VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 349

2 2
Schnitzler's Death Schnitzler's Death
* * * * * * * * * *
Arthur Schnitzler f, der große Romandichter und Arthur Schnitzler f, der große Romandichter und
Dramatiker. Dramatiker.
eine der klugen, nachdentlichen Gestalten seiner eine der klugen, nachdentlichen Gestalten seiner
Stücke und Erzählungen ist der fast siebzigjährige Stücke und Erzählungen ist der fast siebzigjährige
Dichter aus dem Leben gegangen. Ein letzter Spazier Dichter aus dem Leben gegangen. Ein letzter Spazier
durch das herbstliche Wien, das er liebte, Heim¬ durch das herbstliche Wien, das er liebte, Heim¬
ins stille Haus und ein Hinsinken am Schreibtisch. ins stille Haus und ein Hinsinken am Schreibtisch.
Fot. Ilse Roß Fot. Ilse Roß
ARTHUR SCHNITZLER ARTHUR SCHNITZLER
box 43/13 box 43/13
Berliner IUlustrirte Zeitung Berliner IUlustrirte Zeitung
.. . . * * * * * * * * * * * * * * * * * * * .. . . * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
Die Beisetzung der Opfer des Grubenunglücks Die Beisetzung der Opfer des Grubenunglücks
auf der Zeche Mont Cenis bei Herne. auf der Zeche Mont Cenis bei Herne.
Fot. B. Muthfer. Fot. B. Muthfer.
„Werther“ gelitten hat und der Mann Schnitzler an dem der: „Werther“ gelitten hat und der Mann Schnitzler an dem der:
„Liebelei“, die immer wieder auf Bühnen gespielt wurde, die „Liebelei“, die immer wieder auf Bühnen gespielt wurde, die
sich den Werken seiner reifen Zeit und seines Alters nur allzu sich den Werken seiner reifen Zeit und seines Alters nur allzu
oft verschlossen. Denn die „Liebelei“ zeigt am stärksten die Ver¬ oft verschlossen. Denn die „Liebelei“ zeigt am stärksten die Ver¬
wurzelung Schnitzlers in seinem Heimatboden, in der Kultur¬ wurzelung Schnitzlers in seinem Heimatboden, in der Kultur¬
schicht des höheren Wiener Bürgertums, wie es sich nach 1866 schicht des höheren Wiener Bürgertums, wie es sich nach 1866
entwickelte, unberührt von zweien der mächtigsten Triebe, die entwickelte, unberührt von zweien der mächtigsten Triebe, die
sonst das Menschenleben lenken: von Ehrgeiz sonst das Menschenleben lenken: von Ehrgeiz
und Not. Lächelnde Melancholiker, heitere und Not. Lächelnde Melancholiker, heitere
Skeptiker und kulturgesättigte Genießer sind Skeptiker und kulturgesättigte Genießer sind
Schnitzlers Menschen. Sie sehnen sich nach Schnitzlers Menschen. Sie sehnen sich nach
Liebe, sie fürchten den Tod. Und sie empfinden Liebe, sie fürchten den Tod. Und sie empfinden
aufs stärkste, was wir heute die Relativität aufs stärkste, was wir heute die Relativität
aller Dinge zu nennen pflegen. „Es fließen aller Dinge zu nennen pflegen. „Es fließen
ineinander Traum und Wachen, Wahrheit und ineinander Traum und Wachen, Wahrheit und
Lüge, Sicherheit ist nirgends“. Das ist keine Lüge, Sicherheit ist nirgends“. Das ist keine
dramalische Lebensanschauung. Später trat in dramalische Lebensanschauung. Später trat in
Schnitzlers Schaffen das Drama hinter Romar Schnitzlers Schaffen das Drama hinter Romar
und Novelle zurück. In Novellen wie „Leutnant und Novelle zurück. In Novellen wie „Leutnant
Gustl“, „Fräulein Else“, „Spiel im Morgen¬ Gustl“, „Fräulein Else“, „Spiel im Morgen¬
grauen“, das zuerst in der „Berliner Illustrir¬ grauen“, das zuerst in der „Berliner Illustrir¬

ten“ erschien, und „Traumnovelle“ hat er die ten“ erschien, und „Traumnovelle“ hat er die

Höhe seiner Meisterschaft erreicht. Höhe seiner Meisterschaft erreicht.