Schnitzler's Death Schnitzler's Death
12. 12.
Befriedigung fest, daß Kriegs= und Nachkriegsgeneration von Befriedigung fest, daß Kriegs= und Nachkriegsgeneration von
dieser Art Naturalismus nichts mehr wissen wollen. dieser Art Naturalismus nichts mehr wissen wollen.
Uns sind wertvoll das Interesse und was den Italienern bei Uns sind wertvoll das Interesse und was den Italienern bei
diesem Thema einfällt. Man denkt unwillkürlich an die Fäden, diesem Thema einfällt. Man denkt unwillkürlich an die Fäden,
die vom frühen Hofmannsthal zu D'Annunzio führten, mehr noch die vom frühen Hofmannsthal zu D'Annunzio führten, mehr noch
daran, daß die heute Vierzigjährigen in Italien doch in ihrer daran, daß die heute Vierzigjährigen in Italien doch in ihrer
Jugend bei allem Irredentageschrei eine gewisse Liebe für Wien Jugend bei allem Irredentageschrei eine gewisse Liebe für Wien
hatten, ein letztes Aufflackern der Tradition, die vom Prinzen hatten, ein letztes Aufflackern der Tradition, die vom Prinzen
Eugen und Montecuccoli bis zu Metastasio und Cimarosa reichte; Eugen und Montecuccoli bis zu Metastasio und Cimarosa reichte;
alles Italiener, deren Lebensbahn im alten Kaiserstaat ihren alles Italiener, deren Lebensbahn im alten Kaiserstaat ihren
Zenit erreicht hat! Um 1900 studierte man, wenn man aus Zenit erreicht hat! Um 1900 studierte man, wenn man aus
Triest oder Dalmatien oder Rovereto kam, zwar in Rom und Triest oder Dalmatien oder Rovereto kam, zwar in Rom und
Padua, ließ sich dort gern als „Märtyrer“ feiern, ging dann aber Padua, ließ sich dort gern als „Märtyrer“ feiern, ging dann aber
doch nach Wien, Graz, Innsbruck. Dort gab es Krawalle und doch nach Wien, Graz, Innsbruck. Dort gab es Krawalle und
vielleicht auch einmal Gefängnis, aber viele dieser jungen Ita¬ vielleicht auch einmal Gefängnis, aber viele dieser jungen Ita¬
liener fühlten sich doch sehr wohl in der behaglichen Atmosphäre liener fühlten sich doch sehr wohl in der behaglichen Atmosphäre
von Kaffeehaus und Operette, freundeten sich mit der Literatur von Kaffeehaus und Operette, freundeten sich mit der Literatur
und Musik an und haben oft bis heute ihrem Geistesleben ein und Musik an und haben oft bis heute ihrem Geistesleben ein
doppeltes Antlitz bewahrt. Ein nicht zu übersehendes Element doppeltes Antlitz bewahrt. Ein nicht zu übersehendes Element
bildet dabei das Triester Judentum und gerade von dort dürfte bildet dabei das Triester Judentum und gerade von dort dürfte
das auffallende Interesse in Italien an Schnitzler einen 5esonderen das auffallende Interesse in Italien an Schnitzler einen 5esonderen
Antrieb bekommen haben; von dort aus wird aber auch die Auf¬ Antrieb bekommen haben; von dort aus wird aber auch die Auf¬
fassung gefördert, als wäre die Ideenwelt der Schnitzler, Freud. fassung gefördert, als wäre die Ideenwelt der Schnitzler, Freud.
Zweig und wie sie alle heißen, typisch deutsch und hier wird Zweig und wie sie alle heißen, typisch deutsch und hier wird
sich mancher von uns veranlaßt sehen, die italienischen Freunde sich mancher von uns veranlaßt sehen, die italienischen Freunde
unserer Literatur eines Besseren zu belehren. unserer Literatur eines Besseren zu belehren.
Ein Theater-Monat in Münster i. W. Ein Theater-Monat in Münster i. W.
Um die Zukunfl des Musiklebens Um die Zukunfl des Musiklebens
Münster, Ende Oktober. Münster, Ende Oktober.
„Zur Beruhigung, die Schimpansen haben es auch nicht ge¬ „Zur Beruhigung, die Schimpansen haben es auch nicht ge¬
schafft!", mit dieser resignierten Bemerkung schließt Alfred schafft!", mit dieser resignierten Bemerkung schließt Alfred
Bernau im Programmheft des Stadttheaters einen Artikel Bernau im Programmheft des Stadttheaters einen Artikel
über seine Theaterpolitik. Die Hoffnung, durch Varietévorstellungen über seine Theaterpolitik. Die Hoffnung, durch Varietévorstellungen
Gelder zur Unterstützung eines künstlerischen wertvollen Spiel¬ Gelder zur Unterstützung eines künstlerischen wertvollen Spiel¬
plans zu gewinnen, erwies sich als Fehlschlag mit obligatem plans zu gewinnen, erwies sich als Fehlschlag mit obligatem
finanziellen Fiasko. Als Ersatz dient jetzt die Operette. Während finanziellen Fiasko. Als Ersatz dient jetzt die Operette. Während
die Oper über den mißglückten „Tannhäuser“ nicht hinausgekom¬ die Oper über den mißglückten „Tannhäuser“ nicht hinausgekom¬
men ist, hat die Operette schon drei Premieren hinter sich. Nach men ist, hat die Operette schon drei Premieren hinter sich. Nach
einem Neuaufguß der „Czardasfürstin“ Kalmans mit der einem Neuaufguß der „Czardasfürstin“ Kalmans mit der
neuen Operettendiva Maria Horstwig (eine Sängerin von neuen Operettendiva Maria Horstwig (eine Sängerin von
künstlerischer Kultur!) folgte Lehårs veroperte „Schön ist die künstlerischer Kultur!) folgte Lehårs veroperte „Schön ist die
Welt“, getragen von der Horstwig und dem erfreulich männ¬ Welt“, getragen von der Horstwig und dem erfreulich männ¬
lichen Tenor Mario Haindorff, die den zu einem einzigen Liebes¬ lichen Tenor Mario Haindorff, die den zu einem einzigen Liebes¬
duett ausgewachsenen zweiten Akt zu einem Fest für das Ohr duett ausgewachsenen zweiten Akt zu einem Fest für das Ohr
gestalteten. Oskar Straus' „Walzertraum“ erwies sich als gestalteten. Oskar Straus' „Walzertraum“ erwies sich als
eine fade und abgestandene Angelegenheit von vorgestern, trotz¬ eine fade und abgestandene Angelegenheit von vorgestern, trotz¬
dem die junge Martha Wennberg gesanglich viel Charme dem die junge Martha Wennberg gesanglich viel Charme
entwickelte und Willi Auerbach und Hans Schnepf in einer köst¬ entwickelte und Willi Auerbach und Hans Schnepf in einer köst¬
lichen Serenissimus=Parcdie alle Minen erfolgsicherster Komik lichen Serenissimus=Parcdie alle Minen erfolgsicherster Komik
springen ließen. springen ließen.
In den Kammerspielen konnte in Bruno Franks In den Kammerspielen konnte in Bruno Franks
„Nina“ Rita Burg in der Doppelrolle des Filmstars und „Nina“ Rita Burg in der Doppelrolle des Filmstars und
seines Double ihre virtuose Verwandlungsfähigkeit zeigen, wenn¬ seines Double ihre virtuose Verwandlungsfähigkeit zeigen, wenn¬
Abendblatt, Berli Abendblatt, Berli
8Uhr 8Uhr
1937 1937
3 U. OKT 3 U. OKT
Eine Wiener Operette von Reinhardt behauptet Eine Wiener Operette von Reinhardt behauptet
zwar, daß „der Herrgott das süße Mädel g'schaffen zwar, daß „der Herrgott das süße Mädel g'schaffen
hat". In Wirklichkeit aber wurde das Wiener hat". In Wirklichkeit aber wurde das Wiener
süße Mädel schon zehn Jahre vorher von Arthur süße Mädel schon zehn Jahre vorher von Arthur
Schnitzler im Buch „Anatol“ geschaffen. Schnitzler im Buch „Anatol“ geschaffen.
Als Arthür Schnitzler kurz vor seinem Tode Als Arthür Schnitzler kurz vor seinem Tode
einen Besucher durch das verarmte Wien führte, einen Besucher durch das verarmte Wien führte,
und dieser, um dem Dichter ein Kompliment zu und dieser, um dem Dichter ein Kompliment zu
machen, fragte: „... und was ist aus Ihren süßen machen, fragte: „... und was ist aus Ihren süßen
Mädels geworden?“, da antwortete Schnitzler me¬ Mädels geworden?“, da antwortete Schnitzler me¬
lancholisch: „Sie sind tot — oder sie tragen seider lancholisch: „Sie sind tot — oder sie tragen seider
Strümpfe. Strümpfe.
box 44/2 box 44/2
OBSERVER OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus: Ausschnitt aus:
Neues Wiener Extrablatt Neues Wiener Extrablatt
3 U. OKT. 1931 3 U. OKT. 1931
vom: vom:
Arthur=Schnitzler=Anekdoten Arthur=Schnitzler=Anekdoten
Gegen Ende des ersten Jährzehnts dieses Gegen Ende des ersten Jährzehnts dieses
Jahrhunderts kam an manchen recht be¬ Jahrhunderts kam an manchen recht be¬
deutenden Bühnen die Mode auf, durch deutenden Bühnen die Mode auf, durch
rabenschwarze Nacht auf der Bühne Stim¬ rabenschwarze Nacht auf der Bühne Stim¬
mung zu erzeugen. Zu jener Zeit brachte mung zu erzeugen. Zu jener Zeit brachte
das Wiener Burgtheater die Uraufführung das Wiener Burgtheater die Uraufführung
von Schnitzlers „Der einsame Weg“. Der von Schnitzlers „Der einsame Weg“. Der
Dichter saß bei der Generalprobe im Par¬ Dichter saß bei der Generalprobe im Par¬
kett und der damalige Intendant der Burg, kett und der damalige Intendant der Burg,
Baron Berger, fragte ihn: „Nun, wie, Baron Berger, fragte ihn: „Nun, wie,
gefällt es Ihnen, Herr Doktor? gefällt es Ihnen, Herr Doktor?
„Jch „Jch
weiß nicht“, lautete Schnitzlers Antwort, weiß nicht“, lautete Schnitzlers Antwort,
„man sieht ja sein eigenes Wort nicht." „man sieht ja sein eigenes Wort nicht."
Schnitzler und Hofmannsthal Schnitzler und Hofmannsthal
wollten sich vor etlichen Jahren bei den wollten sich vor etlichen Jahren bei den
Salzburger Mozart=Festspielen treffen, und Salzburger Mozart=Festspielen treffen, und
Schnitzler, der früher nach Salzburg kam, Schnitzler, der früher nach Salzburg kam,
sollte die Eintrittskarten besorgen. Er tat sollte die Eintrittskarten besorgen. Er tat
also und drahtete an Hofmannsthal: „Sitze also und drahtete an Hofmannsthal: „Sitze
besorgt Hotel Römischer Kaiser. Schnitzler. besorgt Hotel Römischer Kaiser. Schnitzler.
Schon nach wenigen Stunden traf ein Tele¬ Schon nach wenigen Stunden traf ein Tele¬
gramm Hofmannsthals ein des Wortlauts: gramm Hofmannsthals ein des Wortlauts:
„Warum sitzest besorgt Römischer Kaiser? „Warum sitzest besorgt Römischer Kaiser?
Hofmannsthal? Hofmannsthal?
Eine sehr hübsche Schnitzler=Anekdote be¬ Eine sehr hübsche Schnitzler=Anekdote be¬
richtete auch Paul Morgan. Letzterer richtete auch Paul Morgan. Letzterer
spielte bei der Premiere von Schnitzlers spielte bei der Premiere von Schnitzlers
„Fink und Fliederbusch“, die wenig erfolg¬ „Fink und Fliederbusch“, die wenig erfolg¬
reich gewesen sein muß. Als er danach mit reich gewesen sein muß. Als er danach mit
Schnitzler zusammensaß, erzählte er ihm, Schnitzler zusammensaß, erzählte er ihm,
daß er wegen seines „Reigen“ gerade im daß er wegen seines „Reigen“ gerade im
Abiturientenjahr dimittiert worden sei, da Abiturientenjahr dimittiert worden sei, da
er dies für damalige Anschauungen ominöse er dies für damalige Anschauungen ominöse
Stück unter der Schulbank gelesen habe und Stück unter der Schulbank gelesen habe und
dabei erwischt wurde. „Da standen wir also dabei erwischt wurde. „Da standen wir also
schon vor etwa zehn Jahren einmal in Be¬ schon vor etwa zehn Jahren einmal in Be¬
ziehung“, meinte liebenswürdig Schnitzler ziehung“, meinte liebenswürdig Schnitzler
„Jawohl, Herr Doktor“, sagte Morgan „Jawohl, Herr Doktor“, sagte Morgan
„aber wir müßten einander aus dem Weg „aber wir müßten einander aus dem Weg
gehen! Denn jedesmal, wenn wir in Be gehen! Denn jedesmal, wenn wir in Be
ziehungen treten, fällt einer von uns beider ziehungen treten, fällt einer von uns beider
durch!“ durch!“
H. B. H. B.
12. 12.
Befriedigung fest, daß Kriegs= und Nachkriegsgeneration von Befriedigung fest, daß Kriegs= und Nachkriegsgeneration von
dieser Art Naturalismus nichts mehr wissen wollen. dieser Art Naturalismus nichts mehr wissen wollen.
Uns sind wertvoll das Interesse und was den Italienern bei Uns sind wertvoll das Interesse und was den Italienern bei
diesem Thema einfällt. Man denkt unwillkürlich an die Fäden, diesem Thema einfällt. Man denkt unwillkürlich an die Fäden,
die vom frühen Hofmannsthal zu D'Annunzio führten, mehr noch die vom frühen Hofmannsthal zu D'Annunzio führten, mehr noch
daran, daß die heute Vierzigjährigen in Italien doch in ihrer daran, daß die heute Vierzigjährigen in Italien doch in ihrer
Jugend bei allem Irredentageschrei eine gewisse Liebe für Wien Jugend bei allem Irredentageschrei eine gewisse Liebe für Wien
hatten, ein letztes Aufflackern der Tradition, die vom Prinzen hatten, ein letztes Aufflackern der Tradition, die vom Prinzen
Eugen und Montecuccoli bis zu Metastasio und Cimarosa reichte; Eugen und Montecuccoli bis zu Metastasio und Cimarosa reichte;
alles Italiener, deren Lebensbahn im alten Kaiserstaat ihren alles Italiener, deren Lebensbahn im alten Kaiserstaat ihren
Zenit erreicht hat! Um 1900 studierte man, wenn man aus Zenit erreicht hat! Um 1900 studierte man, wenn man aus
Triest oder Dalmatien oder Rovereto kam, zwar in Rom und Triest oder Dalmatien oder Rovereto kam, zwar in Rom und
Padua, ließ sich dort gern als „Märtyrer“ feiern, ging dann aber Padua, ließ sich dort gern als „Märtyrer“ feiern, ging dann aber
doch nach Wien, Graz, Innsbruck. Dort gab es Krawalle und doch nach Wien, Graz, Innsbruck. Dort gab es Krawalle und
vielleicht auch einmal Gefängnis, aber viele dieser jungen Ita¬ vielleicht auch einmal Gefängnis, aber viele dieser jungen Ita¬
liener fühlten sich doch sehr wohl in der behaglichen Atmosphäre liener fühlten sich doch sehr wohl in der behaglichen Atmosphäre
von Kaffeehaus und Operette, freundeten sich mit der Literatur von Kaffeehaus und Operette, freundeten sich mit der Literatur
und Musik an und haben oft bis heute ihrem Geistesleben ein und Musik an und haben oft bis heute ihrem Geistesleben ein
doppeltes Antlitz bewahrt. Ein nicht zu übersehendes Element doppeltes Antlitz bewahrt. Ein nicht zu übersehendes Element
bildet dabei das Triester Judentum und gerade von dort dürfte bildet dabei das Triester Judentum und gerade von dort dürfte
das auffallende Interesse in Italien an Schnitzler einen 5esonderen das auffallende Interesse in Italien an Schnitzler einen 5esonderen
Antrieb bekommen haben; von dort aus wird aber auch die Auf¬ Antrieb bekommen haben; von dort aus wird aber auch die Auf¬
fassung gefördert, als wäre die Ideenwelt der Schnitzler, Freud. fassung gefördert, als wäre die Ideenwelt der Schnitzler, Freud.
Zweig und wie sie alle heißen, typisch deutsch und hier wird Zweig und wie sie alle heißen, typisch deutsch und hier wird
sich mancher von uns veranlaßt sehen, die italienischen Freunde sich mancher von uns veranlaßt sehen, die italienischen Freunde
unserer Literatur eines Besseren zu belehren. unserer Literatur eines Besseren zu belehren.
Ein Theater-Monat in Münster i. W. Ein Theater-Monat in Münster i. W.
Um die Zukunfl des Musiklebens Um die Zukunfl des Musiklebens
Münster, Ende Oktober. Münster, Ende Oktober.
„Zur Beruhigung, die Schimpansen haben es auch nicht ge¬ „Zur Beruhigung, die Schimpansen haben es auch nicht ge¬
schafft!", mit dieser resignierten Bemerkung schließt Alfred schafft!", mit dieser resignierten Bemerkung schließt Alfred
Bernau im Programmheft des Stadttheaters einen Artikel Bernau im Programmheft des Stadttheaters einen Artikel
über seine Theaterpolitik. Die Hoffnung, durch Varietévorstellungen über seine Theaterpolitik. Die Hoffnung, durch Varietévorstellungen
Gelder zur Unterstützung eines künstlerischen wertvollen Spiel¬ Gelder zur Unterstützung eines künstlerischen wertvollen Spiel¬
plans zu gewinnen, erwies sich als Fehlschlag mit obligatem plans zu gewinnen, erwies sich als Fehlschlag mit obligatem
finanziellen Fiasko. Als Ersatz dient jetzt die Operette. Während finanziellen Fiasko. Als Ersatz dient jetzt die Operette. Während
die Oper über den mißglückten „Tannhäuser“ nicht hinausgekom¬ die Oper über den mißglückten „Tannhäuser“ nicht hinausgekom¬
men ist, hat die Operette schon drei Premieren hinter sich. Nach men ist, hat die Operette schon drei Premieren hinter sich. Nach
einem Neuaufguß der „Czardasfürstin“ Kalmans mit der einem Neuaufguß der „Czardasfürstin“ Kalmans mit der
neuen Operettendiva Maria Horstwig (eine Sängerin von neuen Operettendiva Maria Horstwig (eine Sängerin von
künstlerischer Kultur!) folgte Lehårs veroperte „Schön ist die künstlerischer Kultur!) folgte Lehårs veroperte „Schön ist die
Welt“, getragen von der Horstwig und dem erfreulich männ¬ Welt“, getragen von der Horstwig und dem erfreulich männ¬
lichen Tenor Mario Haindorff, die den zu einem einzigen Liebes¬ lichen Tenor Mario Haindorff, die den zu einem einzigen Liebes¬
duett ausgewachsenen zweiten Akt zu einem Fest für das Ohr duett ausgewachsenen zweiten Akt zu einem Fest für das Ohr
gestalteten. Oskar Straus' „Walzertraum“ erwies sich als gestalteten. Oskar Straus' „Walzertraum“ erwies sich als
eine fade und abgestandene Angelegenheit von vorgestern, trotz¬ eine fade und abgestandene Angelegenheit von vorgestern, trotz¬
dem die junge Martha Wennberg gesanglich viel Charme dem die junge Martha Wennberg gesanglich viel Charme
entwickelte und Willi Auerbach und Hans Schnepf in einer köst¬ entwickelte und Willi Auerbach und Hans Schnepf in einer köst¬
lichen Serenissimus=Parcdie alle Minen erfolgsicherster Komik lichen Serenissimus=Parcdie alle Minen erfolgsicherster Komik
springen ließen. springen ließen.
In den Kammerspielen konnte in Bruno Franks In den Kammerspielen konnte in Bruno Franks
„Nina“ Rita Burg in der Doppelrolle des Filmstars und „Nina“ Rita Burg in der Doppelrolle des Filmstars und
seines Double ihre virtuose Verwandlungsfähigkeit zeigen, wenn¬ seines Double ihre virtuose Verwandlungsfähigkeit zeigen, wenn¬
Abendblatt, Berli Abendblatt, Berli
8Uhr 8Uhr
1937 1937
3 U. OKT 3 U. OKT
Eine Wiener Operette von Reinhardt behauptet Eine Wiener Operette von Reinhardt behauptet
zwar, daß „der Herrgott das süße Mädel g'schaffen zwar, daß „der Herrgott das süße Mädel g'schaffen
hat". In Wirklichkeit aber wurde das Wiener hat". In Wirklichkeit aber wurde das Wiener
süße Mädel schon zehn Jahre vorher von Arthur süße Mädel schon zehn Jahre vorher von Arthur
Schnitzler im Buch „Anatol“ geschaffen. Schnitzler im Buch „Anatol“ geschaffen.
Als Arthür Schnitzler kurz vor seinem Tode Als Arthür Schnitzler kurz vor seinem Tode
einen Besucher durch das verarmte Wien führte, einen Besucher durch das verarmte Wien führte,
und dieser, um dem Dichter ein Kompliment zu und dieser, um dem Dichter ein Kompliment zu
machen, fragte: „... und was ist aus Ihren süßen machen, fragte: „... und was ist aus Ihren süßen
Mädels geworden?“, da antwortete Schnitzler me¬ Mädels geworden?“, da antwortete Schnitzler me¬
lancholisch: „Sie sind tot — oder sie tragen seider lancholisch: „Sie sind tot — oder sie tragen seider
Strümpfe. Strümpfe.
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I. österr. behördl. konzessioniertes I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
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vom: vom:
Arthur=Schnitzler=Anekdoten Arthur=Schnitzler=Anekdoten
Gegen Ende des ersten Jährzehnts dieses Gegen Ende des ersten Jährzehnts dieses
Jahrhunderts kam an manchen recht be¬ Jahrhunderts kam an manchen recht be¬
deutenden Bühnen die Mode auf, durch deutenden Bühnen die Mode auf, durch
rabenschwarze Nacht auf der Bühne Stim¬ rabenschwarze Nacht auf der Bühne Stim¬
mung zu erzeugen. Zu jener Zeit brachte mung zu erzeugen. Zu jener Zeit brachte
das Wiener Burgtheater die Uraufführung das Wiener Burgtheater die Uraufführung
von Schnitzlers „Der einsame Weg“. Der von Schnitzlers „Der einsame Weg“. Der
Dichter saß bei der Generalprobe im Par¬ Dichter saß bei der Generalprobe im Par¬
kett und der damalige Intendant der Burg, kett und der damalige Intendant der Burg,
Baron Berger, fragte ihn: „Nun, wie, Baron Berger, fragte ihn: „Nun, wie,
gefällt es Ihnen, Herr Doktor? gefällt es Ihnen, Herr Doktor?
„Jch „Jch
weiß nicht“, lautete Schnitzlers Antwort, weiß nicht“, lautete Schnitzlers Antwort,
„man sieht ja sein eigenes Wort nicht." „man sieht ja sein eigenes Wort nicht."
Schnitzler und Hofmannsthal Schnitzler und Hofmannsthal
wollten sich vor etlichen Jahren bei den wollten sich vor etlichen Jahren bei den
Salzburger Mozart=Festspielen treffen, und Salzburger Mozart=Festspielen treffen, und
Schnitzler, der früher nach Salzburg kam, Schnitzler, der früher nach Salzburg kam,
sollte die Eintrittskarten besorgen. Er tat sollte die Eintrittskarten besorgen. Er tat
also und drahtete an Hofmannsthal: „Sitze also und drahtete an Hofmannsthal: „Sitze
besorgt Hotel Römischer Kaiser. Schnitzler. besorgt Hotel Römischer Kaiser. Schnitzler.
Schon nach wenigen Stunden traf ein Tele¬ Schon nach wenigen Stunden traf ein Tele¬
gramm Hofmannsthals ein des Wortlauts: gramm Hofmannsthals ein des Wortlauts:
„Warum sitzest besorgt Römischer Kaiser? „Warum sitzest besorgt Römischer Kaiser?
Hofmannsthal? Hofmannsthal?
Eine sehr hübsche Schnitzler=Anekdote be¬ Eine sehr hübsche Schnitzler=Anekdote be¬
richtete auch Paul Morgan. Letzterer richtete auch Paul Morgan. Letzterer
spielte bei der Premiere von Schnitzlers spielte bei der Premiere von Schnitzlers
„Fink und Fliederbusch“, die wenig erfolg¬ „Fink und Fliederbusch“, die wenig erfolg¬
reich gewesen sein muß. Als er danach mit reich gewesen sein muß. Als er danach mit
Schnitzler zusammensaß, erzählte er ihm, Schnitzler zusammensaß, erzählte er ihm,
daß er wegen seines „Reigen“ gerade im daß er wegen seines „Reigen“ gerade im
Abiturientenjahr dimittiert worden sei, da Abiturientenjahr dimittiert worden sei, da
er dies für damalige Anschauungen ominöse er dies für damalige Anschauungen ominöse
Stück unter der Schulbank gelesen habe und Stück unter der Schulbank gelesen habe und
dabei erwischt wurde. „Da standen wir also dabei erwischt wurde. „Da standen wir also
schon vor etwa zehn Jahren einmal in Be¬ schon vor etwa zehn Jahren einmal in Be¬
ziehung“, meinte liebenswürdig Schnitzler ziehung“, meinte liebenswürdig Schnitzler
„Jawohl, Herr Doktor“, sagte Morgan „Jawohl, Herr Doktor“, sagte Morgan
„aber wir müßten einander aus dem Weg „aber wir müßten einander aus dem Weg
gehen! Denn jedesmal, wenn wir in Be gehen! Denn jedesmal, wenn wir in Be
ziehungen treten, fällt einer von uns beider ziehungen treten, fällt einer von uns beider
durch!“ durch!“
H. B. H. B.