VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 50

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2. Schnitzler's Death 2. Schnitzler's Death
RVER RVER
OBS OBS
I. österr. behördl. konzessioniertes I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
ser Wacht" ser Wacht"
diese Werke sind durchwegs kürzere Arbeiten diese Werke sind durchwegs kürzere Arbeiten
Ausschnitt aus: Ausschnitt aus:
erzählenden Inhalts, Novellen und Noveletten. erzählenden Inhalts, Novellen und Noveletten.
Schnitzlers einziger großer Roman erschien Schnitzlers einziger großer Roman erschien
-Salzburger Wacht, -Salzburger Wacht,
1908: „Der Weg ins Freie", eine groß gesehene 1908: „Der Weg ins Freie", eine groß gesehene
Synthese des geistigen Wiener Lebens zur Zeit Synthese des geistigen Wiener Lebens zur Zeit
der letzten Jahrhundertwende. der letzten Jahrhundertwende.
2.10.193. 2.10.193.
vom: vom:
Es ist ein charakteristisches Merkmal der so Es ist ein charakteristisches Merkmal der so
zahlreichen Werke Schnitzlers, die dem Wiener zahlreichen Werke Schnitzlers, die dem Wiener
Milieu entstammen und auch solcher, die erst Milieu entstammen und auch solcher, die erst
in den allerletzten Jahren erschienen sind, daß in den allerletzten Jahren erschienen sind, daß
sie zumeist Bilder der Zeit aus des Dichters sie zumeist Bilder der Zeit aus des Dichters
Artur Schnitzler gestorben. Artur Schnitzler gestorben.
jüngeren Jahren geben. Einer viel sorgloseren jüngeren Jahren geben. Einer viel sorgloseren
Wien, 21. Oktober. Heute nachmittags ist und unbekümmerteren Welt, als es die heutige Wien, 21. Oktober. Heute nachmittags ist und unbekümmerteren Welt, als es die heutige
der weit über die Grenzen Oesterreichs bekannte ist, eines satten und dabei schöngeiftigen Bür¬ der weit über die Grenzen Oesterreichs bekannte ist, eines satten und dabei schöngeiftigen Bür¬
Dramatiker und Erzähler Artur Schnitzler gertums, an das soziale Probleme selten heran¬ Dramatiker und Erzähler Artur Schnitzler gertums, an das soziale Probleme selten heran¬
im 70. Lebensjahre nach kurzem Leiden ge= treten. Selten hallen seine Werke in einem im 70. Lebensjahre nach kurzem Leiden ge= treten. Selten hallen seine Werke in einem
storben. storben.
schrillen Ton aus, sie verklingen und verdäm¬ schrillen Ton aus, sie verklingen und verdäm¬
mern. Seine weiche und dabei oft spielerische mern. Seine weiche und dabei oft spielerische
Artur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 Artur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862
Behandlung der Probleme läßt Schnitzler als Behandlung der Probleme läßt Schnitzler als
in Wien geboren, als Sohn des ordentlichen ausgesprochenen österreichischen Dichter erschei¬ in Wien geboren, als Sohn des ordentlichen ausgesprochenen österreichischen Dichter erschei¬
Professors an der Wiener Universität, Dr. Jo= nen, als Dichter eines vergangenen Wien, des¬ Professors an der Wiener Universität, Dr. Jo= nen, als Dichter eines vergangenen Wien, des¬
hann Schnitzler, eines Laryngologen von Be= sen Landschaft und Umgebung in seinen Wer¬ hann Schnitzler, eines Laryngologen von Be= sen Landschaft und Umgebung in seinen Wer¬
deutung. Schnitzler studierte gleichfalls Medi= ken lebendig wird. deutung. Schnitzler studierte gleichfalls Medi= ken lebendig wird.
zin und war bis 1893 Assistent seines Vaters zin und war bis 1893 Assistent seines Vaters
an der Wiener allgemeinen Poliklinik. Den an der Wiener allgemeinen Poliklinik. Den
militärärztlichen Dienst, in den Schnitzler später militärärztlichen Dienst, in den Schnitzler später
trat, mußte er nach der Veröffentlichung seines trat, mußte er nach der Veröffentlichung seines
„Leutnant Gustl" aufgeben. Bald widmete er „Leutnant Gustl" aufgeben. Bald widmete er
sich ausschließlich der Literatur. sich ausschließlich der Literatur.
Die Atmosphäre der Geistigkeit, die in Die Atmosphäre der Geistigkeit, die in
Schnitzlers Vaterhaus herrschte, die enge Be¬ Schnitzlers Vaterhaus herrschte, die enge Be¬
rührung mit der sogenannten guten Gesell¬ rührung mit der sogenannten guten Gesell¬
schaft der 80er und 90er Jahre, einer eigen¬ schaft der 80er und 90er Jahre, einer eigen¬
artigen, spezifisch österreichischen Mischung von artigen, spezifisch österreichischen Mischung von
heterogenen Elementen, von Gelehrten, Gro߬ heterogenen Elementen, von Gelehrten, Gro߬
kaufleuten, Advokaten, Künstlern, Bankiers kaufleuten, Advokaten, Künstlern, Bankiers
u. a., der enge Kontakt mit den Größen der u. a., der enge Kontakt mit den Größen der
„ersten deutschen Bühne", des Burgtheaters, „ersten deutschen Bühne", des Burgtheaters,
die in seines Vaters Hause aus- und eingingen, die in seines Vaters Hause aus- und eingingen,
beeinflußten Schnitzlers Entwicklung; dieses beeinflußten Schnitzlers Entwicklung; dieses
Jugendmilieu drückt seinem späteren Schaffen Jugendmilieu drückt seinem späteren Schaffen
nicht weniger den Stempel auf wie sein ärzt¬ nicht weniger den Stempel auf wie sein ärzt¬
licher Beruf. licher Beruf.
Abgesehen von kleineren, längst vergessenen Abgesehen von kleineren, längst vergessenen
Arbeiten, war sein erstes, aufsehenerregendes Arbeiten, war sein erstes, aufsehenerregendes
und in der damaligen Zeit als kühn empfun¬ und in der damaligen Zeit als kühn empfun¬
denes Werk: „Anatol", eine Reihe von dra¬ denes Werk: „Anatol", eine Reihe von dra¬
matischen Dialogen, die mit ihren scharf beob¬ matischen Dialogen, die mit ihren scharf beob¬
achteten Menschen und deren graziöser Sprache achteten Menschen und deren graziöser Sprache
in einer fast spielerischen Art schon die Eigen¬ in einer fast spielerischen Art schon die Eigen¬
art von Schnitzlers Talent zeigen. Sein näch¬ art von Schnitzlers Talent zeigen. Sein näch¬
stes und zugleich das erste aufgeführte Werk stes und zugleich das erste aufgeführte Werk
war „Das Märchen" (1893). In der gleich den war „Das Märchen" (1893). In der gleich den
vorgenannten Schöpfungen dem Wiener Milieu vorgenannten Schöpfungen dem Wiener Milieu
entnommenen „Liebelei", Schnitzlers seinerzeit entnommenen „Liebelei", Schnitzlers seinerzeit
meistgespieltem Schauspiel, klingt das Anatol¬ meistgespieltem Schauspiel, klingt das Anatol¬
motiv wieder. Dessen Uraufführung (1895) am motiv wieder. Dessen Uraufführung (1895) am
Burgtheater war Schnitzlers erster großer Büh¬ Burgtheater war Schnitzlers erster großer Büh¬
nenerfolg. In Wien spielt auch das nächste nenerfolg. In Wien spielt auch das nächste
Stück: „Freiwild" (1896). In diese Jahre fällt Stück: „Freiwild" (1896). In diese Jahre fällt
die Entstehung des „Reigen", zehn Szenen mit die Entstehung des „Reigen", zehn Szenen mit
dem gleichen erotischen Grundmotiv, die aber dem gleichen erotischen Grundmotiv, die aber
erst viel später gedruckt und 1920 aufgeführt erst viel später gedruckt und 1920 aufgeführt
wurden. Schnitzlers Werke reihen sich nun in wurden. Schnitzlers Werke reihen sich nun in
rascher Folge. Es erschienen: „Das Vermächt¬ rascher Folge. Es erschienen: „Das Vermächt¬
nis" (1897), die drei Einakter: „Paracelsus“, nis" (1897), die drei Einakter: „Paracelsus“,