VII, Verschiedenes 12, Schnitzlers Tod, Seite 764

12. 12.
Schnitzler's Death Schnitzler's Death
1. Oesterr. 1. Oesterr.
OBSERUER behérdl. konz. OBSERUER behérdl. konz.
sdro für Zeltungsnachrichten sdro für Zeltungsnachrichten
WIENI WOLLZEILE WIENI WOLLZEILE
Faltszentang Faltszentang
30 MAZ 1928 30 MAZ 1928
Gedächtnisfeier für Artur Gedächtnisfeier für Artur
Schnitzler. Der Deutsche Schriftsteller¬ Schnitzler. Der Deutsche Schriftsteller¬
verband veranstaltet Montag, den 10. April, verband veranstaltet Montag, den 10. April,
um 6 Uhr abends im Festsaal des Staats¬ um 6 Uhr abends im Festsaal des Staats¬
beamtenkasinos, 1. Nibelungengasse 3, eine beamtenkasinos, 1. Nibelungengasse 3, eine
Schnitzler=Gedächtnisfeier, bei der Schnitzler=Gedächtnisfeier, bei der
Professor Heinrich Glücksmann die Ge¬ Professor Heinrich Glücksmann die Ge¬
denkrede halten wird. Der Sohn des Dichters, denkrede halten wird. Der Sohn des Dichters,
Regisseur Heinrich Schnitzler, bringt die Regisseur Heinrich Schnitzler, bringt die
Meisternovelle seines Vaters „Leutnant Gustl Meisternovelle seines Vaters „Leutnant Gustl
zum Vortrag, und das Mitglied des Deutschen zum Vortrag, und das Mitglied des Deutschen
Volkstheaters Lola Chlud liest unveröffent¬ Volkstheaters Lola Chlud liest unveröffent¬
lichte Lyrik des Dichters. Das Programm wird lichte Lyrik des Dichters. Das Programm wird
noch eine wertvolle Bereicherung erfahren noch eine wertvolle Bereicherung erfahren
Gäste willk'ommen. Gäste willk'ommen.
VEN VEN
deues Wiener Jorirel, Mles deues Wiener Jorirel, Mles
3U.RZ 3U.RZ
(Gedächtnisfeier für Artur Schnitzler.) Der Deutsche Schrift, (Gedächtnisfeier für Artur Schnitzler.) Der Deutsche Schrift,
stellerverband veranstaltet Montag den 10. April um 6 Uhr abend stellerverband veranstaltet Montag den 10. April um 6 Uhr abend
im Festsaal des Staatsbeamtenkasinos eine Schnitzler=Gedächtnisseier im Festsaal des Staatsbeamtenkasinos eine Schnitzler=Gedächtnisseier
bei der Professor Heinrich Glücksmann die Gedenkrede halte bei der Professor Heinrich Glücksmann die Gedenkrede halte
wird. Der Sohn des Dichters Regisseur Heinrich Schnitzler bring wird. Der Sohn des Dichters Regisseur Heinrich Schnitzler bring
die Meisternovelle seines Vaters „Leutnant Gustl" zum Vortrag un die Meisternovelle seines Vaters „Leutnant Gustl" zum Vortrag un
das Mitglied des Deutschen Volktstheaters Lola Chlud liest un das Mitglied des Deutschen Volktstheaters Lola Chlud liest un
veröffentlichte Lyvik des Dichters. Das Programm wird noch ein veröffentlichte Lyvik des Dichters. Das Programm wird noch ein
wertvolle Bereicherung erfahren. wertvolle Bereicherung erfahren.
GRATIS GRATIS
1. Oesterr. 1. Oesterr.
OBSERVER beherdl. konz. OBSERVER beherdl. konz.
Büro für Zeltungsnachriohter Büro für Zeltungsnachriohter
WIENI, WOLLZEILE WIENI, WOLLZEILE
Wr. Allgemelne Zaltung. Wien Wr. Allgemelne Zaltung. Wien

- 9 APR. 1933 - 9 APR. 1933
Artur Schnitzler=Gedenkabend Artur Schnitzler=Gedenkabend
Der vom Deutschen Schriftsteller=Verband Der vom Deutschen Schriftsteller=Verband
veranstaltete Artur Schnitzler=Gedächtnisabend veranstaltete Artur Schnitzler=Gedächtnisabend
findet Montag, den 10. d., präzise 18 Uhr, im findet Montag, den 10. d., präzise 18 Uhr, im
Festsaale des Staatsbeamtenkasinos, 1. Bezirk. Festsaale des Staatsbeamtenkasinos, 1. Bezirk.
Nibelungengasse 3, statt. Dramaturg Professor Nibelungengasse 3, statt. Dramaturg Professor
Heinrich Glücksmann spricht Worte des Heinrich Glücksmann spricht Worte des
Gedenkens, Lola Chlud vom Deutschen Volks¬ Gedenkens, Lola Chlud vom Deutschen Volks¬
theater liest Gedichte aus dem Nachlasse theater liest Gedichte aus dem Nachlasse
Schnitzlers, die Regisseure des Deutschen Schnitzlers, die Regisseure des Deutschen
Volkstheaters Heinrich Schnitzler und Volkstheaters Heinrich Schnitzler und
Hans Schweickart bringen Novellen des Hans Schweickart bringen Novellen des
Dichters. Elisabeth Forini singt, begleitet Dichters. Elisabeth Forini singt, begleitet
von Alfred Rosé, das Lied der Christine aus von Alfred Rosé, das Lied der Christine aus
der Oper „Liebelei“ und die Romanze der der Oper „Liebelei“ und die Romanze der
Sophie aus dem Singspiele „Der tapfere Kas¬ Sophie aus dem Singspiele „Der tapfere Kas¬
sian". Zuspätkommende finden nur in den sian". Zuspätkommende finden nur in den
Pausen Einlaß. Pausen Einlaß.
box 44/3 box 44/3
1. Oesterr. 1. Oesterr.
OBSERUER beherdl. konz. OBSERUER beherdl. konz.
Büro für Zeitungsnachrichten Büro für Zeitungsnachrichten
WIEN I, WOLLZEILE 11 WIEN I, WOLLZEILE 11
aner Jaurna aner Jaurna
Vien Vien
Neues Neues
11 APR. 1922 11 APR. 1922
bistoberesung ungeslackter Gebichte bistoberesung ungeslackter Gebichte
Mine=Schnigleis. Mine=Schnigleis.
Gedenkfeier im Deutschen Schriftstellerverband. Gedenkfeier im Deutschen Schriftstellerverband.
Originalbericht des „Neuen Wiener Journals". Originalbericht des „Neuen Wiener Journals".
Der Artur=Schnitzler=Gedenkabend, den der Deutsche Der Artur=Schnitzler=Gedenkabend, den der Deutsche
Schriftstellerverband gestern im Staatsbeamtenkasino veran¬ Schriftstellerverband gestern im Staatsbeamtenkasino veran¬
staltete, verlief sehr eindrucksvoll. Nach der Begrüßung durch den staltete, verlief sehr eindrucksvoll. Nach der Begrüßung durch den
Vereinspräsidenten Oskar Staudigl sprach Professor Heinrich Vereinspräsidenten Oskar Staudigl sprach Professor Heinrich
Glücksmann Worte des Gedenkens. Er schilderte Schnitzler Glücksmann Worte des Gedenkens. Er schilderte Schnitzler
als den echten Dichter der Humanität, wie dies auch der be¬ als den echten Dichter der Humanität, wie dies auch der be¬
rühmte französische Schriftsteller Georges Duhamel anläßlich rühmte französische Schriftsteller Georges Duhamel anläßlich
einer Ansprache im Wiener Penklub zum Ausdruck gebracht einer Ansprache im Wiener Penklub zum Ausdruck gebracht
hatte. Von Hermann Bahr stammt der Ausspruch, daß wir in hatte. Von Hermann Bahr stammt der Ausspruch, daß wir in
Schnitzler den Dichter der Kulturwende vor uns haben, den Schnitzler den Dichter der Kulturwende vor uns haben, den
Aristokraten, der unbekümmert um die Gunst der Menge seinen Aristokraten, der unbekümmert um die Gunst der Menge seinen
Weg gegangen war und eben deshalb stärksten Eindruck beim Weg gegangen war und eben deshalb stärksten Eindruck beim
großen Publikum hinterließ. Einer seiner schönsten Charakterzüge großen Publikum hinterließ. Einer seiner schönsten Charakterzüge
war seine Dankbarkeit seinen Entdeckern und Förderern gegen¬ war seine Dankbarkeit seinen Entdeckern und Förderern gegen¬
über. Das Werk Schnitzlers, das weltumspannend ist (sein über. Das Werk Schnitzlers, das weltumspannend ist (sein
„Anatol" ist gegenwärtig das Zugstück der japanischen Bühnen), „Anatol" ist gegenwärtig das Zugstück der japanischen Bühnen),
ist bleibend. ist bleibend.
Durch Lola Chlud ausgezeichnet interpretiert, kernte man Durch Lola Chlud ausgezeichnet interpretiert, kernte man
dann vier ungedruckte Gedichte aus seinem Nachlaß kennen. dann vier ungedruckte Gedichte aus seinem Nachlaß kennen.
„Am Flügel", „Stimmung von oben" und „Lebewohl", die der „Am Flügel", „Stimmung von oben" und „Lebewohl", die der
letzten Schaffenszeit des Dichters angehören, offenbaren seine letzten Schaffenszeit des Dichters angehören, offenbaren seine
Abgeklärtheit. Reizend ist sein Jugendgedicht „Straßen¬ Abgeklärtheit. Reizend ist sein Jugendgedicht „Straßen¬
konversation", ganz aus der Stimmung des Ringstraßenkorsos konversation", ganz aus der Stimmung des Ringstraßenkorsos
im Vorkriegs=Wien. Frau Chlud wurde lebhec gefeiert. Auch im Vorkriegs=Wien. Frau Chlud wurde lebhec gefeiert. Auch
Regisseur Hans Schweikart brachte eine Novelle aus dem Regisseur Hans Schweikart brachte eine Novelle aus dem
Nachlaß Schnitzlers zur Vorlesung. Die Jugendnovelle „Der Nachlaß Schnitzlers zur Vorlesung. Die Jugendnovelle „Der
Andere", die kürzlich im Buchverlag erschien, versenkt sich in die Andere", die kürzlich im Buchverlag erschien, versenkt sich in die
Trauer des Mannes um seine Gattin und enthüllt in psycho¬ Trauer des Mannes um seine Gattin und enthüllt in psycho¬
logisch feinster Weise den Moment, wo der Mann entdeckt, daß logisch feinster Weise den Moment, wo der Mann entdeckt, daß
nicht er allein um sein Weib trauert, sondern auch ihr Liebhaber. nicht er allein um sein Weib trauert, sondern auch ihr Liebhaber.
Die Jaterpretation Schweikarts fand gleichfalls großen Beisall. Die Jaterpretation Schweikarts fand gleichfalls großen Beisall.
Den musikalischen Teil des Abends bestritt Elisabeth Den musikalischen Teil des Abends bestritt Elisabeth
Forini, von Alfred Rosé am Flügel begleitet. Man hörte das Forini, von Alfred Rosé am Flügel begleitet. Man hörte das
Lied der Christine aus der Oper „Liebelei", die nach dem gleich¬ Lied der Christine aus der Oper „Liebelei", die nach dem gleich¬
namigen Schauspiel von Franz Neumann komponiert wurde. Die namigen Schauspiel von Franz Neumann komponiert wurde. Die
Oper erlebte vor dem Kriege ihre Uraufführung in Frankfurt am Oper erlebte vor dem Kriege ihre Uraufführung in Frankfurt am
Main und bildete lange Zeit ein Zugstück. In Wien erschien das Main und bildete lange Zeit ein Zugstück. In Wien erschien das
Werk vor einigen Jahren im Repertoire der Volksoper. Der Werk vor einigen Jahren im Repertoire der Volksoper. Der
Komponist schuf hiec ein Lied im Volkston in ritornellartigem Komponist schuf hiec ein Lied im Volkston in ritornellartigem
Stil, der bei einfacher Harmonisierung die Melodie schön heraus¬ Stil, der bei einfacher Harmonisierung die Melodie schön heraus¬
arbeitet. Auch Oskar Straus hatte sich, von dem grotesken Puppen¬ arbeitet. Auch Oskar Straus hatte sich, von dem grotesken Puppen¬
spiel „Der tapfere Kassian" begeistert, entschlossen, dieses Werk spiel „Der tapfere Kassian" begeistert, entschlossen, dieses Werk
durchzukomponieren. Die Romanze der Sophie, die man gestern durchzukomponieren. Die Romanze der Sophie, die man gestern
hörte, ließ wieder einmal erkennen, daß der populäre Schöpfer hörte, ließ wieder einmal erkennen, daß der populäre Schöpfer
der großen Operette ein ausgezeichneter, verinnerlichter Musiker der großen Operette ein ausgezeichneter, verinnerlichter Musiker
ist. Starker Applaus lohnte die Darbietungen der Künstlerin. ist. Starker Applaus lohnte die Darbietungen der Künstlerin.
Heinrich Schnitzler hatte es unternommen, eines der Heinrich Schnitzler hatte es unternommen, eines der
Meisterwerke seines Vaters, „Leutnant Gustl", vorzutragen. Es Meisterwerke seines Vaters, „Leutnant Gustl", vorzutragen. Es
gelang ihm, dieses Kabinettstück Schnitzlers mit aller Feinheit vor¬ gelang ihm, dieses Kabinettstück Schnitzlers mit aller Feinheit vor¬
zutragen. Mimisch und drastisch fand er den richtigen Ton, hielt zutragen. Mimisch und drastisch fand er den richtigen Ton, hielt
sich von allen Uebertreibungen fern. Man lachte hellaus, wenn sich von allen Uebertreibungen fern. Man lachte hellaus, wenn
er die heiter-tronischen Stellen pointierte, und fühlte die Todes¬ er die heiter-tronischen Stellen pointierte, und fühlte die Todes¬
angst des jungen Leutnants mit, die er auf seinem nächtlichen angst des jungen Leutnants mit, die er auf seinem nächtlichen
Spaziergang in den Prater erlebte. Atemlos folgte man der Vor¬ Spaziergang in den Prater erlebte. Atemlos folgte man der Vor¬
lesung, wenn der Offizier immer neuerlich seine Todesstunde fest¬ lesung, wenn der Offizier immer neuerlich seine Todesstunde fest¬
legt. Der Kirchenbesuch des Leutnants ist wie die Katharsis im legt. Der Kirchenbesuch des Leutnants ist wie die Katharsis im
Drama novellistisch durchgearbeitet. Zum Schluß wirkte der unter¬ Drama novellistisch durchgearbeitet. Zum Schluß wirkte der unter¬
drückte Aufschrei, den er beim Bekanntwerden des Todes seines drückte Aufschrei, den er beim Bekanntwerden des Todes seines
Gegners ausstieß, erschütternd und befreiend zugleich. Der Vor¬ Gegners ausstieß, erschütternd und befreiend zugleich. Der Vor¬
trag diesr Novelle war eine Meisterleistung schlechthin. Stürmischer trag diesr Novelle war eine Meisterleistung schlechthin. Stürmischer
Beifall ließ erkennen, daß die Interpretation durch den Sohn Beifall ließ erkennen, daß die Interpretation durch den Sohn
Schnitzlers so erfolgt war, wie sie dem Dichter vorgeschwebt Schnitzlers so erfolgt war, wie sie dem Dichter vorgeschwebt
haben muß. haben muß.