VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 216

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2. Schnitzler 2. Schnitzler
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wer zur Halfte vereits in Gold wer zur Halfte vereits in Gold
gest #t. Die Vertreter der französischen Staatsbank, gest #t. Die Vertreter der französischen Staatsbank,
sh Frankreich zurückgezogen wor¬ sh Frankreich zurückgezogen wor¬
Farnier und Lacour=Gayet, haben sich mit Farnier und Lacour=Gayet, haben sich mit
, ob und unter welchen Bedin¬ , ob und unter welchen Bedin¬
den Leitern der Bundesreservebank über die den Leitern der Bundesreservebank über die
nuk von Frankreich entschließen nuk von Frankreich entschließen
Hauptpunkte Hauptpunkte
dieses Abkommens dieses Abkommens
ge¬ ge¬
liebte, horchte er hinein in den liebte, horchte er hinein in den
laß bewußt ist. „Stehen wir denn mit dem Augenblick laß bewußt ist. „Stehen wir denn mit dem Augenblick
liebten und zögerte doch, das er¬ liebten und zögerte doch, das er¬
Brust an Brust, wie mit einem Freund, den wir um¬ Brust an Brust, wie mit einem Freund, den wir um¬
ser Seele dichterisch völlig preis¬ ser Seele dichterisch völlig preis¬
armen — oder mit einem Feind, der uns bedrängt? armen — oder mit einem Feind, der uns bedrängt?
ner Mannesreife schenkte er die ner Mannesreife schenkte er die
Ist das Wort, das eben verklang, nicht schon Erinne¬ Ist das Wort, das eben verklang, nicht schon Erinne¬
r Einsamkeit allen, die ein Organ r Einsamkeit allen, die ein Organ
rung? Der Ton, mit dem eine Melodie begann, nicht rung? Der Ton, mit dem eine Melodie begann, nicht
dieser Erkenntnis besitzen. Denn dieser Erkenntnis besitzen. Denn
Erinnerung, ehe das Lied geendet?“ Und dann doch Erinnerung, ehe das Lied geendet?“ Und dann doch
Zartheit so viel männlicher, als Zartheit so viel männlicher, als
die starke Bejahung des Lebens und des Unvergäng¬ die starke Bejahung des Lebens und des Unvergäng¬
den Vielzuvielen schien. Sein den Vielzuvielen schien. Sein
lichen: „Gerade in solchen Stunden“ — sagt Sala zu lichen: „Gerade in solchen Stunden“ — sagt Sala zu
en war im Grunde nur möglich en war im Grunde nur möglich
Johanna, die dieses Bekenntnis aus tiefer Erkenntnis Johanna, die dieses Bekenntnis aus tiefer Erkenntnis
npromiß mit dem Tode. Inso¬ npromiß mit dem Tode. Inso¬
traurig macht — „gerade in solchen Stunden wissen wir, traurig macht — „gerade in solchen Stunden wissen wir,
genddichtungen Schnitzlers in der genddichtungen Schnitzlers in der
daß wir nichts verloren haben und eigentlich nichts daß wir nichts verloren haben und eigentlich nichts
verlieren können." verlieren können."
ner Dramen, Romane, Novellen. ner Dramen, Romane, Novellen.
über den frühen Komödien und über den frühen Komödien und
Arthur Schnitzlers spielerische Kunst, die das Arthur Schnitzlers spielerische Kunst, die das
jener dunkle Cypressenschatten, jener dunkle Cypressenschatten,
Wesen der Dramatik und der Bühne ausmacht, hat Wesen der Dramatik und der Bühne ausmacht, hat
Zartheit aller Lebensfarben aller Zartheit aller Lebensfarben aller
seine melancholische Weisheit und ihre Lehren öfter seine melancholische Weisheit und ihre Lehren öfter
ngt. „Erkenntnisbaum ist nicht ngt. „Erkenntnisbaum ist nicht
in starke dramatische Höhen gefördert. Auch derbe in starke dramatische Höhen gefördert. Auch derbe
Die großen Pathetiker des Dra¬ Die großen Pathetiker des Dra¬
Naturen haben empfunden, welch ein Stück bisher nie Naturen haben empfunden, welch ein Stück bisher nie
setz Byrons zu überwinden. In setz Byrons zu überwinden. In
bezwungener gesellschaftlicher Schicksalsmacht in einer bezwungener gesellschaftlicher Schicksalsmacht in einer
runde bleiben auch sie einsam. runde bleiben auch sie einsam.
einzigen Szene liegt, wie in der der „Liebelei“, wenn einzigen Szene liegt, wie in der der „Liebelei“, wenn
hliche Bedeutung scheint mir in hliche Bedeutung scheint mir in
der fremde Herr (welch eine Gestalt für den Schau¬ der fremde Herr (welch eine Gestalt für den Schau¬
isheit zu liegen, die tief hinein¬ isheit zu liegen, die tief hinein¬
pieler!) in das Zimmer des jungen Menschen tritt. pieler!) in das Zimmer des jungen Menschen tritt.
le des Unbewußten und — dies le des Unbewußten und — dies
Jeder weiß sofort, der muß fallen. Man vergleiche die Jeder weiß sofort, der muß fallen. Man vergleiche die
gewandt — das Wort des fausti¬ gewandt — das Wort des fausti¬
abgebogene Tragödie der „Ehre“ Sudermanns und abgebogene Tragödie der „Ehre“ Sudermanns und
on mit melancholischem Lächeln on mit melancholischem Lächeln
diese eine knappe Szene Schnitzlers. Und wie bort diese eine knappe Szene Schnitzlers. Und wie bort
das Problem „Ehre“ bis in die letzte Konsequenz klar, das Problem „Ehre“ bis in die letzte Konsequenz klar,
Arthur Schnitzler nichts andres Arthur Schnitzler nichts andres
erschütternd, bezwingend erledigt ist. erschütternd, bezwingend erledigt ist.
genialsten Einakter deutscher genialsten Einakter deutscher
Das Wienerische in der „Liebelei“ beweist nicht Das Wienerische in der „Liebelei“ beweist nicht
nie Kakadu", sein Name stünd¬ nie Kakadu", sein Name stünd¬
zuletzt, wie die Romantik über alle Schicksale Oester¬ zuletzt, wie die Romantik über alle Schicksale Oester¬
r der Unsterblichen. Diese Kon¬ r der Unsterblichen. Diese Kon¬
reichs unsterblich sich erhält. Wo gibt es Aktschlüsse reichs unsterblich sich erhält. Wo gibt es Aktschlüsse
rchströmtsein so vieler Gestalten rchströmtsein so vieler Gestalten
wie den, da der plötzlich vereinsamte, todgeweihte wie den, da der plötzlich vereinsamte, todgeweihte
see (die drei Einakter umspannt), see (die drei Einakter umspannt),
junge Mensch aufgerissen wird durch den Marsch, den junge Mensch aufgerissen wird durch den Marsch, den
nitt das Leben, die bewegenden nitt das Leben, die bewegenden
sein wissender Freund von der Straße hinaufpfeift, sein wissender Freund von der Straße hinaufpfeift,
ganzen Epoche und ihre Aus¬ ganzen Epoche und ihre Aus¬
um ihn zu ermutigen. Wie fließt da heiße, junge um ihn zu ermutigen. Wie fließt da heiße, junge
zu geben, das ist einfach genial zu geben, das ist einfach genial
Liebe zum Leben, Tragikomödie des Schicksals, Wissen Liebe zum Leben, Tragikomödie des Schicksals, Wissen
fachheit bei höchster Kompliziert¬ fachheit bei höchster Kompliziert¬
um den Tod in der Jugend zusammen in eine Melo¬ um den Tod in der Jugend zusammen in eine Melo¬
i und des revolutionären Ge¬ i und des revolutionären Ge¬
die, so unvergeßlich, wie die Sorma, die holde die, so unvergeßlich, wie die Sorma, die holde
Christine, die keine Oesterreicherin war und dennoch Christine, die keine Oesterreicherin war und dennoch
hleier gelüftet, immer jene Ein¬ hleier gelüftet, immer jene Ein¬
die nachschöpferische Vollendung dieser Gestalt die nachschöpferische Vollendung dieser Gestalt
ne Dunkel der Seelen sich und ne Dunkel der Seelen sich und
Schnitzlers. Schnitzlers.
rern geöffnet. Und immer wird rern geöffnet. Und immer wird
Man hat Schnitzler nachgesagt, die Tragik seiner Man hat Schnitzler nachgesagt, die Tragik seiner
bezeichnet durch zwei Gestalten, bezeichnet durch zwei Gestalten,
Gestalten werde gemindert durch ihre Vorteile, zur Gestalten werde gemindert durch ihre Vorteile, zur
sen Herrn v. Sala im „Einsamen sen Herrn v. Sala im „Einsamen
„Gesellschaft“ zu gehören. „Gesellschaft“ zu gehören.
Seltsamer Vorwurf! Seltsamer Vorwurf!
sen Grund des dunklen Teiches sen Grund des dunklen Teiches
Christine, Mizzie, selbst der vielwissende Medardus, Christine, Mizzie, selbst der vielwissende Medardus,
r macht nicht einem Sohn, macht r macht nicht einem Sohn, macht
sind sie nicht Volk? Freilich ihr Boden ist durch ge¬ sind sie nicht Volk? Freilich ihr Boden ist durch ge¬
frei, weil er aus seiner Vater¬ frei, weil er aus seiner Vater¬
naue Grenzen bestimmt. Aber die Sublimierung naue Grenzen bestimmt. Aber die Sublimierung
Lebenswärme sich steblen will: Lebenswärme sich steblen will:
ihrer Gefühle macht ja erst die aus dem Gefühl aus¬ ihrer Gefühle macht ja erst die aus dem Gefühl aus¬
etzt wieder ein besseres Geschlecht etzt wieder ein besseres Geschlecht
strömende dichterische Weisheit möglich, die das dich¬ strömende dichterische Weisheit möglich, die das dich¬
Haltung und weniger Geist. Haltung und weniger Geist.
terische Vermächtnis Schnitzlers bestimmt. Wie viele terische Vermächtnis Schnitzlers bestimmt. Wie viele
Erfahrung eines Dichters, ber Erfahrung eines Dichters, ber
Schicksale und wie mannigfacher Art sind im Werk Schicksale und wie mannigfacher Art sind im Werk
„Verweile doch!“ zurufen kann, „Verweile doch!“ zurufen kann,
lichkeit allzusehr und ohne Unter¬ lichkeit allzusehr und ohne Unter¬
Schnitzlers schicksalhaft verbunden durch Logik des Schnitzlers schicksalhaft verbunden durch Logik des
meinden uns Gemeindederdanee.. meinden uns Gemeindederdanee..
bisherigen Schätzungen beträgt die kurzfrig bisherigen Schätzungen beträgt die kurzfrig
Verschuldung der Gemeinden einschließlich Verschuldung der Gemeinden einschließlich
der kurzfristigen Kassenkredite ungefähr 1,5 bis der kurzfristigen Kassenkredite ungefähr 1,5 bis
1,7 Milliarden Mark. 1,7 Milliarden Mark.
Gefühls und Wissen um das, was hinter dem Schleier Gefühls und Wissen um das, was hinter dem Schleier
sich begibt. Der Zauber der Persönlichkeit Schnitz¬ sich begibt. Der Zauber der Persönlichkeit Schnitz¬
lers läßt nicht eine Banalisierung einer Liebes¬ lers läßt nicht eine Banalisierung einer Liebes¬
geschichte zu. Seine Weise vom Leben, von der Liebe geschichte zu. Seine Weise vom Leben, von der Liebe
und vom Tod hat oft etwas Balladenhaftes (Medar¬ und vom Tod hat oft etwas Balladenhaftes (Medar¬
dus!). Sie klingt mit der Schwermut Lenaus über dus!). Sie klingt mit der Schwermut Lenaus über
ein weites Land. Und dieses Land, lieben, die es ein weites Land. Und dieses Land, lieben, die es
kennen. O du mein Oesterreich! Die Politik kann kennen. O du mein Oesterreich! Die Politik kann
dir allerhand antun. Aber die Union der Geister wird dir allerhand antun. Aber die Union der Geister wird
nicht geschieden durch die rabulistischen Künste der nicht geschieden durch die rabulistischen Künste der
Politik. Und in Schnitzler haben wir den Wiener ge¬ Politik. Und in Schnitzler haben wir den Wiener ge¬
liebt und werden ihn lieben, solange noch diese liebt und werden ihn lieben, solange noch diese
Stimme eines Cellos, gebaut von einem alten Meister, Stimme eines Cellos, gebaut von einem alten Meister,
uns in Ohr und Herz klingt. uns in Ohr und Herz klingt.
Schweres hat der Einsame, Gütige still durchlitten. Schweres hat der Einsame, Gütige still durchlitten.
Seine blühende junge Tochter hat er auf furchtbare Seine blühende junge Tochter hat er auf furchtbare
Art verloren. Seine Treue ward nicht immer mit Art verloren. Seine Treue ward nicht immer mit
Treue gelohnt. Dankbarkeit hat er wahrhaftig in ge¬ Treue gelohnt. Dankbarkeit hat er wahrhaftig in ge¬
ringem Ausmaße gefunden. Jetzt, da man an seinen ringem Ausmaße gefunden. Jetzt, da man an seinen
im Frühling bevorstehenden 70. Geburtstag bachte, im Frühling bevorstehenden 70. Geburtstag bachte,
besann man sich auf die Fülle seiner dramatischen besann man sich auf die Fülle seiner dramatischen
Kunst. So geht es den deutschen Dramatikern. Nie Kunst. So geht es den deutschen Dramatikern. Nie
hat er laut geklagt. Sein Schmerz wandelte sich hat er laut geklagt. Sein Schmerz wandelte sich
Dichtung und Weisheit. Der Wissende istm 3 Dichtung und Weisheit. Der Wissende istm 3
Letzter Gruß seine Novelle „Flucht in die Letzter Gruß seine Novelle „Flucht in die
ternis" ternis"
die gerade jetzt bei S. Fischer herauskom¬ die gerade jetzt bei S. Fischer herauskom¬
Was er Was er
in den reichen Bänden, dem Ertrag seines dicherischen in den reichen Bänden, dem Ertrag seines dicherischen
Erlebens, zurückläßt, in diesem Augenblick zu werten, Erlebens, zurückläßt, in diesem Augenblick zu werten,
wäre vermessen. Vieles Tapfero im Streite des wäre vermessen. Vieles Tapfero im Streite des
Tages vollzieht sich in diesen Werken. Bedeutender, Tages vollzieht sich in diesen Werken. Bedeutender,
in vielem unvergänglich bleibt alles, was an die Ewig¬ in vielem unvergänglich bleibt alles, was an die Ewig¬
keitstragödie der Menschheit rührt. Und daß gerade keitstragödie der Menschheit rührt. Und daß gerade
das Tiefste sich spielerisch vollzieht, bezeichnet die das Tiefste sich spielerisch vollzieht, bezeichnet die
ragende Höhe der Kunst eines Dichters, über dessen ragende Höhe der Kunst eines Dichters, über dessen
Lebensbuch die Worte des Paracelsus mit dem Lebensbuch die Worte des Paracelsus mit dem
schwermütigen rötlichen Lichte der ewigen Lampe schwermütigen rötlichen Lichte der ewigen Lampe
leuchten: leuchten:
Es war ein Spiel! Was sollt' es anders sein? Es war ein Spiel! Was sollt' es anders sein?
Was ist nicht Spiel, das wir auf Erden treiben, Was ist nicht Spiel, das wir auf Erden treiben,
Und schien es noch so groß und tief zu sein! Und schien es noch so groß und tief zu sein!
Mit wilden Söldnerscharen spielt der eine. Mit wilden Söldnerscharen spielt der eine.
Ein andrer spielt mit tollen Abergläubischen. Ein andrer spielt mit tollen Abergläubischen.
Vielleicht mit Sonnen, Sternen irgendwer Vielleicht mit Sonnen, Sternen irgendwer
Mit Menschenseelen spiele ich. Ein Sinn Mit Menschenseelen spiele ich. Ein Sinn
Wird nur von dem gefunden, der ihn sucht. Wird nur von dem gefunden, der ihn sucht.
Es fließen ineinander Traum und Wächen, Es fließen ineinander Traum und Wächen,
Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends. Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends.
Wir wissen nichts von andern, nichts von uns; Wir wissen nichts von andern, nichts von uns;
Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug. Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug.
Julius Ferdina Julius Ferdina