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Schnitzler's Death Schnitzler's Death
OBSERVER OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus: Ausschnitt aus:
— —
Hannoverscher Kurier Hannoverscher Kurier
Zeitung für Nordwestdeutschland Zeitung für Nordwestdeutschland
Seuründet 1840 Seuründet 1840
Datum Datum
22. OKL.1931 22. OKL.1931
Aeihurschnitzler Aeihurschnitzler
6) Einem Schlaganfall erlegen 6) Einem Schlaganfall erlegen
AArthur Schnitzler ist am Mittwoch¬ AArthur Schnitzler ist am Mittwoch¬
abend kurz nach 6 Uhr in seiner Wiener Woh¬ abend kurz nach 6 Uhr in seiner Wiener Woh¬
nung einem Schlaganfall erlegen. Mit ihm nung einem Schlaganfall erlegen. Mit ihm
verliert, bald nach Hofmannsthal, die verliert, bald nach Hofmannsthal, die
Wiener Literatur einen ihrer wichtigsten und Wiener Literatur einen ihrer wichtigsten und
besten Vertreter. Sein Wienertum, das besten Vertreter. Sein Wienertum, das
ist die eigentümliche Note, die er, mit Her¬ ist die eigentümliche Note, die er, mit Her¬
mann Bahr und Hofmannsthal, in die mann Bahr und Hofmannsthal, in die
deutsche Literatur eingebracht hat. Schnitzler deutsche Literatur eingebracht hat. Schnitzler
ist 1862 in Wien geboren un) das heimatliche ist 1862 in Wien geboren un) das heimatliche
Element bestimmt das Wesen seines gesamten Element bestimmt das Wesen seines gesamten
Werkes. Es ist ein Wesen vorwiegend ästheti¬ Werkes. Es ist ein Wesen vorwiegend ästheti¬
scher Art, nicht frei von sranzosischen Einflüssen, scher Art, nicht frei von sranzosischen Einflüssen,
überschattet von der „Melancholie des Unver¬ überschattet von der „Melancholie des Unver¬
mögens", von einem wehmütigen Verzicht auf mögens", von einem wehmütigen Verzicht auf
das Große, und im Einakter, in der Novelle das Große, und im Einakter, in der Novelle
findet es die ihm gemäße Form. findet es die ihm gemäße Form.
Vielleht erklärt sich aus Schnitzlers Arzt¬ Vielleht erklärt sich aus Schnitzlers Arzt¬
veruf sein analytischer Charakter, der vor veruf sein analytischer Charakter, der vor
allem die Liebe, das Erotische, immer allem die Liebe, das Erotische, immer
aufs neue in leicht ironisierender, blasierter Art aufs neue in leicht ironisierender, blasierter Art
umspielt. Sein bleibendes literarisches Geschöpf umspielt. Sein bleibendes literarisches Geschöpf
ist das „süße Mädel“, das kleine, lächelnde, ist das „süße Mädel“, das kleine, lächelnde,
chalkhafte, sentimentale Ding aus der Wiener chalkhafte, sentimentale Ding aus der Wiener
Vorstadt, dessen Lebensbegriff die Liebe ist, und Vorstadt, dessen Lebensbegriff die Liebe ist, und
seine erotischen Dialoge gehören zum Feinsten, seine erotischen Dialoge gehören zum Feinsten,
das er geschaffen hat. Hier findet er die seine das er geschaffen hat. Hier findet er die seine
Melodie, die durch sein Werk klingt, den etwas Melodie, die durch sein Werk klingt, den etwas
parfümierten Ton, den Reiz der gebrochenen parfümierten Ton, den Reiz der gebrochenen
Farben, die, wie sich in dem Reigen=Skandal Farben, die, wie sich in dem Reigen=Skandal
vor nunmehr 10 Jahren erwies, in der Körper¬ vor nunmehr 10 Jahren erwies, in der Körper¬
haftigkeit der Bühne ihr Wesentliches verliert. haftigkeit der Bühne ihr Wesentliches verliert.
Ueber Wesen und Werk dieses feinsinnigen Po¬ Ueber Wesen und Werk dieses feinsinnigen Po¬
seurs des Lebens wird im einzelnen noch aus¬ seurs des Lebens wird im einzelnen noch aus¬
führlicher zu sprechen sein, als es in diesem führlicher zu sprechen sein, als es in diesem
Augenblick, da die Todesnachricht eingeht, mög¬ Augenblick, da die Todesnachricht eingeht, mög¬
lich ist. lich ist.
box 42/7 box 42/7
OBS OBS
RVER RVER
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uscemur von uscemur von
22. 0KT. 1931. 22. 0KT. 1931.
Cass Cass
/Arthur Schnitzler /Arthur Schnitzler
Wie aus Wien gemeldet wird, ist Arthur Schnitzler Wie aus Wien gemeldet wird, ist Arthur Schnitzler
gestern abend einem Schlaganfall erlegen. gestern abend einem Schlaganfall erlegen.
Schnitzler, ein Wiener von Geburt, ist an dem Schnitzler, ein Wiener von Geburt, ist an dem
Wiener Milieu geworden und auch der Dichter dieses Wiener Milieu geworden und auch der Dichter dieses
Milieus besonders der Zeit vor dem Kriege gewesen. Milieus besonders der Zeit vor dem Kriege gewesen.
Der Vater war Mediziner, er selbst auch. „Prof. Der Vater war Mediziner, er selbst auch. „Prof.
Bernhardi“ ist der dichterische Ausdruck dieser Bernhardi“ ist der dichterische Ausdruck dieser
geistigen Abstammung. Schnitzler ist als Verfasser geistigen Abstammung. Schnitzler ist als Verfasser
liebenswürdiger Lustspiele voll Geselligkeit und liebenswürdiger Lustspiele voll Geselligkeit und
Humor ebenso bekannt gewesen wie als Novellist. Humor ebenso bekannt gewesen wie als Novellist.
Wir nennen „Casanowas Heimfahrt“ und „Fräulein Wir nennen „Casanowas Heimfahrt“ und „Fräulein
Else“. Ueber sein Werden und Wirken wird noch Else“. Ueber sein Werden und Wirken wird noch
einiges zu sagen sein. Schnitzler stand im 70. Lebens¬ einiges zu sagen sein. Schnitzler stand im 70. Lebens¬
jahre. jahre.
Schnitzler's Death Schnitzler's Death
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Aeihurschnitzler Aeihurschnitzler
6) Einem Schlaganfall erlegen 6) Einem Schlaganfall erlegen
AArthur Schnitzler ist am Mittwoch¬ AArthur Schnitzler ist am Mittwoch¬
abend kurz nach 6 Uhr in seiner Wiener Woh¬ abend kurz nach 6 Uhr in seiner Wiener Woh¬
nung einem Schlaganfall erlegen. Mit ihm nung einem Schlaganfall erlegen. Mit ihm
verliert, bald nach Hofmannsthal, die verliert, bald nach Hofmannsthal, die
Wiener Literatur einen ihrer wichtigsten und Wiener Literatur einen ihrer wichtigsten und
besten Vertreter. Sein Wienertum, das besten Vertreter. Sein Wienertum, das
ist die eigentümliche Note, die er, mit Her¬ ist die eigentümliche Note, die er, mit Her¬
mann Bahr und Hofmannsthal, in die mann Bahr und Hofmannsthal, in die
deutsche Literatur eingebracht hat. Schnitzler deutsche Literatur eingebracht hat. Schnitzler
ist 1862 in Wien geboren un) das heimatliche ist 1862 in Wien geboren un) das heimatliche
Element bestimmt das Wesen seines gesamten Element bestimmt das Wesen seines gesamten
Werkes. Es ist ein Wesen vorwiegend ästheti¬ Werkes. Es ist ein Wesen vorwiegend ästheti¬
scher Art, nicht frei von sranzosischen Einflüssen, scher Art, nicht frei von sranzosischen Einflüssen,
überschattet von der „Melancholie des Unver¬ überschattet von der „Melancholie des Unver¬
mögens", von einem wehmütigen Verzicht auf mögens", von einem wehmütigen Verzicht auf
das Große, und im Einakter, in der Novelle das Große, und im Einakter, in der Novelle
findet es die ihm gemäße Form. findet es die ihm gemäße Form.
Vielleht erklärt sich aus Schnitzlers Arzt¬ Vielleht erklärt sich aus Schnitzlers Arzt¬
veruf sein analytischer Charakter, der vor veruf sein analytischer Charakter, der vor
allem die Liebe, das Erotische, immer allem die Liebe, das Erotische, immer
aufs neue in leicht ironisierender, blasierter Art aufs neue in leicht ironisierender, blasierter Art
umspielt. Sein bleibendes literarisches Geschöpf umspielt. Sein bleibendes literarisches Geschöpf
ist das „süße Mädel“, das kleine, lächelnde, ist das „süße Mädel“, das kleine, lächelnde,
chalkhafte, sentimentale Ding aus der Wiener chalkhafte, sentimentale Ding aus der Wiener
Vorstadt, dessen Lebensbegriff die Liebe ist, und Vorstadt, dessen Lebensbegriff die Liebe ist, und
seine erotischen Dialoge gehören zum Feinsten, seine erotischen Dialoge gehören zum Feinsten,
das er geschaffen hat. Hier findet er die seine das er geschaffen hat. Hier findet er die seine
Melodie, die durch sein Werk klingt, den etwas Melodie, die durch sein Werk klingt, den etwas
parfümierten Ton, den Reiz der gebrochenen parfümierten Ton, den Reiz der gebrochenen
Farben, die, wie sich in dem Reigen=Skandal Farben, die, wie sich in dem Reigen=Skandal
vor nunmehr 10 Jahren erwies, in der Körper¬ vor nunmehr 10 Jahren erwies, in der Körper¬
haftigkeit der Bühne ihr Wesentliches verliert. haftigkeit der Bühne ihr Wesentliches verliert.
Ueber Wesen und Werk dieses feinsinnigen Po¬ Ueber Wesen und Werk dieses feinsinnigen Po¬
seurs des Lebens wird im einzelnen noch aus¬ seurs des Lebens wird im einzelnen noch aus¬
führlicher zu sprechen sein, als es in diesem führlicher zu sprechen sein, als es in diesem
Augenblick, da die Todesnachricht eingeht, mög¬ Augenblick, da die Todesnachricht eingeht, mög¬
lich ist. lich ist.
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22. 0KT. 1931. 22. 0KT. 1931.
Cass Cass
/Arthur Schnitzler /Arthur Schnitzler
Wie aus Wien gemeldet wird, ist Arthur Schnitzler Wie aus Wien gemeldet wird, ist Arthur Schnitzler
gestern abend einem Schlaganfall erlegen. gestern abend einem Schlaganfall erlegen.
Schnitzler, ein Wiener von Geburt, ist an dem Schnitzler, ein Wiener von Geburt, ist an dem
Wiener Milieu geworden und auch der Dichter dieses Wiener Milieu geworden und auch der Dichter dieses
Milieus besonders der Zeit vor dem Kriege gewesen. Milieus besonders der Zeit vor dem Kriege gewesen.
Der Vater war Mediziner, er selbst auch. „Prof. Der Vater war Mediziner, er selbst auch. „Prof.
Bernhardi“ ist der dichterische Ausdruck dieser Bernhardi“ ist der dichterische Ausdruck dieser
geistigen Abstammung. Schnitzler ist als Verfasser geistigen Abstammung. Schnitzler ist als Verfasser
liebenswürdiger Lustspiele voll Geselligkeit und liebenswürdiger Lustspiele voll Geselligkeit und
Humor ebenso bekannt gewesen wie als Novellist. Humor ebenso bekannt gewesen wie als Novellist.
Wir nennen „Casanowas Heimfahrt“ und „Fräulein Wir nennen „Casanowas Heimfahrt“ und „Fräulein
Else“. Ueber sein Werden und Wirken wird noch Else“. Ueber sein Werden und Wirken wird noch
einiges zu sagen sein. Schnitzler stand im 70. Lebens¬ einiges zu sagen sein. Schnitzler stand im 70. Lebens¬
jahre. jahre.