12. Schnitzler's Death 12. Schnitzler's Death
VER VER
tessioniertes tessioniertes
gs-Ausschnitte gs-Ausschnitte
ZEILE 11 ZEILE 11
3-0-43 3-0-43
ien ien
Zeit als beglaubigter Repräsentant Zeit als beglaubigter Repräsentant
s Tod s Tod
enes überfeinerten Wiens, das heute enes überfeinerten Wiens, das heute
nichtmehr existiert. Er war ein nichtmehr existiert. Er war ein
e e
Psychologe, entschwundener Seelen- Psychologe, entschwundener Seelen-
vorgänge. Das Wien, das sich in seinen vorgänge. Das Wien, das sich in seinen
en Nekro- en Nekro-
Dichtungen spiegelt, ist nicht mehr la. Dichtungen spiegelt, ist nicht mehr la.
Zwischen diesen Zeilen liest man Zwischen diesen Zeilen liest man
Schnitz Schnitz
die verhaltene wienerische Elegie die verhaltene wienerische Elegie
Dichter, der Dichter, der
eines Kunstkritikers, der diese Zeit eines Kunstkritikers, der diese Zeit
Menschen Menschen
des überfeinerten Wienertums herz¬ des überfeinerten Wienertums herz¬
wie sie wie sie
haft mitgemacht hat. haft mitgemacht hat.
Aber Hans Liebstoeckl irri, wenn Aber Hans Liebstoeckl irri, wenn
tergrose tergrose
er glaubt. daß dieses Wien nicht mehr er glaubt. daß dieses Wien nicht mehr
hologe. hologe.
existiert. Es ist noch da, aber es darf existiert. Es ist noch da, aber es darf
nd gar er¬ nd gar er¬
sich nicht mehr entwickeln. Wir sich nicht mehr entwickeln. Wir
s wir an s wir an
haben andere Sorgen, als wienerische haben andere Sorgen, als wienerische
baben. baben.
Seelenkultur zu betreiben. Als höchste Seelenkultur zu betreiben. Als höchste
geganene geganene
idealistische Tätigkeit wertet man ja idealistische Tätigkeit wertet man ja
NVekrologen NVekrologen
heute das Schüren des Hasses von heute das Schüren des Hasses von
als ver¬ als ver¬
einem Wiener zum andern, und mit einem Wiener zum andern, und mit
bildet wird. bildet wird.
Hohu wird der überschüttet, der es Hohu wird der überschüttet, der es
neinig man neinig man
heute naiven Herzens unternimmt. heute naiven Herzens unternimmt.
üglich der üglich der
von jenem Feinwienertum zu spreche. von jenem Feinwienertum zu spreche.
ertums ist. ertums ist.
das man bei Artur Schnitzler so sehr das man bei Artur Schnitzler so sehr
politischen politischen
liebte. liebte.
etzte heu¬ etzte heu¬
Das gesamte Wien trauert viel¬ Das gesamte Wien trauert viel¬
ls noch die ls noch die
leicht ehrlich um Arthur Schnitzler leicht ehrlich um Arthur Schnitzler
liebens¬ liebens¬
im Detail sozusagen ist das ganz im Detail sozusagen ist das ganz
Das Wesen Das Wesen
anders. anders.
Schnitzler Schnitzler
Aber die, die da wirklich trauern. Aber die, die da wirklich trauern.
micht mehr micht mehr
trauern nicht um den Dichter allein. trauern nicht um den Dichter allein.
sie trauern insgeheim und instinktiv sie trauern insgeheim und instinktiv
turjourna- turjourna-
um jenes Wien, dessen vornehmster um jenes Wien, dessen vornehmster
ckl, der als ckl, der als
und innigster dichterischer Repräsen¬ und innigster dichterischer Repräsen¬
scher Zeit¬ scher Zeit¬
tant Artur Schnitzler war. tant Artur Schnitzler war.
n mit Sar¬ n mit Sar¬
Hans Liebstoeckl nennt dieses Wien Hans Liebstoeckl nennt dieses Wien
inber nicht inber nicht
das überfeinerte Wien, aber das überfeinerte Wien, aber
pr-Nekrolog pr-Nekrolog
dieses Wien war unstreitig das dieses Wien war unstreitig das
wahre Wien, während dieses viel- wahre Wien, während dieses viel-
lus der Ge- lus der Ge-
fach „unterfeinerte“ heutige Wien un¬ fach „unterfeinerte“ heutige Wien un¬
pratur nicht pratur nicht
wahr ist. wahr ist.
galt lange galt lange
box 44/4 box 44/4
Es gibt auch heute noch eine Es gibt auch heute noch eine
schwere Menge überfeinerter schwere Menge überfeinerter
Wiener und sie bilden das Herz Wiener und sie bilden das Herz
Wiens. Noch leben ja Menschen, die Wiens. Noch leben ja Menschen, die
die Mitte und das Ende des vorigen die Mitte und das Ende des vorigen
Jahrhunderts mitgemacht haben, die Jahrhunderts mitgemacht haben, die
auch die Zeit miterlebt haben, da auch die Zeit miterlebt haben, da
man vom herrlichen Allgemeinbegriff man vom herrlichen Allgemeinbegriff
Wienertum abzurücken begann und Wienertum abzurücken begann und
sich in der parteipolitischen Ver¬ sich in der parteipolitischen Ver¬
Limpferei verlor. Limpferei verlor.
Man hat es mitgemacht, wie Arthur Man hat es mitgemacht, wie Arthur
Schnitzler angefeindet wurde, Schnitzler angefeindet wurde,
nur weil er ein Jude war. Man hat nur weil er ein Jude war. Man hat
es noch in Erinnerung, wie dieser es noch in Erinnerung, wie dieser
seelenvolie, echt österreichische Dich seelenvolie, echt österreichische Dich
ter Gegenstand einer Reichstagsinter¬ ter Gegenstand einer Reichstagsinter¬
pellation wurde, wie man das in pellation wurde, wie man das in
seinem „Professor Bernhardi“ behan¬ seinem „Professor Bernhardi“ behan¬
zur zur
Menschlichkeitsproblem Menschlichkeitsproblem
delte delte
banalsten, unwienerischesten Hetze banalsten, unwienerischesten Hetze
gegen den Dichter benützte. gegen den Dichter benützte.
Nun, da er gestorben ist, schreibt Nun, da er gestorben ist, schreibt
ein Blatt: ein Blatt:
Kein Zweifel: Er war die wieneri- Kein Zweifel: Er war die wieneri-
scheste Stimme, die jo auf dem deut- scheste Stimme, die jo auf dem deut-
schen Theater gehört wurde, weit wie- schen Theater gehört wurde, weit wie-
nerischer, als der dramatisch kräftigere, nerischer, als der dramatisch kräftigere,
aber an den groben Konturen des aber an den groben Konturen des
Wienertums haftende Anzengruber. Er Wienertums haftende Anzengruber. Er
hat den zartesten Zauber der Wiener hat den zartesten Zauber der Wiener
Landschaft gestaltet und als mitschwin¬ Landschaft gestaltet und als mitschwin¬
gendes Element in seine Bühnendich¬ gendes Element in seine Bühnendich¬
tungen eingefügt. In vielen seiner tungen eingefügt. In vielen seiner
Szenen weht sanfte Melancholie, der Szenen weht sanfte Melancholie, der
verträumte Hauch von Vergänglichkeit. verträumte Hauch von Vergänglichkeit.
der eben jetzt, zur Zeit der fallenden der eben jetzt, zur Zeit der fallenden
Blütter, auf den Wegen am Rande der Blütter, auf den Wegen am Rande der
Stadt den nachdenklichen Wanderer Stadt den nachdenklichen Wanderer
empfüngt. Wunderschön ist es dann empfüngt. Wunderschön ist es dann
immer, wie die Menschen, diese immer, wie die Menschen, diese
Schnitzlerschen Menschen, diesem Stim- Schnitzlerschen Menschen, diesem Stim-
mungszauber hingegeben sind, sich ihm mungszauber hingegeben sind, sich ihm
en uueevoner en uueevoner
die es geschaffen wurde, allen Zwist die es geschaffen wurde, allen Zwist
und Hader in ihrem alten Leben zu¬ und Hader in ihrem alten Leben zu¬
rücklassen — das wäre die beste Be¬ rücklassen — das wäre die beste Be¬
lohnung für die Tatkraft der Erbauer. lohnung für die Tatkraft der Erbauer.
n ihren Reden und ihrem Fühlen an¬ n ihren Reden und ihrem Fühlen an¬
passen. Solche Szenen, erfüllt von passen. Solche Szenen, erfüllt von
wienerischer Stimmung, wurden uns an wienerischer Stimmung, wurden uns an
vielen Theaterabenden das eigentliche vielen Theaterabenden das eigentliche
Erlebnis. Und dafür sei er bedankt, Erlebnis. Und dafür sei er bedankt,
der nun, in den Tagen der müde der nun, in den Tagen der müde
fallenden Blätter, müde hinüberging. fallenden Blätter, müde hinüberging.
Entweder gibt es so etwas wie ein Entweder gibt es so etwas wie ein
Wienertum, das sich über allen Wienertum, das sich über allen
großartigen oder armseligen Partei¬ großartigen oder armseligen Partei¬
dogmen halten kann, oder nicht. dogmen halten kann, oder nicht.
Eine wienerische Wahrheit, die sich Eine wienerische Wahrheit, die sich
nur anläßlich einiger Nekrologe ent¬ nur anläßlich einiger Nekrologe ent¬
wickeln darf, ist — armselig. wickeln darf, ist — armselig.
Im einstigen Wien, im Wien, Im einstigen Wien, im Wien,
das Schnitzler schilderte, trug wie¬ das Schnitzler schilderte, trug wie¬
nerische Noblesse über alles nerische Noblesse über alles
den Sieg davon. Denn damals war den Sieg davon. Denn damals war
Wiener Art gestützt von der zahlreich Wiener Art gestützt von der zahlreich
vorhandenen Wiener Hochgeistigkeit, vorhandenen Wiener Hochgeistigkeit,
die sich mit geistigen Waffen be¬ die sich mit geistigen Waffen be¬
kämpfte und nicht mit Schießprügeln. kämpfte und nicht mit Schießprügeln.
Diese Hochgeistigkeit, die auch Diese Hochgeistigkeit, die auch
heute noch zahlreich vorhanden ist heute noch zahlreich vorhanden ist
denn die Wesensart eines Volkes denn die Wesensart eines Volkes
stirbt nicht innerhalb einer Genera¬ stirbt nicht innerhalb einer Genera¬
tion aus — hat sich verkrochen, so tion aus — hat sich verkrochen, so
sehr verkrochen, daß sie ein Dichter sehr verkrochen, daß sie ein Dichter
wie Schnitzler nicht mehr hervor¬ wie Schnitzler nicht mehr hervor¬
zurufen vermochte. zurufen vermochte.
Der überfeinerte Wiener reagiert Der überfeinerte Wiener reagiert
heute leider auch nur mehr auf heute leider auch nur mehr auf
Schlagworte, die als gewisse Parolen Schlagworte, die als gewisse Parolen
gedacht sind, die zwar gut gemeint gedacht sind, die zwar gut gemeint
sind, aber für den Wiener niemals sind, aber für den Wiener niemals
so echt, so wahr, so wunderbar sein so echt, so wahr, so wunderbar sein
können wie die Dichterworte eines können wie die Dichterworte eines
Arthur Schnitzler, der die Grazie des Arthur Schnitzler, der die Grazie des
Wienertums so ganz und gar erfaßte, Wienertums so ganz und gar erfaßte,
der zuerst ein großter Mensch der zuerst ein großter Mensch
VER VER
tessioniertes tessioniertes
gs-Ausschnitte gs-Ausschnitte
ZEILE 11 ZEILE 11
3-0-43 3-0-43
ien ien
Zeit als beglaubigter Repräsentant Zeit als beglaubigter Repräsentant
s Tod s Tod
enes überfeinerten Wiens, das heute enes überfeinerten Wiens, das heute
nichtmehr existiert. Er war ein nichtmehr existiert. Er war ein
e e
Psychologe, entschwundener Seelen- Psychologe, entschwundener Seelen-
vorgänge. Das Wien, das sich in seinen vorgänge. Das Wien, das sich in seinen
en Nekro- en Nekro-
Dichtungen spiegelt, ist nicht mehr la. Dichtungen spiegelt, ist nicht mehr la.
Zwischen diesen Zeilen liest man Zwischen diesen Zeilen liest man
Schnitz Schnitz
die verhaltene wienerische Elegie die verhaltene wienerische Elegie
Dichter, der Dichter, der
eines Kunstkritikers, der diese Zeit eines Kunstkritikers, der diese Zeit
Menschen Menschen
des überfeinerten Wienertums herz¬ des überfeinerten Wienertums herz¬
wie sie wie sie
haft mitgemacht hat. haft mitgemacht hat.
Aber Hans Liebstoeckl irri, wenn Aber Hans Liebstoeckl irri, wenn
tergrose tergrose
er glaubt. daß dieses Wien nicht mehr er glaubt. daß dieses Wien nicht mehr
hologe. hologe.
existiert. Es ist noch da, aber es darf existiert. Es ist noch da, aber es darf
nd gar er¬ nd gar er¬
sich nicht mehr entwickeln. Wir sich nicht mehr entwickeln. Wir
s wir an s wir an
haben andere Sorgen, als wienerische haben andere Sorgen, als wienerische
baben. baben.
Seelenkultur zu betreiben. Als höchste Seelenkultur zu betreiben. Als höchste
geganene geganene
idealistische Tätigkeit wertet man ja idealistische Tätigkeit wertet man ja
NVekrologen NVekrologen
heute das Schüren des Hasses von heute das Schüren des Hasses von
als ver¬ als ver¬
einem Wiener zum andern, und mit einem Wiener zum andern, und mit
bildet wird. bildet wird.
Hohu wird der überschüttet, der es Hohu wird der überschüttet, der es
neinig man neinig man
heute naiven Herzens unternimmt. heute naiven Herzens unternimmt.
üglich der üglich der
von jenem Feinwienertum zu spreche. von jenem Feinwienertum zu spreche.
ertums ist. ertums ist.
das man bei Artur Schnitzler so sehr das man bei Artur Schnitzler so sehr
politischen politischen
liebte. liebte.
etzte heu¬ etzte heu¬
Das gesamte Wien trauert viel¬ Das gesamte Wien trauert viel¬
ls noch die ls noch die
leicht ehrlich um Arthur Schnitzler leicht ehrlich um Arthur Schnitzler
liebens¬ liebens¬
im Detail sozusagen ist das ganz im Detail sozusagen ist das ganz
Das Wesen Das Wesen
anders. anders.
Schnitzler Schnitzler
Aber die, die da wirklich trauern. Aber die, die da wirklich trauern.
micht mehr micht mehr
trauern nicht um den Dichter allein. trauern nicht um den Dichter allein.
sie trauern insgeheim und instinktiv sie trauern insgeheim und instinktiv
turjourna- turjourna-
um jenes Wien, dessen vornehmster um jenes Wien, dessen vornehmster
ckl, der als ckl, der als
und innigster dichterischer Repräsen¬ und innigster dichterischer Repräsen¬
scher Zeit¬ scher Zeit¬
tant Artur Schnitzler war. tant Artur Schnitzler war.
n mit Sar¬ n mit Sar¬
Hans Liebstoeckl nennt dieses Wien Hans Liebstoeckl nennt dieses Wien
inber nicht inber nicht
das überfeinerte Wien, aber das überfeinerte Wien, aber
pr-Nekrolog pr-Nekrolog
dieses Wien war unstreitig das dieses Wien war unstreitig das
wahre Wien, während dieses viel- wahre Wien, während dieses viel-
lus der Ge- lus der Ge-
fach „unterfeinerte“ heutige Wien un¬ fach „unterfeinerte“ heutige Wien un¬
pratur nicht pratur nicht
wahr ist. wahr ist.
galt lange galt lange
box 44/4 box 44/4
Es gibt auch heute noch eine Es gibt auch heute noch eine
schwere Menge überfeinerter schwere Menge überfeinerter
Wiener und sie bilden das Herz Wiener und sie bilden das Herz
Wiens. Noch leben ja Menschen, die Wiens. Noch leben ja Menschen, die
die Mitte und das Ende des vorigen die Mitte und das Ende des vorigen
Jahrhunderts mitgemacht haben, die Jahrhunderts mitgemacht haben, die
auch die Zeit miterlebt haben, da auch die Zeit miterlebt haben, da
man vom herrlichen Allgemeinbegriff man vom herrlichen Allgemeinbegriff
Wienertum abzurücken begann und Wienertum abzurücken begann und
sich in der parteipolitischen Ver¬ sich in der parteipolitischen Ver¬
Limpferei verlor. Limpferei verlor.
Man hat es mitgemacht, wie Arthur Man hat es mitgemacht, wie Arthur
Schnitzler angefeindet wurde, Schnitzler angefeindet wurde,
nur weil er ein Jude war. Man hat nur weil er ein Jude war. Man hat
es noch in Erinnerung, wie dieser es noch in Erinnerung, wie dieser
seelenvolie, echt österreichische Dich seelenvolie, echt österreichische Dich
ter Gegenstand einer Reichstagsinter¬ ter Gegenstand einer Reichstagsinter¬
pellation wurde, wie man das in pellation wurde, wie man das in
seinem „Professor Bernhardi“ behan¬ seinem „Professor Bernhardi“ behan¬
zur zur
Menschlichkeitsproblem Menschlichkeitsproblem
delte delte
banalsten, unwienerischesten Hetze banalsten, unwienerischesten Hetze
gegen den Dichter benützte. gegen den Dichter benützte.
Nun, da er gestorben ist, schreibt Nun, da er gestorben ist, schreibt
ein Blatt: ein Blatt:
Kein Zweifel: Er war die wieneri- Kein Zweifel: Er war die wieneri-
scheste Stimme, die jo auf dem deut- scheste Stimme, die jo auf dem deut-
schen Theater gehört wurde, weit wie- schen Theater gehört wurde, weit wie-
nerischer, als der dramatisch kräftigere, nerischer, als der dramatisch kräftigere,
aber an den groben Konturen des aber an den groben Konturen des
Wienertums haftende Anzengruber. Er Wienertums haftende Anzengruber. Er
hat den zartesten Zauber der Wiener hat den zartesten Zauber der Wiener
Landschaft gestaltet und als mitschwin¬ Landschaft gestaltet und als mitschwin¬
gendes Element in seine Bühnendich¬ gendes Element in seine Bühnendich¬
tungen eingefügt. In vielen seiner tungen eingefügt. In vielen seiner
Szenen weht sanfte Melancholie, der Szenen weht sanfte Melancholie, der
verträumte Hauch von Vergänglichkeit. verträumte Hauch von Vergänglichkeit.
der eben jetzt, zur Zeit der fallenden der eben jetzt, zur Zeit der fallenden
Blütter, auf den Wegen am Rande der Blütter, auf den Wegen am Rande der
Stadt den nachdenklichen Wanderer Stadt den nachdenklichen Wanderer
empfüngt. Wunderschön ist es dann empfüngt. Wunderschön ist es dann
immer, wie die Menschen, diese immer, wie die Menschen, diese
Schnitzlerschen Menschen, diesem Stim- Schnitzlerschen Menschen, diesem Stim-
mungszauber hingegeben sind, sich ihm mungszauber hingegeben sind, sich ihm
en uueevoner en uueevoner
die es geschaffen wurde, allen Zwist die es geschaffen wurde, allen Zwist
und Hader in ihrem alten Leben zu¬ und Hader in ihrem alten Leben zu¬
rücklassen — das wäre die beste Be¬ rücklassen — das wäre die beste Be¬
lohnung für die Tatkraft der Erbauer. lohnung für die Tatkraft der Erbauer.
n ihren Reden und ihrem Fühlen an¬ n ihren Reden und ihrem Fühlen an¬
passen. Solche Szenen, erfüllt von passen. Solche Szenen, erfüllt von
wienerischer Stimmung, wurden uns an wienerischer Stimmung, wurden uns an
vielen Theaterabenden das eigentliche vielen Theaterabenden das eigentliche
Erlebnis. Und dafür sei er bedankt, Erlebnis. Und dafür sei er bedankt,
der nun, in den Tagen der müde der nun, in den Tagen der müde
fallenden Blätter, müde hinüberging. fallenden Blätter, müde hinüberging.
Entweder gibt es so etwas wie ein Entweder gibt es so etwas wie ein
Wienertum, das sich über allen Wienertum, das sich über allen
großartigen oder armseligen Partei¬ großartigen oder armseligen Partei¬
dogmen halten kann, oder nicht. dogmen halten kann, oder nicht.
Eine wienerische Wahrheit, die sich Eine wienerische Wahrheit, die sich
nur anläßlich einiger Nekrologe ent¬ nur anläßlich einiger Nekrologe ent¬
wickeln darf, ist — armselig. wickeln darf, ist — armselig.
Im einstigen Wien, im Wien, Im einstigen Wien, im Wien,
das Schnitzler schilderte, trug wie¬ das Schnitzler schilderte, trug wie¬
nerische Noblesse über alles nerische Noblesse über alles
den Sieg davon. Denn damals war den Sieg davon. Denn damals war
Wiener Art gestützt von der zahlreich Wiener Art gestützt von der zahlreich
vorhandenen Wiener Hochgeistigkeit, vorhandenen Wiener Hochgeistigkeit,
die sich mit geistigen Waffen be¬ die sich mit geistigen Waffen be¬
kämpfte und nicht mit Schießprügeln. kämpfte und nicht mit Schießprügeln.
Diese Hochgeistigkeit, die auch Diese Hochgeistigkeit, die auch
heute noch zahlreich vorhanden ist heute noch zahlreich vorhanden ist
denn die Wesensart eines Volkes denn die Wesensart eines Volkes
stirbt nicht innerhalb einer Genera¬ stirbt nicht innerhalb einer Genera¬
tion aus — hat sich verkrochen, so tion aus — hat sich verkrochen, so
sehr verkrochen, daß sie ein Dichter sehr verkrochen, daß sie ein Dichter
wie Schnitzler nicht mehr hervor¬ wie Schnitzler nicht mehr hervor¬
zurufen vermochte. zurufen vermochte.
Der überfeinerte Wiener reagiert Der überfeinerte Wiener reagiert
heute leider auch nur mehr auf heute leider auch nur mehr auf
Schlagworte, die als gewisse Parolen Schlagworte, die als gewisse Parolen
gedacht sind, die zwar gut gemeint gedacht sind, die zwar gut gemeint
sind, aber für den Wiener niemals sind, aber für den Wiener niemals
so echt, so wahr, so wunderbar sein so echt, so wahr, so wunderbar sein
können wie die Dichterworte eines können wie die Dichterworte eines
Arthur Schnitzler, der die Grazie des Arthur Schnitzler, der die Grazie des
Wienertums so ganz und gar erfaßte, Wienertums so ganz und gar erfaßte,
der zuerst ein großter Mensch der zuerst ein großter Mensch