noch seuchl, edenso die Beschriflung noch werch, de von u noch seuchl, edenso die Beschriflung noch werch, de von u
der damals wohl zum ersten= und letztenmal in seinem Leben das der damals wohl zum ersten= und letztenmal in seinem Leben das
Werkzeug des Bildhauers in die Hand genommen haben dürfte, :n Werkzeug des Bildhauers in die Hand genommen haben dürfte, :n
den Ton geritzt wurde. „In caritate servire“, liest man da, den den Ton geritzt wurde. „In caritate servire“, liest man da, den
Wahlspruch des Wiener Erzbischofs, und darunter in der wohl¬ Wahlspruch des Wiener Erzbischofs, und darunter in der wohl¬
bekannten Schrift des Kardinals „Theod. Kardinal Innitzer Erzb.“ bekannten Schrift des Kardinals „Theod. Kardinal Innitzer Erzb.“
„Es war eine unerwartete, darum aber um so beglückendere „Es war eine unerwartete, darum aber um so beglückendere
Ehre für mich,“ erzählt der junge Künstler, der sich an der Wiener Ehre für mich,“ erzählt der junge Künstler, der sich an der Wiener
Akademie den akademischen Grad erwarb, „daß ich den Wiener Akademie den akademischen Grad erwarb, „daß ich den Wiener
Erzbischof modellieren durfte. Der Kardinal kam einmal zu mir ins Erzbischof modellieren durfte. Der Kardinal kam einmal zu mir ins
Atelier, um das Hochrelief zu begutachten, das ich vom verstorbenen Atelier, um das Hochrelief zu begutachten, das ich vom verstorbenen
Altbundeskanzler Dr. Ignaz Seipel geschaffen habe, in der Altbundeskanzler Dr. Ignaz Seipel geschaffen habe, in der
Hoffnung, es könnte dieses Hochrelief zu Ehren des größten neu¬ Hoffnung, es könnte dieses Hochrelief zu Ehren des größten neu¬
österreichischen Staatsmannes links vom Riesentor des Stephans¬ österreichischen Staatsmannes links vom Riesentor des Stephans¬
doms auf dem noch unbehauenen Werkstein angebracht werden. Die doms auf dem noch unbehauenen Werkstein angebracht werden. Die
Freude Kardinal Innitzers an dieser Seipel=Büste, die er besonders Freude Kardinal Innitzers an dieser Seipel=Büste, die er besonders
ähnlich fand, gab mir dann den Mut, den Erzbischof zu bitten, mir ähnlich fand, gab mir dann den Mut, den Erzbischof zu bitten, mir
zu einem Relief zu sitzen, was dieser auch zusagte. Wochen ver¬ zu einem Relief zu sitzen, was dieser auch zusagte. Wochen ver¬
gingen dann, in denen ich die Hoffnung, der Kardinal würde seine gingen dann, in denen ich die Hoffnung, der Kardinal würde seine
Zusage wahr machen, bereits aufgegeben hatte. Bis er dann eines Zusage wahr machen, bereits aufgegeben hatte. Bis er dann eines
Tages an meine Studiotür klopfte und freundlich lächelnd einfach Tages an meine Studiotür klopfte und freundlich lächelnd einfach
da war. Hinter ihm stand, vor Erregung und Eifer hochrot, die da war. Hinter ihm stand, vor Erregung und Eifer hochrot, die
Hausbesorgerin, fassungslos darüber, daß Seine Eminenz es ver¬ Hausbesorgerin, fassungslos darüber, daß Seine Eminenz es ver¬
schmäht hatte, den ihm angebotenen Lift zu benutzen, und mit dem schmäht hatte, den ihm angebotenen Lift zu benutzen, und mit dem
Hinweis darauf, noch jung zu sein, die vielen Treppen bis ins Dach¬ Hinweis darauf, noch jung zu sein, die vielen Treppen bis ins Dach¬
geschoß zu Fuß zurücklegte. Nun konnte die Arbeit beginnen, eine geschoß zu Fuß zurücklegte. Nun konnte die Arbeit beginnen, eine
Arbeit, die mir unendlich lieb wurde. Je mehr ich Muße hatte, mich Arbeit, die mir unendlich lieb wurde. Je mehr ich Muße hatte, mich
in die Züge des Kardinals zu versenken, um so klarer wurde mir die in die Züge des Kardinals zu versenken, um so klarer wurde mir die
Wesenheit dieses ganz besonderen Menschen, über dessen anspruchs¬ Wesenheit dieses ganz besonderen Menschen, über dessen anspruchs¬
loser Heiterheit, naturnaher Herzlichkeit und schlichter Güte etwas loser Heiterheit, naturnaher Herzlichkeit und schlichter Güte etwas
von überirdischer Verklärung liegt. Ich hatte das Glück, den von überirdischer Verklärung liegt. Ich hatte das Glück, den
Kardinal=Erzbischof, wenn die „Sitzungen“ beendet waren, mehrmals Kardinal=Erzbischof, wenn die „Sitzungen“ beendet waren, mehrmals
durch die Innere Stadt in den bischöflichen Palast zurückbegleiten zu durch die Innere Stadt in den bischöflichen Palast zurückbegleiten zu
dürfen. Und dabei lernte ich nicht nur die einzigartige Popularität dürfen. Und dabei lernte ich nicht nur die einzigartige Popularität
kennen, die dieser Kirchenfürst in der Wiener Bevölkerung genießt, kennen, die dieser Kirchenfürst in der Wiener Bevölkerung genießt,
sondern auch das Geheimnis dieser Popularität. Jedem, der ihn auf sondern auch das Geheimnis dieser Popularität. Jedem, der ihn auf
seinem Gang durch die Stadt begrüßte, wußte der Kardinal ein seinem Gang durch die Stadt begrüßte, wußte der Kardinal ein
paar beglückende Worte zu sagen, jedem reichte er die Hand, der paar beglückende Worte zu sagen, jedem reichte er die Hand, der
Hausbesorgerin im Tor, dem Chauffeur am Taxischlag, dem Hausbesorgerin im Tor, dem Chauffeur am Taxischlag, dem
Wachebeamten an der Straßenkreuzung. Und so gestaltete sich der Wachebeamten an der Straßenkreuzung. Und so gestaltete sich der
schlichte Gang des Kirchenfürsten durch die Straßen zu einem schlichte Gang des Kirchenfürsten durch die Straßen zu einem
Triumphzug, denn allen bescherte er aus freundlichen Augen, aus Triumphzug, denn allen bescherte er aus freundlichen Augen, aus
menschenliebendem Herzen die Gabe eines Blickes oder eines menschenliebendem Herzen die Gabe eines Blickes oder eines
Wortes. Da ich mich modellierend in die Züge des Erzbischofs von Wortes. Da ich mich modellierend in die Züge des Erzbischofs von
Wien vertiefte, diese merkwürdig angespannten und doch wieder mild¬ Wien vertiefte, diese merkwürdig angespannten und doch wieder mild¬
gelösten Züge, da hatte ich das Gefühl, daß auch der härteste Mensch gelösten Züge, da hatte ich das Gefühl, daß auch der härteste Mensch
an diesem Priester weich und gut werden müsse. Und diesem Gefühl an diesem Priester weich und gut werden müsse. Und diesem Gefühl
versuchte ich in meiner Plastik vor allem Ausdruck zu verleihen. Ob versuchte ich in meiner Plastik vor allem Ausdruck zu verleihen. Ob
es mir gelungen ist? Der Kardinal jedenfalls zeigte sich von meinem es mir gelungen ist? Der Kardinal jedenfalls zeigte sich von meinem
Werk befriedigt. „Ich schaue sehr gut aus!" sagte er, das fertige Werk befriedigt. „Ich schaue sehr gut aus!" sagte er, das fertige
Relief betrachtend, und lachte." Relief betrachtend, und lachte."
So erzählt der Künstler. Und man blickt mit ehrlicher So erzählt der Künstler. Und man blickt mit ehrlicher
Freude auf das Relief, von dem der Kopf des Erzbischofs Freude auf das Relief, von dem der Kopf des Erzbischofs
sprechend lebendig herabschaut. Man würde wünschen, daß diese sprechend lebendig herabschaut. Man würde wünschen, daß diese
Plastik, etwa auf eine Medaille übertragen, allen jenen Unzähl¬ Plastik, etwa auf eine Medaille übertragen, allen jenen Unzähl¬
baren Freude machen könnte, die zu den begeisterten Be¬ baren Freude machen könnte, die zu den begeisterten Be¬
wunderern des Kardinals gehören. Petrucci aber führt uns wunderern des Kardinals gehören. Petrucci aber führt uns
weiter. Am Seipel=Kopf vorbei, der ebenfalls von verblüffender weiter. Am Seipel=Kopf vorbei, der ebenfalls von verblüffender
Aehnlichkeit ist, zu der grotesk=monumentalen Keramik seines Aehnlichkeit ist, zu der grotesk=monumentalen Keramik seines
„Zeitungslesers“. Der vor einiger Zeit verstorbene populäre „Zeitungslesers“. Der vor einiger Zeit verstorbene populäre
Wiener Schriftsteller Moritz Band diente dieser Figur, ohne es Wiener Schriftsteller Moritz Band diente dieser Figur, ohne es
zu wissen, als Modell. Nun thront der „Zeitungsleser" auf einem zu wissen, als Modell. Nun thront der „Zeitungsleser" auf einem
Stoß von Journalen, die hinter ihm zum babylonischen Turm Stoß von Journalen, die hinter ihm zum babylonischen Turm
anwachsen; in der Hand hält er die Leibblätter, von denen er anwachsen; in der Hand hält er die Leibblätter, von denen er
sich nicht trennen kann und die er keinem anderen Kaffeehaus¬ sich nicht trennen kann und die er keinem anderen Kaffeehaus¬
gast gönnen will, und das alles ist bunt bemalt und von eigen¬ gast gönnen will, und das alles ist bunt bemalt und von eigen¬
artiger Wirkung. Aehnlich originell ist ein anderer Entwurf artiger Wirkung. Aehnlich originell ist ein anderer Entwurf
Petrucois aus der jüngsten Zeit. Der Entwurf zu einem Saurier¬ Petrucois aus der jüngsten Zeit. Der Entwurf zu einem Saurier¬
denkmal, das des Künstlers Phantasie für den sogenannten denkmal, das des Künstlers Phantasie für den sogenannten
Wasserpark bei der Wiener Urania bestimmte. Ein Saurier in Wasserpark bei der Wiener Urania bestimmte. Ein Saurier in
hockender Stellung, aus dessen Rachen ein Wasserstrahl sprüht, hockender Stellung, aus dessen Rachen ein Wasserstrahl sprüht,
und das Ganze verbunden mit einem Planschbecken für Kinder, und das Ganze verbunden mit einem Planschbecken für Kinder,
die sogar das Vergnügen hätten, am Schwanz des Urtiers hinab die sogar das Vergnügen hätten, am Schwanz des Urtiers hinab
in die kühle Flut zu rutschen. Alle diese seine Einfälle führt in die kühle Flut zu rutschen. Alle diese seine Einfälle führt
Petrucci auch plastisch aus. So sieht man eine reizende Nach¬ Petrucci auch plastisch aus. So sieht man eine reizende Nach¬
bildung des Döblinger Sommerheidenweges mit Baum und bildung des Döblinger Sommerheidenweges mit Baum und
Bänkchen und davor das grazile Figürchen Artur Schnitzlers, Bänkchen und davor das grazile Figürchen Artur Schnitzlers,
dessen Denkmal Petrucci sich solcherart denkt: Schnitzler als dessen Denkmal Petrucci sich solcherart denkt: Schnitzler als
Wanderer am Sommerheidenweg. Und es liegt ein tiefer Sinn Wanderer am Sommerheidenweg. Und es liegt ein tiefer Sinn
darin, das Fortleben eines teuren Toten dadurch sichtbar zum darin, das Fortleben eines teuren Toten dadurch sichtbar zum
Ausdruck zu bringen, daß man ihn unter Bäumen, spielenden Ausdruck zu bringen, daß man ihn unter Bäumen, spielenden
Kindern, als Mensch unter Menschen schreitend zeigt; als Kindern, als Mensch unter Menschen schreitend zeigt; als
Lebenden also gleichsam, anstatt als starren Toten, wie die Lebenden also gleichsam, anstatt als starren Toten, wie die
meisten Grabmonumente nach alter Gepflogenheit es tun¬ meisten Grabmonumente nach alter Gepflogenheit es tun¬
der damals wohl zum ersten= und letztenmal in seinem Leben das der damals wohl zum ersten= und letztenmal in seinem Leben das
Werkzeug des Bildhauers in die Hand genommen haben dürfte, :n Werkzeug des Bildhauers in die Hand genommen haben dürfte, :n
den Ton geritzt wurde. „In caritate servire“, liest man da, den den Ton geritzt wurde. „In caritate servire“, liest man da, den
Wahlspruch des Wiener Erzbischofs, und darunter in der wohl¬ Wahlspruch des Wiener Erzbischofs, und darunter in der wohl¬
bekannten Schrift des Kardinals „Theod. Kardinal Innitzer Erzb.“ bekannten Schrift des Kardinals „Theod. Kardinal Innitzer Erzb.“
„Es war eine unerwartete, darum aber um so beglückendere „Es war eine unerwartete, darum aber um so beglückendere
Ehre für mich,“ erzählt der junge Künstler, der sich an der Wiener Ehre für mich,“ erzählt der junge Künstler, der sich an der Wiener
Akademie den akademischen Grad erwarb, „daß ich den Wiener Akademie den akademischen Grad erwarb, „daß ich den Wiener
Erzbischof modellieren durfte. Der Kardinal kam einmal zu mir ins Erzbischof modellieren durfte. Der Kardinal kam einmal zu mir ins
Atelier, um das Hochrelief zu begutachten, das ich vom verstorbenen Atelier, um das Hochrelief zu begutachten, das ich vom verstorbenen
Altbundeskanzler Dr. Ignaz Seipel geschaffen habe, in der Altbundeskanzler Dr. Ignaz Seipel geschaffen habe, in der
Hoffnung, es könnte dieses Hochrelief zu Ehren des größten neu¬ Hoffnung, es könnte dieses Hochrelief zu Ehren des größten neu¬
österreichischen Staatsmannes links vom Riesentor des Stephans¬ österreichischen Staatsmannes links vom Riesentor des Stephans¬
doms auf dem noch unbehauenen Werkstein angebracht werden. Die doms auf dem noch unbehauenen Werkstein angebracht werden. Die
Freude Kardinal Innitzers an dieser Seipel=Büste, die er besonders Freude Kardinal Innitzers an dieser Seipel=Büste, die er besonders
ähnlich fand, gab mir dann den Mut, den Erzbischof zu bitten, mir ähnlich fand, gab mir dann den Mut, den Erzbischof zu bitten, mir
zu einem Relief zu sitzen, was dieser auch zusagte. Wochen ver¬ zu einem Relief zu sitzen, was dieser auch zusagte. Wochen ver¬
gingen dann, in denen ich die Hoffnung, der Kardinal würde seine gingen dann, in denen ich die Hoffnung, der Kardinal würde seine
Zusage wahr machen, bereits aufgegeben hatte. Bis er dann eines Zusage wahr machen, bereits aufgegeben hatte. Bis er dann eines
Tages an meine Studiotür klopfte und freundlich lächelnd einfach Tages an meine Studiotür klopfte und freundlich lächelnd einfach
da war. Hinter ihm stand, vor Erregung und Eifer hochrot, die da war. Hinter ihm stand, vor Erregung und Eifer hochrot, die
Hausbesorgerin, fassungslos darüber, daß Seine Eminenz es ver¬ Hausbesorgerin, fassungslos darüber, daß Seine Eminenz es ver¬
schmäht hatte, den ihm angebotenen Lift zu benutzen, und mit dem schmäht hatte, den ihm angebotenen Lift zu benutzen, und mit dem
Hinweis darauf, noch jung zu sein, die vielen Treppen bis ins Dach¬ Hinweis darauf, noch jung zu sein, die vielen Treppen bis ins Dach¬
geschoß zu Fuß zurücklegte. Nun konnte die Arbeit beginnen, eine geschoß zu Fuß zurücklegte. Nun konnte die Arbeit beginnen, eine
Arbeit, die mir unendlich lieb wurde. Je mehr ich Muße hatte, mich Arbeit, die mir unendlich lieb wurde. Je mehr ich Muße hatte, mich
in die Züge des Kardinals zu versenken, um so klarer wurde mir die in die Züge des Kardinals zu versenken, um so klarer wurde mir die
Wesenheit dieses ganz besonderen Menschen, über dessen anspruchs¬ Wesenheit dieses ganz besonderen Menschen, über dessen anspruchs¬
loser Heiterheit, naturnaher Herzlichkeit und schlichter Güte etwas loser Heiterheit, naturnaher Herzlichkeit und schlichter Güte etwas
von überirdischer Verklärung liegt. Ich hatte das Glück, den von überirdischer Verklärung liegt. Ich hatte das Glück, den
Kardinal=Erzbischof, wenn die „Sitzungen“ beendet waren, mehrmals Kardinal=Erzbischof, wenn die „Sitzungen“ beendet waren, mehrmals
durch die Innere Stadt in den bischöflichen Palast zurückbegleiten zu durch die Innere Stadt in den bischöflichen Palast zurückbegleiten zu
dürfen. Und dabei lernte ich nicht nur die einzigartige Popularität dürfen. Und dabei lernte ich nicht nur die einzigartige Popularität
kennen, die dieser Kirchenfürst in der Wiener Bevölkerung genießt, kennen, die dieser Kirchenfürst in der Wiener Bevölkerung genießt,
sondern auch das Geheimnis dieser Popularität. Jedem, der ihn auf sondern auch das Geheimnis dieser Popularität. Jedem, der ihn auf
seinem Gang durch die Stadt begrüßte, wußte der Kardinal ein seinem Gang durch die Stadt begrüßte, wußte der Kardinal ein
paar beglückende Worte zu sagen, jedem reichte er die Hand, der paar beglückende Worte zu sagen, jedem reichte er die Hand, der
Hausbesorgerin im Tor, dem Chauffeur am Taxischlag, dem Hausbesorgerin im Tor, dem Chauffeur am Taxischlag, dem
Wachebeamten an der Straßenkreuzung. Und so gestaltete sich der Wachebeamten an der Straßenkreuzung. Und so gestaltete sich der
schlichte Gang des Kirchenfürsten durch die Straßen zu einem schlichte Gang des Kirchenfürsten durch die Straßen zu einem
Triumphzug, denn allen bescherte er aus freundlichen Augen, aus Triumphzug, denn allen bescherte er aus freundlichen Augen, aus
menschenliebendem Herzen die Gabe eines Blickes oder eines menschenliebendem Herzen die Gabe eines Blickes oder eines
Wortes. Da ich mich modellierend in die Züge des Erzbischofs von Wortes. Da ich mich modellierend in die Züge des Erzbischofs von
Wien vertiefte, diese merkwürdig angespannten und doch wieder mild¬ Wien vertiefte, diese merkwürdig angespannten und doch wieder mild¬
gelösten Züge, da hatte ich das Gefühl, daß auch der härteste Mensch gelösten Züge, da hatte ich das Gefühl, daß auch der härteste Mensch
an diesem Priester weich und gut werden müsse. Und diesem Gefühl an diesem Priester weich und gut werden müsse. Und diesem Gefühl
versuchte ich in meiner Plastik vor allem Ausdruck zu verleihen. Ob versuchte ich in meiner Plastik vor allem Ausdruck zu verleihen. Ob
es mir gelungen ist? Der Kardinal jedenfalls zeigte sich von meinem es mir gelungen ist? Der Kardinal jedenfalls zeigte sich von meinem
Werk befriedigt. „Ich schaue sehr gut aus!" sagte er, das fertige Werk befriedigt. „Ich schaue sehr gut aus!" sagte er, das fertige
Relief betrachtend, und lachte." Relief betrachtend, und lachte."
So erzählt der Künstler. Und man blickt mit ehrlicher So erzählt der Künstler. Und man blickt mit ehrlicher
Freude auf das Relief, von dem der Kopf des Erzbischofs Freude auf das Relief, von dem der Kopf des Erzbischofs
sprechend lebendig herabschaut. Man würde wünschen, daß diese sprechend lebendig herabschaut. Man würde wünschen, daß diese
Plastik, etwa auf eine Medaille übertragen, allen jenen Unzähl¬ Plastik, etwa auf eine Medaille übertragen, allen jenen Unzähl¬
baren Freude machen könnte, die zu den begeisterten Be¬ baren Freude machen könnte, die zu den begeisterten Be¬
wunderern des Kardinals gehören. Petrucci aber führt uns wunderern des Kardinals gehören. Petrucci aber führt uns
weiter. Am Seipel=Kopf vorbei, der ebenfalls von verblüffender weiter. Am Seipel=Kopf vorbei, der ebenfalls von verblüffender
Aehnlichkeit ist, zu der grotesk=monumentalen Keramik seines Aehnlichkeit ist, zu der grotesk=monumentalen Keramik seines
„Zeitungslesers“. Der vor einiger Zeit verstorbene populäre „Zeitungslesers“. Der vor einiger Zeit verstorbene populäre
Wiener Schriftsteller Moritz Band diente dieser Figur, ohne es Wiener Schriftsteller Moritz Band diente dieser Figur, ohne es
zu wissen, als Modell. Nun thront der „Zeitungsleser" auf einem zu wissen, als Modell. Nun thront der „Zeitungsleser" auf einem
Stoß von Journalen, die hinter ihm zum babylonischen Turm Stoß von Journalen, die hinter ihm zum babylonischen Turm
anwachsen; in der Hand hält er die Leibblätter, von denen er anwachsen; in der Hand hält er die Leibblätter, von denen er
sich nicht trennen kann und die er keinem anderen Kaffeehaus¬ sich nicht trennen kann und die er keinem anderen Kaffeehaus¬
gast gönnen will, und das alles ist bunt bemalt und von eigen¬ gast gönnen will, und das alles ist bunt bemalt und von eigen¬
artiger Wirkung. Aehnlich originell ist ein anderer Entwurf artiger Wirkung. Aehnlich originell ist ein anderer Entwurf
Petrucois aus der jüngsten Zeit. Der Entwurf zu einem Saurier¬ Petrucois aus der jüngsten Zeit. Der Entwurf zu einem Saurier¬
denkmal, das des Künstlers Phantasie für den sogenannten denkmal, das des Künstlers Phantasie für den sogenannten
Wasserpark bei der Wiener Urania bestimmte. Ein Saurier in Wasserpark bei der Wiener Urania bestimmte. Ein Saurier in
hockender Stellung, aus dessen Rachen ein Wasserstrahl sprüht, hockender Stellung, aus dessen Rachen ein Wasserstrahl sprüht,
und das Ganze verbunden mit einem Planschbecken für Kinder, und das Ganze verbunden mit einem Planschbecken für Kinder,
die sogar das Vergnügen hätten, am Schwanz des Urtiers hinab die sogar das Vergnügen hätten, am Schwanz des Urtiers hinab
in die kühle Flut zu rutschen. Alle diese seine Einfälle führt in die kühle Flut zu rutschen. Alle diese seine Einfälle führt
Petrucci auch plastisch aus. So sieht man eine reizende Nach¬ Petrucci auch plastisch aus. So sieht man eine reizende Nach¬
bildung des Döblinger Sommerheidenweges mit Baum und bildung des Döblinger Sommerheidenweges mit Baum und
Bänkchen und davor das grazile Figürchen Artur Schnitzlers, Bänkchen und davor das grazile Figürchen Artur Schnitzlers,
dessen Denkmal Petrucci sich solcherart denkt: Schnitzler als dessen Denkmal Petrucci sich solcherart denkt: Schnitzler als
Wanderer am Sommerheidenweg. Und es liegt ein tiefer Sinn Wanderer am Sommerheidenweg. Und es liegt ein tiefer Sinn
darin, das Fortleben eines teuren Toten dadurch sichtbar zum darin, das Fortleben eines teuren Toten dadurch sichtbar zum
Ausdruck zu bringen, daß man ihn unter Bäumen, spielenden Ausdruck zu bringen, daß man ihn unter Bäumen, spielenden
Kindern, als Mensch unter Menschen schreitend zeigt; als Kindern, als Mensch unter Menschen schreitend zeigt; als
Lebenden also gleichsam, anstatt als starren Toten, wie die Lebenden also gleichsam, anstatt als starren Toten, wie die
meisten Grabmonumente nach alter Gepflogenheit es tun¬ meisten Grabmonumente nach alter Gepflogenheit es tun¬