VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 592

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12. Schuitzler's Deatl 12. Schuitzler's Deatl
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peter, pelbid tonesioneiles peter, pelbid tonesioneiles
Unternehmen fur Zetungs-Auschalte Unternehmen fur Zetungs-Auschalte
NIEN. I, Wollzele NIEN. I, Wollzele
TELEPHON R-AS OA TELEPHON R-AS OA

eu es iner Journar, eu es iner Journar,
24.10.1951 24.10.1951
Tagesnenigkeiten. Tagesnenigkeiten.
Manuskripte werden nicht zurückgeschickt; Schadenersatz wird nicht geleistet. Manuskripte werden nicht zurückgeschickt; Schadenersatz wird nicht geleistet.
Aoschles vonMi Schngtei Aoschles vonMi Schngtei
Von Von
Walter v. Molo, Walter v. Molo,
gewesenem Präsidenten der preußischen Akademie für Dichtkunst. gewesenem Präsidenten der preußischen Akademie für Dichtkunst.
Aus einem Gespräch. Aus einem Gespräch.
Schnitzber war Wiener durch und durch. Es ist notwendig Schnitzber war Wiener durch und durch. Es ist notwendig
von dem Wien zu sprechen, das Schnitzlers Anfänge und besten von dem Wien zu sprechen, das Schnitzlers Anfänge und besten
Jahre umgab, das ihn schuf, wenn man ihn verstehen will. Sie Jahre umgab, das ihn schuf, wenn man ihn verstehen will. Sie
wissen, ich habe dieses damalige Wien damals erlebt. Man hat wissen, ich habe dieses damalige Wien damals erlebt. Man hat
Wien bis zum unglücklichen Kriegsende gern die Phäakenstadt, Wien bis zum unglücklichen Kriegsende gern die Phäakenstadt,
die Stadt des Backhendls, genannt, die Stadt der schönen Frauen, die Stadt des Backhendls, genannt, die Stadt der schönen Frauen,
die Stadt der Leichtlebigkeit. Mit all diesen guten Worten, aus die Stadt der Leichtlebigkeit. Mit all diesen guten Worten, aus
denen eine Art Neid des immer schwevarbeitenden Deutschlands denen eine Art Neid des immer schwevarbeitenden Deutschlands
sprach, hat man Wien zu charakterisieren versucht. Wir wollen es sprach, hat man Wien zu charakterisieren versucht. Wir wollen es
offen zugøben, auch ein klein wenig Geringschätzung war dabei. offen zugøben, auch ein klein wenig Geringschätzung war dabei.
Das Wiener Bürgertum, dem Schnitzler angehörte und dem er Das Wiener Bürgertum, dem Schnitzler angehörte und dem er
deshalb als echtester Wiener oft liebe, schwermütige Stunden von deshalb als echtester Wiener oft liebe, schwermütige Stunden von
der Bühne oder aus seinen Büchern bereitete, ist in seiner der Bühne oder aus seinen Büchern bereitete, ist in seiner
Haltung und in seinem Gebaren konservakiver als das reichs¬ Haltung und in seinem Gebaren konservakiver als das reichs¬
deutsche Bürgertum, traditionsgebunden, im Fühlen noch an die deutsche Bürgertum, traditionsgebunden, im Fühlen noch an die
Metternichsche Zeit erinnernd, die soviel von der Wiener Art Metternichsche Zeit erinnernd, die soviel von der Wiener Art
geschaffen hat, deren hauptsächlichster Vertreter Artur Schnitzler geschaffen hat, deren hauptsächlichster Vertreter Artur Schnitzler
war und die auch heute noch bei allen Veränderungen in Wien war und die auch heute noch bei allen Veränderungen in Wien
lebendig ist. In der Metternich=Zeit gewöhnte sich der Wiener lebendig ist. In der Metternich=Zeit gewöhnte sich der Wiener
an, vorsichtig zu formulieren — um nicht denunziert und ein¬ an, vorsichtig zu formulieren — um nicht denunziert und ein¬
gesperrt zu werden —, davon kommt viel Ueberlegung und Form. gesperrt zu werden —, davon kommt viel Ueberlegung und Form.
Gleichzeitig aber auch viel Sarkasmus und durch Humor ver¬ Gleichzeitig aber auch viel Sarkasmus und durch Humor ver¬
klärte Bitterkeit, die auch Schnitzler charakterisierte. klärte Bitterkeit, die auch Schnitzler charakterisierte.
Artur Schnitzler gehörte zu den immer selteneren Er¬ Artur Schnitzler gehörte zu den immer selteneren Er¬
scheinungen des Schriftstellers, bei dem Werk und Persönlichkeit scheinungen des Schriftstellers, bei dem Werk und Persönlichkeit
janz eins sind. Der Mensch Schnitzler ist das Werk Schnitzler und, janz eins sind. Der Mensch Schnitzler ist das Werk Schnitzler und,
wie man den Wiener oft falsch versteht, weil man leises skeptisches wie man den Wiener oft falsch versteht, weil man leises skeptisches
Gebaren für „Schlappheit“ hält, während sich in ihm viel Weis¬ Gebaren für „Schlappheit“ hält, während sich in ihm viel Weis¬
heit und Güte verbirgt, so widerfuhr es auch Schnitzler. Die un¬ heit und Güte verbirgt, so widerfuhr es auch Schnitzler. Die un¬
garische Pußta mit ihren traurigen Liedweisen und die schwer¬ garische Pußta mit ihren traurigen Liedweisen und die schwer¬
mütigen Lieder der mährischen Schnitter sind alle nicht weit von mütigen Lieder der mährischen Schnitter sind alle nicht weit von
Wien entstanden. In Schnitzler lebte die Tradition der großen Wien entstanden. In Schnitzler lebte die Tradition der großen
Wiener Aerzte, die alle bedeutende Menschen waren. In Wien Wiener Aerzte, die alle bedeutende Menschen waren. In Wien
war, in den besten Jahren Schnitzlers, die Humanität keine war, in den besten Jahren Schnitzlers, die Humanität keine
Phrase, kein Betrieb, kein Parteiwort, sondern bürgerliche Selbst¬ Phrase, kein Betrieb, kein Parteiwort, sondern bürgerliche Selbst¬
verständlichkeit; alles verstehen, alles verzeihen gemäß dem alten verständlichkeit; alles verstehen, alles verzeihen gemäß dem alten
Wiener Lied: „Menschen, Menschen san mar alle, Fehler hat a Wiener Lied: „Menschen, Menschen san mar alle, Fehler hat a
jeder gnua". jeder gnua".
Bezeichnend ist die folgende Anekdote: Ich habe Schnitzler Bezeichnend ist die folgende Anekdote: Ich habe Schnitzler
seit dem Jahre 1913 nicht mehr gesehen, bis zu dem Tage, als seit dem Jahre 1913 nicht mehr gesehen, bis zu dem Tage, als
Elisabeth Bergner in seiner Anwesenheit im Reichstage aus Elisabeth Bergner in seiner Anwesenheit im Reichstage aus
seinen Werken las. Wir hatten uns ungefähr anderthalb Jahr¬ seinen Werken las. Wir hatten uns ungefähr anderthalb Jahr¬
zehnte nicht gesprochen und geschrieben. Ich wußte nur durch zehnte nicht gesprochen und geschrieben. Ich wußte nur durch
den üblichen Tratsch, daß Schnitzler mit meiner „preußischen den üblichen Tratsch, daß Schnitzler mit meiner „preußischen
Haltuna“, wie er saate — er meinte vor allem den „Friedericus" Haltuna“, wie er saate — er meinte vor allem den „Friedericus"