VII, Verschiedenes 11, 1917–1920, Seite 59


e den de. dn 1e e belsle ereli uen e e ee
#mann sprach mit Entzücken von seinen Wiener Freunden, deren
peisonlich kennen und las zwei Ihrer Stücke im Manuskeipt:
er sich als Herausgeber der belletristischen Zeitschrift „Die blaue
hieß es nicht „Die Aufgeregten?“
„Tabarin“ und ein zweites —
Donau“ eine stattliche Anzahl erworben hatte, und nannte unter
* „Wer solche Stücke schreiben
Und weiter beneidete ich Sie.
sanderen Artur Schnitzler in rühmender Weise. Herzl war darüber
könnte“ — (damals schrieb ich nämlich ganz bestimmt schlechtere
erstannt. Er hatte Schnitzlers Talent nicht allzuhoch eingeschätzt,
Stücke als Siel). Aber die ganze Siudentenzeit verstrich, ohne
persönlich war ihm der „junge Dichter“ geradezu unsympathisch ge¬
daß wir ein Verhältnis zu einander finden konnten — offenbar,
wesen, in erster Reihe wegen seines Anhanges, der „Jungen von
wie mir Ihre letzten Zeilen beweisen — weil ich für Sie zu
Prosession“. Nun aber las er Schnitzlers „Märchen“; daraufhin
aerogant war! — In Kammer habe ich Sie dann gesprochen,
schrieb er ihm einen rührend bescheidenen, reuigen, rückhaltslos
als wir schon beide Dokioren waren; Sie waren von einem Kreis
enthusiastischen Brief (29. Juli 1892), der unter anderem die
hübscher junger Frauen umgeben — und wieder habe ich Sie —
schöne Stelle enthält:
„Wenn ich so ein Talent wie Ihres aufblühen sehe, freue hoffentlich nicht ganz ohne Grund — „beneidet". Und auch
ich mich, wie wenn ich nie ein Literat, das heißt, ein eng= damals lächelten Sie irbnisch! — Und wieder verließ ich Sie in
jener gedrückten Stimmung, die man Leuten gegenüber hat,
herziger, unduldsamer, neidischer, boshafter Tropf gewesen wäre,
eue mich aber wie über die Nelken da unten im Garten, die die einem auf derselben Straße zwanzig Schritte weit voraus¬
lausen. An diese Erinnerung aber reiht sich eine von denen, die,
erwachen.“
über das Persönliche weit hinausgehend, in einer Geschichte der
Von da an entspann sich ein freundschaftlicher Brieswechsel,
modernen Literatur als kleingedruckte Anmerkung einen sicheren
der erst mit der Uebersiedlung Herels nach Wien seinen Abschluß
Platz verdiente. Das neue Burgtheater war noch im Bau; wir
fand. Schnitzlers Brief vom 5. August 1892 enthält
spazierten an einem Spätherbstabend vor dem Bretterzann auf
bei allem Humor ein Stück ernster Herzl=Biographie.
„Hochverehrtester Freund! Eine Ahnung muß ich aber und ab. Natürlich hatten wir uns zufällig getroffen — da es
immer g habt haben, daß wir einander einmal näher kommen, mir ja bis heute nicht gegönnt war, uns je absichtlich zu be¬
daß Sie mich sogar einmal „loben“ werden, denn gegnen. Da sagten Sie mit einem bescheidenen, erobernden Blick,
ist merkwürdig, mit welcher Präzision mir die der auf den emporsteigenden Mauern ruhen blieb: „Da komm'
leinzelnen Etappen unserer Bekanntschaft im Gedächtnis ge=ich einmal hinein!" Ja, mein lieber Freund, damals war
„als ich zum erstenmal dich der Moment gewesen, mich für Ihr vielfaches ironisches Lächeln
blieben sind. Ich weiß noch
sah“ — das war in der akademischen Lesehalle. Sie hielten eine einmal panschaliter mittels eines grausen Hohnlachens
ich blieb jedoch stumm; ich kann
in einer Weise scharf! Ich befand zu revanchteren —
Rede und waren „schaif“
mich in Ihrer Nähe und hatte die Empfindung, als wenn Sie nicht leugnen, Sie haben mir damals mehr imponiert als je. Sie
mich mit einem gewissen milden Sarkasmus betrachteten: Sie werden begreisen, daß ich diese kleine Geschichte, welche von der
lächelten ironisch — und ich begann Sie zu beneiden. „Wer so Tatsache zum Range einer Anekdote emporgehoben wurde, jedem
reden und so lächeln könnte“, dachte ich mir. Bald darauf hörte Menschen erzahle, der den Namen „Theodor Heiz!“ ausspricht.
Sie ist so wahrscheinlich, daß sie alle Welt für ersunden hält.
Ich erinnere mich noch eines letzten Zusammentreffens mit Ihnen
auf irgendeinem Ball, in einer Nacht, wo Sie schon lange,
aber schon sehr lange, ein berühmter Mann waren, während ich
an mir, an meinem Beruf — an beiden verzweifelnd, von
niemand eigentlich ernst genommen, meinen Ehrgeiz als guter
Gesellschafter und Demimondainer zu befriedigen suchte. Ich war
an jenem Abend besonders gut gelaunt und, wie ich glaube,
namenlos elegant. Da erschienen Sie. Mit ruhigen, überlegenen
Augen prüften Sie meine Krawatte und vernichteten mich. Wissen
Sie, was Sie sagten? „Und ich hielt Sie für einen —
Ich hatte die deutliche Empfindung
Brummel!!!
in Ungnade gefallen zu sein. Es war klar, da
zu knüpfen
ich lernen mußte, meine Krawatten besser
oder doch wenigstens auf einem anderen Gebiet etwas Hervor#k
ragendes zu leisten. In kühnen Momenten vermaß ich mich
beiden Zielen zuzustreben: vielleicht werdé ich Sie noch einmal von
meiner Krawattenknüpfbegabung zu überzeugen Gelegenheit haben?
###nd wie ich nun heute bedenke, daß Sie offenbar darum mit
mir nicht verkehren konnten — weil ich Ihnen dünkelhaft vor¬
kam! Ich, der sich die „Causa Hirschkorn“ aus der Leihbibliothek,
das „Neue von der Venus“ von guten Bekannten ausgeliehen —
— als
und der sich das „Buch der Narrheit“ sogar gekauft hat
es eines Tages in der Auslage zu 15 Kronen sichtbar wurde.
könne
Ich, der zwar vom „Fküchtling“ behauptete,
der
nur durch die Burgtheaterbesetzung gehalten werden,
aber bei dem „Prinzen von Genieland“ die Ansicht verfocht,
daß sie im Cail=Theater zugrunde gespielt würde! — Ich weiß
nicht, ob es mir mit dem bisherigen gelungen ist, Ihnen gerade
das zu sagen, was ich Ihnen sagen will: Daß es wahrhaftig
nicht viel Menschen auf der Welt gibt, auf deren Urteil ich den
gleichen Wert legen möchte, wie auf das Ihre. Ermessen Sie
daraus, wie sehr mich Ihre freundliche Anerkennung gefreut und
wie wohltuend mich besonders der warme und weiche Ton berührt
hat, mit welchem Sie zu mir sprechen. Daß ich Ihnen aber auch
persönlich sympathisch geworden bin, kann ich unmöglich der
Bekanntschaft mit meinem Stück allein zuschreiben! Da hat gewiß
mein Freund Paul, der beste und liebenswürdigste der Menschen,
das seinige dazugetan.
Ich sage Ihnen für heute Adieu, verehrter Freund und
bitte Sie, meiner herzlichen Ergebenheit für alle Zeit versichert
Ihr Artur Schnitzler.
zu sein.
Wien, 5. August 1892.“
Diese Korrespondenz, auf die wir noch
zurückkommen,
h. m.
erstreckte sich in reger Weise auf mehrere Jahre.