VII, Verschiedenes 11, 1920–1926, Seite 23

gen sich vor mich die
inten
Heimat „Liebelei“ wäre.
Das ist eine Auszeichnung, vielleicht sogar eine Schmeichelei,
muß
luttes aber sicherlich kein Vergnügen. Wirklich nicht.
Es ist nicht angenehm, wenn man den Leuten immer
wieder versichern muß, daß man nur mit sich selbst identich
ist. Dieses „nur“ ist besonders unsympathisch. Einem
chieden Minister macht es vielleicht Spaß, wenn man ihn für seinen
rselben Hofrat hält. Aber der Hofrat fährt unweigerlich zusammen, wenn
n auf ein schmeichlerisches „Exzellenz", seine subalternen Ohren um¬
flüstert.
Gefühl,
Dabei ist es weder Artur Schnitzler noch mir, noch irgend
sind,
jemandem, der uns genau kennt, jemals klar geworden, warum
emein¬
Plan uns die Leute verwechseln. Schnitzler hat wundervolle blaue Augen,
schönes, ach, noch so blondes Haar, ein ausgesprochen französisch
iemal
ir alle konturiertes Gesicht — es ist rätselhaft, daß sich die Leute da
auf eine Aehnlichkeit kaprizieren. Ich kann es mir nur mit dem
häuser begreiflichen Wunsche erklären, daß sie mit einem Schnitzlei
nicht genug haben wollen.
Immerhin, bis vor kurzem konnte man sich solche Unfälle
hat es gefallen lassen. Sie waren nicht gar so aufregend. Es war aller¬
dings nicht sehr angenehm für den Dichter, wenn er plötzlich
ttelbar von der Volksoper angerufen wurde, was er von der Direktion
wünsche und er sich absolut nicht entsinnen konnte, jemals
fehlte etwas von ihr gewünscht zu haben. Er konnte freilich nicht
sich in wissen, daß ich in den Vormittagsstunden desselben Tages den
de Be¬ Direktor Markowsky vergebens gesucht hatte, weil ich ihn für
einen Freund interessieren wollte. Noch verdrießlicher mag es ihm
durch
unächst gewesen sein, als er eines Tages aus Schärding, einem lieben,
Masse verrunzelten Städchen am Inn, einen vorwurfsvollen Brief
te den erhielt, es sei nicht schön von ihm, daß er einmal in einen so
halten weltfernen Winkel verschlagen, für seine alten Freunde dort nicht
man eine Viertelstunde übrig habe. Was wußte ich, als ich den ein¬
dafür samen Platz der Stadt durchquerte, daß mich hinter den ge¬
schlossenen Fensterläden grollende Blicke verfolgten —
ignete,
Das waren noch harmlose Mißverständnisse. Die kann jeder
der die
halbwegs geübte Schwankautor erfinden. Bedenklicher wurde es
dazu
allende als der Dichter selbst anfing, mich mit sich zu verwechseln. Wenn
er das Parkett eines Theaters betrat und mir mit einem höchst
erstaunten Lächeln die Hand gab: „Oh, ich bin schon da? Das
hab' ich gar nicht gewußt. Oder, wenn ich ihm auf der
n und Elektrischen meinen Platz respektvoll abtreten wollte und er mit
mittel wohlwollender Logik ablehnte: „Ob Sie oder ich sitzen, das ist
Frank¬
doch ganz egal.
Es gibt eine reizende Novelle aus dem Quattrocento, die
einen verwegenen Künstlerstreich schildert. Ein paar übermütige
Kriege
hin¬
junge Leute wollen einem braven Holzschnitzer einreden, er sei ein
Kaffee anderer; er sei nicht er selbst. Sie tun das mit einem so syste¬
sin matischen Raffinement, daß der arme Teufel ganz verwirrt wird.
ander
Er wehrt sich und wehrt sich
Ich wehre mich auch. Ich lasse mir nicht einreden, daß ich
ganter
nicht mehr ich bin. Das sind Grundtatsachen des Lebens, von
ädten
denen sich ein ordentlicher Mensch nicht loslösen will. Es ist ja
stets
sehr unklug, gewiß, es ist entschieden viel vorteilhafter, Artur
Schnitzler zu sein — aber in solchen Dingen ist man nun einmal
anten, unverständig konservativ. Obwohl es einem manchmal wirklich
vor
schwer gemacht wird, noch an seine eigene Existenz zu glauben.
de und
Vor einigen Wochen erhielt ich von Artur Schnitzler einen
listen.
Brief. Seinem Blatt lag ein zierliches Kuvert bei, das die Visiten¬
en und
karte einer Dame umschloß. Das Kuvert trug die genaue Adresse
Höh.
des Dichters: Herrn Dr. Artur Schnitzler, Wien, rc. rc.; und
melten
auf der Karte stand unter dem Namen der Dame mit sehr deut¬
liebe.
lichen und unableugbaren Buchstaben: ... bittet Herrn Dr. Leo
schen,
Feld um ein Autogramm.
ürfen
Als ich das las, begann mein Hirn sich etwas zu drehen.
Eine Bitte an Artur Schnitzler, die an mich um ein Autogramm
re der
gerichtet war —? Die Welt ist doch noch schwerer zu erklären,
trois
als die Philosophen meinen.
Und bei diesem Billett lag ein ebenso ratloses Blatt des
Dichters:
ersuch,
Lieber Doktor Feld!
den
Das — geht denn doch schon zu weit. Bin ich ein
Pseudonym von Ihnen oder Sie von mir?
Kamp
Herzlichst Ihr Artur Schnitzler.
würde
Ich gestehe, daß ich vor diesem Problem ganz hilflos war.
er als
ariser Ungefähr wie der Held der Renaissancenovelle, der die Schliche
immer näher um seinen Hals fühlt.
Und dann mit dem Aufgebot eines fabelhaften Scharfsions
Fran¬
r und und eines grandiosen Erinnerungsvermögens kombinierte ich:
Ich hatte auf einer Redoute einer Dame, die mich als
i sich,
0 Uhr Artur Schnitzler ansprach, gewissenhaft meinen Namen genannt¬