VII, Verschiedenes 11, 1929–1931, Seite 2

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hohen Zölle durchgesetzt, weil sie besser organisiert waren
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als die Agrarier, denen aber mit niedrigeren Zöllen geholfen
Verdienstmöglichkeiten für die Massen zu schaffen, und na¬
wäre. Es ist die bessere Organisation, welche auch
lichen Gefahren der ersten Jahre begegnen zu können. Die
in Zukunft den Abbau der Zölle herbeiführen wird.
Kommission hätte nach dem Muster der Young=Konferenz
legte er ab, wie man Masken, einst zum Karnevalsscherz
gewühlte Scholle des Alltags. Oh, er hat sie gekannt, wie
vorgebunden, wegwirft, wenn der wirkliche Ernst beginnt.
nur einer. Alle Strömungen, alle Erkenntnisse, alle An¬
Er war lange schon berühmt, als er, kaum zwanzigjährig,
sprüche, alle zu erkämpfenden Ziele. Aber sie wuchsen weder
Dragonerfreiwilliger wurde. Er wurde das mit Begeisterung
zu Form noch zu Gestalt in seinen schmalen, nobeln Händen.
in die sich wieder ein Queutchen Snobbismus mengte. Nie¬
Er kannte zugleich wie kein anderer das historisch Gewesene,
mals ha er von der Schule, niemals von den
das historisch Gewordene und Gewachsene. Wie kein anderer
Universitätsstudien gesprochen. Aber so ausführlich, wie er
war er mit allen großen, interessanten Persönlichkeiten der
vorher das symbolische Rituale der Messe, die Großartigkeit
Geschichte vertraut, mit den ganzen und mit den brüchigen
Menschen, mit den tugendreichen und mit den lasterhaften,
der Sakramente geschildert hatte, so ausführlich erzählte er
so nah vertraut, so heimisch in ihren Intimitäten, als seien
nun vom Dienst, von der Armee, vom Kameradschaftsgeist
sie Menschen unserer Tage. Wie keiner hatte er die Litera¬
des Offizierskorps. Wir waren nicht gerade militärisch ge¬
turen aller Zeiten und aller Länder inne. Und wie kein
sinnt. Doch wie wir ein paar Jahre vorher von dem poetisch
anderer beherrschte er die großen Kultursprachen der Ver¬
entflammten Knaben hingerissen waren, dem die magisch¬
gangenheit und der Gegenwart. Er wäre fähig gewesen, sich
Schönheit der katholischen Kirche wunderbar erblühte,
mit Plato in griechischer Sprache, mit Seneca lateinisch zu
fühlten wir uns jetzt von dem Dichter=Jüngling bezwungen,
unterhalten, wie er in London durch sein glänzendes Eng¬
der die heroische Tradition, die einigende Kraft und das
lisch verblüffte, in Paris durch sein meisterhaftes Französisch
stolze Herrentum der österreichischen Armee als ein hohes
und in Rom durch sein klassisches Italienisch Aufsehen er¬
Gut so stark empfand. Er befand sich nach seiner Geburt
regte. Er hat mit seinen ersten Dichtungen an die erlauchten
wie nach seinem Blut in einer besonderen Stellung. Hugo
Traditionen angeknüpft, denen er trotz Naturalismus ver¬
v. Hofmannsthal. Als Stämmling früh geadelter In¬
wurzelt war und verwurzelt blieb. Er hat im Tonfall, in
dustrieller und urwüchsig katholischer Wiener Patrizier, so
Reim und Rhythmus seiner unvergänglichen Verse an
stand er, gerade um die Zeit der dümmsten rassentheoreti¬
Goethe erinnert und war dennoch, mit sechzehn Jahren schon,
siere den Gehässigkeit, an einer haarscharfen Grenzlinie.
ganz und gar ein Eigener. Denn das von den Vätern Ererbte
Sie bedeutete gar nichts für den, der sich zur Masse
hatte er erworben. Also besaß er es nach höchstem Recht. Er
kehrte, ins Breite, nach unten. Diese Position an der
wohnte mit dem Helden seiner ersten Dichtung „Gestern
gesellschaftlichen Grenzlinie wurde aber dem Mann ge¬
zu Imola in einem Schloß. Er hat im Palast des Tizian
fährlich, der nach oben strebte. Gesellschaftlich nach oben. Und
gewohnt. Er war mit seinem Tor in einem abseits, am Hang
Hofmannsthal drängte nach oben. Er wurde nach oben
des Wienerwaldes einsamen Patrizierhaus heimisch. Er
getrieben, gejagt, gehetzt. Von einer leidenschaftlichen
hat zeitlos in dem Fürstenschloß seines Wesens gehaust, das
Energie, von seinem glühenden Ehrgeiz, von dem, was wie
die kostbarsten Güter aller Zeiten und Kulturen barg. Er¬
Snobbismus aussah.
klärlich, daß sein Schönheitsdurst, seine Sehnsucht nach
Längst weiß ich, daß es bei diesem herrlichen Menschen
Harmonie ihn zu den Menschen zog, die in schimmernden
kein Snobbismus gewesen ist. Mindestens keiner in einem
Gemächern lebten. Erklärlich, wenn die Fülle des Wissens
niedrigen, alltäglichen Sinn. Er trat ja auch in einer Epoche
wie der Schwung seiner Phantasie ihn von Anfang an in
hervor, die vom konsequenten, sozial gefärbten Naturalis¬
den Glauben trieb, das Geschick der Erdenkinder sei nur
mus beherrscht wurde. Nach einer umfänglichen Pause
von oben her zu überschauen und zu lenken.
während welcher armselige Epigonen ihre Röllchen spielten,
Jetzt werden seine unsterblichen Verse wieder in mir
hatten neue, führende Männer mit allen Ueberlieferungen
wach, die keiner vergessen wird, der sie jemals vernimmt,
gebrochen, um diese gründlich veränderte Gegenwart, die
wachen auf und zwängen sich über meine Lippen. Jenen
noch größeren Veränderungen entgegenatmete, dichterisch
Sommertag sehe ich vor mir, der dann seine Glut zu Sturm
zu gestalten. Hofmannsthal fand sich auch hier auf einer
und Ungewitter löste. Wir saßen beide ganz allein im Garten
haarscharf gezogenen Grenzlinie. Er betrat nicht die auf am Wolfgangsee und ich hörte zum erstenmal den eben