12. 12.
Schnitzler's Death Schnitzler's Death
box 42/9 box 42/9
Arthur Schnitzler Arthur Schnitzler
Der Wiener Arzt und Dichter Arthur Der Wiener Arzt und Dichter Arthur
Schnitzler ist nicht mehr. Er starb vorge¬ Schnitzler ist nicht mehr. Er starb vorge¬
tern im Alter von 69½ Jahren. Schnitzler ist tern im Alter von 69½ Jahren. Schnitzler ist
durch die Medizin zum Dichter geworden, die durch die Medizin zum Dichter geworden, die
ein Familienerbe war. Sein Vater, Dr. Jo¬ ein Familienerbe war. Sein Vater, Dr. Jo¬
jann Schnitzler dozierte an der Wiener Univer¬ jann Schnitzler dozierte an der Wiener Univer¬
ität über Laryngologte und hatte viele Schau¬ ität über Laryngologte und hatte viele Schau¬
pieler und Sänger zu Patienten. So kam der pieler und Sänger zu Patienten. So kam der
Sohn von Kindsbeinen an mit belden, Medizin Sohn von Kindsbeinen an mit belden, Medizin
und Kunst, in Gerührung und das wurde sein und Kunst, in Gerührung und das wurde sein
Schicksal. Er studierte in Wien die Medizin, Schicksal. Er studierte in Wien die Medizin,
promovierte 1885, wurde acht Jahre später Assi¬ promovierte 1885, wurde acht Jahre später Assi¬
stent seines Vaters und ging dann in den mili¬ stent seines Vaters und ging dann in den mili¬
ärärztlichen Dienst ein. Allein die Kunst zer¬ ärärztlichen Dienst ein. Allein die Kunst zer¬
störte diese Karriere. Schnitzler mußte nach der störte diese Karriere. Schnitzler mußte nach der
Veröffentlichung seines „Leutnant Gustl“ quit¬ Veröffentlichung seines „Leutnant Gustl“ quit¬
tieren! tieren!
Der junge Wiener Arzt wurde durch den Der junge Wiener Arzt wurde durch den
Einakter=Zyklus „Anatol" berühmt, die grazibs Einakter=Zyklus „Anatol" berühmt, die grazibs
und klug geschrieben, interessante Wiener Ty¬ und klug geschrieben, interessante Wiener Ty¬
pen schildern. 1803 erschien „Das Märchen" und pen schildern. 1803 erschien „Das Märchen" und
dann die „Liebelei“ eines der bedeutendsten dann die „Liebelei“ eines der bedeutendsten
Schauspiele um die Jahrhundertwende. Schauspiele um die Jahrhundertwende.
In Wien spielt auch das nächste Stück: „Frei¬ In Wien spielt auch das nächste Stück: „Frei¬
wild" (1896). In diese Jahre fällt die Entste¬ wild" (1896). In diese Jahre fällt die Entste¬
hung des „Reigen", zehn Szenen mit dem glei¬ hung des „Reigen", zehn Szenen mit dem glei¬
schen erotischen Grundmotiv, die aber erst viel schen erotischen Grundmotiv, die aber erst viel
später gedruckt und 1920, durchaus nicht dem später gedruckt und 1920, durchaus nicht dem
Willen des Dichters entsprechend, unter dem Wi¬ Willen des Dichters entsprechend, unter dem Wi¬
derspruch rechtsstehender Kreise aufgeführt wur¬ derspruch rechtsstehender Kreise aufgeführt wur¬
den. Schnitzlers Werke entstehen nun in rascher den. Schnitzlers Werke entstehen nun in rascher
Jolge. Es erschienen: „Das Vermächtnis (1807), Jolge. Es erschienen: „Das Vermächtnis (1807),
die drei Einakter: „Paracelsus", „Die Gefähr= die drei Einakter: „Paracelsus", „Die Gefähr=
tin", „Der grüne Kakadu" (1898), sein Drama: tin", „Der grüne Kakadu" (1898), sein Drama:
„Der Schleier der Beatrice“ (1899), dann der „Der Schleier der Beatrice“ (1899), dann der
Einakterzyklus: „Lebendige Stunden", woraus Einakterzyklus: „Lebendige Stunden", woraus
besonders „Literatur“ hervorragt (1901), das besonders „Literatur“ hervorragt (1901), das
Drama „Der einsame Weg“ (1903), die Komödie Drama „Der einsame Weg“ (1903), die Komödie
„Zwischenspiel“ (1904); ferner im gleichen Jahre „Zwischenspiel“ (1904); ferner im gleichen Jahre
eine neue Einakterreihe: „Markonetten". „Der eine neue Einakterreihe: „Markonetten". „Der
junge Medardus", dessen Titelrolle, dem großen junge Medardus", dessen Titelrolle, dem großen
Josef Kainz zugedacht, dem Künstler nicht mehr Josef Kainz zugedacht, dem Künstler nicht mehr
zu spielen vergönnt war, ist ein Drama aus den zu spielen vergönnt war, ist ein Drama aus den
Tagen der Besetzung Wiens durch Napoleon 1. Tagen der Besetzung Wiens durch Napoleon 1.
(erschienen 1900). Diesem Werke folgte „Das (erschienen 1900). Diesem Werke folgte „Das
meite Land" (1910), eine Tragikomödie des Al¬ meite Land" (1910), eine Tragikomödie des Al¬
terns und 1912 „Professor Berhardi", ein Schau¬ terns und 1912 „Professor Berhardi", ein Schau¬
spiel aus dem ärztlichen Beruf, bei seiner Auf¬ spiel aus dem ärztlichen Beruf, bei seiner Auf¬
führung von politischen Gruppen vielumstritten. führung von politischen Gruppen vielumstritten.
Im Jahre 1915 erschienen drei Einakter unter Im Jahre 1915 erschienen drei Einakter unter
dem Titel: „Komödie der Worte", 1917 das dem Titel: „Komödie der Worte", 1917 das
schwache „Fink und Fliederbusch", 1919 „Die schwache „Fink und Fliederbusch", 1919 „Die
Schestern oder Casanova in Spa“, 1924 „Komö¬ Schestern oder Casanova in Spa“, 1924 „Komö¬
die der Verführung“ und 1025 die dramatische die der Verführung“ und 1025 die dramatische
Dichtung: „Der Gang zum Weiher“ Dichtung: „Der Gang zum Weiher“
Schnitzlers Eigenart und großes Talent of¬ Schnitzlers Eigenart und großes Talent of¬
senbart sich nicht weniger in seinen erzählenden senbart sich nicht weniger in seinen erzählenden
Werken. Diese Werke sind durchwegs kürzere Werken. Diese Werke sind durchwegs kürzere
Arbeiten erzählenden Inhalts, Novellen und Arbeiten erzählenden Inhalts, Novellen und
Novelletten. Schnitzlers einziger großer Roman Novelletten. Schnitzlers einziger großer Roman
erichten 1908: „Der Weg ins Freie", eine groß erichten 1908: „Der Weg ins Freie", eine groß
gesehene Synthese des geistigen Wiener Lebens gesehene Synthese des geistigen Wiener Lebens
zur Zeit der letzten Jahrhundertwende. zur Zeit der letzten Jahrhundertwende.
Es ist ein charakteristisches Merkmal der so Es ist ein charakteristisches Merkmal der so
zahlreichen Werke Schnitzlers, die dem Wiener zahlreichen Werke Schnitzlers, die dem Wiener
Milien entstammen und auch solcher, die erst in Milien entstammen und auch solcher, die erst in
den allerletzten Jahren erschienen sind, daß sie den allerletzten Jahren erschienen sind, daß sie
zumeist Bilder der Zeit aus des Dichters jün¬ zumeist Bilder der Zeit aus des Dichters jün¬
geren Jahren geben. Einer viel sorgloseren und geren Jahren geben. Einer viel sorgloseren und
unbekümmerteren Welt, als es die heutige ist, unbekümmerteren Welt, als es die heutige ist,
eines satten und dabei schöngeistigen Bürger¬ eines satten und dabei schöngeistigen Bürger¬
tums, an das soziale Probleme selten herantre¬ tums, an das soziale Probleme selten herantre¬
ten. Selten hallen seine Werke in einem schril¬ ten. Selten hallen seine Werke in einem schril¬
len Ton aus, sie verklingen und verdämmern. len Ton aus, sie verklingen und verdämmern.
Seine weiche und dabei oft spielerische Behand¬ Seine weiche und dabei oft spielerische Behand¬
lung der Probleme läßt Schnitzler als den aus¬ lung der Probleme läßt Schnitzler als den aus¬
gesprochenen österreichischen Dichter erscheinen, gesprochenen österreichischen Dichter erscheinen,
den Dichter eines vergangenen Wien, dessen den Dichter eines vergangenen Wien, dessen
Landschaft und Umgebung in seinen Werken le¬ Landschaft und Umgebung in seinen Werken le¬
a a
Schnitzler's Death Schnitzler's Death
box 42/9 box 42/9
Arthur Schnitzler Arthur Schnitzler
Der Wiener Arzt und Dichter Arthur Der Wiener Arzt und Dichter Arthur
Schnitzler ist nicht mehr. Er starb vorge¬ Schnitzler ist nicht mehr. Er starb vorge¬
tern im Alter von 69½ Jahren. Schnitzler ist tern im Alter von 69½ Jahren. Schnitzler ist
durch die Medizin zum Dichter geworden, die durch die Medizin zum Dichter geworden, die
ein Familienerbe war. Sein Vater, Dr. Jo¬ ein Familienerbe war. Sein Vater, Dr. Jo¬
jann Schnitzler dozierte an der Wiener Univer¬ jann Schnitzler dozierte an der Wiener Univer¬
ität über Laryngologte und hatte viele Schau¬ ität über Laryngologte und hatte viele Schau¬
pieler und Sänger zu Patienten. So kam der pieler und Sänger zu Patienten. So kam der
Sohn von Kindsbeinen an mit belden, Medizin Sohn von Kindsbeinen an mit belden, Medizin
und Kunst, in Gerührung und das wurde sein und Kunst, in Gerührung und das wurde sein
Schicksal. Er studierte in Wien die Medizin, Schicksal. Er studierte in Wien die Medizin,
promovierte 1885, wurde acht Jahre später Assi¬ promovierte 1885, wurde acht Jahre später Assi¬
stent seines Vaters und ging dann in den mili¬ stent seines Vaters und ging dann in den mili¬
ärärztlichen Dienst ein. Allein die Kunst zer¬ ärärztlichen Dienst ein. Allein die Kunst zer¬
störte diese Karriere. Schnitzler mußte nach der störte diese Karriere. Schnitzler mußte nach der
Veröffentlichung seines „Leutnant Gustl“ quit¬ Veröffentlichung seines „Leutnant Gustl“ quit¬
tieren! tieren!
Der junge Wiener Arzt wurde durch den Der junge Wiener Arzt wurde durch den
Einakter=Zyklus „Anatol" berühmt, die grazibs Einakter=Zyklus „Anatol" berühmt, die grazibs
und klug geschrieben, interessante Wiener Ty¬ und klug geschrieben, interessante Wiener Ty¬
pen schildern. 1803 erschien „Das Märchen" und pen schildern. 1803 erschien „Das Märchen" und
dann die „Liebelei“ eines der bedeutendsten dann die „Liebelei“ eines der bedeutendsten
Schauspiele um die Jahrhundertwende. Schauspiele um die Jahrhundertwende.
In Wien spielt auch das nächste Stück: „Frei¬ In Wien spielt auch das nächste Stück: „Frei¬
wild" (1896). In diese Jahre fällt die Entste¬ wild" (1896). In diese Jahre fällt die Entste¬
hung des „Reigen", zehn Szenen mit dem glei¬ hung des „Reigen", zehn Szenen mit dem glei¬
schen erotischen Grundmotiv, die aber erst viel schen erotischen Grundmotiv, die aber erst viel
später gedruckt und 1920, durchaus nicht dem später gedruckt und 1920, durchaus nicht dem
Willen des Dichters entsprechend, unter dem Wi¬ Willen des Dichters entsprechend, unter dem Wi¬
derspruch rechtsstehender Kreise aufgeführt wur¬ derspruch rechtsstehender Kreise aufgeführt wur¬
den. Schnitzlers Werke entstehen nun in rascher den. Schnitzlers Werke entstehen nun in rascher
Jolge. Es erschienen: „Das Vermächtnis (1807), Jolge. Es erschienen: „Das Vermächtnis (1807),
die drei Einakter: „Paracelsus", „Die Gefähr= die drei Einakter: „Paracelsus", „Die Gefähr=
tin", „Der grüne Kakadu" (1898), sein Drama: tin", „Der grüne Kakadu" (1898), sein Drama:
„Der Schleier der Beatrice“ (1899), dann der „Der Schleier der Beatrice“ (1899), dann der
Einakterzyklus: „Lebendige Stunden", woraus Einakterzyklus: „Lebendige Stunden", woraus
besonders „Literatur“ hervorragt (1901), das besonders „Literatur“ hervorragt (1901), das
Drama „Der einsame Weg“ (1903), die Komödie Drama „Der einsame Weg“ (1903), die Komödie
„Zwischenspiel“ (1904); ferner im gleichen Jahre „Zwischenspiel“ (1904); ferner im gleichen Jahre
eine neue Einakterreihe: „Markonetten". „Der eine neue Einakterreihe: „Markonetten". „Der
junge Medardus", dessen Titelrolle, dem großen junge Medardus", dessen Titelrolle, dem großen
Josef Kainz zugedacht, dem Künstler nicht mehr Josef Kainz zugedacht, dem Künstler nicht mehr
zu spielen vergönnt war, ist ein Drama aus den zu spielen vergönnt war, ist ein Drama aus den
Tagen der Besetzung Wiens durch Napoleon 1. Tagen der Besetzung Wiens durch Napoleon 1.
(erschienen 1900). Diesem Werke folgte „Das (erschienen 1900). Diesem Werke folgte „Das
meite Land" (1910), eine Tragikomödie des Al¬ meite Land" (1910), eine Tragikomödie des Al¬
terns und 1912 „Professor Berhardi", ein Schau¬ terns und 1912 „Professor Berhardi", ein Schau¬
spiel aus dem ärztlichen Beruf, bei seiner Auf¬ spiel aus dem ärztlichen Beruf, bei seiner Auf¬
führung von politischen Gruppen vielumstritten. führung von politischen Gruppen vielumstritten.
Im Jahre 1915 erschienen drei Einakter unter Im Jahre 1915 erschienen drei Einakter unter
dem Titel: „Komödie der Worte", 1917 das dem Titel: „Komödie der Worte", 1917 das
schwache „Fink und Fliederbusch", 1919 „Die schwache „Fink und Fliederbusch", 1919 „Die
Schestern oder Casanova in Spa“, 1924 „Komö¬ Schestern oder Casanova in Spa“, 1924 „Komö¬
die der Verführung“ und 1025 die dramatische die der Verführung“ und 1025 die dramatische
Dichtung: „Der Gang zum Weiher“ Dichtung: „Der Gang zum Weiher“
Schnitzlers Eigenart und großes Talent of¬ Schnitzlers Eigenart und großes Talent of¬
senbart sich nicht weniger in seinen erzählenden senbart sich nicht weniger in seinen erzählenden
Werken. Diese Werke sind durchwegs kürzere Werken. Diese Werke sind durchwegs kürzere
Arbeiten erzählenden Inhalts, Novellen und Arbeiten erzählenden Inhalts, Novellen und
Novelletten. Schnitzlers einziger großer Roman Novelletten. Schnitzlers einziger großer Roman
erichten 1908: „Der Weg ins Freie", eine groß erichten 1908: „Der Weg ins Freie", eine groß
gesehene Synthese des geistigen Wiener Lebens gesehene Synthese des geistigen Wiener Lebens
zur Zeit der letzten Jahrhundertwende. zur Zeit der letzten Jahrhundertwende.
Es ist ein charakteristisches Merkmal der so Es ist ein charakteristisches Merkmal der so
zahlreichen Werke Schnitzlers, die dem Wiener zahlreichen Werke Schnitzlers, die dem Wiener
Milien entstammen und auch solcher, die erst in Milien entstammen und auch solcher, die erst in
den allerletzten Jahren erschienen sind, daß sie den allerletzten Jahren erschienen sind, daß sie
zumeist Bilder der Zeit aus des Dichters jün¬ zumeist Bilder der Zeit aus des Dichters jün¬
geren Jahren geben. Einer viel sorgloseren und geren Jahren geben. Einer viel sorgloseren und
unbekümmerteren Welt, als es die heutige ist, unbekümmerteren Welt, als es die heutige ist,
eines satten und dabei schöngeistigen Bürger¬ eines satten und dabei schöngeistigen Bürger¬
tums, an das soziale Probleme selten herantre¬ tums, an das soziale Probleme selten herantre¬
ten. Selten hallen seine Werke in einem schril¬ ten. Selten hallen seine Werke in einem schril¬
len Ton aus, sie verklingen und verdämmern. len Ton aus, sie verklingen und verdämmern.
Seine weiche und dabei oft spielerische Behand¬ Seine weiche und dabei oft spielerische Behand¬
lung der Probleme läßt Schnitzler als den aus¬ lung der Probleme läßt Schnitzler als den aus¬
gesprochenen österreichischen Dichter erscheinen, gesprochenen österreichischen Dichter erscheinen,
den Dichter eines vergangenen Wien, dessen den Dichter eines vergangenen Wien, dessen
Landschaft und Umgebung in seinen Werken le¬ Landschaft und Umgebung in seinen Werken le¬
a a