VII, Verschiedenes 11, 1920–1926, Seite 1

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Miscellaneous
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„Literarische Anekdoten.
Stefan Großmanns Wochenschrift „Das
Tagebuch" bringt folgende Anten: Ein
junger revolutionärer Literat die Ich brauche
zehntausend Bourgeoisköpfe. Ich würde mich
mit dem Ihren begnügen," sagte Rudolf
Kaßier.
Jemand fragte Art Schnitzler, der
aus einer Geschaft an, wie er sich ver¬
halten habe. „Ohne Reich," sagte der Plauderer,
hätte ich mich sehr gelangweilt."
Bei der führung eines Stückes von
Georg Kaiser sagte jemand: „Das Stück ist
sehr schmeichelhaft für Karl Sternheim.
Es war Schickele, der einmal die Annette
Kolb le plus honnête homme du monde
nannte. Die selbige Annette nannte jemand in
Bern, als sie große Sympathien für den Kom¬
de
Chefredakteure.
Feuilleton.
Als Journalverweser
Sehr beliebt beim Leser,
Bei den Angestellten
Aus dem Ballbuch der Concordia.
Gleichfalls, aber selten!
Nach einer siebenjährigen Pause trat die Concordia gestern
Artur Schni wird besungen
neuerlich mit ihrem Ballfest in die Oeffentlichkeit. Der Glanz
Das Unbeschreibliche
dieses Repräsentativfestes wird ein andermal geschildert werden.
Schreibt der Poet,
Das Ewig-Leibliche
Heute sei an dieser Stelle lediglich einiges aus der Damenspende
Hundertmal geht.
der Veranstalter gebracht, die — selbstverständlich bei diesen Ver¬
anstalten — wieder einmal eine literarische Spende war. Auch
Prüde und Bängliche,
Verdammt nur die Kritzler!
die Herren von der Concordia hatten wohl das Be¬
Alle Verfängliche
dürfnis empfunden, diesmal mehr zu geben, als sie sonst
Sublimiert Schnitzler.
zu geben gewohnt sind, also den Tribut an die
Das Viergestern an dem Finanzhimmel Sieghart,
Ueberbedürfnisse der Zeit zu leisten. Das Ballbuch, das
außerordentlich elegant ausgestattet, wirklich ein wertvolles Kola, Castiglione, Spitzmüller muß sich folgende
Angebinde ist, enthält 38 auf gobelinartigem Grunde gezeichnete Zeilen gefallen lassen:
Blätter, zumeist Karikaturen von Künstlern, Schriftstellern
Was sollen unter den Presseleuten
Die Männer der Hochsinanz bedeuten
Journalisten und Persönlichkeiten aus der politischen und Finanz¬
Der erste schreibt politisch,
welt, die von den Zeichnern Barteau, Dessauer, Klis,
Der zweite theaterkritisch,
Pangratz, Seligmann und Zasche stammen. Jeder
Der dritte stellte sich gern dem zweiten
von den Porträtierten ist von Julius Bauer, der auf diesem
Im Literaturverlage zur Seiten.
Der vierte, mir schwimmt das Auge in Nässe,
Gebiete bereits reiche Lorbeeren geerntet hat, in humoristischen
War einer der fleißigsten Männer der Presse.
Versen besungen. Im nachfolgenden einige Proben aus der
Ballspende:
Schlecht kommt Hermann Bahr weg¬
Dem Bundespräsidenten Dr. Heinisch gelten die
Erst war er dies, dann war er das,
Doch immer wer und immer was
folgenden Verse:
Mit frischem Mut.
Klug wählten die Stimmen des Rates
Den Mann an Wissen reich;
Am Ende wird der fromme Christ,
Nicht jedes Haupt eines Staates
Was er noch nie gewesen ist:
Ist Haupt und Kopf zugleich.
Ein alter Jud
Und dennoch nannten die lieben
Die „Czernin-Elegie hört sich boshaft genug
Politischen Zünstler der Stadt
wie folgt an:
Den Mann, der soviel geschrieben,
Ein Bürgergraf steht einem
Ein unbeschriebenes Blatt
Auf parlamentarischer Höh'
Den Chefredakteuren ist folgender Vierzeiler
Er hält seine Jungfernrede
Die Hörer sind kalt wie Schnee.
gewidmet:
2. 1921
NEUES WIENER JOURNAL

und
Erich
Na
seine Freude
Eing
glossen, von
Man sieh
Als neulich
Wassermann und
herzig: „Na ja, die