Der letzte große österreichische Dichter Der letzte große österreichische Dichter
ist tot. Arthur Schnitzlers weltberühmte ist tot. Arthur Schnitzlers weltberühmte
„Wiener Note“ war eigentlich mmer nur „Wiener Note“ war eigentlich mmer nur
eine Marktetikette seiner Kunst. In Wahr¬ eine Marktetikette seiner Kunst. In Wahr¬
heit hat er den österreichischen Menschen der heit hat er den österreichischen Menschen der
Uebergangs= oder besser gesagt, der Uebergangs= oder besser gesagt, der
Untergangszeil geschildert, den wehmütig¬ Untergangszeil geschildert, den wehmütig¬
blasierten Zweifler an sich selbst, den blasierten Zweifler an sich selbst, den
tragischen Elegant, das liebesselige, aber tragischen Elegant, das liebesselige, aber
von geheimer Todessehnsucht beschattete von geheimer Todessehnsucht beschattete
junge Mädchen aus dem Volk. Es sind er¬ junge Mädchen aus dem Volk. Es sind er¬
greifende, manchmol wirklich graße Ge¬ greifende, manchmol wirklich graße Ge¬
stalten einer Zeit, die nicht mehr an sich stalten einer Zeit, die nicht mehr an sich
glaubte, deren Schönheit bereits im letzten, glaubte, deren Schönheit bereits im letzten,
allerdings bezaubernd vergoldeten Abend¬ allerdings bezaubernd vergoldeten Abend¬
glanz lag. Arthur Schnitzlers Dichtertum glanz lag. Arthur Schnitzlers Dichtertum
war es, daß er dieses Milieu hoch und weit war es, daß er dieses Milieu hoch und weit
ins Menschliche hob, daß er schon in den ins Menschliche hob, daß er schon in den
Jahren seines blendenden Aufstieges nicht, Jahren seines blendenden Aufstieges nicht,
wie man ihm vielfach boshaft vorwarf, wie man ihm vielfach boshaft vorwarf,
nur für die Kärntnerstraße und die kleinen nur für die Kärntnerstraße und die kleinen
intimen Salons bei Sacher, sondern in der intimen Salons bei Sacher, sondern in der
Tat für die Welt und für den europäischen Tat für die Welt und für den europäischen
Geist schrieb. Geist schrieb.
Diaußen in Europa galt Arthur Diaußen in Europa galt Arthur
Schnitzler auch noch in den Jahren seit Schnitzler auch noch in den Jahren seit
dem Krieg als der Repräsentant des lite¬ dem Krieg als der Repräsentant des lite¬
rarischen Oesterreich, auch im Sinne jenes rarischen Oesterreich, auch im Sinne jenes
überaus vornehmen Lebensstils, dem er überaus vornehmen Lebensstils, dem er
persönlich huldigte. Denn Arthur Schnitzler persönlich huldigte. Denn Arthur Schnitzler
hat als künstlerische wie als menschliche Er¬ hat als künstlerische wie als menschliche Er¬
scheinung in einer fast verklärten, aber scheinung in einer fast verklärten, aber
dennoch schmerzlichen Einsamkeit gelebt. dennoch schmerzlichen Einsamkeit gelebt.
Auch das Leben des Privatmannes war Auch das Leben des Privatmannes war
von jener nicht immer füßen und oft sinn¬ von jener nicht immer füßen und oft sinn¬
losen Traurigkeit erfüllt, mit der die losen Traurigkeit erfüllt, mit der die
Stirnen seiner Helden gezeichnet sind. Stirnen seiner Helden gezeichnet sind.
Namentlich in den letzten Jahren hat ihn Namentlich in den letzten Jahren hat ihn
persönliches Leid, vor allem der Tod seiner persönliches Leid, vor allem der Tod seiner
heingeliebten Tochter so tief getroffen, daß heingeliebten Tochter so tief getroffen, daß
er sich von der Welt und ihrer seinem er sich von der Welt und ihrer seinem
innersten Wesen entfremdeten Wirklichkeit innersten Wesen entfremdeten Wirklichkeit
von beute längst entfernt hatte. Seine von beute längst entfernt hatte. Seine
Dichtungen sprachen immer häufiger nur Dichtungen sprachen immer häufiger nur
zu dem gewählten Kreis jener, die sich die zu dem gewählten Kreis jener, die sich die
Erinneung bewahrt hatten und das Nächeln Erinneung bewahrt hatten und das Nächeln
der frühlingshellen Tige, da Arthur der frühlingshellen Tige, da Arthur
Schnitzler geschrieben, was ihn und das Schnitzler geschrieben, was ihn und das
„junge Wien", von einst weitberühmt ge¬ „junge Wien", von einst weitberühmt ge¬
macht hat: den geistoll-mnelancholischen macht hat: den geistoll-mnelancholischen
Anatol, das bittersüße Vorstadtmädel und Anatol, das bittersüße Vorstadtmädel und
jene kleinen, unnachahmlich zarten und jene kleinen, unnachahmlich zarten und
leisen dromatischen El gien auf die selige leisen dromatischen El gien auf die selige
1. u. 1. u.
Liebestorheit jener Zeit Liebestorheit jener Zeit
Schnitzlers letzte Schnitzlers letzte
Lebenszeit Lebenszeit
Der weiteren Oeffentlichkeit unbekannt Der weiteren Oeffentlichkeit unbekannt
ist, daß Arthur Schnitzler in den ist, daß Arthur Schnitzler in den
letzten Lebensjahren nicht nur mit letzten Lebensjahren nicht nur mit
schweren seelischen Kümmer¬ schweren seelischen Kümmer¬
nissen, sondern auch mit mate¬ nissen, sondern auch mit mate¬
riellen Sorgen zu kämpfen hatte riellen Sorgen zu kämpfen hatte
Arthur Schnitzler, der nie für den Tag Arthur Schnitzler, der nie für den Tag
geschrieben hatte, sondern immer Probleme geschrieben hatte, sondern immer Probleme
von allgemein menschlicher Bedeutung ge¬ von allgemein menschlicher Bedeutung ge¬
staltet hatte, verlor seit dem Kriege erheb¬ staltet hatte, verlor seit dem Kriege erheb¬
lich an „Zugkraft“ und außerdem setzte in lich an „Zugkraft“ und außerdem setzte in
der letzten Zeit, namentlich in manchen der letzten Zeit, namentlich in manchen
reichsdeutschen Kreisen, eine heftige reichsdeutschen Kreisen, eine heftige
von den Nationalsozialisten von den Nationalsozialisten
betriebene Agitation gegen betriebene Agitation gegen
sämtliche deutsche Schriftsteller sämtliche deutsche Schriftsteller
jüdischer Abstammung ein, die auch jüdischer Abstammung ein, die auch
zur Folge hatte, daß deutsche Sortimenter zur Folge hatte, daß deutsche Sortimenter
erklärten, es sei für sie ein zu großes Risiko, erklärten, es sei für sie ein zu großes Risiko,
haufigere e haufigere e
Auch rein menschliches Mißgeschick hat Auch rein menschliches Mißgeschick hat
Schnitzlers letzte Lebensjahre sehr ver¬ Schnitzlers letzte Lebensjahre sehr ver¬
düstert. Zuletzt war es der tragische düstert. Zuletzt war es der tragische
Tod seiner einzigen, von ihm überaus Tod seiner einzigen, von ihm überaus
geliebten Tochter, die bekanntlich in geliebten Tochter, die bekanntlich in
Benedig, wo sie als Gattin eines ita¬ Benedig, wo sie als Gattin eines ita¬
lienischen Offiziers lebte, einem Un¬ lienischen Offiziers lebte, einem Un¬
glücksfall zum Opfer fiel, dessen nähere glücksfall zum Opfer fiel, dessen nähere
Umstände nie aufgeklärt werden konnte. Umstände nie aufgeklärt werden konnte.
Schnitzler erlitt damals einen vollstät¬ Schnitzler erlitt damals einen vollstät¬
digen Zusammenbruch und nur digen Zusammenbruch und nur
dem aufopfernden Bemühen seiner nächsten dem aufopfernden Bemühen seiner nächsten
Umgebung ist es zu danken, daß er diesen Umgebung ist es zu danken, daß er diesen
Schlag überstanden hat. In den letzten Schlag überstanden hat. In den letzten
Monaten begann die Gesund¬ Monaten begann die Gesund¬
heit Arthur Schnitzlers immer heit Arthur Schnitzlers immer
mehr zu schwinden, ohne daß der mehr zu schwinden, ohne daß der
überaus zurückhaltende und vornehme überaus zurückhaltende und vornehme
Mann davon selbst auch seinen nächsten Mann davon selbst auch seinen nächsten
Neueinfürung der best- Neueinfürung der best-
bekannten vorzuglichen Küche des Restaurants Kohn. bekannten vorzuglichen Küche des Restaurants Kohn.
XX. Heinzelmanngasse 1-3, Ecke Wal¬ XX. Heinzelmanngasse 1-3, Ecke Wal¬
lensteinstrabe 22. - Wochenabonnement lensteinstrabe 22. - Wochenabonnement
mit zehntägiger Gültigke t. - Menils nach mit zehntägiger Gültigke t. - Menils nach
elgener Wahl à S1.20,1.40,4.90 u. 2.40. elgener Wahl à S1.20,1.40,4.90 u. 2.40.
Abends: Braton mit Beilage nach Wahl S 1.40 Abends: Braton mit Beilage nach Wahl S 1.40
und große Auswahl in 1 Schilling-Speisen. Ken und große Auswahl in 1 Schilling-Speisen. Ken
Tinkgeldzwang. Elnkellnersystem. Keine Tinkgeldzwang. Elnkellnersystem. Keine
Individuelle Bedienung. Individuelle Bedienung.
Massenausspeisung. Massenausspeisung.
Die interessanteste Schnitzler=Feier sollte Die interessanteste Schnitzler=Feier sollte
im Theater in der Josesstadt stattfinden. Dort im Theater in der Josesstadt stattfinden. Dort
sollte „Liebelei“ mit Gustav Waldau als sollte „Liebelei“ mit Gustav Waldau als
alten Weiring gegeben werden und alten Weiring gegeben werden und
Paula Wessely die Christine spielen. Paula Wessely die Christine spielen.
Zur „Liebelei“ sollte am selben Abend ur¬ Zur „Liebelei“ sollte am selben Abend ur¬
sprünglich „Abschiedssouper“ gegeben werden, sprünglich „Abschiedssouper“ gegeben werden,
doch äußerte Arthur Schnitzler den doch äußerte Arthur Schnitzler den
Wunsch, einen Einakter, der nie aus¬ Wunsch, einen Einakter, der nie aus¬
geführt wurde und an dem er sehr hing, bei geführt wurde und an dem er sehr hing, bei
dieser Gelegenheit auf der Bühne zu sehen: es dieser Gelegenheit auf der Bühne zu sehen: es
ist „Der große Wurstel", eine parodistische ist „Der große Wurstel", eine parodistische
Szene mit Schlüsselfiguren aus der literari¬ Szene mit Schlüsselfiguren aus der literari¬
schen Jugendzeit Schnitzlers, die seinerzeit in schen Jugendzeit Schnitzlers, die seinerzeit in
einer Wiener Tageszeitung erschien. einer Wiener Tageszeitung erschien.
Das Theater in der Josefstadt wird aller Das Theater in der Josefstadt wird aller
Voraussicht nach den Wunsch Schnitzlers re¬ Voraussicht nach den Wunsch Schnitzlers re¬
spektieren und diesen Schnitzler=Abend spektieren und diesen Schnitzler=Abend
so in Szene gehen lassen, wie er mit dem so in Szene gehen lassen, wie er mit dem
Dichter verabredet wurde. Dichter verabredet wurde.
Das Leichenbegängnis Das Leichenbegängnis
Erst im Laufe des heutigen Tages Erst im Laufe des heutigen Tages
werden die Bestimmungen über die Art werden die Bestimmungen über die Art
und Weise der Beisetzung Schnitzlers ge¬ und Weise der Beisetzung Schnitzlers ge¬
troffen werden. Professor Dr. Jutius troffen werden. Professor Dr. Jutius
Schnitzler, der Bruder des verstorbenen Schnitzler, der Bruder des verstorbenen
Dichters und Dr. Hans Schnitzler, Arthurs Dichters und Dr. Hans Schnitzler, Arthurs
Sohn, wollen die Ankunft Heinrichs, des Sohn, wollen die Ankunft Heinrichs, des
anderen Sohnes Arthur Schnitzlers, der anderen Sohnes Arthur Schnitzlers, der
als Regisseur und Schauspieler in Berlin als Regisseur und Schauspieler in Berlin
engagiert ist, abwarten, um dann erst die engagiert ist, abwarten, um dann erst die
entsprechenden Verfügungen zu treffen. entsprechenden Verfügungen zu treffen.
ist tot. Arthur Schnitzlers weltberühmte ist tot. Arthur Schnitzlers weltberühmte
„Wiener Note“ war eigentlich mmer nur „Wiener Note“ war eigentlich mmer nur
eine Marktetikette seiner Kunst. In Wahr¬ eine Marktetikette seiner Kunst. In Wahr¬
heit hat er den österreichischen Menschen der heit hat er den österreichischen Menschen der
Uebergangs= oder besser gesagt, der Uebergangs= oder besser gesagt, der
Untergangszeil geschildert, den wehmütig¬ Untergangszeil geschildert, den wehmütig¬
blasierten Zweifler an sich selbst, den blasierten Zweifler an sich selbst, den
tragischen Elegant, das liebesselige, aber tragischen Elegant, das liebesselige, aber
von geheimer Todessehnsucht beschattete von geheimer Todessehnsucht beschattete
junge Mädchen aus dem Volk. Es sind er¬ junge Mädchen aus dem Volk. Es sind er¬
greifende, manchmol wirklich graße Ge¬ greifende, manchmol wirklich graße Ge¬
stalten einer Zeit, die nicht mehr an sich stalten einer Zeit, die nicht mehr an sich
glaubte, deren Schönheit bereits im letzten, glaubte, deren Schönheit bereits im letzten,
allerdings bezaubernd vergoldeten Abend¬ allerdings bezaubernd vergoldeten Abend¬
glanz lag. Arthur Schnitzlers Dichtertum glanz lag. Arthur Schnitzlers Dichtertum
war es, daß er dieses Milieu hoch und weit war es, daß er dieses Milieu hoch und weit
ins Menschliche hob, daß er schon in den ins Menschliche hob, daß er schon in den
Jahren seines blendenden Aufstieges nicht, Jahren seines blendenden Aufstieges nicht,
wie man ihm vielfach boshaft vorwarf, wie man ihm vielfach boshaft vorwarf,
nur für die Kärntnerstraße und die kleinen nur für die Kärntnerstraße und die kleinen
intimen Salons bei Sacher, sondern in der intimen Salons bei Sacher, sondern in der
Tat für die Welt und für den europäischen Tat für die Welt und für den europäischen
Geist schrieb. Geist schrieb.
Diaußen in Europa galt Arthur Diaußen in Europa galt Arthur
Schnitzler auch noch in den Jahren seit Schnitzler auch noch in den Jahren seit
dem Krieg als der Repräsentant des lite¬ dem Krieg als der Repräsentant des lite¬
rarischen Oesterreich, auch im Sinne jenes rarischen Oesterreich, auch im Sinne jenes
überaus vornehmen Lebensstils, dem er überaus vornehmen Lebensstils, dem er
persönlich huldigte. Denn Arthur Schnitzler persönlich huldigte. Denn Arthur Schnitzler
hat als künstlerische wie als menschliche Er¬ hat als künstlerische wie als menschliche Er¬
scheinung in einer fast verklärten, aber scheinung in einer fast verklärten, aber
dennoch schmerzlichen Einsamkeit gelebt. dennoch schmerzlichen Einsamkeit gelebt.
Auch das Leben des Privatmannes war Auch das Leben des Privatmannes war
von jener nicht immer füßen und oft sinn¬ von jener nicht immer füßen und oft sinn¬
losen Traurigkeit erfüllt, mit der die losen Traurigkeit erfüllt, mit der die
Stirnen seiner Helden gezeichnet sind. Stirnen seiner Helden gezeichnet sind.
Namentlich in den letzten Jahren hat ihn Namentlich in den letzten Jahren hat ihn
persönliches Leid, vor allem der Tod seiner persönliches Leid, vor allem der Tod seiner
heingeliebten Tochter so tief getroffen, daß heingeliebten Tochter so tief getroffen, daß
er sich von der Welt und ihrer seinem er sich von der Welt und ihrer seinem
innersten Wesen entfremdeten Wirklichkeit innersten Wesen entfremdeten Wirklichkeit
von beute längst entfernt hatte. Seine von beute längst entfernt hatte. Seine
Dichtungen sprachen immer häufiger nur Dichtungen sprachen immer häufiger nur
zu dem gewählten Kreis jener, die sich die zu dem gewählten Kreis jener, die sich die
Erinneung bewahrt hatten und das Nächeln Erinneung bewahrt hatten und das Nächeln
der frühlingshellen Tige, da Arthur der frühlingshellen Tige, da Arthur
Schnitzler geschrieben, was ihn und das Schnitzler geschrieben, was ihn und das
„junge Wien", von einst weitberühmt ge¬ „junge Wien", von einst weitberühmt ge¬
macht hat: den geistoll-mnelancholischen macht hat: den geistoll-mnelancholischen
Anatol, das bittersüße Vorstadtmädel und Anatol, das bittersüße Vorstadtmädel und
jene kleinen, unnachahmlich zarten und jene kleinen, unnachahmlich zarten und
leisen dromatischen El gien auf die selige leisen dromatischen El gien auf die selige
1. u. 1. u.
Liebestorheit jener Zeit Liebestorheit jener Zeit
Schnitzlers letzte Schnitzlers letzte
Lebenszeit Lebenszeit
Der weiteren Oeffentlichkeit unbekannt Der weiteren Oeffentlichkeit unbekannt
ist, daß Arthur Schnitzler in den ist, daß Arthur Schnitzler in den
letzten Lebensjahren nicht nur mit letzten Lebensjahren nicht nur mit
schweren seelischen Kümmer¬ schweren seelischen Kümmer¬
nissen, sondern auch mit mate¬ nissen, sondern auch mit mate¬
riellen Sorgen zu kämpfen hatte riellen Sorgen zu kämpfen hatte
Arthur Schnitzler, der nie für den Tag Arthur Schnitzler, der nie für den Tag
geschrieben hatte, sondern immer Probleme geschrieben hatte, sondern immer Probleme
von allgemein menschlicher Bedeutung ge¬ von allgemein menschlicher Bedeutung ge¬
staltet hatte, verlor seit dem Kriege erheb¬ staltet hatte, verlor seit dem Kriege erheb¬
lich an „Zugkraft“ und außerdem setzte in lich an „Zugkraft“ und außerdem setzte in
der letzten Zeit, namentlich in manchen der letzten Zeit, namentlich in manchen
reichsdeutschen Kreisen, eine heftige reichsdeutschen Kreisen, eine heftige
von den Nationalsozialisten von den Nationalsozialisten
betriebene Agitation gegen betriebene Agitation gegen
sämtliche deutsche Schriftsteller sämtliche deutsche Schriftsteller
jüdischer Abstammung ein, die auch jüdischer Abstammung ein, die auch
zur Folge hatte, daß deutsche Sortimenter zur Folge hatte, daß deutsche Sortimenter
erklärten, es sei für sie ein zu großes Risiko, erklärten, es sei für sie ein zu großes Risiko,
haufigere e haufigere e
Auch rein menschliches Mißgeschick hat Auch rein menschliches Mißgeschick hat
Schnitzlers letzte Lebensjahre sehr ver¬ Schnitzlers letzte Lebensjahre sehr ver¬
düstert. Zuletzt war es der tragische düstert. Zuletzt war es der tragische
Tod seiner einzigen, von ihm überaus Tod seiner einzigen, von ihm überaus
geliebten Tochter, die bekanntlich in geliebten Tochter, die bekanntlich in
Benedig, wo sie als Gattin eines ita¬ Benedig, wo sie als Gattin eines ita¬
lienischen Offiziers lebte, einem Un¬ lienischen Offiziers lebte, einem Un¬
glücksfall zum Opfer fiel, dessen nähere glücksfall zum Opfer fiel, dessen nähere
Umstände nie aufgeklärt werden konnte. Umstände nie aufgeklärt werden konnte.
Schnitzler erlitt damals einen vollstät¬ Schnitzler erlitt damals einen vollstät¬
digen Zusammenbruch und nur digen Zusammenbruch und nur
dem aufopfernden Bemühen seiner nächsten dem aufopfernden Bemühen seiner nächsten
Umgebung ist es zu danken, daß er diesen Umgebung ist es zu danken, daß er diesen
Schlag überstanden hat. In den letzten Schlag überstanden hat. In den letzten
Monaten begann die Gesund¬ Monaten begann die Gesund¬
heit Arthur Schnitzlers immer heit Arthur Schnitzlers immer
mehr zu schwinden, ohne daß der mehr zu schwinden, ohne daß der
überaus zurückhaltende und vornehme überaus zurückhaltende und vornehme
Mann davon selbst auch seinen nächsten Mann davon selbst auch seinen nächsten
Neueinfürung der best- Neueinfürung der best-
bekannten vorzuglichen Küche des Restaurants Kohn. bekannten vorzuglichen Küche des Restaurants Kohn.
XX. Heinzelmanngasse 1-3, Ecke Wal¬ XX. Heinzelmanngasse 1-3, Ecke Wal¬
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elgener Wahl à S1.20,1.40,4.90 u. 2.40. elgener Wahl à S1.20,1.40,4.90 u. 2.40.
Abends: Braton mit Beilage nach Wahl S 1.40 Abends: Braton mit Beilage nach Wahl S 1.40
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Individuelle Bedienung. Individuelle Bedienung.
Massenausspeisung. Massenausspeisung.
Die interessanteste Schnitzler=Feier sollte Die interessanteste Schnitzler=Feier sollte
im Theater in der Josesstadt stattfinden. Dort im Theater in der Josesstadt stattfinden. Dort
sollte „Liebelei“ mit Gustav Waldau als sollte „Liebelei“ mit Gustav Waldau als
alten Weiring gegeben werden und alten Weiring gegeben werden und
Paula Wessely die Christine spielen. Paula Wessely die Christine spielen.
Zur „Liebelei“ sollte am selben Abend ur¬ Zur „Liebelei“ sollte am selben Abend ur¬
sprünglich „Abschiedssouper“ gegeben werden, sprünglich „Abschiedssouper“ gegeben werden,
doch äußerte Arthur Schnitzler den doch äußerte Arthur Schnitzler den
Wunsch, einen Einakter, der nie aus¬ Wunsch, einen Einakter, der nie aus¬
geführt wurde und an dem er sehr hing, bei geführt wurde und an dem er sehr hing, bei
dieser Gelegenheit auf der Bühne zu sehen: es dieser Gelegenheit auf der Bühne zu sehen: es
ist „Der große Wurstel", eine parodistische ist „Der große Wurstel", eine parodistische
Szene mit Schlüsselfiguren aus der literari¬ Szene mit Schlüsselfiguren aus der literari¬
schen Jugendzeit Schnitzlers, die seinerzeit in schen Jugendzeit Schnitzlers, die seinerzeit in
einer Wiener Tageszeitung erschien. einer Wiener Tageszeitung erschien.
Das Theater in der Josefstadt wird aller Das Theater in der Josefstadt wird aller
Voraussicht nach den Wunsch Schnitzlers re¬ Voraussicht nach den Wunsch Schnitzlers re¬
spektieren und diesen Schnitzler=Abend spektieren und diesen Schnitzler=Abend
so in Szene gehen lassen, wie er mit dem so in Szene gehen lassen, wie er mit dem
Dichter verabredet wurde. Dichter verabredet wurde.
Das Leichenbegängnis Das Leichenbegängnis
Erst im Laufe des heutigen Tages Erst im Laufe des heutigen Tages
werden die Bestimmungen über die Art werden die Bestimmungen über die Art
und Weise der Beisetzung Schnitzlers ge¬ und Weise der Beisetzung Schnitzlers ge¬
troffen werden. Professor Dr. Jutius troffen werden. Professor Dr. Jutius
Schnitzler, der Bruder des verstorbenen Schnitzler, der Bruder des verstorbenen
Dichters und Dr. Hans Schnitzler, Arthurs Dichters und Dr. Hans Schnitzler, Arthurs
Sohn, wollen die Ankunft Heinrichs, des Sohn, wollen die Ankunft Heinrichs, des
anderen Sohnes Arthur Schnitzlers, der anderen Sohnes Arthur Schnitzlers, der
als Regisseur und Schauspieler in Berlin als Regisseur und Schauspieler in Berlin
engagiert ist, abwarten, um dann erst die engagiert ist, abwarten, um dann erst die
entsprechenden Verfügungen zu treffen. entsprechenden Verfügungen zu treffen.