23. UK. 1937 23. UK. 1937
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Artur Schnitzler gestorben Artur Schnitzler gestorben
zen. Wenn man diese Stücke auf der Bühne nachdenklichen Künstler in die Hand gibt, um zen. Wenn man diese Stücke auf der Bühne nachdenklichen Künstler in die Hand gibt, um
L. Wien, 27. Oktober. éser acn L. Wien, 27. Oktober. éser acn
sieht, hat man das Gefühl: derjenige, der sie selbst den scheinbar unergiebigen Stoff ganz sieht, hat man das Gefühl: derjenige, der sie selbst den scheinbar unergiebigen Stoff ganz
gemacht hat, ist auf den Brettern zu Hause gemacht hat, ist auf den Brettern zu Hause
tag ist in seiner Wiener Wohnung der be tag ist in seiner Wiener Wohnung der be
zu bezwingen und der Materie ihren inneren zu bezwingen und der Materie ihren inneren
und hat keinen anderen Ehrgeiz, als durch und hat keinen anderen Ehrgeiz, als durch
kannte Dichter und Schriftsteller Dr. Ar kannte Dichter und Schriftsteller Dr. Ar
Reichtum zu entlocken. Keines davon ge¬ Reichtum zu entlocken. Keines davon ge¬
das Theater zu wirken. das Theater zu wirken.
tur Schnitzler einem Schlaganfall er tur Schnitzler einem Schlaganfall er
braucht er mit größerer und reizvollerer Vir¬ braucht er mit größerer und reizvollerer Vir¬
legen. legen.
Schnitzlers Erzählungen sind lebendig Schnitzlers Erzählungen sind lebendig
tuosität als die Ironie. Je kühner er diese an¬ tuosität als die Ironie. Je kühner er diese an¬
spannend: sie haben immer das nötige Detail, spannend: sie haben immer das nötige Detail,
wendet, je mehr er seinen Stoff und seine wendet, je mehr er seinen Stoff und seine
aber nie zuviel davon, sie haben Psychologie, Motive mit ihr in die Enge treibt, desto wei¬ aber nie zuviel davon, sie haben Psychologie, Motive mit ihr in die Enge treibt, desto wei¬
o. p. Prag, 21. Oktober. o. p. Prag, 21. Oktober.
aber die Psychologie dient nur dazu, den Gang aber die Psychologie dient nur dazu, den Gang
Wenige Monate vor seinem siebzigsten Wenige Monate vor seinem siebzigsten
ter erscheint paradoxerweise sein geistiger ter erscheint paradoxerweise sein geistiger
des Ganzen in einem reizenden Rhythmus balc des Ganzen in einem reizenden Rhythmus balc
Geburtstag ist jener Dichter dahingeschie Geburtstag ist jener Dichter dahingeschie
Horizont. So würde ich sagen, daß neben der Horizont. So würde ich sagen, daß neben der
zu verlangsamen, bald zu beschleunigen, sie zu verlangsamen, bald zu beschleunigen, sie
den, der nach dem Tode Hofmannsthals der den, der nach dem Tode Hofmannsthals der
„Liebelei“, die eine Arbeit von ganz einziger „Liebelei“, die eine Arbeit von ganz einziger
stecken voll Beobachtung, aber auch die Be¬ stecken voll Beobachtung, aber auch die Be¬
repräsentative österreichische Dichter ge repräsentative österreichische Dichter ge
Art ist, einige seiner kleinen Kunstwerke Art ist, einige seiner kleinen Kunstwerke
obachtung ist dem eigentlichen Reiz der Er obachtung ist dem eigentlichen Reiz der Er
nannt werden mußte. Das Dichtertum Arthur nannt werden mußte. Das Dichtertum Arthur
Erzählungen oder Dramen — durch den Zau Erzählungen oder Dramen — durch den Zau
zählung untergeordnet. Man hat das Gefühl zählung untergeordnet. Man hat das Gefühl
Schnitzlers hat sich in seinen Bühnenwerken Schnitzlers hat sich in seinen Bühnenwerken
ber der Ironie als die größten erscheinen. ber der Ironie als die größten erscheinen.
daß sie von einem Mann herrühren, dessen daß sie von einem Mann herrühren, dessen
Novellen und Romanen in verehrungswürdi Novellen und Romanen in verehrungswürdi
Ihnen allen wohnt nicht nur die Andeutung Ihnen allen wohnt nicht nur die Andeutung
primäres Talent das Talent des Erzählers primäres Talent das Talent des Erzählers
ger Weise kundgetan. Dieser letzte Dichte ger Weise kundgetan. Dieser letzte Dichte
inne, daß der Schöpfer dieser kleinen Welten inne, daß der Schöpfer dieser kleinen Welten
kurzer oder eigentlich mittellanger Erzählun¬ kurzer oder eigentlich mittellanger Erzählun¬
Desterreichs war schon vor dem Kriege Desterreichs war schon vor dem Kriege
mehr von der Welt weiß, als er zu sagen vor mehr von der Welt weiß, als er zu sagen vor
gen ist. In beiden Formen: Drama und Er¬ gen ist. In beiden Formen: Drama und Er¬
Desterreichs Richter gewesen. Das Auge die Desterreichs Richter gewesen. Das Auge die
hat — dies ist ein gewöhnlicher Reflex aller hat — dies ist ein gewöhnlicher Reflex aller
zählung, ist er durchaus ein Künstler, und Ironie —, sondern auch dieses Besondere: zählung, ist er durchaus ein Künstler, und Ironie —, sondern auch dieses Besondere:
es Liebenden hatte vielleicht schärfer gese es Liebenden hatte vielleicht schärfer gese
war es vom ersten Tage an. Es ist ein er war es vom ersten Tage an. Es ist ein er
en als die Augen der Hasser. Schnitzler ha en als die Augen der Hasser. Schnitzler ha
man ahnt, er hätte noch mehr und vielleicht man ahnt, er hätte noch mehr und vielleicht
staunlicher Gedanke, daß die kleinen Szenen staunlicher Gedanke, daß die kleinen Szenen
nseinen, immer wieder mißverstandene nseinen, immer wieder mißverstandene
noch Stürkeres zu geben, als ihm bisher zu noch Stürkeres zu geben, als ihm bisher zu
aus dem Leben einer erfundenen Figur „Ana aus dem Leben einer erfundenen Figur „Ana
arstellungen der österreichischen Gesell¬ arstellungen der österreichischen Gesell¬
geben gefallen hat oder gestattet war. Unter geben gefallen hat oder gestattet war. Unter
tol“, die heute aller Welt in Europa und übe tol“, die heute aller Welt in Europa und übe
chaft selbst dort, wo man pure Bewunderung chaft selbst dort, wo man pure Bewunderung
diesen Umständen kann man nicht vom Alter diesen Umständen kann man nicht vom Alter
Europa hinaus geläufig ist, und eine kurze Europa hinaus geläufig ist, und eine kurze
eines solchen Menschen sprechen, denn es ist eines solchen Menschen sprechen, denn es ist
gewahren vermeinte, Kritik an einem un¬ in ihrer Art vollkommen reife und meister gewahren vermeinte, Kritik an einem un¬ in ihrer Art vollkommen reife und meister
ergangsgeweihten Organismus geübt. Es ergangsgeweihten Organismus geübt. Es
durchaus möglich, daß ein solcher von einem durchaus möglich, daß ein solcher von einem
hafte Erzählung „Reichtum“ das erste wa¬ hafte Erzählung „Reichtum“ das erste wa¬
eht nicht anders; man muß den hier meh eht nicht anders; man muß den hier meh
Teil seiner Kräfte noch niemals sichtbaren Teil seiner Kräfte noch niemals sichtbaren
ren, womit er vor so vielen Jahren hervortrat ren, womit er vor so vielen Jahren hervortrat
swohlfeilen Vergleich mit dem Arzt — del swohlfeilen Vergleich mit dem Arzt — del
Gebre uch gemacht und auch einen Teil seiner Gebre uch gemacht und auch einen Teil seiner
Ihm sind alle Instrumente zu Dienst, die Ihm sind alle Instrumente zu Dienst, die
denn auch im ursprünglichen Beruf gewe denn auch im ursprünglichen Beruf gewe
Jugend irgendwo zurückbehalten oder ver¬ Jugend irgendwo zurückbehalten oder ver¬
das Handwerk einem erfahrenen und sehr borgen hat. das Handwerk einem erfahrenen und sehr borgen hat.
n— heranziehen: Arthur Schnitzler war n— heranziehen: Arthur Schnitzler war
er unbeirrte Diagnostiker der unheilbaren er unbeirrte Diagnostiker der unheilbaren
terreichischen Krankheit. Ihm wurden die terreichischen Krankheit. Ihm wurden die
afalsmome bereits offenbar, als er afalsmome bereits offenbar, als er
chscheinbar bejahend zum österreichischen chscheinbar bejahend zum österreichischen
esen Stellung nahm. Arthur Schnitzler hat esen Stellung nahm. Arthur Schnitzler hat
rksamer, weil objektiver als ein Gustav rksamer, weil objektiver als ein Gustav
eyrink den österreichischen Militarismus eyrink den österreichischen Militarismus
das Krebsgeschwür in den verfaulenden das Krebsgeschwür in den verfaulenden
geweiden der Monarchie agnostiziert. Daß geweiden der Monarchie agnostiziert. Daß
den „Leutnant Gustl“ geschrieben hat, den „Leutnant Gustl“ geschrieben hat,
tre wenig, wenn er ihn erst nach der Er¬ tre wenig, wenn er ihn erst nach der Er¬
chterung durch die „Große Zeit" veröffent- chterung durch die „Große Zeit" veröffent-
thätte. Daß er diese Novelle um die Jahr thätte. Daß er diese Novelle um die Jahr
indertwende publiziert hat, ist eine ethische indertwende publiziert hat, ist eine ethische
ostat, um die ihn ein Grillparzer hätte be ostat, um die ihn ein Grillparzer hätte be
iden müssen. Man lasse sich nicht durch die iden müssen. Man lasse sich nicht durch die
iter einsetzende klassische Vertiefung von iter einsetzende klassische Vertiefung von
anitzlers Prosastil täuschen und hüte sich anitzlers Prosastil täuschen und hüte sich
dem Irrtum, den Schnitzler der Nach¬ dem Irrtum, den Schnitzler der Nach¬
egsjahre für einen müden alternden Herrn egsjahre für einen müden alternden Herrn
halten, dessen Schaffen von der Vorver¬ halten, dessen Schaffen von der Vorver¬
ngenheit gezehrt habe. Man lese seinen Ro ngenheit gezehrt habe. Man lese seinen Ro
„Therese“, dieses grandiose sozlale „Therese“, dieses grandiose sozlale
pos, das mit der Not unserer Zeit mehr zu pos, das mit der Not unserer Zeit mehr zu
nhat als hundert marktgängige Gesell¬ nhat als hundert marktgängige Gesell¬
aftaromane up to date. Man greife — dem aftaromane up to date. Man greife — dem
ager Deutschen Theater sei dies empfoh¬ ager Deutschen Theater sei dies empfoh¬
auf Schnitzlers „Grünen Kakadu“ zu auf Schnitzlers „Grünen Kakadu“ zu
ck, auf diesen nach wie vor aktuellen Revo¬ ck, auf diesen nach wie vor aktuellen Revo¬
onseinakter. Und man lese Schnitzler onseinakter. Und man lese Schnitzler
ztes Werk, die wenige Tage vor des Dich¬ ztes Werk, die wenige Tage vor des Dich¬
s Tod erschienene große Novelle „Flucht s Tod erschienene große Novelle „Flucht
die Finsternis“ (gleich allen seinen Werken die Finsternis“ (gleich allen seinen Werken
Verlag S. Fischer in Berlin erschienen), Verlag S. Fischer in Berlin erschienen),
Darstellung eines scheinbar privaten Darstellung eines scheinbar privaten
terreichischen Menschenschicksals, die zu¬ terreichischen Menschenschicksals, die zu¬
ch ein Abschnitt aus der Naturgeschichte ch ein Abschnitt aus der Naturgeschichte
desorientierten Menschen von heute sein desorientierten Menschen von heute sein
unte. unte.
Zum 60. Geburtstag Arthur Schnitzlers hat Zum 60. Geburtstag Arthur Schnitzlers hat
n Freund Hugo von Hofmannstha. n Freund Hugo von Hofmannstha.
nachfolgenden Zeilen geschrieben, die nachfolgenden Zeilen geschrieben, die
irdigung eines Dichters durch einen Dich¬ irdigung eines Dichters durch einen Dich¬
Schnitzlers Theaterstücke sind vollkom¬ Schnitzlers Theaterstücke sind vollkom¬
ne Theaterstücke, gebaut, um zu fesseln, ne Theaterstücke, gebaut, um zu fesseln,
beschäftigen, zu unterhalten, in geistrei¬ beschäftigen, zu unterhalten, in geistrei¬
r Weise zu überraschen; sie tun dem r Weise zu überraschen; sie tun dem
genblick genug und vermögen noch nach¬ genblick genug und vermögen noch nach¬
glich das Gemüt und die Gedanken zu be¬ glich das Gemüt und die Gedanken zu be¬
äftigen; ihre Handlung und ihr Dialog be¬ äftigen; ihre Handlung und ihr Dialog be¬
wingen einander wechselweise, die Cha wingen einander wechselweise, die Cha
tere sind vorzüglich erfunden, leben ihr tere sind vorzüglich erfunden, leben ihr
enes Leben und dienen doch nr dem Gan- enes Leben und dienen doch nr dem Gan-
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Artur Schnitzler gestorben Artur Schnitzler gestorben
zen. Wenn man diese Stücke auf der Bühne nachdenklichen Künstler in die Hand gibt, um zen. Wenn man diese Stücke auf der Bühne nachdenklichen Künstler in die Hand gibt, um
L. Wien, 27. Oktober. éser acn L. Wien, 27. Oktober. éser acn
sieht, hat man das Gefühl: derjenige, der sie selbst den scheinbar unergiebigen Stoff ganz sieht, hat man das Gefühl: derjenige, der sie selbst den scheinbar unergiebigen Stoff ganz
gemacht hat, ist auf den Brettern zu Hause gemacht hat, ist auf den Brettern zu Hause
tag ist in seiner Wiener Wohnung der be tag ist in seiner Wiener Wohnung der be
zu bezwingen und der Materie ihren inneren zu bezwingen und der Materie ihren inneren
und hat keinen anderen Ehrgeiz, als durch und hat keinen anderen Ehrgeiz, als durch
kannte Dichter und Schriftsteller Dr. Ar kannte Dichter und Schriftsteller Dr. Ar
Reichtum zu entlocken. Keines davon ge¬ Reichtum zu entlocken. Keines davon ge¬
das Theater zu wirken. das Theater zu wirken.
tur Schnitzler einem Schlaganfall er tur Schnitzler einem Schlaganfall er
braucht er mit größerer und reizvollerer Vir¬ braucht er mit größerer und reizvollerer Vir¬
legen. legen.
Schnitzlers Erzählungen sind lebendig Schnitzlers Erzählungen sind lebendig
tuosität als die Ironie. Je kühner er diese an¬ tuosität als die Ironie. Je kühner er diese an¬
spannend: sie haben immer das nötige Detail, spannend: sie haben immer das nötige Detail,
wendet, je mehr er seinen Stoff und seine wendet, je mehr er seinen Stoff und seine
aber nie zuviel davon, sie haben Psychologie, Motive mit ihr in die Enge treibt, desto wei¬ aber nie zuviel davon, sie haben Psychologie, Motive mit ihr in die Enge treibt, desto wei¬
o. p. Prag, 21. Oktober. o. p. Prag, 21. Oktober.
aber die Psychologie dient nur dazu, den Gang aber die Psychologie dient nur dazu, den Gang
Wenige Monate vor seinem siebzigsten Wenige Monate vor seinem siebzigsten
ter erscheint paradoxerweise sein geistiger ter erscheint paradoxerweise sein geistiger
des Ganzen in einem reizenden Rhythmus balc des Ganzen in einem reizenden Rhythmus balc
Geburtstag ist jener Dichter dahingeschie Geburtstag ist jener Dichter dahingeschie
Horizont. So würde ich sagen, daß neben der Horizont. So würde ich sagen, daß neben der
zu verlangsamen, bald zu beschleunigen, sie zu verlangsamen, bald zu beschleunigen, sie
den, der nach dem Tode Hofmannsthals der den, der nach dem Tode Hofmannsthals der
„Liebelei“, die eine Arbeit von ganz einziger „Liebelei“, die eine Arbeit von ganz einziger
stecken voll Beobachtung, aber auch die Be¬ stecken voll Beobachtung, aber auch die Be¬
repräsentative österreichische Dichter ge repräsentative österreichische Dichter ge
Art ist, einige seiner kleinen Kunstwerke Art ist, einige seiner kleinen Kunstwerke
obachtung ist dem eigentlichen Reiz der Er obachtung ist dem eigentlichen Reiz der Er
nannt werden mußte. Das Dichtertum Arthur nannt werden mußte. Das Dichtertum Arthur
Erzählungen oder Dramen — durch den Zau Erzählungen oder Dramen — durch den Zau
zählung untergeordnet. Man hat das Gefühl zählung untergeordnet. Man hat das Gefühl
Schnitzlers hat sich in seinen Bühnenwerken Schnitzlers hat sich in seinen Bühnenwerken
ber der Ironie als die größten erscheinen. ber der Ironie als die größten erscheinen.
daß sie von einem Mann herrühren, dessen daß sie von einem Mann herrühren, dessen
Novellen und Romanen in verehrungswürdi Novellen und Romanen in verehrungswürdi
Ihnen allen wohnt nicht nur die Andeutung Ihnen allen wohnt nicht nur die Andeutung
primäres Talent das Talent des Erzählers primäres Talent das Talent des Erzählers
ger Weise kundgetan. Dieser letzte Dichte ger Weise kundgetan. Dieser letzte Dichte
inne, daß der Schöpfer dieser kleinen Welten inne, daß der Schöpfer dieser kleinen Welten
kurzer oder eigentlich mittellanger Erzählun¬ kurzer oder eigentlich mittellanger Erzählun¬
Desterreichs war schon vor dem Kriege Desterreichs war schon vor dem Kriege
mehr von der Welt weiß, als er zu sagen vor mehr von der Welt weiß, als er zu sagen vor
gen ist. In beiden Formen: Drama und Er¬ gen ist. In beiden Formen: Drama und Er¬
Desterreichs Richter gewesen. Das Auge die Desterreichs Richter gewesen. Das Auge die
hat — dies ist ein gewöhnlicher Reflex aller hat — dies ist ein gewöhnlicher Reflex aller
zählung, ist er durchaus ein Künstler, und Ironie —, sondern auch dieses Besondere: zählung, ist er durchaus ein Künstler, und Ironie —, sondern auch dieses Besondere:
es Liebenden hatte vielleicht schärfer gese es Liebenden hatte vielleicht schärfer gese
war es vom ersten Tage an. Es ist ein er war es vom ersten Tage an. Es ist ein er
en als die Augen der Hasser. Schnitzler ha en als die Augen der Hasser. Schnitzler ha
man ahnt, er hätte noch mehr und vielleicht man ahnt, er hätte noch mehr und vielleicht
staunlicher Gedanke, daß die kleinen Szenen staunlicher Gedanke, daß die kleinen Szenen
nseinen, immer wieder mißverstandene nseinen, immer wieder mißverstandene
noch Stürkeres zu geben, als ihm bisher zu noch Stürkeres zu geben, als ihm bisher zu
aus dem Leben einer erfundenen Figur „Ana aus dem Leben einer erfundenen Figur „Ana
arstellungen der österreichischen Gesell¬ arstellungen der österreichischen Gesell¬
geben gefallen hat oder gestattet war. Unter geben gefallen hat oder gestattet war. Unter
tol“, die heute aller Welt in Europa und übe tol“, die heute aller Welt in Europa und übe
chaft selbst dort, wo man pure Bewunderung chaft selbst dort, wo man pure Bewunderung
diesen Umständen kann man nicht vom Alter diesen Umständen kann man nicht vom Alter
Europa hinaus geläufig ist, und eine kurze Europa hinaus geläufig ist, und eine kurze
eines solchen Menschen sprechen, denn es ist eines solchen Menschen sprechen, denn es ist
gewahren vermeinte, Kritik an einem un¬ in ihrer Art vollkommen reife und meister gewahren vermeinte, Kritik an einem un¬ in ihrer Art vollkommen reife und meister
ergangsgeweihten Organismus geübt. Es ergangsgeweihten Organismus geübt. Es
durchaus möglich, daß ein solcher von einem durchaus möglich, daß ein solcher von einem
hafte Erzählung „Reichtum“ das erste wa¬ hafte Erzählung „Reichtum“ das erste wa¬
eht nicht anders; man muß den hier meh eht nicht anders; man muß den hier meh
Teil seiner Kräfte noch niemals sichtbaren Teil seiner Kräfte noch niemals sichtbaren
ren, womit er vor so vielen Jahren hervortrat ren, womit er vor so vielen Jahren hervortrat
swohlfeilen Vergleich mit dem Arzt — del swohlfeilen Vergleich mit dem Arzt — del
Gebre uch gemacht und auch einen Teil seiner Gebre uch gemacht und auch einen Teil seiner
Ihm sind alle Instrumente zu Dienst, die Ihm sind alle Instrumente zu Dienst, die
denn auch im ursprünglichen Beruf gewe denn auch im ursprünglichen Beruf gewe
Jugend irgendwo zurückbehalten oder ver¬ Jugend irgendwo zurückbehalten oder ver¬
das Handwerk einem erfahrenen und sehr borgen hat. das Handwerk einem erfahrenen und sehr borgen hat.
n— heranziehen: Arthur Schnitzler war n— heranziehen: Arthur Schnitzler war
er unbeirrte Diagnostiker der unheilbaren er unbeirrte Diagnostiker der unheilbaren
terreichischen Krankheit. Ihm wurden die terreichischen Krankheit. Ihm wurden die
afalsmome bereits offenbar, als er afalsmome bereits offenbar, als er
chscheinbar bejahend zum österreichischen chscheinbar bejahend zum österreichischen
esen Stellung nahm. Arthur Schnitzler hat esen Stellung nahm. Arthur Schnitzler hat
rksamer, weil objektiver als ein Gustav rksamer, weil objektiver als ein Gustav
eyrink den österreichischen Militarismus eyrink den österreichischen Militarismus
das Krebsgeschwür in den verfaulenden das Krebsgeschwür in den verfaulenden
geweiden der Monarchie agnostiziert. Daß geweiden der Monarchie agnostiziert. Daß
den „Leutnant Gustl“ geschrieben hat, den „Leutnant Gustl“ geschrieben hat,
tre wenig, wenn er ihn erst nach der Er¬ tre wenig, wenn er ihn erst nach der Er¬
chterung durch die „Große Zeit" veröffent- chterung durch die „Große Zeit" veröffent-
thätte. Daß er diese Novelle um die Jahr thätte. Daß er diese Novelle um die Jahr
indertwende publiziert hat, ist eine ethische indertwende publiziert hat, ist eine ethische
ostat, um die ihn ein Grillparzer hätte be ostat, um die ihn ein Grillparzer hätte be
iden müssen. Man lasse sich nicht durch die iden müssen. Man lasse sich nicht durch die
iter einsetzende klassische Vertiefung von iter einsetzende klassische Vertiefung von
anitzlers Prosastil täuschen und hüte sich anitzlers Prosastil täuschen und hüte sich
dem Irrtum, den Schnitzler der Nach¬ dem Irrtum, den Schnitzler der Nach¬
egsjahre für einen müden alternden Herrn egsjahre für einen müden alternden Herrn
halten, dessen Schaffen von der Vorver¬ halten, dessen Schaffen von der Vorver¬
ngenheit gezehrt habe. Man lese seinen Ro ngenheit gezehrt habe. Man lese seinen Ro
„Therese“, dieses grandiose sozlale „Therese“, dieses grandiose sozlale
pos, das mit der Not unserer Zeit mehr zu pos, das mit der Not unserer Zeit mehr zu
nhat als hundert marktgängige Gesell¬ nhat als hundert marktgängige Gesell¬
aftaromane up to date. Man greife — dem aftaromane up to date. Man greife — dem
ager Deutschen Theater sei dies empfoh¬ ager Deutschen Theater sei dies empfoh¬
auf Schnitzlers „Grünen Kakadu“ zu auf Schnitzlers „Grünen Kakadu“ zu
ck, auf diesen nach wie vor aktuellen Revo¬ ck, auf diesen nach wie vor aktuellen Revo¬
onseinakter. Und man lese Schnitzler onseinakter. Und man lese Schnitzler
ztes Werk, die wenige Tage vor des Dich¬ ztes Werk, die wenige Tage vor des Dich¬
s Tod erschienene große Novelle „Flucht s Tod erschienene große Novelle „Flucht
die Finsternis“ (gleich allen seinen Werken die Finsternis“ (gleich allen seinen Werken
Verlag S. Fischer in Berlin erschienen), Verlag S. Fischer in Berlin erschienen),
Darstellung eines scheinbar privaten Darstellung eines scheinbar privaten
terreichischen Menschenschicksals, die zu¬ terreichischen Menschenschicksals, die zu¬
ch ein Abschnitt aus der Naturgeschichte ch ein Abschnitt aus der Naturgeschichte
desorientierten Menschen von heute sein desorientierten Menschen von heute sein
unte. unte.
Zum 60. Geburtstag Arthur Schnitzlers hat Zum 60. Geburtstag Arthur Schnitzlers hat
n Freund Hugo von Hofmannstha. n Freund Hugo von Hofmannstha.
nachfolgenden Zeilen geschrieben, die nachfolgenden Zeilen geschrieben, die
irdigung eines Dichters durch einen Dich¬ irdigung eines Dichters durch einen Dich¬
Schnitzlers Theaterstücke sind vollkom¬ Schnitzlers Theaterstücke sind vollkom¬
ne Theaterstücke, gebaut, um zu fesseln, ne Theaterstücke, gebaut, um zu fesseln,
beschäftigen, zu unterhalten, in geistrei¬ beschäftigen, zu unterhalten, in geistrei¬
r Weise zu überraschen; sie tun dem r Weise zu überraschen; sie tun dem
genblick genug und vermögen noch nach¬ genblick genug und vermögen noch nach¬
glich das Gemüt und die Gedanken zu be¬ glich das Gemüt und die Gedanken zu be¬
äftigen; ihre Handlung und ihr Dialog be¬ äftigen; ihre Handlung und ihr Dialog be¬
wingen einander wechselweise, die Cha wingen einander wechselweise, die Cha
tere sind vorzüglich erfunden, leben ihr tere sind vorzüglich erfunden, leben ihr
enes Leben und dienen doch nr dem Gan- enes Leben und dienen doch nr dem Gan-