VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 51

trat, mußte er nach der Veröffentlichung seines trat, mußte er nach der Veröffentlichung seines
„Leutnant Gustl“ aufgeben. Bald widmete er „Leutnant Gustl“ aufgeben. Bald widmete er
sich ausschließlich der Literatur. sich ausschließlich der Literatur.
Die Atmosphäre der Geistigkeit, die in Die Atmosphäre der Geistigkeit, die in
Schnitzlers Vaterhaus herrschte, die enge Be¬ Schnitzlers Vaterhaus herrschte, die enge Be¬
rührung mit der sogenannten guten Gesell¬ rührung mit der sogenannten guten Gesell¬
schaft der 80er und 90er Jahre, einer eigen¬ schaft der 80er und 90er Jahre, einer eigen¬
artigen, spezifisch österreichischen Mischung von artigen, spezifisch österreichischen Mischung von
heterogenen Elementen, von Gelehrten, Gro߬ heterogenen Elementen, von Gelehrten, Gro߬
kaufleuten, Advokaten, Künstlern, Bankiers kaufleuten, Advokaten, Künstlern, Bankiers
u. a., der enge Kontakt mit den Größen der u. a., der enge Kontakt mit den Größen der
„ersten deutschen Bühne", des Burgtheaters, „ersten deutschen Bühne", des Burgtheaters,
die in seines Vaters Hause aus= und eingingen, die in seines Vaters Hause aus= und eingingen,
beeinflußten Schnitzlers Entwicklung; dieses beeinflußten Schnitzlers Entwicklung; dieses
Jugendmilieu drückt seinem späteren Schaffen Jugendmilieu drückt seinem späteren Schaffen
nicht weniger den Stempel auf wie sein ärzt¬ nicht weniger den Stempel auf wie sein ärzt¬
licher Beruf. licher Beruf.
Abgesehen von kleineren, längst vergessenen Abgesehen von kleineren, längst vergessenen
Arbeiten, war sein erstes, aufsehenerregendes Arbeiten, war sein erstes, aufsehenerregendes
und in der damaligen Zeit als kühn empfun¬ und in der damaligen Zeit als kühn empfun¬
denes Werk: „Anatol", eine Reihe von dra¬ denes Werk: „Anatol", eine Reihe von dra¬
matischen Dialogen, die mit ihren scharf beob¬ matischen Dialogen, die mit ihren scharf beob¬
achteten Menschen und deren graziöser Sprache achteten Menschen und deren graziöser Sprache
in einer fast spielerischen Art schon die Eigen¬ in einer fast spielerischen Art schon die Eigen¬
art von Schnitzlers Talent zeigen. Sein näch¬ art von Schnitzlers Talent zeigen. Sein näch¬
stes und zugleich das erste aufgeführte Werk stes und zugleich das erste aufgeführte Werk
war „Das Märchen" (1893). In der gleich den war „Das Märchen" (1893). In der gleich den
vorgenannten Schöpfungen dem Wiener Milieu vorgenannten Schöpfungen dem Wiener Milieu
entnommenen „Liebelei", Schnitzlers seinerzeit entnommenen „Liebelei", Schnitzlers seinerzeit
meistgespieltem Schauspiel, klingt das Anatol¬ meistgespieltem Schauspiel, klingt das Anatol¬
motiv wieder. Dessen Uraufführung (1895) am motiv wieder. Dessen Uraufführung (1895) am
Burgtheater war Schnitzlers erster großer Büh¬ Burgtheater war Schnitzlers erster großer Büh¬
nenerfolg. In Wien spielt auch das nächste nenerfolg. In Wien spielt auch das nächste
Stück: „Freiwild" (1896). In diese Jahre fällt Stück: „Freiwild" (1896). In diese Jahre fällt
die Entstehung des „Reigen", zehn Szenen mit die Entstehung des „Reigen", zehn Szenen mit
dem gleichen erotischen Grundmotiv, die aber dem gleichen erotischen Grundmotiv, die aber
erst viel später gedruckt und 1920 aufgeführt erst viel später gedruckt und 1920 aufgeführt
wurden. Schnitzlers Werke reihen sich nun in wurden. Schnitzlers Werke reihen sich nun in
rascher Folge. Es erschienen: „Das Vermächt¬ rascher Folge. Es erschienen: „Das Vermächt¬
nis" (1897), die drei Einakter: „Paracelsus“ nis" (1897), die drei Einakter: „Paracelsus“
„Die Gefährtin", „Der grüne Kakadu" (1898). „Die Gefährtin", „Der grüne Kakadu" (1898).
sein Drama: „Der Schleier der Beatrice sein Drama: „Der Schleier der Beatrice
(1899), dann der Einaktercyklus: „Lebendige (1899), dann der Einaktercyklus: „Lebendige
Stunden", woraus besonders „Literatur" her¬ Stunden", woraus besonders „Literatur" her¬
vorragt (1901), das Drama „Der einsame Weg vorragt (1901), das Drama „Der einsame Weg
(1903), die Komödie „Zwischenspiel" (1904); (1903), die Komödie „Zwischenspiel" (1904);
ferner im gleichen Jahre eine neue Einakter¬ ferner im gleichen Jahre eine neue Einakter¬
reihe: „Marionetten", „Der junge Medardus", reihe: „Marionetten", „Der junge Medardus",
dessen Titelrolle Josef Kainz zugedacht, dem dessen Titelrolle Josef Kainz zugedacht, dem
Künstler nicht mehr zu spielen vergönnt war, Künstler nicht mehr zu spielen vergönnt war,
ist ein Drama aus den Tagen der Besetzung ist ein Drama aus den Tagen der Besetzung
Wiens durch Napolcon I. (erschienen 1909). Wiens durch Napolcon I. (erschienen 1909).
Diesem Werke folgte „Das weite Land" (1910), Diesem Werke folgte „Das weite Land" (1910),
eine Tragikomödie des Alterns und 1912 „Pro¬ eine Tragikomödie des Alterns und 1912 „Pro¬
fessor Bernhardi", ein Schauspiel aus dem ärzi¬ fessor Bernhardi", ein Schauspiel aus dem ärzi¬
lichen Beruf. Im Jahre 1915 erschienen drei lichen Beruf. Im Jahre 1915 erschienen drei
Einakter unter dem Titel: „Komödie der Einakter unter dem Titel: „Komödie der
Worte", 1917 „Fink und Fliederbusch", 1919 Worte", 1917 „Fink und Fliederbusch", 1919
„Die Schwestern oder Casanova in Spa“, 1924 „Die Schwestern oder Casanova in Spa“, 1924
„Komödie der Verführung" und 1925 die dra¬ „Komödie der Verführung" und 1925 die dra¬
matische Dichtung: „Der Gang zum Weiher". matische Dichtung: „Der Gang zum Weiher".
Schnitzlers Eigenart und großes Talent Schnitzlers Eigenart und großes Talent
offenbart sich nicht weniger in seinen erzählen¬ offenbart sich nicht weniger in seinen erzählen¬
den Werken. 1892 erschien „Sterben", das die den Werken. 1892 erschien „Sterben", das die
letzten Tage eines Schwindsüchtigen mit schar¬ letzten Tage eines Schwindsüchtigen mit schar¬
fem Realismus schildert, 1894 „Die Blumen“, fem Realismus schildert, 1894 „Die Blumen“,
1895 „Ein Abschied", 1896 „Die Frau des 1895 „Ein Abschied", 1896 „Die Frau des
Weisen", 1897 „Der Ehrentag" und „Die Toten Weisen", 1897 „Der Ehrentag" und „Die Toten
schweigen", 1900 „Andreas Thalmayer", „Der schweigen", 1900 „Andreas Thalmayer", „Der
blinde Geronimo, wie auch die Novelle „Leut¬ blinde Geronimo, wie auch die Novelle „Leut¬
nant Gustl"; ferner im gleichen Jahre: „Frar nant Gustl"; ferner im gleichen Jahre: „Frar
Berta Garlan", dann „Die griechische Tän¬ Berta Garlan", dann „Die griechische Tän¬
erin" (1902), „Weissagung (1904), „Das neue erin" (1902), „Weissagung (1904), „Das neue
Lied" (1905), „Der Tod des Junggesellen Lied" (1905), „Der Tod des Junggesellen
1907), „Der tote Gabriel“ (1908), „Das Tage 1907), „Der tote Gabriel“ (1908), „Das Tage
ouch der Redegonda“ (1909), „Der Mörder ouch der Redegonda“ (1909), „Der Mörder
1910), „Dreifache Warnung“ und „Hirten 1910), „Dreifache Warnung“ und „Hirten
löte" (1911), „ Frau Beate und ihr Sohn löte" (1911), „ Frau Beate und ihr Sohn
1913), „Doktor Gräsler, Badearzt“ (1917) 1913), „Doktor Gräsler, Badearzt“ (1917)
„Casanovas Heimfahrt" (1918). Schnitzler „Casanovas Heimfahrt" (1918). Schnitzler
neueste erzählende Werke sind: „Frl. Else neueste erzählende Werke sind: „Frl. Else
(1924), eine in ihrer schwierigen Form gerade (1924), eine in ihrer schwierigen Form gerade
zu meisterhafte Novelle, „Die Frau des Rich zu meisterhafte Novelle, „Die Frau des Rich
ters" (1925) und „Traumnovelle" (1926). All ters" (1925) und „Traumnovelle" (1926). All