VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 363

Verehrer ihm in einer Weise huldigen, Verehrer ihm in einer Weise huldigen,
die Arthur Schnitzlers Geschmack besser die Arthur Schnitzlers Geschmack besser
entspricht, nämlich durch ein stilles Ge¬ entspricht, nämlich durch ein stilles Ge¬
denken, durch ein Versenken in sein denken, durch ein Versenken in sein
Schaffen. Schaffen.
Was er war, wird am leichtesten Was er war, wird am leichtesten
einleuchten, wenn man zeigt, was er einleuchten, wenn man zeigt, was er
nicht war. Ihm lag das Pathetische nicht war. Ihm lag das Pathetische
so fern wie das Elementare, alle Wucht so fern wie das Elementare, alle Wucht
so fern wie alle Dumpfheit. Ein so fern wie alle Dumpfheit. Ein
klarer, wacher Geist, eine wienerische klarer, wacher Geist, eine wienerische
Grazie, ein Zweifeln an den großen Grazie, ein Zweifeln an den großen
Worten und eine Hellhörigkeit für die Worten und eine Hellhörigkeit für die
kleinen Worte des Lebens, ein Kopf¬ kleinen Worte des Lebens, ein Kopf¬
schütteln über die Raufbolde der Ueber schütteln über die Raufbolde der Ueber
zeugung und ein müdes Achselzucken zeugung und ein müdes Achselzucken
über die Narrheit der Welt — das über die Narrheit der Welt — das
alles ist in Schnitzlers Theaterstücken alles ist in Schnitzlers Theaterstücken
und Erzählungen zu finden. und Erzählungen zu finden.
Zwei Werke seiner Jugeni haben Zwei Werke seiner Jugeni haben
ihn berühmt gemacht. „Anatol" und ihn berühmt gemacht. „Anatol" und
„Liebelei". Sein Anatol ist ein Mensch, „Liebelei". Sein Anatol ist ein Mensch,
der vor vierzig Jahren auf die Welt der vor vierzig Jahren auf die Welt
kam und heute schon wie eine Erschei¬ kam und heute schon wie eine Erschei¬
nung aus versunkenen Zeiten wirkt, nung aus versunkenen Zeiten wirkt,
ein Liebhaber nämlich, der den ganzen ein Liebhaber nämlich, der den ganzen
Tag nichts anderes tut als zu lieben Tag nichts anderes tut als zu lieben
und Betrachtungen über die Liebe an¬ und Betrachtungen über die Liebe an¬
zustellen. Im Ringen mit der meist zustellen. Im Ringen mit der meist
überlegenen Frau begeht er Dumm¬ überlegenen Frau begeht er Dumm¬
heiten, über die sein Freund Max heiten, über die sein Freund Max
witzige Worte sagt. Mit dem Volk witzige Worte sagt. Mit dem Volk
haben all diese Schnitzlerschen Helden haben all diese Schnitzlerschen Helden
aus Anatols Blut nichts zu schaffen. aus Anatols Blut nichts zu schaffen.
Nur in einer Erscheinungsform tritt Nur in einer Erscheinungsform tritt
das Volk in das Leben, nämlich als das Volk in das Leben, nämlich als
das „üße Mädel". Wenn diese beiden das „üße Mädel". Wenn diese beiden
Welten, die proletarische Vorstadt und Welten, die proletarische Vorstadt und
bas Villenviertel von Wien, zusammen¬ bas Villenviertel von Wien, zusammen¬
stoßen, so fließt entweder (im Anatol) stoßen, so fließt entweder (im Anatol)
der Sekt oder (in der „Liebelei") die der Sekt oder (in der „Liebelei") die
Träne. Denn in diesem Schauspiel Träne. Denn in diesem Schauspiel
wird das füße Mädel zur Hauptperson. wird das füße Mädel zur Hauptperson.
Sie hat geglaubt, daß sie dem jungen Sie hat geglaubt, daß sie dem jungen
Kavalier so viel bedeute, wie er ihr Kavalier so viel bedeute, wie er ihr
gilt. Nun, da er in einem Ehrenhandel gilt. Nun, da er in einem Ehrenhandel
um eine Dame der Gesellschaft fällt, um eine Dame der Gesellschaft fällt,
bricht für sie die Welt zusammen: bricht für sie die Welt zusammen:
„Was bin denn ich? Ich bin ihm „Was bin denn ich? Ich bin ihm
nichts gewesen als ein Zeitvertreib nichts gewesen als ein Zeitvertreib
und für eine andere ist er gestorben und für eine andere ist er gestorben
Dieses süße Mädel sitzt in einem Dieses süße Mädel sitzt in einem
kleinen dämmerigen Zimmer der Vor¬ kleinen dämmerigen Zimmer der Vor¬
stadt unter der Hängelampe, und von stadt unter der Hängelampe, und von
ihrem Fenster aus sieht sie im Abend¬ ihrem Fenster aus sieht sie im Abend¬
licht Wieno Dächer und Schornsteine. licht Wieno Dächer und Schornsteine.
„Sie hat", so sagt Anatol einmal, „die „Sie hat", so sagt Anatol einmal, „die
weiche Anmut eines Frühlingsabends, weiche Anmut eines Frühlingsabends,
die Grazie einer verzauberten Prin¬ die Grazie einer verzauberten Prin¬
zessin und den Geist eines Mädchens, zessin und den Geist eines Mädchens,
das zu lieben weiß." Im Grunde ist das zu lieben weiß." Im Grunde ist
Schnitzlers Kunst immer bei Anatol Schnitzlers Kunst immer bei Anatol
und bei seinem Mädel stehen geblieben. und bei seinem Mädel stehen geblieben.
Die Personen freilich wechseln. Aber Die Personen freilich wechseln. Aber
es bleibt die Ferne von Mensch zu es bleibt die Ferne von Mensch zu
Mensch, die große Einsamkeit, in die Mensch, die große Einsamkeit, in die
uns alle das Schicksal schleudert. „Was uns alle das Schicksal schleudert. „Was
wissen wir voneinander?“, so sprechen wissen wir voneinander?“, so sprechen
Vater und Sohn im „Einsamen Weg“ Vater und Sohn im „Einsamen Weg“
als der Tod ihnen die Tochter ent¬ als der Tod ihnen die Tochter ent¬
rissen hat. Aus diesem Gefühl der rissen hat. Aus diesem Gefühl der
irdischen Verlassenheit strömt irdischen Verlassenheit strömt
Schwermut, der Wurzelboden, der auch Schwermut, der Wurzelboden, der auch
die Heiterkeit in Schnitzlers Werk die Heiterkeit in Schnitzlers Werk
nährt. nährt.
Denn wonach breiten die Liebenden Denn wonach breiten die Liebenden
die Arme? „Nur Besitz ist Glück!“ ruft die Arme? „Nur Besitz ist Glück!“ ruft
einer von ihnen, und die Erkenntnis. einer von ihnen, und die Erkenntnis.
daß es Menschenlos sei, niemals einen daß es Menschenlos sei, niemals einen
andern völlig zu besitzen, bricht ihm andern völlig zu besitzen, bricht ihm
das Herz. Den Eltern geht es mit den das Herz. Den Eltern geht es mit den
Kindern ebenso, den Ehrgeizigen mit Kindern ebenso, den Ehrgeizigen mit
dem Phantom der Ehre, das sie so dem Phantom der Ehre, das sie so
gern mit der Pistole des Duellanten gern mit der Pistole des Duellanten
verteidigen, den Heldenverehrern mit verteidigen, den Heldenverehrern mit
dem Ideal des Heroismus. Ueberall dem Ideal des Heroismus. Ueberall
setzt Schnitzler, der Zweifler, sein Frage¬ setzt Schnitzler, der Zweifler, sein Frage¬
zeichen, überall zuckt er in Entsagung zeichen, überall zuckt er in Entsagung
die Achseln. Kein Kämpfer, gewiß. die Achseln. Kein Kämpfer, gewiß.
Aber ein Ehrlicher, der jede Gefühls¬ Aber ein Ehrlicher, der jede Gefühls¬
lüge, jede Gefühlskomödie unbarm¬ lüge, jede Gefühlskomödie unbarm¬
herzig entlarot. herzig entlarot.
Weil wir Menschen im Grunde Weil wir Menschen im Grunde
nichts voneinander wissen, so wollen nichts voneinander wissen, so wollen
Aerzte untereinander Aerzte untereinander
Szenen aus dem Schauspiel: „Professor Bernhardi“ Szenen aus dem Schauspiel: „Professor Bernhardi“
Aerzte sind nicht immer nur selbstlose Helfer der Menschheit Aerzte sind nicht immer nur selbstlose Helfer der Menschheit
Auch ihnen ist das Menschliche-Allzumenschliche nicht fremd. Der Auch ihnen ist das Menschliche-Allzumenschliche nicht fremd. Der
große Prozeß gegen die Lübecker Aerzte zeigt das in erschreckendem große Prozeß gegen die Lübecker Aerzte zeigt das in erschreckendem
Maße. Arthur Schnitzler war selbst Arzt. In seinem Schauspiel Maße. Arthur Schnitzler war selbst Arzt. In seinem Schauspiel
„Professor Bernhardi“ hat er eine großartige Darstellung der „Professor Bernhardi“ hat er eine großartige Darstellung der
Beziehungen und Spannungen in einem Aerztekollegium gegeben Beziehungen und Spannungen in einem Aerztekollegium gegeben
Mit Genehmigung des Verlages S. Fischer-Berlin geben wir Szenen Mit Genehmigung des Verlages S. Fischer-Berlin geben wir Szenen
aus diesem Schauspiel wieder: aus diesem Schauspiel wieder:
(Sitzungszimmer im Krankenhaus „Elisa¬ (Sitzungszimmer im Krankenhaus „Elisa¬
es auch sei, sondern ich stehe vor es auch sei, sondern ich stehe vor
bethinum". Die meisten der Aerzte sind bethinum". Die meisten der Aerzte sind
Ihnen als Direktor dieser Anstalt, Ihnen als Direktor dieser Anstalt,
versammelt. Professor Filitz liest aus einer versammelt. Professor Filitz liest aus einer
um Sie zu fragen, wie wir uns der um Sie zu fragen, wie wir uns der
Abendzeitung die Interpellation einer poli¬ Abendzeitung die Interpellation einer poli¬
Tutsache der Kuratoriumsdemission Tutsache der Kuratoriumsdemission
tischen Partei vor, durch welche der Direk¬ tischen Partei vor, durch welche der Direk¬
gegenüber zu verhalten haben. Herr gegenüber zu verhalten haben. Herr
tor des Krankenhauses, Professor Bern¬ tor des Krankenhauses, Professor Bern¬
Professor Cyprian hat das Wort. Professor Cyprian hat das Wort.
hardi, beschuldigt wird, einem Pfarrer den hardi, beschuldigt wird, einem Pfarrer den
Cyprian (eintönig): Wir wissen alle, Cyprian (eintönig): Wir wissen alle,
Zutritt zu einer Sterbenden verweigert zu Zutritt zu einer Sterbenden verweigert zu
haben. Professor Bernhardi tritt ein.) haben. Professor Bernhardi tritt ein.)
daß Bernhardi, als er dem Priester daß Bernhardi, als er dem Priester
den Eintritt in das Krankenzimmer den Eintritt in das Krankenzimmer
Bernhardi (sehr aufgeräumt, nimmt dem Bernhardi (sehr aufgeräumt, nimmt dem
Diener die Abendblätter aus der Hand): Diener die Abendblätter aus der Hand):
verweigerte, ausschließlich in Aus¬ verweigerte, ausschließlich in Aus¬
übung seiner ärztlichen Pflicht ge¬ übung seiner ärztlichen Pflicht ge¬
Guten Abend, meine Herren. Hier, Guten Abend, meine Herren. Hier,
handelt hat. Wir alle hätten uns im handelt hat. Wir alle hätten uns im
bitte, sich zu bedienen. Ich bitte um bitte, sich zu bedienen. Ich bitte um
Entschuldigung, daß ich mich ein Entschuldigung, daß ich mich ein
gleichen Fall genau so benommen gleichen Fall genau so benommen
wie er. wie er.
wenig verspätet habe. Die Herren wenig verspätet habe. Die Herren
Ebenwald: Sie haben's ja doch nie Ebenwald: Sie haben's ja doch nie
haben sich ja hoffentlich indes gut haben sich ja hoffentlich indes gut
getan. getan.
unterhalten . .. unterhalten . ..
Ich erkläre die Ich erkläre die
Schreimann: Auch bei Herrn Direktor Schreimann: Auch bei Herrn Direktor
Sitzung für eröffnet. Ich habe mir Sitzung für eröffnet. Ich habe mir
Vernhardi war es unseres Wissens Vernhardi war es unseres Wissens
erlaubt. Sie zu einer außerordent¬ erlaubt. Sie zu einer außerordent¬
das erstemal. das erstemal.
lichen Sitzung einzuberufen. Sie lichen Sitzung einzuberufen. Sie
wissen ja alle, warum ich mir erlaubt wissen ja alle, warum ich mir erlaubt
Cyprian: Bernhardis Fehler, wenn Cyprian: Bernhardis Fehler, wenn
Immerhin Immerhin
habe, Sie einzuberufen. habe, Sie einzuberufen.
wir ihn überhaupt lo nennen wollen, wir ihn überhaupt lo nennen wollen,
ist es meine Pflicht, den Brief zur ist es meine Pflicht, den Brief zur
bestand also nur darin, daß er die bestand also nur darin, daß er die
Verlesung zu bringen, der mir heute Verlesung zu bringen, der mir heute
Folge nicht bedachte, daß er seiner Folge nicht bedachte, daß er seiner
ärztlich=menschlichen Eingebung ge¬ ärztlich=menschlichen Eingebung ge¬
morgen zugestellt wurde. morgen zugestellt wurde.
Filitz: Hört! Filitz: Hört!
folgt ist, die wir alle als Aerzte und folgt ist, die wir alle als Aerzte und
Bernhardi (liest): „Hochvereheter — Bernhardi (liest): „Hochvereheter —
Menschen gutheißen müssen; somit Menschen gutheißen müssen; somit
gibt es eine einzige Antwort, die gibt es eine einzige Antwort, die
usw. usw. „Ich beehre mic., Ihnen usw. usw. „Ich beehre mic., Ihnen
dem Briefe des Kuratoriums gegen¬ dem Briefe des Kuratoriums gegen¬
mitzuteilen, daß die Mitglieder des mitzuteilen, daß die Mitglieder des
Kuratoriums —" usw usw. — „den Kuratoriums —" usw usw. — „den
über geboten erscheint, nämlich un¬ über geboten erscheint, nämlich un¬
einstimmigen Beschluß gefaßt haben, einstimmigen Beschluß gefaßt haben,
serem Direktor, Herrn Professor serem Direktor, Herrn Professor
ihre Ehrenstellen zurückzulegen. In¬ ihre Ehrenstellen zurückzulegen. In¬
Bernhardi, unser vollstes Vertrauen Bernhardi, unser vollstes Vertrauen
dem ich Ihnen, hochverehrter Herr dem ich Ihnen, hochverehrter Herr
einmütig auszusprechen. einmütig auszusprechen.
Pflugfelder: Bravol Pflugfelder: Bravol
Direktor, diesen Beschluß zur Kennt¬ Direktor, diesen Beschluß zur Kennt¬
nis bringe, richte ich das Ersuchen nis bringe, richte ich das Ersuchen
Bernhardi: Herr Vizedirektor Eben¬ Bernhardi: Herr Vizedirektor Eben¬
an Sie, die verehrten Mitglieder des an Sie, die verehrten Mitglieder des
wald hat das Wort. wald hat das Wort.
Direktoriums und des Lehrkörpers Direktoriums und des Lehrkörpers
Ebenwald: Meine Herren, täuschen Ebenwald: Meine Herren, täuschen
davon in Kenntnis zu setzen. Ge¬ davon in Kenntnis zu setzen. Ge¬
wir uns nicht, die Demission des wir uns nicht, die Demission des
nehmigen Sie —“ usw. usw. — nehmigen Sie —“ usw. usw. —
Kuratoriums ist unter den heuti¬ Kuratoriums ist unter den heuti¬
„Hofrat Winkler als Schriftführer“. „Hofrat Winkler als Schriftführer“.
gen Umständen so ziemlich das gen Umständen so ziemlich das
Ebenwald (beugt sich über den Brief) Ebenwald (beugt sich über den Brief)
Schlimmste, was unserm Institute Schlimmste, was unserm Institute
Bernhardi: Bitte? (der Brief zirkuliert, Bernhardi: Bitte? (der Brief zirkuliert,
passieren konnte. Ich stehe nicht an, passieren konnte. Ich stehe nicht an,
Bernhardi lächelt.) Meine Herren, Sie Bernhardi lächelt.) Meine Herren, Sie
sie als eine Katastrophe zu bezeich sie als eine Katastrophe zu bezeich
werden sich hoffentlich überzeugen, werden sich hoffentlich überzeugen,
nen. Wir stehen einfach vor der Tat¬ nen. Wir stehen einfach vor der Tat¬
daß ich Ihnen keine Silbe dieses daß ich Ihnen keine Silbe dieses
sache, daß die Förderer unsres Insti¬ sache, daß die Förderer unsres Insti¬
interessanten Schreibens unterschla¬ interessanten Schreibens unterschla¬
tuts, denen wir materiell und ideell tuts, denen wir materiell und ideell
gen habe. Das Kuratorium hat de¬ gen habe. Das Kuratorium hat de¬
so viel verdanken, und auf deren so viel verdanken, und auf deren
missioniert und die Tagesordnung missioniert und die Tagesordnung
materielle und ideelle Weiterunter¬ materielle und ideelle Weiterunter¬
unserer heutigen Sitzung lautet logi¬ unserer heutigen Sitzung lautet logi¬
stützung wir angewiesen sind (Ein¬ stützung wir angewiesen sind (Ein¬
scherweise: Stellungnahme des Direk¬ scherweise: Stellungnahme des Direk¬
würfe), daß diese Förderer sich von würfe), daß diese Förderer sich von
toriums und des Plenums zu dieser toriums und des Plenums zu dieser
uns abgewendet haben; und stehen uns abgewendet haben; und stehen
Tatsache. Herr Professor Ebenwald Tatsache. Herr Professor Ebenwald
vor der weiteren unbezweifelbaren vor der weiteren unbezweifelbaren
wünscht das Wart. wünscht das Wart.
Tatsache, daß für dieses Mißgeschick Tatsache, daß für dieses Mißgeschick
Ebenwald: Ich stelle die Anfrage an Ebenwald: Ich stelle die Anfrage an
unser verehrter Direktor, Herr Pro¬ unser verehrter Direktor, Herr Pro¬
den Herrn Direktor, ob ihm die Ur¬ den Herrn Direktor, ob ihm die Ur¬
fessor Bernhardi, die alleinige Ver¬ fessor Bernhardi, die alleinige Ver¬
sache bekannt ist, die das Kuratorium sache bekannt ist, die das Kuratorium
antwortung trägt. antwortung trägt.
zur Demission veranlaßt hat! zur Demission veranlaßt hat!
Bernhardi: Ich trage sie. Bernhardi: Ich trage sie.
Bernharbi: Ich könnte hierauf mit der Bernharbi: Ich könnte hierauf mit der
Ebenwald: Und ich finde, es wäre Ebenwald: Und ich finde, es wäre
Frage erwidern, ob diese Ursache Frage erwidern, ob diese Ursache
töricht, wenn wir uns mit seinem töricht, wenn wir uns mit seinem
Herrn Professor Ebenwald oder Herrn Professor Ebenwald oder
Vorgehen solidarisch erklärten. Vorgehen solidarisch erklärten.
einem der anderen Herren nicht be¬ einem der anderen Herren nicht be¬
(Entsprechende Unruhe.) Daher stelle (Entsprechende Unruhe.) Daher stelle
kannt ist. Aber da wir ja alle auch kannt ist. Aber da wir ja alle auch
ich den Antrag unserm. Bedauern ich den Antrag unserm. Bedauern
außerhalb dieses Saales noch man¬ außerhalb dieses Saales noch man¬
über den bekannten Vorfall gezie¬ über den bekannten Vorfall gezie¬
cherlei zu tun haben - cherlei zu tun haben -
menden Ansdruck zu verleihen und menden Ansdruck zu verleihen und
Cyprian: Sehr richtig! Cyprian: Sehr richtig!
zu betonen, daß wir das Vor¬ zu betonen, daß wir das Vor¬
Bernhardi: - und die Verhandlung Bernhardi: - und die Verhandlung
gehen des Herrn Direktors Seiner gehen des Herrn Direktors Seiner
nicht überflüssig in die Länge ge¬ nicht überflüssig in die Länge ge¬
Hochwürden gegenüber aufs schärfste Hochwürden gegenüber aufs schärfste
mißbilligen. (Er überschreit die wach¬ mißbilligen. (Er überschreit die wach¬
zogen werden soll, so erwidere ich zogen werden soll, so erwidere ich
sende Unruhe.) Ich stelle den weiteren sende Unruhe.) Ich stelle den weiteren
die Anfrage des Herrn Vize=Direktors die Anfrage des Herrn Vize=Direktors
Professor Ebenwald mit gebotener Professor Ebenwald mit gebotener
Antrag, daß diese Resolution dem Antrag, daß diese Resolution dem
Kürze: Ja, die Ursache ist mir be¬ Kürze: Ja, die Ursache ist mir be¬
Kuratorium in angemessener Weise Kuratorium in angemessener Weise
kannt. Die -Ursache liegt in dem¬ kannt. Die -Ursache liegt in dem¬
zur Kenntnis gebracht und diesem zur Kenntnis gebracht und diesem
selben Vorfall, von dem Sie eine selben Vorfall, von dem Sie eine
auf Grund dessen die Bitte unter¬ auf Grund dessen die Bitte unter¬
Schilderung soeben in den Abend¬ Schilderung soeben in den Abend¬
breitet wird, die Demission zurück¬ breitet wird, die Demission zurück¬
blättern mit größerem oder geringe¬ blättern mit größerem oder geringe¬
zuziehen. (Große Unruhe.) zuziehen. (Große Unruhe.)
rem Vergnügen, unter der Form rem Vergnügen, unter der Form
Bernhardi: Meine Herren! Um Sie vor Bernhardi: Meine Herren! Um Sie vor
einer sogen. Interpellation gelesen einer sogen. Interpellation gelesen
Schritten zu bewahren, die Sie nach Schritten zu bewahren, die Sie nach
haben haben
her bereuen könnten, möchte ich her bereuen könnten, möchte ich
Schreimann: Die Interpellation gehört Schreimann: Die Interpellation gehört
Ihnen verraten, daß wir in abseh¬ Ihnen verraten, daß wir in abseh¬
nicht her nicht her
barer Zeit ein Kuratorium wahr¬ barer Zeit ein Kuratorium wahr¬
Bernhardi: Uebrigens bin ich nicht hier, Bernhardi: Uebrigens bin ich nicht hier,
scheinlich nicht mehr nötig haben scheinlich nicht mehr nötig haben
um mich zu rechtfertigen, vor wem um mich zu rechtfertigen, vor wem
werden. Die Verstaatlichung unseres werden. Die Verstaatlichung unseres
Instituts wird von den maßgeben¬ Instituts wird von den maßgeben¬
den Faktoren, die Seine Exzellenz den Faktoren, die Seine Exzellenz
mir erst gestern wieder angedeutet mir erst gestern wieder angedeutet
hat, in allerernsteste Erwägung ge¬ hat, in allerernsteste Erwägung ge¬
zogen. zogen.
Schreimann: Zukunftsmusik! Schreimann: Zukunftsmusik!
Ebenwald: Eine Subvention jetzt nach Ebenwald: Eine Subvention jetzt nach
der Geschichte! der Geschichte!
Filitz: Nach dieser Interpellation! Filitz: Nach dieser Interpellation!
(Große Unruhe.) (Große Unruhe.)
Bernhardi (stark): Sie vergessen, meine Bernhardi (stark): Sie vergessen, meine
Herren, Herren,
daß diese Interpellation daß diese Interpellation
auch ihre Antwort finden wird. Es auch ihre Antwort finden wird. Es
liegen zwei Anträge vor. Der eine liegen zwei Anträge vor. Der eine
von Professor Ebenwald dahin¬ von Professor Ebenwald dahin¬
(Löwenstein tritt ein — (Löwenstein tritt ein —
gehend gehend
die Vorigen.) die Vorigen.)
Löwenstein: Meine Herren, ich komme Löwenstein: Meine Herren, ich komme
aus dem Parlament (Bewegung). Die aus dem Parlament (Bewegung). Die
Interpellation Interpellation
beantwortet beantwortet
worden. (Zu Bernhardi): Eg ist — es worden. (Zu Bernhardi): Eg ist — es
wird eine Untersuchung wegen Reli¬ wird eine Untersuchung wegen Reli¬
gionsstörung gegen dich eingeleitet. gionsstörung gegen dich eingeleitet.
Pflugfelder: Das ist doch nicht möglich. Pflugfelder: Das ist doch nicht möglich.
Ebenwald: Herr Kollege Löwenstein Ebenwald: Herr Kollege Löwenstein
wird vielleicht die Liebenswürdigkeit wird vielleicht die Liebenswürdigkeit
haben, uns etwan genauer zu infor¬ haben, uns etwan genauer zu infor¬
mieren. mieren.
Bernhardi: (sieht regungslos). Bernhardi: (sieht regungslos).
Cyprian: So sprich doch endlich! Cyprian: So sprich doch endlich!
Bernhardi (gefaßt): Ich nehme die für Bernhardi (gefaßt): Ich nehme die für
kurze Zeit unterbrochen gewesene kurze Zeit unterbrochen gewesene
Sitzung wieder auf. Meine Herren. Sitzung wieder auf. Meine Herren.
es liegen zwei Anträge vor. es liegen zwei Anträge vor.
Ebenwald: Ich ziehe meinen Antrag Ebenwald: Ich ziehe meinen Antrag
zurück. (Bewegung.) zurück. (Bewegung.)
Ebenwald: Respektive, ich lasse ihn Ebenwald: Respektive, ich lasse ihn
aufgehen in einem anderen Antrag, aufgehen in einem anderen Antrag,
der mir im Hinblick auf die durch der mir im Hinblick auf die durch
die Antwort des Ministers geschaf¬ die Antwort des Ministers geschaf¬
fene Sachlage im Interesse unseres fene Sachlage im Interesse unseres
Instituts geboten erscheint. Instituts geboten erscheint.
Cyprian: Die Antwort des Ministers Cyprian: Die Antwort des Ministers
gehört nicht hierher gehört nicht hierher
Ebenwald: Also ich beantrage: Suopen¬ Ebenwald: Also ich beantrage: Suopen¬
dierung unseres verehrten Herrn Di¬ dierung unseres verehrten Herrn Di¬
rektore von der Leitung des Elisa¬ rektore von der Leitung des Elisa¬
bethinums bis zum Abschluß der bethinums bis zum Abschluß der
gegen ihn eingeleiteten strafrecht¬ gegen ihn eingeleiteten strafrecht¬
lichen Untersuchung (große Unruhe). lichen Untersuchung (große Unruhe).
Pflugfelder: Schämen Sie sich Eben¬ Pflugfelder: Schämen Sie sich Eben¬
wald! wald!
Cyprian: Wenn Sie Ihren ersten An¬ Cyprian: Wenn Sie Ihren ersten An¬
trag zurückziehen, so bleibt doch der trag zurückziehen, so bleibt doch der
meine aufrecht, daß wir nämlich meine aufrecht, daß wir nämlich
Herrn Direktor Bernhardi unseres Herrn Direktor Bernhardi unseres
Vertrauens — Vertrauens —
Pflugfelder (unterbricht): Was geht uns Pflugfelder (unterbricht): Was geht uns
die Interpellation und ihre Beant¬ die Interpellation und ihre Beant¬
wortung überhaupt an? wortung überhaupt an?
Löwenstein: Professor Bernhardi ist Löwenstein: Professor Bernhardi ist
und bleibt Direktor des Elisabethi¬ und bleibt Direktor des Elisabethi¬
nums. Kein Mensch kann ihn ab¬ nums. Kein Mensch kann ihn ab¬
setzen. setzen.
Filitz: Für mich ist er es schon heute Filitz: Für mich ist er es schon heute
nicht mehr. nicht mehr.
Cyprian (zu Bernhardi): Laß über Cyprian (zu Bernhardi): Laß über
meinen Antrag abstimmen! meinen Antrag abstimmen!
Bernhardi: Meine Herren! (Unruhe.) Bernhardi: Meine Herren! (Unruhe.)
Schreimann: Ist denn das überhaupt Schreimann: Ist denn das überhaupt
noch eine Sitzung! Kaffeehaus oder noch eine Sitzung! Kaffeehaus oder
Billard Billard
Bernhardi: Ich muß mich schuldig be¬ Bernhardi: Ich muß mich schuldig be¬
kennen, — schuldig, daß ich als Di¬ kennen, — schuldig, daß ich als Di¬
rektor des Instituts nicht das Mög¬ rektor des Instituts nicht das Mög¬
lichste getan habe, eine Interpella¬ lichste getan habe, eine Interpella¬
tion zu verhindern, die geeignet tion zu verhindern, die geeignet
scheint, das Ansehen unseres Insti¬ scheint, das Ansehen unseres Insti¬
tuts bei allen Heuchlern und Dumm¬ tuts bei allen Heuchlern und Dumm¬
köpfen herabzusetzen. Und um selbst köpfen herabzusetzen. Und um selbst
die richtigen Konsequenzen zu ziehen, die richtigen Konsequenzen zu ziehen,
sowie um weiteren Aufschub zu ver¬ sowie um weiteren Aufschub zu ver¬
hindern lege ich hiermit die Leitung hindern lege ich hiermit die Leitung
des Instituto nieder! (Große Be¬ des Instituto nieder! (Große Be¬
wegung.) wegung.)
Cyprian: Was fällt dir denn ein! Cyprian: Was fällt dir denn ein!
Löwenstein: Das darfst du nicht. Löwenstein: Das darfst du nicht.
Pflugfelder: Es muß abgestimmt Pflugfelder: Es muß abgestimmt
werden. werden.
Bern Bern
Filit Filit