VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 187

12. 12.
Schnitzler s Death Schnitzler s Death
box 42/9 box 42/9

OEOEVER OEOEVER
I. österr. behördl. konzessioniertes I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus: IXNER ZRTTUNE Ausschnitt aus: IXNER ZRTTUNE
2 3. OKT. 1931 2 3. OKT. 1931
vom: vom:
Theater und Kunst. Theater und Kunst.
Artur Schnitzler. Artur Schnitzler.
Völlig unerwartet ist am Mittwoch, den 21. d. M., Völlig unerwartet ist am Mittwoch, den 21. d. M.,
Artur Schnitzler verstorben. Noch am Vormittag Artur Schnitzler verstorben. Noch am Vormittag
unternahm er einen Spaziergang, von dem er unternahm er einen Spaziergang, von dem er
gegen 11 Uhr nach Hause in seine Währinger Villa gegen 11 Uhr nach Hause in seine Währinger Villa
zurückkehrte. Als gegen ¼12 Uhr seine Sekretärin zurückkehrte. Als gegen ¼12 Uhr seine Sekretärin
das Zimmer betrat, fand sie ihn bewußtlos auf dem das Zimmer betrat, fand sie ihn bewußtlos auf dem
Boden liegend. Die Bemühungen herbeigeholter Boden liegend. Die Bemühungen herbeigeholter
Arzte waren ohne Erfolg; um ¼7 Uhr abends Arzte waren ohne Erfolg; um ¼7 Uhr abends
verschied der große Dichter, ohne das Bewußtsein verschied der große Dichter, ohne das Bewußtsein
wieder erlangt zu haben. Der Tod dürfte auf Ge¬ wieder erlangt zu haben. Der Tod dürfte auf Ge¬
hirnschlag zurückzuführen sein. hirnschlag zurückzuführen sein.
Artur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 in Artur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 in
Wien als Sohn des bedeutenden Laryngologen Dr. Wien als Sohn des bedeutenden Laryngologen Dr.
Johann Schnitzler geboren. Nach Absolvierung des Johann Schnitzler geboren. Nach Absolvierung des
Gymnasiums studierte er Medizin, wozu ihn nicht Gymnasiums studierte er Medizin, wozu ihn nicht
bloß das Beispiel seines Vaters, sondern vor allem bloß das Beispiel seines Vaters, sondern vor allem
sein schon damals außerordentlich reges Interesse sein schon damals außerordentlich reges Interesse
am Menschen bewog. 1885 promovierte er und am Menschen bewog. 1885 promovierte er und
wurde, nachdem er durch drei Jahre an Kliniken wurde, nachdem er durch drei Jahre an Kliniken
praktiziert hatte, Assistent seines Vaters an der praktiziert hatte, Assistent seines Vaters an der
Wiener Allgemeinen Poliklinik. In dieser Stellung Wiener Allgemeinen Poliklinik. In dieser Stellung
verblieb er bis 1893, tat später Dienst als Militär¬ verblieb er bis 1893, tat später Dienst als Militär¬
arzt, widmete sich aber bald nach dem Anbruch des arzt, widmete sich aber bald nach dem Anbruch des
neuen Säkulums völlig der Dichtkunst. Artur neuen Säkulums völlig der Dichtkunst. Artur
Schnitzler, der verheiratet war, hatte zwei Kinder; Schnitzler, der verheiratet war, hatte zwei Kinder;
eine Tochter, Lilli, fand 1928 in Venedig einen früh¬ eine Tochter, Lilli, fand 1928 in Venedig einen früh¬
zeitigen tragischen Tod; sein Sohn Heinrich lebt zeitigen tragischen Tod; sein Sohn Heinrich lebt
als Regisseur in Berlin. Der bekannte Chirurg als Regisseur in Berlin. Der bekannte Chirurg
Professor Dr. Julius Schnitzler ist der Bruder des Professor Dr. Julius Schnitzler ist der Bruder des
Dichters. Dichters.
Der Schriftsteller Artur Schnitzler trat 1886 zum Der Schriftsteller Artur Schnitzler trat 1886 zum
ersten Male mit Versuchen in der „Deutschen ersten Male mit Versuchen in der „Deutschen
Wochenschrift" und 1889 in der Zeitschrift „An der Wochenschrift" und 1889 in der Zeitschrift „An der
schönen blauen Donau“ vor die Öffentlichkeit. Die schönen blauen Donau“ vor die Öffentlichkeit. Die
Dialogreihe „Anatol“ verriet bereits den kommen¬ Dialogreihe „Anatol“ verriet bereits den kommen¬
den Meister. 1893 konnte der Dichter mit dem den Meister. 1893 konnte der Dichter mit dem
„Märchen“ die erste Aufführung verzeichnen. 1895 „Märchen“ die erste Aufführung verzeichnen. 1895
winkte ihm mit der Uraufführung des Schauspiels winkte ihm mit der Uraufführung des Schauspiels
„Liebelei“ am Burgtheater der erste große Bühnen¬ „Liebelei“ am Burgtheater der erste große Bühnen¬
erfolg. Ein Jahr später kam „Freiwild" heraus. erfolg. Ein Jahr später kam „Freiwild" heraus.
Der „Reigen“ ward im gleichen Jahre begonnen, Der „Reigen“ ward im gleichen Jahre begonnen,
freilich erst viel später gedruckt und erst 1920 bei freilich erst viel später gedruckt und erst 1920 bei
heftigstem Widerspruch weiter Kreise aufgeführt. heftigstem Widerspruch weiter Kreise aufgeführt.
1897 erschien „Das Veilchen“, 1898 „Paracelsus", 1897 erschien „Das Veilchen“, 1898 „Paracelsus",
„Die Gefährtin“ und „Der grüne Kakadu", ein „Die Gefährtin“ und „Der grüne Kakadu", ein
Jahr später das Drama „Der Schleier der Beatrice“, Jahr später das Drama „Der Schleier der Beatrice“,
1901 der Zyklus „Lebendige Stunden“, 1903 „Der 1901 der Zyklus „Lebendige Stunden“, 1903 „Der
einsame Weg“, 1904 „Das Zwischenspiel“ und die einsame Weg“, 1904 „Das Zwischenspiel“ und die
Einakterreihe „Marionetten“, im Jahre 1909 folgte Einakterreihe „Marionetten“, im Jahre 1909 folgte
sein historisches Drama „Der junge Medardus“, sein historisches Drama „Der junge Medardus“,
1910 „Das weite Land“, 1912 „Professor Bernardi“, 1910 „Das weite Land“, 1912 „Professor Bernardi“,
schon bei seiner Erstaufführung heftig umstritten, schon bei seiner Erstaufführung heftig umstritten,
1915 die „Komödie der Worte“, 1917 „Fink und 1915 die „Komödie der Worte“, 1917 „Fink und
Fliederbusch“, 1919 „Die Schwestern“, 1924 „Die Fliederbusch“, 1919 „Die Schwestern“, 1924 „Die
Komödie der Verführung“, 1925 „Der Gang zum Komödie der Verführung“, 1925 „Der Gang zum
Weiher", der, wie „Im Spiel der Sommerlüfte", in Weiher", der, wie „Im Spiel der Sommerlüfte", in
der vergangenen Wiener Theatersaison zur Auf¬ der vergangenen Wiener Theatersaison zur Auf¬
führung gelangte. führung gelangte.
Seine große Fruchtbarkeit zeigte sich auch in Seine große Fruchtbarkeit zeigte sich auch in
1892 1892
Prosawerken. Von ihnen erschienen: Prosawerken. Von ihnen erschienen:
1895 „Ein Ab¬ 1895 „Ein Ab¬