VII, Verschiedenes 13, 1932–1933, Seite 12

13.
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Miscellaneous
„OBSERVER
1. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
BLATT
VORALE
vom
16. AUG.
Der erste
möglichst
Hebbel.
Berufe von Schriftstellern.
Von Ernst Bredenbeck.
Der Arzt, Lehrer oder Rechtsanwalt bereitet sich durch
Studium und praktische Tätigkeit als Assistent oder Re¬
ferendar und Assessor auf seinen Beruf vor. Der Hand¬
werker geht zu einem Meister in die Lehre, und der an¬
gehende Kaufmann tritt als Lehrling in ein Büro ein, um
sich inmitten der Praxis die nötigen Kenntnisse anzueig¬
nen. Wer aber hat schon einmal gehört, daß ein Dichter
oder Schriftsteller bei einem Meister seines Fachs ge¬
arbeitet habe, in einer „Schriftstellerei=Werkstatt sich das
Recht auf die Führung des Titels „Dichter“ oder „Schrift
steller erkämpft: Bildhauer und Maler lehren wohl ihre
Kunst, bilden Schulen um sich, nie noch aber hat ein
Schriftsteller Jünger um sich versammelt, um ihnen die
Geheimnisse seines Schaffens mitzuteilen.
Durch einen anderen Beruf sind die meisten Schrift¬
steller zu ihrer neuen Arbeit gekommen. Daß die geistigen
Berufe als Ursprung an erster Stelle stehen, versteht sich
wohl von selbst. Alfred Döblin und Schnitzler kommen
von der Medizin her, Döblin übersehenen Bern
des Arztes aus. W. Somerset Maugham, der Engländer,
war schon ein berühmter Chirurg als sein erstes Buch er¬
schien und er sich von da an der Schriftstellerei widmete.
Mörike war Pfarrer in Cleversulzbach, und ebenso hat
Jean Paul ursprünglich Theologie studiert. Auch Her¬
mann Hesse hatte das Theologiestudium begonnen, als er
seiner Berufung als Dichter Folge leistete. Hugo v. Hof¬
mannsthal studierte Jura, Otto Erich Hartleben hat auch
die Referendarjahre hinter sich gebracht, und Rudolf Huch
der in Harzburg lebt, war Rechtsanwalt in Wolfenbüttel,
als seine ersten Romane erschienen. Daß der Berliner
Rechtsanwalt Dr. Alsberg sich auch als Dramatiker be¬
tätigt, ist bekannt, er sucht auf beiden Gebieten Lorbeeren
zu erringen. Wilhelm Schäfer, durch seine „Anekdoten
bekannt, ist ebenso wie Rudolf Stehr, der Schlesier, einmal
Lehrer gewesen. Wilhelm Busch, unsterblicher Schöpfer des
„Max und Moritz und der „Frommen Helene", hat in
Hannover die Technische Hochschule besucht, Max Eyth
heißt geradezu der „Dichter=Ingenieur“, weil er in seinen
Geschichten eigene Erlebnisse seiner Laufbahn als Techni¬
ker verwendet hat. Die große Hallenkonstruktion des An¬
halter Bahnhofs stammt von keinem anderen als Heinrich
Seidel, der wegen seines „Leberecht Hühnchen“ aber doch
noch bekannter wurde. Georg von Ompteda, dessen Ro¬
mantrilogie „Deutscher Adel um 1900“ sein Hauptwerk
ist, war Offizier in sächsischen Diensten, da es wohl nicht
anging, daß der Sohn des Hofmarschalls des letzten Kö¬
nigs von Hannover in preußische Dienste trat. Ebenso
waren Rudolf Stratz und Josef von Lauff Offiziere, man
merkt es ihren Büchern noch an. Wilhelm Raabe und
Gustav Falke haben ihre dichterische Laufbahn vom Buch¬
handel aus begonnen, Otto Julius Bierbaum hatte zu¬
erst die kühne Absicht, in die Politik einzutreten und Di
plomat zu werden.
Es ist nicht immer verkehrt, von der Abenteuerlichkeit
einer Erzählung auf die abenteuerlichen Schicksale ihres
Vrefassers zu schließen. Das Beispiel Karl May ist be¬
kannt. Friedrich Gerstäcker, dessen „Flußpiraten des
Mississippi" die ältere Generation unter uns verschlungen
hat, ging 1837 zum ersten Male nach Amerika, „wo er ein
höchst abenteuerliches Leben führte und in den verschieden¬
sten Berufen tätig war“. Nach sechsjährigem Aufenthalt
auf dem anderen Kontinent kam er nach Deutschland zu¬
rück und begann mit der Schriftstellerei. Weitere Reisen
führten ihn dann nach Südamerika und Kalifornien, in
die Südsee und nach Australien. Als er 1872 in Braun¬
schweig starb, hatte er eben das 56. Lebensjahr vollendet
und ein Werk von 44 Bän
Ende gebracht. Hinter der
John Retcliffe, verbarg si¬
namens Hermann Goedsche
Abenteuer hütete und sie
risch=politischen Romanen
biete der Literatur beweg
richtigem Namen Oskar M.
nover gegen Preußen kons
war, seinen Roman „Eu
minen“ glaubwürdig zu
zeitliche Ferne schweifen?
Kriminalromane die des
bald ausstechen werden,
Auktionator, Viehzüchter
und Orchideenjäger in de
Koprahändler und Zeitun
literarischen Wettbewerb
Kurzgeschichte eines Austr
wahren Beruf entdeckte.
die räumliche Ferne schwe¬
nach seiner Schulzeit auf
und Luftschaukelschieber,
var einer großen Privatb
Leutnant zur See, und spä
er sich uns zeigt.
Gilt nach alledem no¬
dichten“ zu Recht? Kein
Schule gelehrt wird, sich
legentlich Inserate in der
Aufmerksamkeit erzwingen
gehört dazu doch mehr, al¬
ken zu haben. In Richard
Stolzing aus den Schrifte
weide, er knüpft an die alt
kennen muß, und formt si
stellung bedingen.