VII, Verschiedenes 11, 1926–1929, Seite 39

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Extrait du Journal:
PARIS
Adresse
Date:

en un
UNE revue allemande, cette amusante anecdote :
Le célèbre écrivain autrichien Arthur Schnitzley
est en voyage. Il occupe un compartiment de première
classe. Seul pendant une partie du trajet, il voit monter.
à l'arrêt d'une ville italienne, un monsieur décors l'air
cordial et important.
A peine ce voyageur s'est-il installé en face de l'écri¬
vain qu'il le fixe avec insistance.
Sans aucun doute, il le reconnaît et cherche à se
peler son nom pour avoir le plaisir de lui adresse
la parole.
Le voici qui sourit ; il a trouvé ses lèvres s'en¬
tr'ouvrent...

Mais Schnitzler, qui a peu goûté ce manège, l'arrêt
d'un mot :
Non, non, vous faites erreur... Ce n'est pas mois
mais là, pas du tout !
Seipel gegen Schnitzler
Nachrichtendienst der „Vossischen Zeitung
k. Wien, 9. Juni
Bundeskanzler Seipel und Unterrichtsminister Schmit
hielten heute mit führenden österreichischen Schriftstellern eine
Besprechung über ein österreichisches Schund- und
Schmutzgesetz ab, das von christlich-sozialer Seite angeregt
wird. Die namhaftesten österreichischen Schriftsteller beteiligten
sich an der Diskussion, so Arthur Schnitzler, Richard
Beer=Hofmann, Karl Ernst Strobl, Raoul
Auernheimer, Richard Kralik.
Die Meinungen über die Notwendigkeit eines solchen Gesetzes
waren sehr geteilt. Das Beispiel Deutschlands, in dem ein unge¬
heurer Apparat an der Durchführung des Schund- und Schmutz¬
gesetzes arbeite, könne nur abschreckend wirken, da bisher nur ein
Roman obscurer Herkunft verboten worden sei. Arthur
Schnitzler verlangte mit Recht eine Definition der Begriffe
Schund und Schmutz und vor allem einen Schutz der Jugend
gegen sensationelle Gerichtssaalberichte. Richard Kralik vom
Verband katholischer Schriftsteller setzte sich naturgemäß für die
Schaffung eines österreichischen Schund- und Schmutzgesetzes ein,
zumal große Bestände von Schundliteratur von den Verlegern
über die Grenzen, zumeist nach Oesterreich, gebracht würden.
Bundeskanzler Seipel erklärte, daß es sich nicht um eine
Diskussion über Definitionen handele, sondern um einen Versuch,
Schädliches von der Jugend abzuhalten. Gegen Arthur Schnitzler
gewandt, erklärte er: „Ich stehe selbstverständlich ganz im Gegen¬
satz zu Schnitzler, wenn er gesagt hat, daß die Erregung der Sinn¬
lichkeit an sich nicht verwerflich sei. Sie ist verwerflich, sobald sie
denen, die sie selbst nicht wollen, gegen ihren Willen oder ihr
besseres Sein aufgezwungen wird. In diesem Punkte trennen un¬
Welten. Für uns gibt es nicht nur eine physische Gesundheit,
sondern auch eine sittliche."
in
Morgen
40.
Ausgabe
Diese Verhandlungen waren nur Vorbesprechungen, an deren
Ende Bundeskanzler Seipel die Erwartung aussprach, daß durch
die weitere Zusammenarbeit der Behörden mit den Künstlern und
Schriftstellern sich gute Erfolge erzielen ließen.