
er unglücklicherweise aibt es noch größere
mit mondänem Parfüln sich mischt, und nur ein
haben und der helle, energische Geist Lessings
ler und noch reichere oder feinere Opern¬
Schritt weiter, und man ist im Puccinischen
sich in diesem klaren Element der formalen
r, deren Werke niemals die beherrschende
Kinodrama, dem Mädchen aus dem Westen“.
Gesetzmäßigkeit wohlgefühlt ho es doch die
ung der Puccinischen Opernwerke erlangt
Alle vier Opernwerke bilden die Welt des
meisten großen deutschen Tu#rdichter en
Ich erinnère nur an den Verdischen
Künstlers, keine große und tieje Welt, aber ein Egrößeren und freien Theaterformen, der
aff“, der weit und breit im Opernspiel¬
Künstler hat sie gebaut, in ihr ist er zu Hause! Bhantasiebühne Shakespeares, der griechischen
icht zu sehen ist, eines der größten Werke
ein Künstler vom Schlage Artur Schnitzlersi# ##terienbühne. Sie streben über das Theater
Opernliteratur überhaupt, eine Schöpfung
dem Puceini nahesteht durch die geschmackvolle Fhinaus, das nichts als Theater ist: seine Regel¬
her Altersweisheit, die mit weisem Lächeln
und sichere Form, durch die kultivierto Senti¬
Emäßigkeit ist zu eng für ihr weites geistiges
die tollen Dinge des Lebens scherzt, mit
mentalität, durch sein scharfes Gestalten lebens¬
Streben, und ob es der „Götz“ ist oder der
ophischer Heiterkeit das Treiben der Welt
voller Personen, durch poetische Stimmung, Re
„Faust“, ob es die Stücke der Stürmer und
utto nel mond' & burla“ — bespottet.
(nach einem Worte Maximilian Hardens) bis
Dränger oder der deutschen Romantiker sind,
Meisterwerk mit einer Fülle von lebendigen
zur Oberfläche der Tiefe streift. Aber Künstler¬
das Phantasievolle und Tiefe der Phantasie
schaft allein erklärt nicht Welterfolge wie die
ten, geistvoller Bewegung, ein Kabinett¬
dieser Dichter läßt sich nicht eingrenzen in den
Puceinis, und vor allem nicht die unbestrittene
er Musik. Wo aber ist das Publikum, das
festbegrenzten Bezirk des Theaters. Auch den
Herrschaft der Puccinischen Opern über das
hverlangt, den „Falstaff“ zu hören, der
deutschen Opern ist der Rahmen des Theaters
von Verdi geschrieben ist, gegen den
Theaterpublikum an allen Orten.
viel zu eng, und man muß nur Wagner, der
ni sich verhält wie Octave Feuillet zu
Wenn Puccini heute der populärste neben Schiller der stärkste Theatermann des
Suno ein elenanter. neichmalkvoller Welt. 1 Theatermulifer ist io verdauff er seine1 heutichen Nalfes ist. mit Verhi veraleichen. um