12. Schnitzler's Death 12. Schnitzler's Death
„OBSERVER „OBSERVER
1. österr. behördl. konzessioniertes 1. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt ausin Ausschnitt ausin
Neues Flaner Journal, Wlan Neues Flaner Journal, Wlan
vom: vom:
8. OKT. 1932 8. OKT. 1932
In der Galerie Würthle stellt Alexander Jaray das In der Galerie Würthle stellt Alexander Jaray das
Modell eines Denkmals für Artur Schnitzler aus. Der Dichter Modell eines Denkmals für Artur Schnitzler aus. Der Dichter
ist, auf einem Stein ist, auf einem Stein
sitzend, dargestellt, wie auf einem sitzend, dargestellt, wie auf einem
Spaziergang ausvuhend. Der überaus ähnlich geratene Kopf Spaziergang ausvuhend. Der überaus ähnlich geratene Kopf
ist sinnend gesenkt. Wer den Dichter gekannt hat, wird die Auf¬ ist sinnend gesenkt. Wer den Dichter gekannt hat, wird die Auf¬
fassung Jarays als sehr glücklich bezeichnen. Der Entwurf ver¬ fassung Jarays als sehr glücklich bezeichnen. Der Entwurf ver¬
spricht in seiner schlichten Art viel Gutes. Hoffentlich kommt er spricht in seiner schlichten Art viel Gutes. Hoffentlich kommt er
zur Ausführung! zur Ausführung!
box 44/3 box 44/3
„ORSERVER' „ORSERVER'
I. österr. behördl. konzessioniertes I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus : Ausschnitt aus :
Der lag, Mies Der lag, Mies
21.0K1. 1032. 21.0K1. 1032.
Das Denkmal auf Das Denkmal auf
der Commerheide der Commerheide
In Memoriam Arthur Schnitzler. In Memoriam Arthur Schnitzler.
Vor Jahresfrist, an einem melancholischen Vor Jahresfrist, an einem melancholischen
Herbsttag, hat Arthur Schnitzler den letzten Herbsttag, hat Arthur Schnitzler den letzten
einsamen Weg in das weite Land der Ewig¬ einsamen Weg in das weite Land der Ewig¬
keit angetreten. Doch wenige Stunden vorher, keit angetreten. Doch wenige Stunden vorher,
ehe er „die dunkle Straße in ein lichtes Land" ehe er „die dunkle Straße in ein lichtes Land"
ging, ist er noch einmal auf dem geliebten ging, ist er noch einmal auf dem geliebten
Sommerheidenweg gewesen, vernahm von Sommerheidenweg gewesen, vernahm von
hier aus zum allerletzten Mal den Ruf des hier aus zum allerletzten Mal den Ruf des
Lebens. Lebens.
Und auf dem Sommerheidenweg, der durch Und auf dem Sommerheidenweg, der durch
Arthur Schnitzler Weihe und Bedeutung er¬ Arthur Schnitzler Weihe und Bedeutung er¬
hielt, soll dem Dichter nun ein Denkmal er¬ hielt, soll dem Dichter nun ein Denkmal er¬
richtet werden. Fern und nah zugleich, grüßt richtet werden. Fern und nah zugleich, grüßt
sein Wien, „das Wien des Canaletto", her¬ sein Wien, „das Wien des Canaletto", her¬
über und der mitunter unwirkliche, traum¬ über und der mitunter unwirkliche, traum¬
haft schöne, seltsam verschleierte Zauber der haft schöne, seltsam verschleierte Zauber der
Gegend wirkt an sich wie eine Huldigung der Gegend wirkt an sich wie eine Huldigung der
Landschaft für ihren Dichter. Landschaft für ihren Dichter.
Und sie alle, die wir liebten, denen die Und sie alle, die wir liebten, denen die
heißen, heimlichen Träume und schwärme¬ heißen, heimlichen Träume und schwärme¬
rischen Huldigungen unserer Jugend galten, rischen Huldigungen unserer Jugend galten,
sind von der Luft, die zwischen der Türken¬ sind von der Luft, die zwischen der Türken¬
schanze und Neustift am Wald weht, um¬ schanze und Neustift am Wald weht, um¬
fächelt; das brachte ja die Schnitzlerschen Ge¬ fächelt; das brachte ja die Schnitzlerschen Ge¬
stalten unserem Empfinden so nahe: sie wur¬ stalten unserem Empfinden so nahe: sie wur¬
zelten in derselben Erde wie wir selbst, sie zelten in derselben Erde wie wir selbst, sie
wandelten nur hellhöriger und mit sehenderen wandelten nur hellhöriger und mit sehenderen
Augen Wege, die wir kannten, sie hatten das Augen Wege, die wir kannten, sie hatten das
letzten große Wissen um Dinge, die wir unbe¬ letzten große Wissen um Dinge, die wir unbe¬
wußt ahnten — aber sie vermochten es, diesem wußt ahnten — aber sie vermochten es, diesem
Wissen um unsere eigenen Wünsche und un¬ Wissen um unsere eigenen Wünsche und un¬
erweckten Gedanken ganz einmalig Ausdruck erweckten Gedanken ganz einmalig Ausdruck
zu geben, mit Worten, deren klangvolle, be¬ zu geben, mit Worten, deren klangvolle, be¬
seelte Schönheit den unvergänglichen Gebilden seelte Schönheit den unvergänglichen Gebilden
Fischer von Erlachs artverwandt schien. Fischer von Erlachs artverwandt schien.
Es war ein Weg ins Freie, den uns der Es war ein Weg ins Freie, den uns der
Dichter geführt hatte. Und auf der Sommer¬ Dichter geführt hatte. Und auf der Sommer¬
heide, dort, an der Grenze zwischen Stadt heide, dort, an der Grenze zwischen Stadt
und Land, befindet sich wohl auch, allerdings und Land, befindet sich wohl auch, allerdings
nur dem Dichter und Seelenkenner sichtbar, nur dem Dichter und Seelenkenner sichtbar,
der imaginäre Kreuzweg zwischen befreiender der imaginäre Kreuzweg zwischen befreiender
Dichtung und erlösender Wahrheit. Dichtung und erlösender Wahrheit.
Dort, wo die Luft von seinen Geschöpfen Dort, wo die Luft von seinen Geschöpfen
erfüllt ist, soll uns sein Denkmal grüßen; die erfüllt ist, soll uns sein Denkmal grüßen; die
klimatischen Verhältnisse machen auf unserem klimatischen Verhältnisse machen auf unserem
Landstrich einen Lorbeerhain unmöglich. Aber Landstrich einen Lorbeerhain unmöglich. Aber
im Sommer müßten um das Denkmal herum im Sommer müßten um das Denkmal herum
Rosen blühen: süßduftende blutrote Rosen, Rosen blühen: süßduftende blutrote Rosen,
die von heißer, matte Teerosen, die von ster¬ die von heißer, matte Teerosen, die von ster¬
bender Liebe künden; und später, so gegen bender Liebe künden; und später, so gegen
Allerseelen, müßten krausköpfige Chrysan¬ Allerseelen, müßten krausköpfige Chrysan¬
themen und Astern dort wachsen. Und natür¬ themen und Astern dort wachsen. Und natür¬
lich der Immergrün des ewigen Gedenkens. lich der Immergrün des ewigen Gedenkens.
M. Fr. M. Fr.
„OBSERVER „OBSERVER
1. österr. behördl. konzessioniertes 1. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt ausin Ausschnitt ausin
Neues Flaner Journal, Wlan Neues Flaner Journal, Wlan
vom: vom:
8. OKT. 1932 8. OKT. 1932
In der Galerie Würthle stellt Alexander Jaray das In der Galerie Würthle stellt Alexander Jaray das
Modell eines Denkmals für Artur Schnitzler aus. Der Dichter Modell eines Denkmals für Artur Schnitzler aus. Der Dichter
ist, auf einem Stein ist, auf einem Stein
sitzend, dargestellt, wie auf einem sitzend, dargestellt, wie auf einem
Spaziergang ausvuhend. Der überaus ähnlich geratene Kopf Spaziergang ausvuhend. Der überaus ähnlich geratene Kopf
ist sinnend gesenkt. Wer den Dichter gekannt hat, wird die Auf¬ ist sinnend gesenkt. Wer den Dichter gekannt hat, wird die Auf¬
fassung Jarays als sehr glücklich bezeichnen. Der Entwurf ver¬ fassung Jarays als sehr glücklich bezeichnen. Der Entwurf ver¬
spricht in seiner schlichten Art viel Gutes. Hoffentlich kommt er spricht in seiner schlichten Art viel Gutes. Hoffentlich kommt er
zur Ausführung! zur Ausführung!
box 44/3 box 44/3
„ORSERVER' „ORSERVER'
I. österr. behördl. konzessioniertes I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11 WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43 TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus : Ausschnitt aus :
Der lag, Mies Der lag, Mies
21.0K1. 1032. 21.0K1. 1032.
Das Denkmal auf Das Denkmal auf
der Commerheide der Commerheide
In Memoriam Arthur Schnitzler. In Memoriam Arthur Schnitzler.
Vor Jahresfrist, an einem melancholischen Vor Jahresfrist, an einem melancholischen
Herbsttag, hat Arthur Schnitzler den letzten Herbsttag, hat Arthur Schnitzler den letzten
einsamen Weg in das weite Land der Ewig¬ einsamen Weg in das weite Land der Ewig¬
keit angetreten. Doch wenige Stunden vorher, keit angetreten. Doch wenige Stunden vorher,
ehe er „die dunkle Straße in ein lichtes Land" ehe er „die dunkle Straße in ein lichtes Land"
ging, ist er noch einmal auf dem geliebten ging, ist er noch einmal auf dem geliebten
Sommerheidenweg gewesen, vernahm von Sommerheidenweg gewesen, vernahm von
hier aus zum allerletzten Mal den Ruf des hier aus zum allerletzten Mal den Ruf des
Lebens. Lebens.
Und auf dem Sommerheidenweg, der durch Und auf dem Sommerheidenweg, der durch
Arthur Schnitzler Weihe und Bedeutung er¬ Arthur Schnitzler Weihe und Bedeutung er¬
hielt, soll dem Dichter nun ein Denkmal er¬ hielt, soll dem Dichter nun ein Denkmal er¬
richtet werden. Fern und nah zugleich, grüßt richtet werden. Fern und nah zugleich, grüßt
sein Wien, „das Wien des Canaletto", her¬ sein Wien, „das Wien des Canaletto", her¬
über und der mitunter unwirkliche, traum¬ über und der mitunter unwirkliche, traum¬
haft schöne, seltsam verschleierte Zauber der haft schöne, seltsam verschleierte Zauber der
Gegend wirkt an sich wie eine Huldigung der Gegend wirkt an sich wie eine Huldigung der
Landschaft für ihren Dichter. Landschaft für ihren Dichter.
Und sie alle, die wir liebten, denen die Und sie alle, die wir liebten, denen die
heißen, heimlichen Träume und schwärme¬ heißen, heimlichen Träume und schwärme¬
rischen Huldigungen unserer Jugend galten, rischen Huldigungen unserer Jugend galten,
sind von der Luft, die zwischen der Türken¬ sind von der Luft, die zwischen der Türken¬
schanze und Neustift am Wald weht, um¬ schanze und Neustift am Wald weht, um¬
fächelt; das brachte ja die Schnitzlerschen Ge¬ fächelt; das brachte ja die Schnitzlerschen Ge¬
stalten unserem Empfinden so nahe: sie wur¬ stalten unserem Empfinden so nahe: sie wur¬
zelten in derselben Erde wie wir selbst, sie zelten in derselben Erde wie wir selbst, sie
wandelten nur hellhöriger und mit sehenderen wandelten nur hellhöriger und mit sehenderen
Augen Wege, die wir kannten, sie hatten das Augen Wege, die wir kannten, sie hatten das
letzten große Wissen um Dinge, die wir unbe¬ letzten große Wissen um Dinge, die wir unbe¬
wußt ahnten — aber sie vermochten es, diesem wußt ahnten — aber sie vermochten es, diesem
Wissen um unsere eigenen Wünsche und un¬ Wissen um unsere eigenen Wünsche und un¬
erweckten Gedanken ganz einmalig Ausdruck erweckten Gedanken ganz einmalig Ausdruck
zu geben, mit Worten, deren klangvolle, be¬ zu geben, mit Worten, deren klangvolle, be¬
seelte Schönheit den unvergänglichen Gebilden seelte Schönheit den unvergänglichen Gebilden
Fischer von Erlachs artverwandt schien. Fischer von Erlachs artverwandt schien.
Es war ein Weg ins Freie, den uns der Es war ein Weg ins Freie, den uns der
Dichter geführt hatte. Und auf der Sommer¬ Dichter geführt hatte. Und auf der Sommer¬
heide, dort, an der Grenze zwischen Stadt heide, dort, an der Grenze zwischen Stadt
und Land, befindet sich wohl auch, allerdings und Land, befindet sich wohl auch, allerdings
nur dem Dichter und Seelenkenner sichtbar, nur dem Dichter und Seelenkenner sichtbar,
der imaginäre Kreuzweg zwischen befreiender der imaginäre Kreuzweg zwischen befreiender
Dichtung und erlösender Wahrheit. Dichtung und erlösender Wahrheit.
Dort, wo die Luft von seinen Geschöpfen Dort, wo die Luft von seinen Geschöpfen
erfüllt ist, soll uns sein Denkmal grüßen; die erfüllt ist, soll uns sein Denkmal grüßen; die
klimatischen Verhältnisse machen auf unserem klimatischen Verhältnisse machen auf unserem
Landstrich einen Lorbeerhain unmöglich. Aber Landstrich einen Lorbeerhain unmöglich. Aber
im Sommer müßten um das Denkmal herum im Sommer müßten um das Denkmal herum
Rosen blühen: süßduftende blutrote Rosen, Rosen blühen: süßduftende blutrote Rosen,
die von heißer, matte Teerosen, die von ster¬ die von heißer, matte Teerosen, die von ster¬
bender Liebe künden; und später, so gegen bender Liebe künden; und später, so gegen
Allerseelen, müßten krausköpfige Chrysan¬ Allerseelen, müßten krausköpfige Chrysan¬
themen und Astern dort wachsen. Und natür¬ themen und Astern dort wachsen. Und natür¬
lich der Immergrün des ewigen Gedenkens. lich der Immergrün des ewigen Gedenkens.
M. Fr. M. Fr.